sind unnütze Erschwerungen. Sollen Stangen einigen Nutzen schaffen, so müssen sie an den dem Anfall am meisten ausgesetzten Stellen, d. i. an den Schorsteinen, oder bey freystehenden Gebäuden an den Ecken angebracht werden, und sie dürfen alsdann nur etwa 4 Fuß weit hervorragen. So kan man an Strohdächern auf Wirthschaftsgebäuden an jedem Ende eine aufsetzen, und entweder einer jeden ihre eigne Ableitung zur Erde geben, oder den Forst mit einem Sattel von ein paar Bretern bedecken, und darauf einen Bleystreifen befestigen, in welchem Falle nur eine einzige Ableitung an der einen Seite nöthig ist. Man kan auch das Dach am Forste abstumpfen, mit einer breiten Bohle bedecken, und auf diese das Ableitungsmetall anbringen.
Wilson's Vorschlag, die Stangen mit Kugeln zu versehen und unter das Dach zu erniedrigen (Wörterb. Th. I. S. 393.) ist auf alle Weise zweckwidrig. Der Blitz findet seinen Weg auch zu dem Metalle innerhalb des Dachs, und er würde dadurch nur veranlasset, das Dach zu durchbrechen. Auch das Isoliren der Stangen ist unnöthig, weil der Blitz eine metallische Leitung, wenn sie sonst gut ist, ohnehin nicht verläßt, und, ist sie schlecht, zu einer bessern auch durch nichtleitende Körper hindurchbricht.
Ableitungen neben dem Gebäude, an Mastbäumen u. dergl., die man aus unnöthiger Furcht vorgeschlagen hat, gewähren keine Sicherheit, weil man auf diese Art nicht alle hohe Stellen des Gebäudes mit Metall bedecken, und mit der Stange verbinden kan. Man hat dergleichen sonst bey Pulvermagazinen für nöthig gehalten; Hr. Reimarus aber hat bey den Pulvermagazinen in Hamburg die Ableitung ohne Bedenken an die Gebäude selbst gebracht.
Die fernere Ableitung längst dem Dache und am Gebäude herab durch Stangen zu machen, wie bisher noch meistentheils geschehen ist, hat viel Unbequemes, und es ist nicht abzusehen, warum man dabey geblieben ist. Jede andere Strecke Metall leitet eben so gut, und nach elektrischen Versuchen noch besser, wenn sie eine breitere Oberfläche hat; daher auch die Herren Achard und Herz in Berlin auf die Thürme an dem Gensd'armesplatze 2 1/2 Zoll breite eiserne
ſind unnuͤtze Erſchwerungen. Sollen Stangen einigen Nutzen ſchaffen, ſo muͤſſen ſie an den dem Anfall am meiſten ausgeſetzten Stellen, d. i. an den Schorſteinen, oder bey freyſtehenden Gebaͤuden an den Ecken angebracht werden, und ſie duͤrfen alsdann nur etwa 4 Fuß weit hervorragen. So kan man an Strohdaͤchern auf Wirthſchaftsgebaͤuden an jedem Ende eine aufſetzen, und entweder einer jeden ihre eigne Ableitung zur Erde geben, oder den Forſt mit einem Sattel von ein paar Bretern bedecken, und darauf einen Bleyſtreifen befeſtigen, in welchem Falle nur eine einzige Ableitung an der einen Seite noͤthig iſt. Man kan auch das Dach am Forſte abſtumpfen, mit einer breiten Bohle bedecken, und auf dieſe das Ableitungsmetall anbringen.
Wilſon's Vorſchlag, die Stangen mit Kugeln zu verſehen und unter das Dach zu erniedrigen (Woͤrterb. Th. I. S. 393.) iſt auf alle Weiſe zweckwidrig. Der Blitz findet ſeinen Weg auch zu dem Metalle innerhalb des Dachs, und er wuͤrde dadurch nur veranlaſſet, das Dach zu durchbrechen. Auch das Iſoliren der Stangen iſt unnoͤthig, weil der Blitz eine metalliſche Leitung, wenn ſie ſonſt gut iſt, ohnehin nicht verlaͤßt, und, iſt ſie ſchlecht, zu einer beſſern auch durch nichtleitende Koͤrper hindurchbricht.
Ableitungen neben dem Gebaͤude, an Maſtbaͤumen u. dergl., die man aus unnoͤthiger Furcht vorgeſchlagen hat, gewaͤhren keine Sicherheit, weil man auf dieſe Art nicht alle hohe Stellen des Gebaͤudes mit Metall bedecken, und mit der Stange verbinden kan. Man hat dergleichen ſonſt bey Pulvermagazinen fuͤr noͤthig gehalten; Hr. Reimarus aber hat bey den Pulvermagazinen in Hamburg die Ableitung ohne Bedenken an die Gebaͤude ſelbſt gebracht.
Die fernere Ableitung laͤngſt dem Dache und am Gebaͤude herab durch Stangen zu machen, wie bisher noch meiſtentheils geſchehen iſt, hat viel Unbequemes, und es iſt nicht abzuſehen, warum man dabey geblieben iſt. Jede andere Strecke Metall leitet eben ſo gut, und nach elektriſchen Verſuchen noch beſſer, wenn ſie eine breitere Oberflaͤche hat; daher auch die Herren Achard und Herz in Berlin auf die Thuͤrme an dem Gensd'armesplatze 2 1/2 Zoll breite eiſerne
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ſind unnuͤtze Erſchwerungen. Sollen Stangen einigen Nutzen ſchaffen, ſo muͤſſen ſie an den dem Anfall am meiſten ausgeſetzten Stellen, d. i. an den Schorſteinen, oder bey freyſtehenden Gebaͤuden an den Ecken angebracht werden, und ſie duͤrfen alsdann nur etwa 4 Fuß weit hervorragen. So kan man an Strohdaͤchern auf Wirthſchaftsgebaͤuden an jedem Ende eine aufſetzen, und entweder einer jeden ihre eigne Ableitung zur Erde geben, oder den Forſt mit einem Sattel von ein paar Bretern bedecken, und darauf einen Bleyſtreifen befeſtigen, in welchem Falle nur eine einzige Ableitung an der einen Seite noͤthig iſt. Man kan auch das Dach am Forſte abſtumpfen, mit einer breiten Bohle bedecken, und auf dieſe das Ableitungsmetall anbringen.
Wilſon's Vorſchlag, die Stangen mit Kugeln zu verſehen und unter das Dach zu erniedrigen (Woͤrterb. Th. I. S. 393.) iſt auf alle Weiſe zweckwidrig. Der Blitz findet ſeinen Weg auch zu dem Metalle innerhalb des Dachs, und er wuͤrde dadurch nur veranlaſſet, das Dach zu durchbrechen. Auch das Iſoliren der Stangen iſt unnoͤthig, weil der Blitz eine metalliſche Leitung, wenn ſie ſonſt gut iſt, ohnehin nicht verlaͤßt, und, iſt ſie ſchlecht, zu einer beſſern auch durch nichtleitende Koͤrper hindurchbricht.
Ableitungen neben dem Gebaͤude, an Maſtbaͤumen u. dergl., die man aus unnoͤthiger Furcht vorgeſchlagen hat, gewaͤhren keine Sicherheit, weil man auf dieſe Art nicht alle hohe Stellen des Gebaͤudes mit Metall bedecken, und mit der Stange verbinden kan. Man hat dergleichen ſonſt bey Pulvermagazinen fuͤr noͤthig gehalten; Hr. Reimarus aber hat bey den Pulvermagazinen in Hamburg die Ableitung ohne Bedenken an die Gebaͤude ſelbſt gebracht.
Die fernere Ableitung laͤngſt dem Dache und am Gebaͤude herab durch Stangen zu machen, wie bisher noch meiſtentheils geſchehen iſt, hat viel Unbequemes, und es iſt nicht abzuſehen, warum man dabey geblieben iſt. Jede andere Strecke Metall leitet eben ſo gut, und nach elektriſchen Verſuchen noch beſſer, wenn ſie eine breitere Oberflaͤche hat; daher auch die Herren Achard und Herz in Berlin auf die Thuͤrme an dem Gensd'armesplatze 2 1/2 Zoll breite eiſerne
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/184>, abgerufen am 25.11.2024.
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