ziemlich weit herunter führende Metallstrecken angetroffen werden, und 4) wo der Blitz seinen Weg durch schlechtere Leiter nehmen muß. Daher die ausgebreiteten Beschädigungen in Gebäuden, wo sich keine Strecken von Metall befinden, die Entzündung der Strohdächer von einem Ende zum andern u. s. f.
Besonders fährt der Stral oft an der Oberfläche der Körper hin, ohne in ihre Substanz einzudringen. So leiten ihn Anstriche von Theer oder Kienruß, oder Uebermalungen von Oelfarbe, die er ohne Beschädigung des Holzes abschälet. Fährt der Stral über die Oberfläche einer Glasscheibe, so werden davon zuweilen Splitter abgeschälet, wie solches auch der elektrische Schlag thut, den man über eine Scheibe Spiegelglas hinfahren läßt.
Eine solche Leitung über die Oberfläche scheint nun auch statt zu finden, wenn Menschen vom Blitze getroffen werden, ein Gegenstand, bey welchem Hr. R. etwas umständlicher verweilet. Ehemals glaubte man, der Blitz durchdringe den Körper und zerschmettere die Knochen; nachmals muthmaßte man aus Betrachtung der Elektricität, daß ihn die Flüßigkeiten leiteten; endlich kam die Lehrmeinung auf, daß er durch die Nerven gehe, weil diese vorzüglich gute Leiter sind, und ihre Wirkung überhaupt eine besondere Gemeinschaft mit der Elektricität haben soll.
Allein es scheint vielmehr der Stral blos an der Oberfläche des menschlichen und thierischen Körpers herabzufahren, und meistens nur durch Erschütterung der Nerven Betäubung oder Tod zu verursachen. Die von Hrn. R. sowohl in seiner ältern Abhandlung vom Blitze (§. 62--66.), als auch hier (§. 55--67.) sorgfältig gesammelten Wahrnehmungen über Wetterschläge auf Menschen scheinen diesen Satz aus folgenden Gründen zu bestätigen.
1) Allenthalben zeigten sich dabey fleckweise und strichweise Versengungen an der Oberfläche der Haut, und der innern Seite der Bekleidung.
2) Die Bahn, welche dadurch bezeichnet ward, war weder nach der Lage der Knochen, noch nach dem Laufe der Adern oder Nerven, sondern, einige unregelmäßige Zertheilung
ziemlich weit herunter fuͤhrende Metallſtrecken angetroffen werden, und 4) wo der Blitz ſeinen Weg durch ſchlechtere Leiter nehmen muß. Daher die ausgebreiteten Beſchaͤdigungen in Gebaͤuden, wo ſich keine Strecken von Metall befinden, die Entzuͤndung der Strohdaͤcher von einem Ende zum andern u. ſ. f.
Beſonders faͤhrt der Stral oft an der Oberflaͤche der Koͤrper hin, ohne in ihre Subſtanz einzudringen. So leiten ihn Anſtriche von Theer oder Kienruß, oder Uebermalungen von Oelfarbe, die er ohne Beſchaͤdigung des Holzes abſchaͤlet. Faͤhrt der Stral uͤber die Oberflaͤche einer Glasſcheibe, ſo werden davon zuweilen Splitter abgeſchaͤlet, wie ſolches auch der elektriſche Schlag thut, den man uͤber eine Scheibe Spiegelglas hinfahren laͤßt.
Eine ſolche Leitung uͤber die Oberflaͤche ſcheint nun auch ſtatt zu finden, wenn Menſchen vom Blitze getroffen werden, ein Gegenſtand, bey welchem Hr. R. etwas umſtaͤndlicher verweilet. Ehemals glaubte man, der Blitz durchdringe den Koͤrper und zerſchmettere die Knochen; nachmals muthmaßte man aus Betrachtung der Elektricitaͤt, daß ihn die Fluͤßigkeiten leiteten; endlich kam die Lehrmeinung auf, daß er durch die Nerven gehe, weil dieſe vorzuͤglich gute Leiter ſind, und ihre Wirkung uͤberhaupt eine beſondere Gemeinſchaft mit der Elektricitaͤt haben ſoll.
Allein es ſcheint vielmehr der Stral blos an der Oberflaͤche des menſchlichen und thieriſchen Koͤrpers herabzufahren, und meiſtens nur durch Erſchuͤtterung der Nerven Betaͤubung oder Tod zu verurſachen. Die von Hrn. R. ſowohl in ſeiner aͤltern Abhandlung vom Blitze (§. 62—66.), als auch hier (§. 55—67.) ſorgfaͤltig geſammelten Wahrnehmungen uͤber Wetterſchlaͤge auf Menſchen ſcheinen dieſen Satz aus folgenden Gruͤnden zu beſtaͤtigen.
1) Allenthalben zeigten ſich dabey fleckweiſe und ſtrichweiſe Verſengungen an der Oberflaͤche der Haut, und der innern Seite der Bekleidung.
2) Die Bahn, welche dadurch bezeichnet ward, war weder nach der Lage der Knochen, noch nach dem Laufe der Adern oder Nerven, ſondern, einige unregelmaͤßige Zertheilung
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ziemlich weit herunter fuͤhrende Metallſtrecken angetroffen werden, und 4) wo der Blitz ſeinen Weg durch ſchlechtere Leiter nehmen muß. Daher die ausgebreiteten Beſchaͤdigungen in Gebaͤuden, wo ſich keine Strecken von Metall befinden, die Entzuͤndung der Strohdaͤcher von einem Ende zum andern u. ſ. f.
Beſonders faͤhrt der Stral oft an der Oberflaͤche der Koͤrper hin, ohne in ihre Subſtanz einzudringen. So leiten ihn Anſtriche von Theer oder Kienruß, oder Uebermalungen von Oelfarbe, die er ohne Beſchaͤdigung des Holzes abſchaͤlet. Faͤhrt der Stral uͤber die Oberflaͤche einer Glasſcheibe, ſo werden davon zuweilen Splitter abgeſchaͤlet, wie ſolches auch der elektriſche Schlag thut, den man uͤber eine Scheibe Spiegelglas hinfahren laͤßt.
Eine ſolche Leitung uͤber die Oberflaͤche ſcheint nun auch ſtatt zu finden, wenn Menſchen vom Blitze getroffen werden, ein Gegenſtand, bey welchem Hr. R. etwas umſtaͤndlicher verweilet. Ehemals glaubte man, der Blitz durchdringe den Koͤrper und zerſchmettere die Knochen; nachmals muthmaßte man aus Betrachtung der Elektricitaͤt, daß ihn die Fluͤßigkeiten leiteten; endlich kam die Lehrmeinung auf, daß er durch die Nerven gehe, weil dieſe vorzuͤglich gute Leiter ſind, und ihre Wirkung uͤberhaupt eine beſondere Gemeinſchaft mit der Elektricitaͤt haben ſoll.
Allein es ſcheint vielmehr der Stral blos an der Oberflaͤche des menſchlichen und thieriſchen Koͤrpers herabzufahren, und meiſtens nur durch Erſchuͤtterung der Nerven Betaͤubung oder Tod zu verurſachen. Die von Hrn. R. ſowohl in ſeiner aͤltern Abhandlung vom Blitze (§. 62—66.), als auch hier (§. 55—67.) ſorgfaͤltig geſammelten Wahrnehmungen uͤber Wetterſchlaͤge auf Menſchen ſcheinen dieſen Satz aus folgenden Gruͤnden zu beſtaͤtigen.
1) Allenthalben zeigten ſich dabey fleckweiſe und ſtrichweiſe Verſengungen an der Oberflaͤche der Haut, und der innern Seite der Bekleidung.
2) Die Bahn, welche dadurch bezeichnet ward, war weder nach der Lage der Knochen, noch nach dem Laufe der Adern oder Nerven, ſondern, einige unregelmaͤßige Zertheilung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/174>, abgerufen am 26.11.2024.
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