Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Eigenschaften und Wirkungen des Blitzes (mit Ausnahme des Grades der Stärke) richtig erläutern; allein im Vortrage selbst hat Hr. R. alles aus Beobachtungen wirklicher Wetterschläge hergeleitet, und so allerdings die Ueberzeugung allgemeiner und eindringender gemacht, als es durch die elektrischen Versuche im Kleinen geschehen kan. Diese Methode ist an sich vortreflich, und jetzt um so mehr nöthig, da man gegen die Vergleichung der Wolken mit den isolirten Conductoren unserer Elektrisirmaschinen überhaupt wichtige Zweifel erhoben hat, s. den Zusatz zu dem Artikel Luftelektricität.

Der Ausbruch des Blitzes erfolgt, wenn die Wetterwolke sich einem andern Körper bis zur Schlagweite genähert hat. Vorher entsteht in der gegenüber befindlichen Seite des Körpers die entgegengesetzte Elektricität, mit Ladung der zwischenliegenden Luftscheibe. Dieses wird durch elektrische Versuche erläutert, und Herr Kirchhoff in Hamburg (s. Götting. Mag. 1780. 2tes St. S. 322.) hat durch einen Apparat mit einer wagrecht schwebenden elektrisirten Tafel angegeben Man hat dieses die drückende oder drängende Elektricität genannt; man muß aber durch diesen Namen die Art der Wirkung nicht erklären wollen. Der Drang der Wetterwolke erneuert sich nach gewissen Zwischenzeiten. So schlug in Halle nach Herrn Klügels Erzählung (Beschreibung der Wirkungen eines heftigen Gewitters, welches am 12. Jul. 1789. die Stadt Halle betroffen. Halle. 8) der Blitz innerhalb 2 -- 3 Min. an vier Orte, die in einem Striche 420, 670, 170 Schritt von einander lagen. Durch diese drängende Wirkung kan auch in Nebenwolken das elektrische Gleichgewicht gestört werden. Was Hr. R. hiebey über den Rückschlag erinnert, s. im Zusatze des Artikels Rückschlag.

Der Blitz oder Durchbruch zur gegensetigen Elektricität hat sein Ziel, nach dem er strebt, und nach dem er seine Bahn von der ersten getroffenen Stelle an auf dem leichtesten Wege versolgt. Aufwärts fahrende Blitze machen darinn keinen Unterschied; und es sind also besondere Zurüstungen gegen dieselben, dergleichen Bertholon de St. Lazare


Eigenſchaften und Wirkungen des Blitzes (mit Ausnahme des Grades der Staͤrke) richtig erlaͤutern; allein im Vortrage ſelbſt hat Hr. R. alles aus Beobachtungen wirklicher Wetterſchlaͤge hergeleitet, und ſo allerdings die Ueberzeugung allgemeiner und eindringender gemacht, als es durch die elektriſchen Verſuche im Kleinen geſchehen kan. Dieſe Methode iſt an ſich vortreflich, und jetzt um ſo mehr noͤthig, da man gegen die Vergleichung der Wolken mit den iſolirten Conductoren unſerer Elektriſirmaſchinen uͤberhaupt wichtige Zweifel erhoben hat, ſ. den Zuſatz zu dem Artikel Luftelektricitaͤt.

Der Ausbruch des Blitzes erfolgt, wenn die Wetterwolke ſich einem andern Koͤrper bis zur Schlagweite genaͤhert hat. Vorher entſteht in der gegenuͤber befindlichen Seite des Koͤrpers die entgegengeſetzte Elektricitaͤt, mit Ladung der zwiſchenliegenden Luftſcheibe. Dieſes wird durch elektriſche Verſuche erlaͤutert, und Herr Kirchhoff in Hamburg (ſ. Goͤtting. Mag. 1780. 2tes St. S. 322.) hat durch einen Apparat mit einer wagrecht ſchwebenden elektriſirten Tafel angegeben Man hat dieſes die druͤckende oder draͤngende Elektricitaͤt genannt; man muß aber durch dieſen Namen die Art der Wirkung nicht erklaͤren wollen. Der Drang der Wetterwolke erneuert ſich nach gewiſſen Zwiſchenzeiten. So ſchlug in Halle nach Herrn Kluͤgels Erzaͤhlung (Beſchreibung der Wirkungen eines heftigen Gewitters, welches am 12. Jul. 1789. die Stadt Halle betroffen. Halle. 8) der Blitz innerhalb 2 — 3 Min. an vier Orte, die in einem Striche 420, 670, 170 Schritt von einander lagen. Durch dieſe draͤngende Wirkung kan auch in Nebenwolken das elektriſche Gleichgewicht geſtoͤrt werden. Was Hr. R. hiebey uͤber den Ruͤckſchlag erinnert, ſ. im Zuſatze des Artikels Ruͤckſchlag.

Der Blitz oder Durchbruch zur gegenſetigen Elektricitaͤt hat ſein Ziel, nach dem er ſtrebt, und nach dem er ſeine Bahn von der erſten getroffenen Stelle an auf dem leichteſten Wege verſolgt. Aufwaͤrts fahrende Blitze machen darinn keinen Unterſchied; und es ſind alſo beſondere Zuruͤſtungen gegen dieſelben, dergleichen Bertholon de St. Lazare

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0170" xml:id="P.5.158" n="158"/><lb/>
Eigen&#x017F;chaften und Wirkungen des Blitzes (mit Ausnahme des Grades der Sta&#x0364;rke) richtig erla&#x0364;utern; allein im Vortrage &#x017F;elb&#x017F;t hat Hr. R. alles aus Beobachtungen <hi rendition="#b">wirklicher Wetter&#x017F;chla&#x0364;ge</hi> hergeleitet, und &#x017F;o allerdings die Ueberzeugung allgemeiner und eindringender gemacht, als es durch die elektri&#x017F;chen Ver&#x017F;uche im Kleinen ge&#x017F;chehen kan. Die&#x017F;e Methode i&#x017F;t an &#x017F;ich vortreflich, und jetzt um &#x017F;o mehr no&#x0364;thig, da man gegen die Vergleichung der Wolken mit den i&#x017F;olirten Conductoren un&#x017F;erer Elektri&#x017F;irma&#x017F;chinen u&#x0364;berhaupt wichtige Zweifel erhoben hat, &#x017F;. den Zu&#x017F;atz zu dem Artikel <hi rendition="#b">Luftelektricita&#x0364;t.</hi></p>
              <p>Der Ausbruch des Blitzes erfolgt, wenn die Wetterwolke &#x017F;ich einem andern Ko&#x0364;rper bis zur Schlagweite gena&#x0364;hert hat. Vorher ent&#x017F;teht in der gegenu&#x0364;ber befindlichen Seite des Ko&#x0364;rpers die entgegenge&#x017F;etzte Elektricita&#x0364;t, mit Ladung der zwi&#x017F;chenliegenden Luft&#x017F;cheibe. Die&#x017F;es wird durch elektri&#x017F;che Ver&#x017F;uche erla&#x0364;utert, und Herr <hi rendition="#b">Kirchhoff</hi> in Hamburg (&#x017F;. Go&#x0364;tting. Mag. 1780. 2tes St. S. 322.) hat durch einen Apparat mit einer wagrecht &#x017F;chwebenden elektri&#x017F;irten Tafel angegeben Man hat die&#x017F;es die <hi rendition="#b">dru&#x0364;ckende</hi> oder <hi rendition="#b">dra&#x0364;ngende Elektricita&#x0364;t</hi> genannt; man muß aber durch die&#x017F;en Namen die Art der Wirkung nicht erkla&#x0364;ren wollen. Der Drang der Wetterwolke erneuert &#x017F;ich nach gewi&#x017F;&#x017F;en Zwi&#x017F;chenzeiten. So &#x017F;chlug in Halle nach Herrn <hi rendition="#b">Klu&#x0364;gels</hi> Erza&#x0364;hlung (Be&#x017F;chreibung der Wirkungen eines heftigen Gewitters, welches am 12. Jul. 1789. die Stadt Halle betroffen. Halle. 8) der Blitz innerhalb 2 &#x2014; 3 Min. an vier Orte, die in einem Striche 420, 670, 170 Schritt von einander lagen. Durch die&#x017F;e dra&#x0364;ngende Wirkung kan auch in Nebenwolken das elektri&#x017F;che Gleichgewicht ge&#x017F;to&#x0364;rt werden. Was Hr. R. hiebey u&#x0364;ber den Ru&#x0364;ck&#x017F;chlag erinnert, &#x017F;. im Zu&#x017F;atze des Artikels <hi rendition="#b">Ru&#x0364;ck&#x017F;chlag.</hi></p>
              <p>Der Blitz oder Durchbruch zur gegen&#x017F;etigen Elektricita&#x0364;t hat &#x017F;ein Ziel, nach dem er &#x017F;trebt, und nach dem er &#x017F;eine Bahn von der er&#x017F;ten getroffenen Stelle an auf dem leichte&#x017F;ten Wege ver&#x017F;olgt. Aufwa&#x0364;rts fahrende Blitze machen darinn keinen Unter&#x017F;chied; und es &#x017F;ind al&#x017F;o be&#x017F;ondere Zuru&#x0364;&#x017F;tungen gegen die&#x017F;elben, dergleichen <hi rendition="#b">Bertholon de St. Lazare</hi><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0170] Eigenſchaften und Wirkungen des Blitzes (mit Ausnahme des Grades der Staͤrke) richtig erlaͤutern; allein im Vortrage ſelbſt hat Hr. R. alles aus Beobachtungen wirklicher Wetterſchlaͤge hergeleitet, und ſo allerdings die Ueberzeugung allgemeiner und eindringender gemacht, als es durch die elektriſchen Verſuche im Kleinen geſchehen kan. Dieſe Methode iſt an ſich vortreflich, und jetzt um ſo mehr noͤthig, da man gegen die Vergleichung der Wolken mit den iſolirten Conductoren unſerer Elektriſirmaſchinen uͤberhaupt wichtige Zweifel erhoben hat, ſ. den Zuſatz zu dem Artikel Luftelektricitaͤt. Der Ausbruch des Blitzes erfolgt, wenn die Wetterwolke ſich einem andern Koͤrper bis zur Schlagweite genaͤhert hat. Vorher entſteht in der gegenuͤber befindlichen Seite des Koͤrpers die entgegengeſetzte Elektricitaͤt, mit Ladung der zwiſchenliegenden Luftſcheibe. Dieſes wird durch elektriſche Verſuche erlaͤutert, und Herr Kirchhoff in Hamburg (ſ. Goͤtting. Mag. 1780. 2tes St. S. 322.) hat durch einen Apparat mit einer wagrecht ſchwebenden elektriſirten Tafel angegeben Man hat dieſes die druͤckende oder draͤngende Elektricitaͤt genannt; man muß aber durch dieſen Namen die Art der Wirkung nicht erklaͤren wollen. Der Drang der Wetterwolke erneuert ſich nach gewiſſen Zwiſchenzeiten. So ſchlug in Halle nach Herrn Kluͤgels Erzaͤhlung (Beſchreibung der Wirkungen eines heftigen Gewitters, welches am 12. Jul. 1789. die Stadt Halle betroffen. Halle. 8) der Blitz innerhalb 2 — 3 Min. an vier Orte, die in einem Striche 420, 670, 170 Schritt von einander lagen. Durch dieſe draͤngende Wirkung kan auch in Nebenwolken das elektriſche Gleichgewicht geſtoͤrt werden. Was Hr. R. hiebey uͤber den Ruͤckſchlag erinnert, ſ. im Zuſatze des Artikels Ruͤckſchlag. Der Blitz oder Durchbruch zur gegenſetigen Elektricitaͤt hat ſein Ziel, nach dem er ſtrebt, und nach dem er ſeine Bahn von der erſten getroffenen Stelle an auf dem leichteſten Wege verſolgt. Aufwaͤrts fahrende Blitze machen darinn keinen Unterſchied; und es ſind alſo beſondere Zuruͤſtungen gegen dieſelben, dergleichen Bertholon de St. Lazare

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/170
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/170>, abgerufen am 27.11.2024.