Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Man sieht hieraus, daß in den größern Höhen die angenehmen Einflüsse der Bergluft, die Hr. de Luc u. a. so reizend schildern, von großen Beschwerlichkeiten überwogen werden; daß aber dennoch diese letztern nach Hrn. v. S. nicht sowohl in einer unmittelbaren Erschwerung des Athmens durch die Dünne der Luft, als vielmehr in den Folgen einer Erschlaffung der Gefäße, und eines dadurch äußerst beschleunigten Blutumlaufs bestehen. Durch Untersuchungen mit dem Eudiometer hatte Volta schon im August 1780 die Luft, welche er auf dem Gipfel des Legnon, eines Berges der österreichischen Lombardey, auffieng, schlechter als die von Como gefunden. Der P. Pini (Journal de phys. Janv. 1785.) erklärt diesen Umstand aus der Menge von brennbarer Luft, welche ihrer specifischen Leichtigkeit halber in die höhern Regionen des Luftkreises aufsteige. Man kann ihn aber auch von der Stickluft herleiten, welche wegen ihres geringern eigenthümlichen Gewichts, sobald sie frey wird, in die Höhe steigt, dagegen die reine dephlogi<*>tisirte Luft durch ihr größeres Gewicht mehr in den niedrigern Gegenden zurückgehalten wird. Noch eine merkwürdige Erscheinung der höhern Bergluft ist ihre große Trockenheit. Diese hat sich durch alle auf dem Buet, Montblanc, Col du Geant u. s. w. mit dem Hygrometer angestellte Beobachtungen allgemein bestätiget. Auf dem Montblanc fand Hr. von Saussure sein Hygrometer im Schatten auf 51 Grad, da ein anderes in Genf zu eben der Zeit auf 76,7 stand. Er berechnet hieraus nach seinen Tafeln (Essais sur l'hygrom. §. 180.), nach welchen ein Cubikfuß Luft bey --2,6 Temperatur und 51° Feuchtigkeit nicht mehr, als 1,7 Gran, hingegen bey 22,6 Grad Wärme und 76,7 Feuchtigkeit etwas über 10 Gran Wasser enthält, daß die Luft auf dem Montblanc sechsmal weniger Feuchtigkeit, als die zu Genf, enthalten habe. Auch auf dem Col du Geant,
Man ſieht hieraus, daß in den groͤßern Hoͤhen die angenehmen Einfluͤſſe der Bergluft, die Hr. de Luc u. a. ſo reizend ſchildern, von großen Beſchwerlichkeiten uͤberwogen werden; daß aber dennoch dieſe letztern nach Hrn. v. S. nicht ſowohl in einer unmittelbaren Erſchwerung des Athmens durch die Duͤnne der Luft, als vielmehr in den Folgen einer Erſchlaffung der Gefaͤße, und eines dadurch aͤußerſt beſchleunigten Blutumlaufs beſtehen. Durch Unterſuchungen mit dem Eudiometer hatte Volta ſchon im Auguſt 1780 die Luft, welche er auf dem Gipfel des Legnon, eines Berges der oͤſterreichiſchen Lombardey, auffieng, ſchlechter als die von Como gefunden. Der P. Pini (Journal de phyſ. Janv. 1785.) erklaͤrt dieſen Umſtand aus der Menge von brennbarer Luft, welche ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in die hoͤhern Regionen des Luftkreiſes aufſteige. Man kann ihn aber auch von der Stickluft herleiten, welche wegen ihres geringern eigenthuͤmlichen Gewichts, ſobald ſie frey wird, in die Hoͤhe ſteigt, dagegen die reine dephlogi<*>tiſirte Luft durch ihr groͤßeres Gewicht mehr in den niedrigern Gegenden zuruͤckgehalten wird. Noch eine merkwuͤrdige Erſcheinung der hoͤhern Bergluft iſt ihre große Trockenheit. Dieſe hat ſich durch alle auf dem Buet, Montblanc, Col du Geant u. ſ. w. mit dem Hygrometer angeſtellte Beobachtungen allgemein beſtaͤtiget. Auf dem Montblanc fand Hr. von Sauſſure ſein Hygrometer im Schatten auf 51 Grad, da ein anderes in Genf zu eben der Zeit auf 76,7 ſtand. Er berechnet hieraus nach ſeinen Tafeln (Eſſais ſur l'hygrom. §. 180.), nach welchen ein Cubikfuß Luft bey —2,6 Temperatur und 51° Feuchtigkeit nicht mehr, als 1,7 Gran, hingegen bey 22,6 Grad Waͤrme und 76,7 Feuchtigkeit etwas uͤber 10 Gran Waſſer enthaͤlt, daß die Luft auf dem Montblanc ſechsmal weniger Feuchtigkeit, als die zu Genf, enthalten habe. Auch auf dem Col du Geant, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" xml:id="P.5.150" n="150"/><lb/> alle aßen mit großem Appetit, und Hr. v. S. machte ſeine Beobachtungen ohne die mindeſte Beſchwerde. Er glaubt, die Hoͤhe, in welcher die Unbehaglichkeit anfaͤngt, ſey fuͤr jeden Menſchen begrenzt: er ſelbſt z. B. fuͤhlte ſie nicht eher, als bis er die Hoͤhe von 1900 Toiſen erreichte.</p> <p>Man ſieht hieraus, daß in den groͤßern Hoͤhen die angenehmen Einfluͤſſe der Bergluft, die Hr. <hi rendition="#b">de Luc</hi> u. a. ſo reizend ſchildern, von großen Beſchwerlichkeiten uͤberwogen werden; daß aber dennoch dieſe letztern nach Hrn. v. S. nicht ſowohl in einer unmittelbaren Erſchwerung des Athmens durch die Duͤnne der Luft, als vielmehr in den Folgen einer Erſchlaffung der Gefaͤße, und eines dadurch aͤußerſt beſchleunigten Blutumlaufs beſtehen.</p> <p>Durch Unterſuchungen mit dem Eudiometer hatte <hi rendition="#b">Volta</hi> ſchon im Auguſt 1780 die Luft, welche er auf dem Gipfel des Legnon, eines Berges der oͤſterreichiſchen Lombardey, auffieng, ſchlechter als die von Como gefunden. Der P. <hi rendition="#b">Pini</hi> <hi rendition="#aq">(Journal de phyſ. Janv. 1785.)</hi> erklaͤrt dieſen Umſtand aus der Menge von brennbarer Luft, welche ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in die hoͤhern Regionen des Luftkreiſes aufſteige. Man kann ihn aber auch von der Stickluft herleiten, welche wegen ihres geringern eigenthuͤmlichen Gewichts, ſobald ſie frey wird, in die Hoͤhe ſteigt, dagegen die reine dephlogi<*>tiſirte Luft durch ihr groͤßeres Gewicht mehr in den niedrigern Gegenden zuruͤckgehalten wird.</p> <p>Noch eine merkwuͤrdige Erſcheinung der hoͤhern Bergluft iſt ihre große Trockenheit. Dieſe hat ſich durch alle auf dem Buet, Montblanc, Col du Geant u. ſ. w. mit dem Hygrometer angeſtellte Beobachtungen allgemein beſtaͤtiget. Auf dem Montblanc fand Hr. <hi rendition="#b">von Sauſſure</hi> ſein Hygrometer im Schatten auf 51 Grad, da ein anderes in Genf zu eben der Zeit auf 76,7 ſtand. Er berechnet hieraus nach ſeinen Tafeln <hi rendition="#aq">(Eſſais ſur l'hygrom. §. 180.),</hi> nach welchen ein Cubikfuß Luft bey —2,6 Temperatur und 51° Feuchtigkeit nicht mehr, als 1,7 Gran, hingegen bey 22,6 Grad Waͤrme und 76,7 Feuchtigkeit etwas uͤber 10 Gran Waſſer enthaͤlt, daß die Luft auf dem Montblanc ſechsmal weniger Feuchtigkeit, als die zu Genf, enthalten habe. Auch auf dem Col du Geant,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0162]
alle aßen mit großem Appetit, und Hr. v. S. machte ſeine Beobachtungen ohne die mindeſte Beſchwerde. Er glaubt, die Hoͤhe, in welcher die Unbehaglichkeit anfaͤngt, ſey fuͤr jeden Menſchen begrenzt: er ſelbſt z. B. fuͤhlte ſie nicht eher, als bis er die Hoͤhe von 1900 Toiſen erreichte.
Man ſieht hieraus, daß in den groͤßern Hoͤhen die angenehmen Einfluͤſſe der Bergluft, die Hr. de Luc u. a. ſo reizend ſchildern, von großen Beſchwerlichkeiten uͤberwogen werden; daß aber dennoch dieſe letztern nach Hrn. v. S. nicht ſowohl in einer unmittelbaren Erſchwerung des Athmens durch die Duͤnne der Luft, als vielmehr in den Folgen einer Erſchlaffung der Gefaͤße, und eines dadurch aͤußerſt beſchleunigten Blutumlaufs beſtehen.
Durch Unterſuchungen mit dem Eudiometer hatte Volta ſchon im Auguſt 1780 die Luft, welche er auf dem Gipfel des Legnon, eines Berges der oͤſterreichiſchen Lombardey, auffieng, ſchlechter als die von Como gefunden. Der P. Pini (Journal de phyſ. Janv. 1785.) erklaͤrt dieſen Umſtand aus der Menge von brennbarer Luft, welche ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in die hoͤhern Regionen des Luftkreiſes aufſteige. Man kann ihn aber auch von der Stickluft herleiten, welche wegen ihres geringern eigenthuͤmlichen Gewichts, ſobald ſie frey wird, in die Hoͤhe ſteigt, dagegen die reine dephlogi<*>tiſirte Luft durch ihr groͤßeres Gewicht mehr in den niedrigern Gegenden zuruͤckgehalten wird.
Noch eine merkwuͤrdige Erſcheinung der hoͤhern Bergluft iſt ihre große Trockenheit. Dieſe hat ſich durch alle auf dem Buet, Montblanc, Col du Geant u. ſ. w. mit dem Hygrometer angeſtellte Beobachtungen allgemein beſtaͤtiget. Auf dem Montblanc fand Hr. von Sauſſure ſein Hygrometer im Schatten auf 51 Grad, da ein anderes in Genf zu eben der Zeit auf 76,7 ſtand. Er berechnet hieraus nach ſeinen Tafeln (Eſſais ſur l'hygrom. §. 180.), nach welchen ein Cubikfuß Luft bey —2,6 Temperatur und 51° Feuchtigkeit nicht mehr, als 1,7 Gran, hingegen bey 22,6 Grad Waͤrme und 76,7 Feuchtigkeit etwas uͤber 10 Gran Waſſer enthaͤlt, daß die Luft auf dem Montblanc ſechsmal weniger Feuchtigkeit, als die zu Genf, enthalten habe. Auch auf dem Col du Geant,
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