Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Inzwischen hat Steiglehner (Atmosphaerae pressio varia observationib. baroscopicis propriis et alienis quaesita. Ingolstad. 1783. 4.) schon bemerkt, daß die tiefsten Fälle des Barometers an westlichen Orten früher, an östlichern später, eintreten, und der Unterschied der Zeit dem Unterschiede der Meridiane fast proportional ist. Auch Planer fand aus sehr genauen ein ganzes Jahr lang fortgesetzten Beobachtungen zu Erfurt, daß die Barometerveränderungen gewöhnlich zwischen 10 Uhr Vormittags und 2 Uhr Nachmittags, und eben so zwischen 10 Uhr Abends und 2 Uhr des Nachts, im Steigen geringer, im Fallen größer sind, dagegen zwischen 6 und 10 Uhr des Abends und Morgens das Gegentheil statt findet. Chiminello hate drey Jahr lang das Barometer täglich 22mal beobachtet, und unter andern gefunden, daß es gegen Mittag sowohl, als gegen Mitternacht, sich zum Fallen neige. Hemmer bediente sich eines im Museum zu Mannheim befindlichen Barometrographen von Changeur (s. Wörterb. Th. I. S. 267.), der die Veränderungen ununterbrochen aufzeichnete, und fand sowohl gegen Mittag, als Mitternacht ein beständiges Fallen, oder wenigstens eine Neigung zum Fallen. Dies bewog ihn, alle im fünften Bande der Mannheimer meteorologischen Ephemeriden befindliche Beobachtungen, welche in den Zeitraum der Beobachtung seines Barometrographen fielen, unter einander zu vergleichen. Dieser Zeitraum begriff 446 Durchgänge der Sonne durch den Meridian bey Tag oder bey Nacht, und bey 439 derselben fand die Regel statt, daß das im Fallen begriffene Barometer stärker fiel, das im Steigen begriffene langsamer stieg, und das im Stillstand begriffene fiel. Nur in 7 Fällen fanden sich Ausnahmen, und es ist also die regelmäßige Beständigkeit des Phänomens außer Zweifel. Was die Ursache betrift, so zeigt Hr. Hemmer zuerst, daß sie nicht in der Wärme liegen könne. Seine Beobachtungen lehren, daß de Lucs Behauptung (Unters. über die
Inzwiſchen hat Steiglehner (Atmoſphaerae preſſio varia obſervationib. baroſcopicis propriis et alienis quaeſita. Ingolſtad. 1783. 4.) ſchon bemerkt, daß die tiefſten Faͤlle des Barometers an weſtlichen Orten fruͤher, an oͤſtlichern ſpaͤter, eintreten, und der Unterſchied der Zeit dem Unterſchiede der Meridiane faſt proportional iſt. Auch Planer fand aus ſehr genauen ein ganzes Jahr lang fortgeſetzten Beobachtungen zu Erfurt, daß die Barometerveraͤnderungen gewoͤhnlich zwiſchen 10 Uhr Vormittags und 2 Uhr Nachmittags, und eben ſo zwiſchen 10 Uhr Abends und 2 Uhr des Nachts, im Steigen geringer, im Fallen groͤßer ſind, dagegen zwiſchen 6 und 10 Uhr des Abends und Morgens das Gegentheil ſtatt findet. Chiminello hate drey Jahr lang das Barometer taͤglich 22mal beobachtet, und unter andern gefunden, daß es gegen Mittag ſowohl, als gegen Mitternacht, ſich zum Fallen neige. Hemmer bediente ſich eines im Muſeum zu Mannheim befindlichen Barometrographen von Changeur (ſ. Woͤrterb. Th. I. S. 267.), der die Veraͤnderungen ununterbrochen aufzeichnete, und fand ſowohl gegen Mittag, als Mitternacht ein beſtaͤndiges Fallen, oder wenigſtens eine Neigung zum Fallen. Dies bewog ihn, alle im fuͤnften Bande der Mannheimer meteorologiſchen Ephemeriden befindliche Beobachtungen, welche in den Zeitraum der Beobachtung ſeines Barometrographen fielen, unter einander zu vergleichen. Dieſer Zeitraum begriff 446 Durchgaͤnge der Sonne durch den Meridian bey Tag oder bey Nacht, und bey 439 derſelben fand die Regel ſtatt, daß das im Fallen begriffene Barometer ſtaͤrker fiel, das im Steigen begriffene langſamer ſtieg, und das im Stillſtand begriffene fiel. Nur in 7 Faͤllen fanden ſich Ausnahmen, und es iſt alſo die regelmaͤßige Beſtaͤndigkeit des Phaͤnomens außer Zweifel. Was die Urſache betrift, ſo zeigt Hr. Hemmer zuerſt, daß ſie nicht in der Waͤrme liegen koͤnne. Seine Beobachtungen lehren, daß de Lucs Behauptung (Unterſ. uͤber die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0152" xml:id="P.5.140" n="140"/><lb/> mehr, als um (1/48) einer pariſer Linie durch die Wirkung des Monds, und um (1/100) derſelben durch die Wirkung der Sonne, koͤnne veraͤndert werden.</p> <p>Inzwiſchen hat <hi rendition="#b">Steiglehner</hi> <hi rendition="#aq">(Atmoſphaerae preſſio varia obſervationib. baroſcopicis propriis et alienis quaeſita. Ingolſtad. 1783. 4.)</hi> ſchon bemerkt, daß die tiefſten Faͤlle des Barometers an weſtlichen Orten fruͤher, an oͤſtlichern ſpaͤter, eintreten, und der Unterſchied der Zeit dem Unterſchiede der Meridiane faſt proportional iſt. Auch <hi rendition="#b">Planer</hi> fand aus ſehr genauen ein ganzes Jahr lang fortgeſetzten Beobachtungen zu Erfurt, daß die Barometerveraͤnderungen gewoͤhnlich zwiſchen 10 Uhr Vormittags und 2 Uhr Nachmittags, und eben ſo zwiſchen 10 Uhr Abends und 2 Uhr des Nachts, im Steigen geringer, im Fallen groͤßer ſind, dagegen zwiſchen 6 und 10 Uhr des Abends und Morgens das Gegentheil ſtatt findet. <hi rendition="#b">Chiminello</hi> hate drey Jahr lang das Barometer taͤglich 22mal beobachtet, und unter andern gefunden, daß es gegen Mittag ſowohl, als gegen Mitternacht, ſich zum Fallen neige. <hi rendition="#b">Hemmer</hi> bediente ſich eines im Muſeum zu Mannheim befindlichen Barometrographen von <hi rendition="#b">Changeur</hi> (ſ. Woͤrterb. Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 267.), der die Veraͤnderungen ununterbrochen aufzeichnete, und fand ſowohl gegen Mittag, als Mitternacht ein beſtaͤndiges Fallen, oder wenigſtens eine Neigung zum Fallen.</p> <p>Dies bewog ihn, alle im fuͤnften Bande der Mannheimer meteorologiſchen Ephemeriden befindliche Beobachtungen, welche in den Zeitraum der Beobachtung ſeines Barometrographen fielen, unter einander zu vergleichen. Dieſer Zeitraum begriff 446 Durchgaͤnge der Sonne durch den Meridian bey Tag oder bey Nacht, und bey 439 derſelben fand die Regel ſtatt, daß das im Fallen begriffene Barometer ſtaͤrker fiel, das im Steigen begriffene langſamer ſtieg, und das im Stillſtand begriffene fiel. Nur in 7 Faͤllen fanden ſich Ausnahmen, und es iſt alſo die regelmaͤßige Beſtaͤndigkeit des Phaͤnomens außer Zweifel.</p> <p>Was die Urſache betrift, ſo zeigt Hr. <hi rendition="#b">Hemmer</hi> zuerſt, daß ſie nicht in der Waͤrme liegen koͤnne. Seine Beobachtungen lehren, daß <hi rendition="#b">de Lucs</hi> Behauptung (Unterſ. uͤber die<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0152]
mehr, als um (1/48) einer pariſer Linie durch die Wirkung des Monds, und um (1/100) derſelben durch die Wirkung der Sonne, koͤnne veraͤndert werden.
Inzwiſchen hat Steiglehner (Atmoſphaerae preſſio varia obſervationib. baroſcopicis propriis et alienis quaeſita. Ingolſtad. 1783. 4.) ſchon bemerkt, daß die tiefſten Faͤlle des Barometers an weſtlichen Orten fruͤher, an oͤſtlichern ſpaͤter, eintreten, und der Unterſchied der Zeit dem Unterſchiede der Meridiane faſt proportional iſt. Auch Planer fand aus ſehr genauen ein ganzes Jahr lang fortgeſetzten Beobachtungen zu Erfurt, daß die Barometerveraͤnderungen gewoͤhnlich zwiſchen 10 Uhr Vormittags und 2 Uhr Nachmittags, und eben ſo zwiſchen 10 Uhr Abends und 2 Uhr des Nachts, im Steigen geringer, im Fallen groͤßer ſind, dagegen zwiſchen 6 und 10 Uhr des Abends und Morgens das Gegentheil ſtatt findet. Chiminello hate drey Jahr lang das Barometer taͤglich 22mal beobachtet, und unter andern gefunden, daß es gegen Mittag ſowohl, als gegen Mitternacht, ſich zum Fallen neige. Hemmer bediente ſich eines im Muſeum zu Mannheim befindlichen Barometrographen von Changeur (ſ. Woͤrterb. Th. I. S. 267.), der die Veraͤnderungen ununterbrochen aufzeichnete, und fand ſowohl gegen Mittag, als Mitternacht ein beſtaͤndiges Fallen, oder wenigſtens eine Neigung zum Fallen.
Dies bewog ihn, alle im fuͤnften Bande der Mannheimer meteorologiſchen Ephemeriden befindliche Beobachtungen, welche in den Zeitraum der Beobachtung ſeines Barometrographen fielen, unter einander zu vergleichen. Dieſer Zeitraum begriff 446 Durchgaͤnge der Sonne durch den Meridian bey Tag oder bey Nacht, und bey 439 derſelben fand die Regel ſtatt, daß das im Fallen begriffene Barometer ſtaͤrker fiel, das im Steigen begriffene langſamer ſtieg, und das im Stillſtand begriffene fiel. Nur in 7 Faͤllen fanden ſich Ausnahmen, und es iſt alſo die regelmaͤßige Beſtaͤndigkeit des Phaͤnomens außer Zweifel.
Was die Urſache betrift, ſo zeigt Hr. Hemmer zuerſt, daß ſie nicht in der Waͤrme liegen koͤnne. Seine Beobachtungen lehren, daß de Lucs Behauptung (Unterſ. uͤber die
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