Luft nicht so sehr, wie bey der Erwärmung, nach oben, sondern fast allein nach der Seite getrieben wird. Zugleich aber muß das Barometer durch eine solche Ausdehnung vorzüglich stark erniedrigt werden, weil die Luftsäulen einen großen Theil ihres eigenthümlichen Gewichts verlieren, ohne deshalb an Höhe beträchtlich zuzunehmen. Es lassen sich hieraus viele sonst unerklärbare Erscheinungen begreiflich machen, wodurch nach Hrn. Hube die Voraussetzung von dieser Wirkung der mitgetheilten Elektricität auf die in der Luft aufgelösten Dünste der zweyten Art einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erhalten soll.
Man sieht hierinn, sagt er, einen zureichenden Grund der Beständigkeit des Barometers zwischen den Wendekreisen, auf welches dort die größten Veränderungen des Wetters, und die heftigsten Winde, keinen merklichen Einfluß haben. In den heißen Erdstrichen nemlich geht fast alle Ausdünstung auf die erste Art, d. i. schnell und so von statten, daß die mit solchen Dünsten angefüllte Luft durch die Elektricität weiter nicht ausgedehnt werden kan. Aber gegen die Pole zu wird die Wirkung der Elektricität auf die Ausdehnung der Luft nach und nach immer größer, weil die Erdfläche wegen der zunehmenden Kälte immer mehr auf die zweyte Art verdünster, je weiter man sich von den Wendekreisen entfernt. Diese Dünste der zweyten Art sind von dem Wärmestoff noch nicht bis aufs Möglichste ausgedehnt, bey ihnen vollendet erst die Elektricität das Maximum ihrer Ausdehnung.
Hieraus erklärt sich unter andern, warum über dem mittelländischen Meere das Barometer im Sommer unveränderlich bleibt, im Winter aber seine Höhe oft und beträchtlich ändert, weil nemlich dieses Meer im Sommer nur auf die erste, im Winter aber oft auf die zweyte Art verdünstet.
Daß auch die angegebne Ursache zu Hervorbringung der Barometerveränderungen vollkommen hinreichend sey, zeigt Herr Hube durch folgenden Ueberschlag. Nach seinen Grundsätzen kann die Luft bey 12 Grad Temperatur nach Reaumür mehr als den dritten Theil ihres Gewichts an Wasser auf die zweyte Art auflösen; man nehme aber statt dessen wegen der Kälte der Luft nur den sechsten Theil an, und stelle
Luft nicht ſo ſehr, wie bey der Erwaͤrmung, nach oben, ſondern faſt allein nach der Seite getrieben wird. Zugleich aber muß das Barometer durch eine ſolche Ausdehnung vorzuͤglich ſtark erniedrigt werden, weil die Luftſaͤulen einen großen Theil ihres eigenthuͤmlichen Gewichts verlieren, ohne deshalb an Hoͤhe betraͤchtlich zuzunehmen. Es laſſen ſich hieraus viele ſonſt unerklaͤrbare Erſcheinungen begreiflich machen, wodurch nach Hrn. Hube die Vorausſetzung von dieſer Wirkung der mitgetheilten Elektricitaͤt auf die in der Luft aufgeloͤſten Duͤnſte der zweyten Art einen ſehr hohen Grad von Wahrſcheinlichkeit erhalten ſoll.
Man ſieht hierinn, ſagt er, einen zureichenden Grund der Beſtaͤndigkeit des Barometers zwiſchen den Wendekreiſen, auf welches dort die groͤßten Veraͤnderungen des Wetters, und die heftigſten Winde, keinen merklichen Einfluß haben. In den heißen Erdſtrichen nemlich geht faſt alle Ausduͤnſtung auf die erſte Art, d. i. ſchnell und ſo von ſtatten, daß die mit ſolchen Duͤnſten angefuͤllte Luft durch die Elektricitaͤt weiter nicht ausgedehnt werden kan. Aber gegen die Pole zu wird die Wirkung der Elektricitaͤt auf die Ausdehnung der Luft nach und nach immer groͤßer, weil die Erdflaͤche wegen der zunehmenden Kaͤlte immer mehr auf die zweyte Art verduͤnſter, je weiter man ſich von den Wendekreiſen entfernt. Dieſe Duͤnſte der zweyten Art ſind von dem Waͤrmeſtoff noch nicht bis aufs Moͤglichſte ausgedehnt, bey ihnen vollendet erſt die Elektricitaͤt das Maximum ihrer Ausdehnung.
Hieraus erklaͤrt ſich unter andern, warum uͤber dem mittellaͤndiſchen Meere das Barometer im Sommer unveraͤnderlich bleibt, im Winter aber ſeine Hoͤhe oft und betraͤchtlich aͤndert, weil nemlich dieſes Meer im Sommer nur auf die erſte, im Winter aber oft auf die zweyte Art verduͤnſtet.
Daß auch die angegebne Urſache zu Hervorbringung der Barometerveraͤnderungen vollkommen hinreichend ſey, zeigt Herr Hube durch folgenden Ueberſchlag. Nach ſeinen Grundſaͤtzen kann die Luft bey 12 Grad Temperatur nach Reaumuͤr mehr als den dritten Theil ihres Gewichts an Waſſer auf die zweyte Art aufloͤſen; man nehme aber ſtatt deſſen wegen der Kaͤlte der Luft nur den ſechſten Theil an, und ſtelle
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Luft nicht ſo ſehr, wie bey der Erwaͤrmung, nach oben, ſondern faſt allein nach der Seite getrieben wird. Zugleich aber muß das Barometer durch eine ſolche Ausdehnung vorzuͤglich ſtark erniedrigt werden, weil die Luftſaͤulen einen großen Theil ihres eigenthuͤmlichen Gewichts verlieren, ohne deshalb an Hoͤhe betraͤchtlich zuzunehmen. Es laſſen ſich hieraus viele ſonſt unerklaͤrbare Erſcheinungen begreiflich machen, wodurch nach Hrn. <hirendition="#b">Hube</hi> die Vorausſetzung von dieſer Wirkung der mitgetheilten Elektricitaͤt auf die in der Luft aufgeloͤſten Duͤnſte der zweyten Art einen ſehr hohen Grad von Wahrſcheinlichkeit erhalten ſoll.</p><p>Man ſieht hierinn, ſagt er, einen zureichenden Grund der Beſtaͤndigkeit des Barometers zwiſchen den Wendekreiſen, auf welches dort die groͤßten Veraͤnderungen des Wetters, und die heftigſten Winde, keinen merklichen Einfluß haben. In den heißen Erdſtrichen nemlich geht faſt alle Ausduͤnſtung auf die erſte Art, d. i. ſchnell und ſo von ſtatten, daß die mit ſolchen Duͤnſten angefuͤllte Luft durch die Elektricitaͤt weiter nicht ausgedehnt werden kan. Aber gegen die Pole zu wird die Wirkung der Elektricitaͤt auf die Ausdehnung der Luft nach und nach immer groͤßer, weil die Erdflaͤche wegen der zunehmenden Kaͤlte immer mehr auf die zweyte Art verduͤnſter, je weiter man ſich von den Wendekreiſen entfernt. Dieſe Duͤnſte der zweyten Art ſind von dem Waͤrmeſtoff noch nicht bis aufs Moͤglichſte ausgedehnt, bey ihnen vollendet erſt die Elektricitaͤt das Maximum ihrer Ausdehnung.</p><p>Hieraus erklaͤrt ſich unter andern, warum uͤber dem mittellaͤndiſchen Meere das Barometer im Sommer unveraͤnderlich bleibt, im Winter aber ſeine Hoͤhe oft und betraͤchtlich aͤndert, weil nemlich dieſes Meer im Sommer nur auf die erſte, im Winter aber oft auf die zweyte Art verduͤnſtet.</p><p>Daß auch die angegebne Urſache zu Hervorbringung der Barometerveraͤnderungen vollkommen hinreichend ſey, zeigt Herr <hirendition="#b">Hube</hi> durch folgenden Ueberſchlag. Nach ſeinen Grundſaͤtzen kann die Luft bey 12 Grad Temperatur nach Reaumuͤr mehr als den dritten Theil ihres Gewichts an Waſſer auf die zweyte Art aufloͤſen; man nehme aber ſtatt deſſen wegen der Kaͤlte der Luft nur den ſechſten Theil an, und ſtelle<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Luft nicht ſo ſehr, wie bey der Erwaͤrmung, nach oben, ſondern faſt allein nach der Seite getrieben wird. Zugleich aber muß das Barometer durch eine ſolche Ausdehnung vorzuͤglich ſtark erniedrigt werden, weil die Luftſaͤulen einen großen Theil ihres eigenthuͤmlichen Gewichts verlieren, ohne deshalb an Hoͤhe betraͤchtlich zuzunehmen. Es laſſen ſich hieraus viele ſonſt unerklaͤrbare Erſcheinungen begreiflich machen, wodurch nach Hrn. Hube die Vorausſetzung von dieſer Wirkung der mitgetheilten Elektricitaͤt auf die in der Luft aufgeloͤſten Duͤnſte der zweyten Art einen ſehr hohen Grad von Wahrſcheinlichkeit erhalten ſoll.
Man ſieht hierinn, ſagt er, einen zureichenden Grund der Beſtaͤndigkeit des Barometers zwiſchen den Wendekreiſen, auf welches dort die groͤßten Veraͤnderungen des Wetters, und die heftigſten Winde, keinen merklichen Einfluß haben. In den heißen Erdſtrichen nemlich geht faſt alle Ausduͤnſtung auf die erſte Art, d. i. ſchnell und ſo von ſtatten, daß die mit ſolchen Duͤnſten angefuͤllte Luft durch die Elektricitaͤt weiter nicht ausgedehnt werden kan. Aber gegen die Pole zu wird die Wirkung der Elektricitaͤt auf die Ausdehnung der Luft nach und nach immer groͤßer, weil die Erdflaͤche wegen der zunehmenden Kaͤlte immer mehr auf die zweyte Art verduͤnſter, je weiter man ſich von den Wendekreiſen entfernt. Dieſe Duͤnſte der zweyten Art ſind von dem Waͤrmeſtoff noch nicht bis aufs Moͤglichſte ausgedehnt, bey ihnen vollendet erſt die Elektricitaͤt das Maximum ihrer Ausdehnung.
Hieraus erklaͤrt ſich unter andern, warum uͤber dem mittellaͤndiſchen Meere das Barometer im Sommer unveraͤnderlich bleibt, im Winter aber ſeine Hoͤhe oft und betraͤchtlich aͤndert, weil nemlich dieſes Meer im Sommer nur auf die erſte, im Winter aber oft auf die zweyte Art verduͤnſtet.
Daß auch die angegebne Urſache zu Hervorbringung der Barometerveraͤnderungen vollkommen hinreichend ſey, zeigt Herr Hube durch folgenden Ueberſchlag. Nach ſeinen Grundſaͤtzen kann die Luft bey 12 Grad Temperatur nach Reaumuͤr mehr als den dritten Theil ihres Gewichts an Waſſer auf die zweyte Art aufloͤſen; man nehme aber ſtatt deſſen wegen der Kaͤlte der Luft nur den ſechſten Theil an, und ſtelle
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/147>, abgerufen am 25.11.2024.
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