Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Herr Hube unterstützt diese, dem Scheine nach etwas willkührliche Behauptung, durch Bemerkungen über die Winde, die bey uns in allen kalten Ländern nicht selten über hundrrt Meilen weit wehen, mit einem starken Fallen des Barometers begleitet sind, und uns oft eine wärmere Luft, als die unsrige, zuführen. Er führt in dieser Absicht eine Beobachtung des Hrn. de Luc an (Unters. über die Atmosphäre Th. II. §. 724, der deutschen Uebersetzung S. 314), nach welcher in Genf das Barometer in vier Tagen von 27 Zoll 4 Linien auf 25 Zoll 10 3/4 Lin. fiel, wobey sich zugleich ein mäßiger Südwind erhob, welcher die Luft erwärmte, und mit Wolken, Regen und Schnee begleitet war. Solche Winde, sagt er, können nicht aus der verschiedenen Erwärmung in der Atmosphäre entstehen, weil sie sonst allezeit von der kältern Gegend nach der wärmern zu gehen, und uns nie eine wärmere Luft zuführen würden. Sie können auch nicht durch Ausdünstung oder einzelne elektrisirte Wolken hervorgebracht werden, weil sie sich sonst so weit nicht erstrecken würden. Auch muß ihre Ursache blos in den kältern, und nicht in den heißen Gegenden der Erde zu finden seyn, weil in den letztern ein solches Fallen des Barometers niemals statt findet. Es bleibt also nichts übrig, als diese sich so weit ausdehnenden Winde und Stürme der der Atmosphäre mitgetheilten Elektricität zuzuschreiben, von welcher man dem zufolge annehmen muß, daß sie blos in den kalten Ländern, nicht aber zwischen den Wendekreisen, wo das Barometer nie so tief fällt, die Luft so beträchtlich ausdehne. Durch eine solche elektrische Ausdehnung einer großen mit vielen Dünsten der zweyten Art angefüllten Luftmasse müssen um desto eher Winde erregt werden, da die Elektricität von oben her zu wirken anfängt, und also die untere
Herr Hube unterſtuͤtzt dieſe, dem Scheine nach etwas willkuͤhrliche Behauptung, durch Bemerkungen uͤber die Winde, die bey uns in allen kalten Laͤndern nicht ſelten uͤber hundrrt Meilen weit wehen, mit einem ſtarken Fallen des Barometers begleitet ſind, und uns oft eine waͤrmere Luft, als die unſrige, zufuͤhren. Er fuͤhrt in dieſer Abſicht eine Beobachtung des Hrn. de Luc an (Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre Th. II. §. 724, der deutſchen Ueberſetzung S. 314), nach welcher in Genf das Barometer in vier Tagen von 27 Zoll 4 Linien auf 25 Zoll 10 3/4 Lin. fiel, wobey ſich zugleich ein maͤßiger Suͤdwind erhob, welcher die Luft erwaͤrmte, und mit Wolken, Regen und Schnee begleitet war. Solche Winde, ſagt er, koͤnnen nicht aus der verſchiedenen Erwaͤrmung in der Atmoſphaͤre entſtehen, weil ſie ſonſt allezeit von der kaͤltern Gegend nach der waͤrmern zu gehen, und uns nie eine waͤrmere Luft zufuͤhren wuͤrden. Sie koͤnnen auch nicht durch Ausduͤnſtung oder einzelne elektriſirte Wolken hervorgebracht werden, weil ſie ſich ſonſt ſo weit nicht erſtrecken wuͤrden. Auch muß ihre Urſache blos in den kaͤltern, und nicht in den heißen Gegenden der Erde zu finden ſeyn, weil in den letztern ein ſolches Fallen des Barometers niemals ſtatt findet. Es bleibt alſo nichts uͤbrig, als dieſe ſich ſo weit ausdehnenden Winde und Stuͤrme der der Atmoſphaͤre mitgetheilten Elektricitaͤt zuzuſchreiben, von welcher man dem zufolge annehmen muß, daß ſie blos in den kalten Laͤndern, nicht aber zwiſchen den Wendekreiſen, wo das Barometer nie ſo tief faͤllt, die Luft ſo betraͤchtlich ausdehne. Durch eine ſolche elektriſche Ausdehnung einer großen mit vielen Duͤnſten der zweyten Art angefuͤllten Luftmaſſe muͤſſen um deſto eher Winde erregt werden, da die Elektricitaͤt von oben her zu wirken anfaͤngt, und alſo die untere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0146" xml:id="P.5.134" n="134"/><lb/> mit Duͤnſten angefuͤllten Luft, oder vielmehr der in der Luft aufgeloͤſten waͤßrichten Duͤnſte, jedoch blos der Duͤnſte von der zweyten Art, anſehnlich verſtaͤrkt. Denn die mit Duͤnſten der erſten Art angefuͤllte Luft ſey ſchon bey der Aufloͤſung des Waſſers ſelbſt durch die Waͤrmematerie ſo ſtark, als moͤglich, ausgedehnt worden, ſo daß dieſe Ausdehnung durch die elektriſche Materie weiter nicht koͤnne vergroͤßert werden.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Hube</hi> unterſtuͤtzt dieſe, dem Scheine nach etwas willkuͤhrliche Behauptung, durch Bemerkungen uͤber die Winde, die bey uns in allen kalten Laͤndern nicht ſelten uͤber hundrrt Meilen weit wehen, mit einem ſtarken Fallen des Barometers begleitet ſind, und uns oft eine waͤrmere Luft, als die unſrige, zufuͤhren. Er fuͤhrt in dieſer Abſicht eine Beobachtung des Hrn. <hi rendition="#b">de Luc</hi> an (Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> §. 724, der deutſchen Ueberſetzung S. 314), nach welcher in Genf das Barometer in vier Tagen von 27 Zoll 4 Linien auf 25 Zoll 10 3/4 Lin. fiel, wobey ſich zugleich ein maͤßiger Suͤdwind erhob, welcher die Luft erwaͤrmte, und mit Wolken, Regen und Schnee begleitet war. Solche Winde, ſagt er, koͤnnen nicht aus der verſchiedenen Erwaͤrmung in der Atmoſphaͤre entſtehen, weil ſie ſonſt allezeit von der kaͤltern Gegend nach der waͤrmern zu gehen, und uns nie eine waͤrmere Luft zufuͤhren wuͤrden. Sie koͤnnen auch nicht durch Ausduͤnſtung oder einzelne elektriſirte Wolken hervorgebracht werden, weil ſie ſich ſonſt ſo weit nicht erſtrecken wuͤrden. Auch muß ihre Urſache blos in den kaͤltern, und nicht in den heißen Gegenden der Erde zu finden ſeyn, weil in den letztern ein ſolches Fallen des Barometers niemals ſtatt findet. Es bleibt alſo nichts uͤbrig, als dieſe ſich ſo weit ausdehnenden Winde und Stuͤrme der der Atmoſphaͤre mitgetheilten Elektricitaͤt zuzuſchreiben, von welcher man dem zufolge annehmen muß, daß ſie blos in den kalten Laͤndern, nicht aber zwiſchen den Wendekreiſen, wo das Barometer nie ſo tief faͤllt, die Luft ſo betraͤchtlich ausdehne.</p> <p>Durch eine ſolche elektriſche Ausdehnung einer großen mit vielen Duͤnſten der zweyten Art angefuͤllten Luftmaſſe muͤſſen um deſto eher Winde erregt werden, da die Elektricitaͤt von oben her zu wirken anfaͤngt, und alſo die untere<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0146]
mit Duͤnſten angefuͤllten Luft, oder vielmehr der in der Luft aufgeloͤſten waͤßrichten Duͤnſte, jedoch blos der Duͤnſte von der zweyten Art, anſehnlich verſtaͤrkt. Denn die mit Duͤnſten der erſten Art angefuͤllte Luft ſey ſchon bey der Aufloͤſung des Waſſers ſelbſt durch die Waͤrmematerie ſo ſtark, als moͤglich, ausgedehnt worden, ſo daß dieſe Ausdehnung durch die elektriſche Materie weiter nicht koͤnne vergroͤßert werden.
Herr Hube unterſtuͤtzt dieſe, dem Scheine nach etwas willkuͤhrliche Behauptung, durch Bemerkungen uͤber die Winde, die bey uns in allen kalten Laͤndern nicht ſelten uͤber hundrrt Meilen weit wehen, mit einem ſtarken Fallen des Barometers begleitet ſind, und uns oft eine waͤrmere Luft, als die unſrige, zufuͤhren. Er fuͤhrt in dieſer Abſicht eine Beobachtung des Hrn. de Luc an (Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre Th. II. §. 724, der deutſchen Ueberſetzung S. 314), nach welcher in Genf das Barometer in vier Tagen von 27 Zoll 4 Linien auf 25 Zoll 10 3/4 Lin. fiel, wobey ſich zugleich ein maͤßiger Suͤdwind erhob, welcher die Luft erwaͤrmte, und mit Wolken, Regen und Schnee begleitet war. Solche Winde, ſagt er, koͤnnen nicht aus der verſchiedenen Erwaͤrmung in der Atmoſphaͤre entſtehen, weil ſie ſonſt allezeit von der kaͤltern Gegend nach der waͤrmern zu gehen, und uns nie eine waͤrmere Luft zufuͤhren wuͤrden. Sie koͤnnen auch nicht durch Ausduͤnſtung oder einzelne elektriſirte Wolken hervorgebracht werden, weil ſie ſich ſonſt ſo weit nicht erſtrecken wuͤrden. Auch muß ihre Urſache blos in den kaͤltern, und nicht in den heißen Gegenden der Erde zu finden ſeyn, weil in den letztern ein ſolches Fallen des Barometers niemals ſtatt findet. Es bleibt alſo nichts uͤbrig, als dieſe ſich ſo weit ausdehnenden Winde und Stuͤrme der der Atmoſphaͤre mitgetheilten Elektricitaͤt zuzuſchreiben, von welcher man dem zufolge annehmen muß, daß ſie blos in den kalten Laͤndern, nicht aber zwiſchen den Wendekreiſen, wo das Barometer nie ſo tief faͤllt, die Luft ſo betraͤchtlich ausdehne.
Durch eine ſolche elektriſche Ausdehnung einer großen mit vielen Duͤnſten der zweyten Art angefuͤllten Luftmaſſe muͤſſen um deſto eher Winde erregt werden, da die Elektricitaͤt von oben her zu wirken anfaͤngt, und alſo die untere
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