eine Niederschlagung des Wassers und Regens bewirkt, so werden wir Südostwind haben, weil die uns umgebende Luft der Richtung nach Nordwest folgen wird. Langsame und anhaltende Regen müssen überhaupt eine langsame Bewegung der Luft nach dem Orte hin, wo es regnet, bewirken. Donnerwetter und starke Regengüsse an entlegnen Orten bewirken bey uns Stürme; und an den Orten selbst, wo diese plötzlichen Zersetzungen vor sich gehen, können aus mehrern zusammentreffenden Ursachen bey Gewittern fürchterliche Orkane und Wirbelwinde entstehen. Daß sich bisweilen die Luft von einem Regenschauer zu uns her bewegt, kan aus zwo besondern Ursachen kommen; erstens, wenn nach einer entgegengesetzten Weltgegend hin ebenfalls ein Regen fällt, und die Luft zwingt, die dort entstandene Leere zu füllen; zweytens, wenn die jenseit des Gewölks herbeyströmende Luft durch ihren Stoß die disseitige noch einige Zeit beweget.
Durch diese Bewegungen der Luft werden die Wolken selbst mit fortgerissen. Oft bemerkt man, wenn bey heiterm Himmel und Windstille die Luft anfängt, sich zu bewegen, daß sich in der entgegengesetzten Richtung des Windes die Luft trübt.
Die Veränderungen des Barometers richten sich oft und fast immer nach der Stärke und Richtung der Winde. Die Quecksilbersäule erreicht ihren höchsten Stand, wenn sich die Luft sehr langsam über trockne Districte zu uns bewegt, wo die Ausdünstung am schnellsten und anhaltendsten vor sich gehen kan. Dies ist in unsern Gegenden immer der Fall bey schwachen Nord - und Ostwinden und sehr heiterer Luft, und es scheint hieraus zu folgen, daß durch Ausdünstung und Verwandlung des Dunstes in Luft die Atmosphäre vermehrt werde, wenn nemlich die Luft sich nicht schnell wieder fortbewegt, und der ungehinderte Proceß der Ausdünstung einen großen District umfaßt. Diese vermehrte Masse des Dunstkreises übt einen größern Druck auf das Quecksilber im Barometer aus. Dagegen tritt der tiefste Stand des Barometers bey großen Stürmen ein, wo die Zersetzungen in der Atmosphäre häufig geschehen. Hieraus läßt sich nun sehr wahrscheinlich schließen, daß die Zersetzung der Luft (wo
eine Niederſchlagung des Waſſers und Regens bewirkt, ſo werden wir Suͤdoſtwind haben, weil die uns umgebende Luft der Richtung nach Nordweſt folgen wird. Langſame und anhaltende Regen muͤſſen uͤberhaupt eine langſame Bewegung der Luft nach dem Orte hin, wo es regnet, bewirken. Donnerwetter und ſtarke Regenguͤſſe an entlegnen Orten bewirken bey uns Stuͤrme; und an den Orten ſelbſt, wo dieſe ploͤtzlichen Zerſetzungen vor ſich gehen, koͤnnen aus mehrern zuſammentreffenden Urſachen bey Gewittern fuͤrchterliche Orkane und Wirbelwinde entſtehen. Daß ſich bisweilen die Luft von einem Regenſchauer zu uns her bewegt, kan aus zwo beſondern Urſachen kommen; erſtens, wenn nach einer entgegengeſetzten Weltgegend hin ebenfalls ein Regen faͤllt, und die Luft zwingt, die dort entſtandene Leere zu fuͤllen; zweytens, wenn die jenſeit des Gewoͤlks herbeyſtroͤmende Luft durch ihren Stoß die diſſeitige noch einige Zeit beweget.
Durch dieſe Bewegungen der Luft werden die Wolken ſelbſt mit fortgeriſſen. Oft bemerkt man, wenn bey heiterm Himmel und Windſtille die Luft anfaͤngt, ſich zu bewegen, daß ſich in der entgegengeſetzten Richtung des Windes die Luft truͤbt.
Die Veraͤnderungen des Barometers richten ſich oft und faſt immer nach der Staͤrke und Richtung der Winde. Die Queckſilberſaͤule erreicht ihren hoͤchſten Stand, wenn ſich die Luft ſehr langſam uͤber trockne Diſtricte zu uns bewegt, wo die Ausduͤnſtung am ſchnellſten und anhaltendſten vor ſich gehen kan. Dies iſt in unſern Gegenden immer der Fall bey ſchwachen Nord - und Oſtwinden und ſehr heiterer Luft, und es ſcheint hieraus zu folgen, daß durch Ausduͤnſtung und Verwandlung des Dunſtes in Luft die Atmoſphaͤre vermehrt werde, wenn nemlich die Luft ſich nicht ſchnell wieder fortbewegt, und der ungehinderte Proceß der Ausduͤnſtung einen großen Diſtrict umfaßt. Dieſe vermehrte Maſſe des Dunſtkreiſes uͤbt einen groͤßern Druck auf das Queckſilber im Barometer aus. Dagegen tritt der tiefſte Stand des Barometers bey großen Stuͤrmen ein, wo die Zerſetzungen in der Atmoſphaͤre haͤufig geſchehen. Hieraus laͤßt ſich nun ſehr wahrſcheinlich ſchließen, daß die Zerſetzung der Luft (wo
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eine Niederſchlagung des Waſſers und Regens bewirkt, ſo werden wir Suͤdoſtwind haben, weil die uns umgebende Luft der Richtung nach Nordweſt folgen wird. Langſame und anhaltende Regen muͤſſen uͤberhaupt eine langſame Bewegung der Luft nach dem Orte hin, wo es regnet, bewirken. Donnerwetter und ſtarke Regenguͤſſe an entlegnen Orten bewirken bey uns Stuͤrme; und an den Orten ſelbſt, wo dieſe ploͤtzlichen Zerſetzungen vor ſich gehen, koͤnnen aus mehrern zuſammentreffenden Urſachen bey Gewittern fuͤrchterliche Orkane und Wirbelwinde entſtehen. Daß ſich bisweilen die Luft von einem Regenſchauer zu uns her bewegt, kan aus zwo beſondern Urſachen kommen; erſtens, wenn nach einer entgegengeſetzten Weltgegend hin ebenfalls ein Regen faͤllt, und die Luft zwingt, die dort entſtandene Leere zu fuͤllen; zweytens, wenn die jenſeit des Gewoͤlks herbeyſtroͤmende Luft durch ihren Stoß die diſſeitige noch einige Zeit beweget.</p><p>Durch dieſe Bewegungen der Luft werden die Wolken ſelbſt mit fortgeriſſen. Oft bemerkt man, wenn bey heiterm Himmel und Windſtille die Luft anfaͤngt, ſich zu bewegen, daß ſich in der entgegengeſetzten Richtung des Windes die Luft truͤbt.</p><p>Die Veraͤnderungen des Barometers richten ſich oft und faſt immer nach der Staͤrke und Richtung der Winde. Die Queckſilberſaͤule erreicht ihren hoͤchſten Stand, wenn ſich die Luft ſehr langſam uͤber trockne Diſtricte zu uns bewegt, wo die Ausduͤnſtung am ſchnellſten und anhaltendſten vor ſich gehen kan. Dies iſt in unſern Gegenden immer der Fall bey ſchwachen Nord - und Oſtwinden und ſehr heiterer Luft, und es ſcheint hieraus zu folgen, daß durch Ausduͤnſtung und Verwandlung des Dunſtes in Luft die Atmoſphaͤre <hirendition="#b">vermehrt</hi> werde, wenn nemlich die Luft ſich nicht ſchnell wieder fortbewegt, und der ungehinderte Proceß der Ausduͤnſtung einen großen Diſtrict umfaßt. Dieſe vermehrte Maſſe des Dunſtkreiſes uͤbt einen groͤßern Druck auf das Queckſilber im Barometer aus. Dagegen tritt der tiefſte Stand des Barometers bey großen Stuͤrmen ein, wo die Zerſetzungen in der Atmoſphaͤre haͤufig geſchehen. Hieraus laͤßt ſich nun ſehr wahrſcheinlich ſchließen, daß die Zerſetzung der Luft (wo<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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eine Niederſchlagung des Waſſers und Regens bewirkt, ſo werden wir Suͤdoſtwind haben, weil die uns umgebende Luft der Richtung nach Nordweſt folgen wird. Langſame und anhaltende Regen muͤſſen uͤberhaupt eine langſame Bewegung der Luft nach dem Orte hin, wo es regnet, bewirken. Donnerwetter und ſtarke Regenguͤſſe an entlegnen Orten bewirken bey uns Stuͤrme; und an den Orten ſelbſt, wo dieſe ploͤtzlichen Zerſetzungen vor ſich gehen, koͤnnen aus mehrern zuſammentreffenden Urſachen bey Gewittern fuͤrchterliche Orkane und Wirbelwinde entſtehen. Daß ſich bisweilen die Luft von einem Regenſchauer zu uns her bewegt, kan aus zwo beſondern Urſachen kommen; erſtens, wenn nach einer entgegengeſetzten Weltgegend hin ebenfalls ein Regen faͤllt, und die Luft zwingt, die dort entſtandene Leere zu fuͤllen; zweytens, wenn die jenſeit des Gewoͤlks herbeyſtroͤmende Luft durch ihren Stoß die diſſeitige noch einige Zeit beweget.
Durch dieſe Bewegungen der Luft werden die Wolken ſelbſt mit fortgeriſſen. Oft bemerkt man, wenn bey heiterm Himmel und Windſtille die Luft anfaͤngt, ſich zu bewegen, daß ſich in der entgegengeſetzten Richtung des Windes die Luft truͤbt.
Die Veraͤnderungen des Barometers richten ſich oft und faſt immer nach der Staͤrke und Richtung der Winde. Die Queckſilberſaͤule erreicht ihren hoͤchſten Stand, wenn ſich die Luft ſehr langſam uͤber trockne Diſtricte zu uns bewegt, wo die Ausduͤnſtung am ſchnellſten und anhaltendſten vor ſich gehen kan. Dies iſt in unſern Gegenden immer der Fall bey ſchwachen Nord - und Oſtwinden und ſehr heiterer Luft, und es ſcheint hieraus zu folgen, daß durch Ausduͤnſtung und Verwandlung des Dunſtes in Luft die Atmoſphaͤre vermehrt werde, wenn nemlich die Luft ſich nicht ſchnell wieder fortbewegt, und der ungehinderte Proceß der Ausduͤnſtung einen großen Diſtrict umfaßt. Dieſe vermehrte Maſſe des Dunſtkreiſes uͤbt einen groͤßern Druck auf das Queckſilber im Barometer aus. Dagegen tritt der tiefſte Stand des Barometers bey großen Stuͤrmen ein, wo die Zerſetzungen in der Atmoſphaͤre haͤufig geſchehen. Hieraus laͤßt ſich nun ſehr wahrſcheinlich ſchließen, daß die Zerſetzung der Luft (wo
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/144>, abgerufen am 28.11.2024.
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