keinen richtigen Schluß machen; sie würden sich in der obern Luft anhäufen, und den Himmel verdunkeln; sie würden die obere Luft zu allen Zeiten feuchter machen, als die untere, wovon doch die Erfahrung das Gegentheil lehre, sie würden endlich unter der Glocke der Luftpumpe niederfallen, wie Rauch und ähnliche Dämpfe, welches doch nie geschehe, da das Wasser vielmehr selbst im Vacuum noch ausdünste. (Dies sind aber Einwürfe, die in Herrn de Luc Systeme ganz hinwegfallen, weil dieses den Wasserdunst durchsichtig und elastisch annimmt, und in den obern Regionen sich in trockne Luft selbst verwandeln läßt.)
Daß die Ausdünstung Kälte erzeugt, ist nach Herrn Hube ein Beweis für das Auflösungssystem, weil Veränderung der Temperatur bey Vermischung zwoer gleich warmen Materien ein untrügliches Kennzeichen einer Auflösung ist. (Sollte nicht erzeugte Kälte weit natürlicher eine Entziehung u. neue Verbindung des Wärmestoffs andeuten?) Hingegen steigt das Thermometer unter einer Glocke, wenn man die darunter befindliche feuchte Luft durch Laugensalze austrocknet, zum Beweise, daß die Niederschlagung der Wasserdünste aus der Luft Wärme erzeuge.
Durch die Trocknung nasser Körper wird die Federkraft der Luft vermehrt. Bringt man unter eine Glocke ein Barometer, Thermometer und etwas feuchte Leinwand, so sieht man das Barometer steigen und das Thermometer fallen, indem die Leinwand trocknet, s. Dünste (Th. I. S. 626.). Verschließt man in die Kugel eines Luftthermometers zuerst gut getrocknete und sodann feuchte Luft, so wird man bey gleicher Erhitzung beyder die feuchte sich merklich stärker ausdehnen sehen, als die trockne. Herr Hube nennt dieses eine der sonderbarsten Erscheinungen. Er glaubt, sie finde nur bey schnellen Ausdünstungen, oder beym Trocknen nasser Körper statt, und zeige sich im Luftthermometer nur deswegen, weil die feuchten Wände der Glaskugel durch die Erhitzung getrocknet würden.
Bey der unmerklichen Ausdünstung bleibt die Luft durchsichtig
-- ein neuer Beweiß, daß hiebey eine wirkliche Auflösung vorgehe (vielmehr, daß das, was in
keinen richtigen Schluß machen; ſie wuͤrden ſich in der obern Luft anhaͤufen, und den Himmel verdunkeln; ſie wuͤrden die obere Luft zu allen Zeiten feuchter machen, als die untere, wovon doch die Erfahrung das Gegentheil lehre, ſie wuͤrden endlich unter der Glocke der Luftpumpe niederfallen, wie Rauch und aͤhnliche Daͤmpfe, welches doch nie geſchehe, da das Waſſer vielmehr ſelbſt im Vacuum noch ausduͤnſte. (Dies ſind aber Einwuͤrfe, die in Herrn de Luc Syſteme ganz hinwegfallen, weil dieſes den Waſſerdunſt durchſichtig und elaſtiſch annimmt, und in den obern Regionen ſich in trockne Luft ſelbſt verwandeln laͤßt.)
Daß die Ausduͤnſtung Kaͤlte erzeugt, iſt nach Herrn Hube ein Beweis fuͤr das Aufloͤſungsſyſtem, weil Veraͤnderung der Temperatur bey Vermiſchung zwoer gleich warmen Materien ein untruͤgliches Kennzeichen einer Aufloͤſung iſt. (Sollte nicht erzeugte Kaͤlte weit natuͤrlicher eine Entziehung u. neue Verbindung des Waͤrmeſtoffs andeuten?) Hingegen ſteigt das Thermometer unter einer Glocke, wenn man die darunter befindliche feuchte Luft durch Laugenſalze austrocknet, zum Beweiſe, daß die Niederſchlagung der Waſſerduͤnſte aus der Luft Waͤrme erzeuge.
Durch die Trocknung naſſer Koͤrper wird die Federkraft der Luft vermehrt. Bringt man unter eine Glocke ein Barometer, Thermometer und etwas feuchte Leinwand, ſo ſieht man das Barometer ſteigen und das Thermometer fallen, indem die Leinwand trocknet, ſ. Duͤnſte (Th. I. S. 626.). Verſchließt man in die Kugel eines Luftthermometers zuerſt gut getrocknete und ſodann feuchte Luft, ſo wird man bey gleicher Erhitzung beyder die feuchte ſich merklich ſtaͤrker ausdehnen ſehen, als die trockne. Herr Hube nennt dieſes eine der ſonderbarſten Erſcheinungen. Er glaubt, ſie finde nur bey ſchnellen Ausduͤnſtungen, oder beym Trocknen naſſer Koͤrper ſtatt, und zeige ſich im Luftthermometer nur deswegen, weil die feuchten Waͤnde der Glaskugel durch die Erhitzung getrocknet wuͤrden.
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keinen richtigen Schluß machen; ſie wuͤrden ſich in der obern Luft anhaͤufen, und den Himmel verdunkeln; ſie wuͤrden die obere Luft zu allen Zeiten feuchter machen, als die untere, wovon doch die Erfahrung das Gegentheil lehre, ſie wuͤrden endlich unter der Glocke der Luftpumpe niederfallen, wie Rauch und aͤhnliche Daͤmpfe, welches doch nie geſchehe, da das Waſſer vielmehr ſelbſt im Vacuum noch ausduͤnſte. (Dies ſind aber Einwuͤrfe, die in Herrn de Luc Syſteme ganz hinwegfallen, weil dieſes den Waſſerdunſt durchſichtig und elaſtiſch annimmt, und in den obern Regionen ſich in trockne Luft ſelbſt verwandeln laͤßt.)
Daß die Ausduͤnſtung Kaͤlte erzeugt, iſt nach Herrn Hube ein Beweis fuͤr das Aufloͤſungsſyſtem, weil Veraͤnderung der Temperatur bey Vermiſchung zwoer gleich warmen Materien ein untruͤgliches Kennzeichen einer Aufloͤſung iſt. (Sollte nicht erzeugte Kaͤlte weit natuͤrlicher eine Entziehung u. neue Verbindung des Waͤrmeſtoffs andeuten?) Hingegen ſteigt das Thermometer unter einer Glocke, wenn man die darunter befindliche feuchte Luft durch Laugenſalze austrocknet, zum Beweiſe, daß die Niederſchlagung der Waſſerduͤnſte aus der Luft Waͤrme erzeuge.
Durch die Trocknung naſſer Koͤrper wird die Federkraft der Luft vermehrt. Bringt man unter eine Glocke ein Barometer, Thermometer und etwas feuchte Leinwand, ſo ſieht man das Barometer ſteigen und das Thermometer fallen, indem die Leinwand trocknet, ſ. Duͤnſte (Th. I. S. 626.). Verſchließt man in die Kugel eines Luftthermometers zuerſt gut getrocknete und ſodann feuchte Luft, ſo wird man bey gleicher Erhitzung beyder die feuchte ſich merklich ſtaͤrker ausdehnen ſehen, als die trockne. Herr Hube nennt dieſes eine der ſonderbarſten Erſcheinungen. Er glaubt, ſie finde nur bey ſchnellen Ausduͤnſtungen, oder beym Trocknen naſſer Koͤrper ſtatt, und zeige ſich im Luftthermometer nur deswegen, weil die feuchten Waͤnde der Glaskugel durch die Erhitzung getrocknet wuͤrden.
Bey der unmerklichen Ausduͤnſtung bleibt die Luft durchſichtig
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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