in einem Gemisch von Schwefelsäure und Salpetersäure, beyde mit Wasser verdünnt, erst brennbares Gas, nachher azotische Halbsäure, und zuletzt gemeines Salpetergas. Die Auflösung des Zinks in der mit vielem Wasser verdünnten Salpetersäure giebt vom Anfange der Operation, und ehe die Auflösung braun wird, ein sehr reines azotisches Gas. Auch erhält man es in großer Menge durch Erhitzung des salpetersauren Ammoniaks.
Den angestellten zahlreichen Versuchen zufolge scheint diese azotische Halbsäure durch den ersten und schwächsten Grad der Oxygenirung des Stickstoffs zu entstehen; ein stärkerer Grad der Verbindung mit Sauerstoff giebt das gewöhnliche Salpetergas, noch stärkere Grade bilden das Salpetersaure und die Salpetersäure (Acide nitreux und Acide nitrique). Nach der Berechnung der Verfasser findet man in 100 Theilen vom azotischen Gas 37 Theile Oxygen und 63 Theile Azote; da das gemeine Salpetergas in 100 Theilen 68 Theile Oxygen und 32 Azote enthält. Hieraus erklärt sich, wie man durch Entziehung des Sauerstoffs das gemeine Salpetergas in azotische Halbsäure verwandeln kann.
Eisen, Zink und Zinn geben mit concentrirter Salxetersäure blos Salpetergas. Kömmt aber Wasser hinzu, so oxydiren sich diese Metalle blos auf Kosten des Wassers, es entsteht brennbares Gas und Salpetergas, das erstere zieht das Oxygen des letztern an, und verwandelt dieses in azotische Halbsäure. Im salpetersauren Ammoniak ist Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff vorhanden. Die Erhitzung ändert die Verwandtschaften; ein Antheil Sauerstoff verbindet sich mit dem Wasserstoff zu Wasser, es bleibt also weniger Sauerstoff mit mehr Stickstoff verbunden, und bildet azotische Halbsäure.
Der Stickstoff, so leicht er sonst den Sauerstoff an alle verbrennliche Körper abtritt, hält doch denjenigen Antheil Sauerstoff, mit welchem er die gasförmige Halbsäure bildet, so fest an sich, daß ihm derselbe weder durch Schwefelleber, noch durch salzsaures Zinn, noch durch Schwefel, Phosphor und Kohle entrissen wird. Unter allen verbrennlichen Körpern ist der Wasserstoff der einzige, der diesen Antheil
in einem Gemiſch von Schwefelſaͤure und Salpeterſaͤure, beyde mit Waſſer verduͤnnt, erſt brennbares Gas, nachher azotiſche Halbſaͤure, und zuletzt gemeines Salpetergas. Die Aufloͤſung des Zinks in der mit vielem Waſſer verduͤnnten Salpeterſaͤure giebt vom Anfange der Operation, und ehe die Aufloͤſung braun wird, ein ſehr reines azotiſches Gas. Auch erhaͤlt man es in großer Menge durch Erhitzung des ſalpeterſauren Ammoniaks.
Den angeſtellten zahlreichen Verſuchen zufolge ſcheint dieſe azotiſche Halbſaͤure durch den erſten und ſchwaͤchſten Grad der Oxygenirung des Stickſtoffs zu entſtehen; ein ſtaͤrkerer Grad der Verbindung mit Sauerſtoff giebt das gewoͤhnliche Salpetergas, noch ſtaͤrkere Grade bilden das Salpeterſaure und die Salpeterſaͤure (Acide nitreux und Acide nitrique). Nach der Berechnung der Verfaſſer findet man in 100 Theilen vom azotiſchen Gas 37 Theile Oxygen und 63 Theile Azote; da das gemeine Salpetergas in 100 Theilen 68 Theile Oxygen und 32 Azote enthaͤlt. Hieraus erklaͤrt ſich, wie man durch Entziehung des Sauerſtoffs das gemeine Salpetergas in azotiſche Halbſaͤure verwandeln kann.
Eiſen, Zink und Zinn geben mit concentrirter Salxeterſaͤure blos Salpetergas. Koͤmmt aber Waſſer hinzu, ſo oxydiren ſich dieſe Metalle blos auf Koſten des Waſſers, es entſteht brennbares Gas und Salpetergas, das erſtere zieht das Oxygen des letztern an, und verwandelt dieſes in azotiſche Halbſaͤure. Im ſalpeterſauren Ammoniak iſt Sauerſtoff, Stickſtoff und Waſſerſtoff vorhanden. Die Erhitzung aͤndert die Verwandtſchaften; ein Antheil Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Waſſerſtoff zu Waſſer, es bleibt alſo weniger Sauerſtoff mit mehr Stickſtoff verbunden, und bildet azotiſche Halbſaͤure.
Der Stickſtoff, ſo leicht er ſonſt den Sauerſtoff an alle verbrennliche Koͤrper abtritt, haͤlt doch denjenigen Antheil Sauerſtoff, mit welchem er die gasfoͤrmige Halbſaͤure bildet, ſo feſt an ſich, daß ihm derſelbe weder durch Schwefelleber, noch durch ſalzſaures Zinn, noch durch Schwefel, Phosphor und Kohle entriſſen wird. Unter allen verbrennlichen Koͤrpern iſt der Waſſerſtoff der einzige, der dieſen Antheil
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in einem Gemiſch von Schwefelſaͤure und Salpeterſaͤure, beyde mit Waſſer verduͤnnt, erſt brennbares Gas, nachher azotiſche Halbſaͤure, und zuletzt gemeines Salpetergas. Die Aufloͤſung des Zinks in der mit vielem Waſſer verduͤnnten Salpeterſaͤure giebt vom Anfange der Operation, und ehe die Aufloͤſung braun wird, ein ſehr reines azotiſches Gas. Auch erhaͤlt man es in großer Menge durch Erhitzung des ſalpeterſauren Ammoniaks.
Den angeſtellten zahlreichen Verſuchen zufolge ſcheint dieſe azotiſche Halbſaͤure durch den erſten und ſchwaͤchſten Grad der Oxygenirung des Stickſtoffs zu entſtehen; ein ſtaͤrkerer Grad der Verbindung mit Sauerſtoff giebt das gewoͤhnliche Salpetergas, noch ſtaͤrkere Grade bilden das Salpeterſaure und die Salpeterſaͤure (Acide nitreux und Acide nitrique). Nach der Berechnung der Verfaſſer findet man in 100 Theilen vom azotiſchen Gas 37 Theile Oxygen und 63 Theile Azote; da das gemeine Salpetergas in 100 Theilen 68 Theile Oxygen und 32 Azote enthaͤlt. Hieraus erklaͤrt ſich, wie man durch Entziehung des Sauerſtoffs das gemeine Salpetergas in azotiſche Halbſaͤure verwandeln kann.
Eiſen, Zink und Zinn geben mit concentrirter Salxeterſaͤure blos Salpetergas. Koͤmmt aber Waſſer hinzu, ſo oxydiren ſich dieſe Metalle blos auf Koſten des Waſſers, es entſteht brennbares Gas und Salpetergas, das erſtere zieht das Oxygen des letztern an, und verwandelt dieſes in azotiſche Halbſaͤure. Im ſalpeterſauren Ammoniak iſt Sauerſtoff, Stickſtoff und Waſſerſtoff vorhanden. Die Erhitzung aͤndert die Verwandtſchaften; ein Antheil Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Waſſerſtoff zu Waſſer, es bleibt alſo weniger Sauerſtoff mit mehr Stickſtoff verbunden, und bildet azotiſche Halbſaͤure.
Der Stickſtoff, ſo leicht er ſonſt den Sauerſtoff an alle verbrennliche Koͤrper abtritt, haͤlt doch denjenigen Antheil Sauerſtoff, mit welchem er die gasfoͤrmige Halbſaͤure bildet, ſo feſt an ſich, daß ihm derſelbe weder durch Schwefelleber, noch durch ſalzſaures Zinn, noch durch Schwefel, Phosphor und Kohle entriſſen wird. Unter allen verbrennlichen Koͤrpern iſt der Waſſerſtoff der einzige, der dieſen Antheil
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 1052. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1064>, abgerufen am 24.11.2024.
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