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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Quecksilberapparat gehalten, gab 2/3 kohlengesäuertes Gas (carbonic gas), und fast 1/3 oder nur 1/4 phlogistisirtes oder Stickgas (nitrogenous gas). Die Feuchtigkeit gieng nicht in die Höhe, sondern blieb an der Hand hängen. Nimmt man die Oberfläche des menschlichen Körpers zu 2700 Quadratzoll, und die Oberfläche der Hand für den 38--39sten Theil davon an, so giebt nach diesen Versuchen der ganze Körper, die Perspiration in allen Theilen gleich genommen, in einer Stunde 77 Drachmen kohlengesäuertes und 25--26 Drachmen Stickgas. Die Einsaugung der Luft scheint an Menge der Verdünstung gleich, und der ganze Proceß dem Processe des Athmens ähnlich zu seyn. Statt der eingeführten Namen, sensible und insensible Perspiration, könnte man schicklicher wäßrige und luftförmige sagen. Gas, salpeterartiges. Noch zu Th. II S. 411--419.

In diesem Supplementbande wird oben S. 463. u. f. eine neuentdeckte Gasart erwähnt, welche von D. Priestley als eine dephlogistisirte Salpeterluft, von den Herren van Troostwyck und Deiman hingegen, als gasförmige azotische Halbsäure (Oxide gaseux d'azote) betrachtet worden ist. Die Untersuchungen der hölländischen Gelehrten hierüber sind von Hrn. Gren im Neuen Journale der Physik (B. I. S. 243. u. f.) mitgetheilt worden, und ich will hier nur von dem Wesentlichsten etwas in möglichster Kürze ausheben.

In diesem Gas brennt eine Kerze mit lebhafter und verstärkter Flamme, und sein Umfang wird durch Vermischung mit Salpetergas eben so wenig, als durch Mischung mit atmosphärischer oder Lebensluft, vermindert. Es wird vom Wasser verschluckt, und brennt, mit etwas brennbarem Gas vermischt, mit Explosion ab. Man erhält es entweder aus dem Salpetergas, wenn man demselben einen Theil seines Sauerstoffs entzieht, welches z. B. durch angefeuchtete Eisenseile, feuchte alkalische Schwefelleber, salzsaures Zinn u. s. w. geschehen kan; oder man gewinnt es durch Auflösungen. So giebt die Auflösung des Eisens


Queckſilberapparat gehalten, gab 2/3 kohlengeſaͤuertes Gas (carbonic gas), und faſt 1/3 oder nur 1/4 phlogiſtiſirtes oder Stickgas (nitrogenous gas). Die Feuchtigkeit gieng nicht in die Hoͤhe, ſondern blieb an der Hand haͤngen. Nimmt man die Oberflaͤche des menſchlichen Koͤrpers zu 2700 Quadratzoll, und die Oberflaͤche der Hand fuͤr den 38—39ſten Theil davon an, ſo giebt nach dieſen Verſuchen der ganze Koͤrper, die Perſpiration in allen Theilen gleich genommen, in einer Stunde 77 Drachmen kohlengeſaͤuertes und 25—26 Drachmen Stickgas. Die Einſaugung der Luft ſcheint an Menge der Verduͤnſtung gleich, und der ganze Proceß dem Proceſſe des Athmens aͤhnlich zu ſeyn. Statt der eingefuͤhrten Namen, ſenſible und inſenſible Perſpiration, koͤnnte man ſchicklicher waͤßrige und luftfoͤrmige ſagen. Gas, ſalpeterartiges. Noch zu Th. II S. 411—419.

In dieſem Supplementbande wird oben S. 463. u. f. eine neuentdeckte Gasart erwaͤhnt, welche von D. Prieſtley als eine dephlogiſtiſirte Salpeterluft, von den Herren van Trooſtwyck und Deiman hingegen, als gasfoͤrmige azotiſche Halbſaͤure (Oxide gaſeux d'azote) betrachtet worden iſt. Die Unterſuchungen der hoͤllaͤndiſchen Gelehrten hieruͤber ſind von Hrn. Gren im Neuen Journale der Phyſik (B. I. S. 243. u. f.) mitgetheilt worden, und ich will hier nur von dem Weſentlichſten etwas in moͤglichſter Kuͤrze ausheben.

In dieſem Gas brennt eine Kerze mit lebhafter und verſtaͤrkter Flamme, und ſein Umfang wird durch Vermiſchung mit Salpetergas eben ſo wenig, als durch Miſchung mit atmoſphaͤriſcher oder Lebensluft, vermindert. Es wird vom Waſſer verſchluckt, und brennt, mit etwas brennbarem Gas vermiſcht, mit Exploſion ab. Man erhaͤlt es entweder aus dem Salpetergas, wenn man demſelben einen Theil ſeines Sauerſtoffs entzieht, welches z. B. durch angefeuchtete Eiſenſeile, feuchte alkaliſche Schwefelleber, ſalzſaures Zinn u. ſ. w. geſchehen kan; oder man gewinnt es durch Aufloͤſungen. So giebt die Aufloͤſung des Eiſens

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[1051/1063] Queckſilberapparat gehalten, gab 2/3 kohlengeſaͤuertes Gas (carbonic gas), und faſt 1/3 oder nur 1/4 phlogiſtiſirtes oder Stickgas (nitrogenous gas). Die Feuchtigkeit gieng nicht in die Hoͤhe, ſondern blieb an der Hand haͤngen. Nimmt man die Oberflaͤche des menſchlichen Koͤrpers zu 2700 Quadratzoll, und die Oberflaͤche der Hand fuͤr den 38—39ſten Theil davon an, ſo giebt nach dieſen Verſuchen der ganze Koͤrper, die Perſpiration in allen Theilen gleich genommen, in einer Stunde 77 Drachmen kohlengeſaͤuertes und 25—26 Drachmen Stickgas. Die Einſaugung der Luft ſcheint an Menge der Verduͤnſtung gleich, und der ganze Proceß dem Proceſſe des Athmens aͤhnlich zu ſeyn. Statt der eingefuͤhrten Namen, ſenſible und inſenſible Perſpiration, koͤnnte man ſchicklicher waͤßrige und luftfoͤrmige ſagen. Gas, ſalpeterartiges. Noch zu Th. II S. 411—419. In dieſem Supplementbande wird oben S. 463. u. f. eine neuentdeckte Gasart erwaͤhnt, welche von D. Prieſtley als eine dephlogiſtiſirte Salpeterluft, von den Herren van Trooſtwyck und Deiman hingegen, als gasfoͤrmige azotiſche Halbſaͤure (Oxide gaſeux d'azote) betrachtet worden iſt. Die Unterſuchungen der hoͤllaͤndiſchen Gelehrten hieruͤber ſind von Hrn. Gren im Neuen Journale der Phyſik (B. I. S. 243. u. f.) mitgetheilt worden, und ich will hier nur von dem Weſentlichſten etwas in moͤglichſter Kuͤrze ausheben. In dieſem Gas brennt eine Kerze mit lebhafter und verſtaͤrkter Flamme, und ſein Umfang wird durch Vermiſchung mit Salpetergas eben ſo wenig, als durch Miſchung mit atmoſphaͤriſcher oder Lebensluft, vermindert. Es wird vom Waſſer verſchluckt, und brennt, mit etwas brennbarem Gas vermiſcht, mit Exploſion ab. Man erhaͤlt es entweder aus dem Salpetergas, wenn man demſelben einen Theil ſeines Sauerſtoffs entzieht, welches z. B. durch angefeuchtete Eiſenſeile, feuchte alkaliſche Schwefelleber, ſalzſaures Zinn u. ſ. w. geſchehen kan; oder man gewinnt es durch Aufloͤſungen. So giebt die Aufloͤſung des Eiſens

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 1051. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1063>, abgerufen am 24.11.2024.