wäre. Im letztern Falle, wo der Druck der Atmosphäre weggenommen ist, hat der Dunst im eingesch ossenen Raume blos seinen eignen Widerstand zu überwinden; und in der freyen Luft findet das Nemliche statt, weil der Druck der Atmosphäre von der Luft getragen wird, mit welcher der Dunst sich vermischer. Dies bestätigen auch die Versuche. Bey einer Temperatur von 65 Grad nach Fahrenheit wird durch das Maximum der Verdünstung in einer luftleeren Glocke eine Quecksilbersäule von einem haben Zolle erhalten: und wenn man bey eben der Temperatur eine Glocke mit Luft von der Dichtigkeit der äußern anfüllt, ein Barometer darunter setzt, und nun in der wohl ausgetrockneten Glocke durch hineingebrachtes Wasser das Maximum der Verdünstung hervorbringt, so steigt das Quecksilber im Barometer hier ebenfalls um einen halben Zoll. Ein Beweis, daß der Wasserdunst mit Luft vermischt, an sich nicht mehr Druck ausübe, als im luftleeren Raume: nur daß in jenem Falle dieser Druck sich mit dem Drucke der Luft verbindet, und beyde zusammen auf die Säule des Barometers oder Manometers wirken.
So viel von dem System des Herrn de Luc, in sofern dasselbe die Ausdünstung betrift. Er nimmt übrigens an, der Wasserdunst könne sich in der Atmosphäre durch den Zutritt eines noch unbekannten Zwischenmittels in Luft selbst verwandeln, und umgekehrt könne die Zersetzung der Luft das Wasser wiedergeben, welches die Wolken bilde, und unter mannigfaltigen Gestalten aus der Atmosphäre, in die es als Dunst aufgestiegen war, wieder herabfalle. Theorie der Ausdünstung nach dem antiphlogistischen System.
Die neuern französischen Chemisten haben das Auflösungssystem nach Le Roi mit ihrem Lehrgebäude der Chemie in Verbindung gebracht. Die vornehmsten Sätze desselben sind nach Herrn Girtanners Vortrage folgende.
Festigkeit, Flüßigkeit und Elasticität sind drey verschiedene Zustände, durch welche alle Körper in der Natur successiv gehen können. Das Wasser z. B. ist bey einer Temperatur unter Null Reaum. ein fester Körper, Eis; bey
waͤre. Im letztern Falle, wo der Druck der Atmoſphaͤre weggenommen iſt, hat der Dunſt im eingeſch oſſenen Raume blos ſeinen eignen Widerſtand zu uͤberwinden; und in der freyen Luft findet das Nemliche ſtatt, weil der Druck der Atmoſphaͤre von der Luft getragen wird, mit welcher der Dunſt ſich vermiſcher. Dies beſtaͤtigen auch die Verſuche. Bey einer Temperatur von 65 Grad nach Fahrenheit wird durch das Maximum der Verduͤnſtung in einer luftleeren Glocke eine Queckſilberſaͤule von einem haben Zolle erhalten: und wenn man bey eben der Temperatur eine Glocke mit Luft von der Dichtigkeit der aͤußern anfuͤllt, ein Barometer darunter ſetzt, und nun in der wohl ausgetrockneten Glocke durch hineingebrachtes Waſſer das Maximum der Verduͤnſtung hervorbringt, ſo ſteigt das Queckſilber im Barometer hier ebenfalls um einen halben Zoll. Ein Beweis, daß der Waſſerdunſt mit Luft vermiſcht, an ſich nicht mehr Druck ausuͤbe, als im luftleeren Raume: nur daß in jenem Falle dieſer Druck ſich mit dem Drucke der Luft verbindet, und beyde zuſammen auf die Saͤule des Barometers oder Manometers wirken.
So viel von dem Syſtem des Herrn de Luc, in ſofern daſſelbe die Ausduͤnſtung betrift. Er nimmt uͤbrigens an, der Waſſerdunſt koͤnne ſich in der Atmoſphaͤre durch den Zutritt eines noch unbekannten Zwiſchenmittels in Luft ſelbſt verwandeln, und umgekehrt koͤnne die Zerſetzung der Luft das Waſſer wiedergeben, welches die Wolken bilde, und unter mannigfaltigen Geſtalten aus der Atmoſphaͤre, in die es als Dunſt aufgeſtiegen war, wieder herabfalle. Theorie der Ausduͤnſtung nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem.
Die neuern franzoͤſiſchen Chemiſten haben das Aufloͤſungsſyſtem nach Le Roi mit ihrem Lehrgebaͤude der Chemie in Verbindung gebracht. Die vornehmſten Saͤtze deſſelben ſind nach Herrn Girtanners Vortrage folgende.
Feſtigkeit, Fluͤßigkeit und Elaſticitaͤt ſind drey verſchiedene Zuſtaͤnde, durch welche alle Koͤrper in der Natur ſucceſſiv gehen koͤnnen. Das Waſſer z. B. iſt bey einer Temperatur unter Null Reaum. ein feſter Koͤrper, Eis; bey
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waͤre. Im letztern Falle, wo der Druck der Atmoſphaͤre weggenommen iſt, hat der Dunſt im eingeſch oſſenen Raume blos ſeinen eignen Widerſtand zu uͤberwinden; und in der freyen Luft findet das Nemliche ſtatt, weil der Druck der Atmoſphaͤre von der Luft getragen wird, mit welcher der Dunſt ſich vermiſcher. Dies beſtaͤtigen auch die Verſuche. Bey einer Temperatur von 65 Grad nach Fahrenheit wird durch das Maximum der Verduͤnſtung in einer luftleeren Glocke eine Queckſilberſaͤule von einem haben Zolle erhalten: und wenn man bey eben der Temperatur eine Glocke mit Luft von der Dichtigkeit der aͤußern anfuͤllt, ein Barometer darunter ſetzt, und nun in der wohl ausgetrockneten Glocke durch hineingebrachtes Waſſer das Maximum der Verduͤnſtung hervorbringt, ſo ſteigt das Queckſilber im Barometer hier ebenfalls um einen halben Zoll. Ein Beweis, daß der Waſſerdunſt mit Luft vermiſcht, an ſich nicht mehr Druck ausuͤbe, als im luftleeren Raume: nur daß in jenem Falle dieſer Druck ſich mit dem Drucke der Luft verbindet, und beyde zuſammen auf die Saͤule des Barometers oder Manometers wirken.</p><p>So viel von dem Syſtem des Herrn <hirendition="#b">de Luc,</hi> in ſofern daſſelbe die Ausduͤnſtung betrift. Er nimmt uͤbrigens an, der Waſſerdunſt koͤnne ſich in der Atmoſphaͤre durch den Zutritt eines noch unbekannten Zwiſchenmittels in Luft ſelbſt verwandeln, und umgekehrt koͤnne die Zerſetzung der Luft das Waſſer wiedergeben, welches die Wolken bilde, und unter mannigfaltigen Geſtalten aus der Atmoſphaͤre, in die es als Dunſt aufgeſtiegen war, wieder herabfalle. <hirendition="#c">Theorie der Ausduͤnſtung <hirendition="#b">nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem.</hi></hi></p><p>Die neuern franzoͤſiſchen Chemiſten haben das Aufloͤſungsſyſtem nach <hirendition="#b">Le Roi</hi> mit ihrem Lehrgebaͤude der Chemie in Verbindung gebracht. Die vornehmſten Saͤtze deſſelben ſind nach Herrn <hirendition="#b">Girtanners</hi> Vortrage folgende.</p><p>Feſtigkeit, Fluͤßigkeit und Elaſticitaͤt ſind drey verſchiedene Zuſtaͤnde, durch welche alle Koͤrper in der Natur ſucceſſiv gehen koͤnnen. Das Waſſer z. B. iſt bey einer Temperatur unter Null Reaum. ein feſter Koͤrper, <hirendition="#b">Eis;</hi> bey<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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waͤre. Im letztern Falle, wo der Druck der Atmoſphaͤre weggenommen iſt, hat der Dunſt im eingeſch oſſenen Raume blos ſeinen eignen Widerſtand zu uͤberwinden; und in der freyen Luft findet das Nemliche ſtatt, weil der Druck der Atmoſphaͤre von der Luft getragen wird, mit welcher der Dunſt ſich vermiſcher. Dies beſtaͤtigen auch die Verſuche. Bey einer Temperatur von 65 Grad nach Fahrenheit wird durch das Maximum der Verduͤnſtung in einer luftleeren Glocke eine Queckſilberſaͤule von einem haben Zolle erhalten: und wenn man bey eben der Temperatur eine Glocke mit Luft von der Dichtigkeit der aͤußern anfuͤllt, ein Barometer darunter ſetzt, und nun in der wohl ausgetrockneten Glocke durch hineingebrachtes Waſſer das Maximum der Verduͤnſtung hervorbringt, ſo ſteigt das Queckſilber im Barometer hier ebenfalls um einen halben Zoll. Ein Beweis, daß der Waſſerdunſt mit Luft vermiſcht, an ſich nicht mehr Druck ausuͤbe, als im luftleeren Raume: nur daß in jenem Falle dieſer Druck ſich mit dem Drucke der Luft verbindet, und beyde zuſammen auf die Saͤule des Barometers oder Manometers wirken.
So viel von dem Syſtem des Herrn de Luc, in ſofern daſſelbe die Ausduͤnſtung betrift. Er nimmt uͤbrigens an, der Waſſerdunſt koͤnne ſich in der Atmoſphaͤre durch den Zutritt eines noch unbekannten Zwiſchenmittels in Luft ſelbſt verwandeln, und umgekehrt koͤnne die Zerſetzung der Luft das Waſſer wiedergeben, welches die Wolken bilde, und unter mannigfaltigen Geſtalten aus der Atmoſphaͤre, in die es als Dunſt aufgeſtiegen war, wieder herabfalle. Theorie der Ausduͤnſtung nach dem antiphlogiſtiſchen Syſtem.
Die neuern franzoͤſiſchen Chemiſten haben das Aufloͤſungsſyſtem nach Le Roi mit ihrem Lehrgebaͤude der Chemie in Verbindung gebracht. Die vornehmſten Saͤtze deſſelben ſind nach Herrn Girtanners Vortrage folgende.
Feſtigkeit, Fluͤßigkeit und Elaſticitaͤt ſind drey verſchiedene Zuſtaͤnde, durch welche alle Koͤrper in der Natur ſucceſſiv gehen koͤnnen. Das Waſſer z. B. iſt bey einer Temperatur unter Null Reaum. ein feſter Koͤrper, Eis; bey
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/106>, abgerufen am 22.11.2024.
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