Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Zu S. 764. Unter den Winden, die sich durch eine eigne Beschaffenheit auszeichnen, sind vorzüglich einige in den wärmern Ländern merkwürdig. Der Harmattan auf den westlichen Küsten von Afrika, besonders in Senegal, wehet mehrentheils im April von Osten her, und pflegt nur wenige Tage anzuhalten. Er ist unerträglich heiß, und scheint mit einer eignen Luftart vermischt, welche die Wärme schlecht leitet, und daher dem Gefühl heißer scheint, als sie in der That ist. Diese Luft macht bey unbewölktem Himmel die Atmosphäre undurchsichtig, und läßt oft einen bräunlichen unfühlbaren Staub herabfallen, der alles bisweilen liniendick bedeckt. Dieser Wind kömmt von einer starken Ausdehnung der Luft über den afrikanischen Sandwüsten her, statt daß der gewöhnliche Wind daselbst in dieser Jahrszeit bey Tage ein nordwestlicher Seewind ist. Von gleicher Art ist der Sirocco, der in Sicilien und Italien zuweilen im Sommer den Nordwind unterbricht, und ebenfalls von Afrika herkömmt. Der Chamsin in Aegypten wehet innerhalb den 50 Tagen, welche auf die Frühlingsnachtgleiche folgen, 2--3 Tage nach einander aus Süden, ist brennend heiß und trocken, führt einen feinen Staub mit sich, der die Atmosphäre verdunkelt, und erstickt oft die Menschen. Der Smum oder Samiel, den Volney (Voyages. Tom. I. p. 56.) mit dem Chamsin verwechselt, Niebuhr aber davon unterscheidet, zeigt sich durch eine besondere Röthe in der Luft, mit einem Knistern und schwefelartigen Geruch verbunden. Er tödtet Menschen und Thiere auf der Stelle, und man entgeht der Gefahr nur, wenn man sich sogleich niederwirft, und das Gesicht an die Erde hält, oder wenn man zu der Zeit, da er wehet, auf dem Wasser fährt. Herr Hube glaubt, daß alle diese Winde mit Elektricität überladen sind, vorzüglich der Smum, der dadurch von unten unschädlich werde, weil er seine Elektricität der Erde, und noch mehr dem stark leitenden Wasser, mittheile. Zu S 765--768. Nach Herrn Hube sind Verschiedenheit in der Erwärmung durch die Sonne, Ausdünstung und Elektricität, die vorzüglichsten Ursachen der veränderlichen Zu S. 764. Unter den Winden, die ſich durch eine eigne Beſchaffenheit auszeichnen, ſind vorzuͤglich einige in den waͤrmern Laͤndern merkwuͤrdig. Der Harmattan auf den weſtlichen Kuͤſten von Afrika, beſonders in Senegal, wehet mehrentheils im April von Oſten her, und pflegt nur wenige Tage anzuhalten. Er iſt unertraͤglich heiß, und ſcheint mit einer eignen Luftart vermiſcht, welche die Waͤrme ſchlecht leitet, und daher dem Gefuͤhl heißer ſcheint, als ſie in der That iſt. Dieſe Luft macht bey unbewoͤlktem Himmel die Atmoſphaͤre undurchſichtig, und laͤßt oft einen braͤunlichen unfuͤhlbaren Staub herabfallen, der alles bisweilen liniendick bedeckt. Dieſer Wind koͤmmt von einer ſtarken Ausdehnung der Luft uͤber den afrikaniſchen Sandwuͤſten her, ſtatt daß der gewoͤhnliche Wind daſelbſt in dieſer Jahrszeit bey Tage ein nordweſtlicher Seewind iſt. Von gleicher Art iſt der Sirocco, der in Sicilien und Italien zuweilen im Sommer den Nordwind unterbricht, und ebenfalls von Afrika herkoͤmmt. Der Chamſin in Aegypten wehet innerhalb den 50 Tagen, welche auf die Fruͤhlingsnachtgleiche folgen, 2—3 Tage nach einander aus Suͤden, iſt brennend heiß und trocken, fuͤhrt einen feinen Staub mit ſich, der die Atmoſphaͤre verdunkelt, und erſtickt oft die Menſchen. Der Smum oder Samiel, den Volney (Voyages. Tom. I. p. 56.) mit dem Chamſin verwechſelt, Niebuhr aber davon unterſcheidet, zeigt ſich durch eine beſondere Roͤthe in der Luft, mit einem Kniſtern und ſchwefelartigen Geruch verbunden. Er toͤdtet Menſchen und Thiere auf der Stelle, und man entgeht der Gefahr nur, wenn man ſich ſogleich niederwirft, und das Geſicht an die Erde haͤlt, oder wenn man zu der Zeit, da er wehet, auf dem Waſſer faͤhrt. Herr Hube glaubt, daß alle dieſe Winde mit Elektricitaͤt uͤberladen ſind, vorzuͤglich der Smum, der dadurch von unten unſchaͤdlich werde, weil er ſeine Elektricitaͤt der Erde, und noch mehr dem ſtark leitenden Waſſer, mittheile. Zu S 765—768. 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Zu S. 764. Unter den Winden, die ſich durch eine eigne Beſchaffenheit auszeichnen, ſind vorzuͤglich einige in den waͤrmern Laͤndern merkwuͤrdig. Der Harmattan auf den weſtlichen Kuͤſten von Afrika, beſonders in Senegal, wehet mehrentheils im April von Oſten her, und pflegt nur wenige Tage anzuhalten. Er iſt unertraͤglich heiß, und ſcheint mit einer eignen Luftart vermiſcht, welche die Waͤrme ſchlecht leitet, und daher dem Gefuͤhl heißer ſcheint, als ſie in der That iſt. Dieſe Luft macht bey unbewoͤlktem Himmel die Atmoſphaͤre undurchſichtig, und laͤßt oft einen braͤunlichen unfuͤhlbaren Staub herabfallen, der alles bisweilen liniendick bedeckt. Dieſer Wind koͤmmt von einer ſtarken Ausdehnung der Luft uͤber den afrikaniſchen Sandwuͤſten her, ſtatt daß der gewoͤhnliche Wind daſelbſt in dieſer Jahrszeit bey Tage ein nordweſtlicher Seewind iſt.
Von gleicher Art iſt der Sirocco, der in Sicilien und Italien zuweilen im Sommer den Nordwind unterbricht, und ebenfalls von Afrika herkoͤmmt. Der Chamſin in Aegypten wehet innerhalb den 50 Tagen, welche auf die Fruͤhlingsnachtgleiche folgen, 2—3 Tage nach einander aus Suͤden, iſt brennend heiß und trocken, fuͤhrt einen feinen Staub mit ſich, der die Atmoſphaͤre verdunkelt, und erſtickt oft die Menſchen. Der Smum oder Samiel, den Volney (Voyages. Tom. I. p. 56.) mit dem Chamſin verwechſelt, Niebuhr aber davon unterſcheidet, zeigt ſich durch eine beſondere Roͤthe in der Luft, mit einem Kniſtern und ſchwefelartigen Geruch verbunden. Er toͤdtet Menſchen und Thiere auf der Stelle, und man entgeht der Gefahr nur, wenn man ſich ſogleich niederwirft, und das Geſicht an die Erde haͤlt, oder wenn man zu der Zeit, da er wehet, auf dem Waſſer faͤhrt. Herr Hube glaubt, daß alle dieſe Winde mit Elektricitaͤt uͤberladen ſind, vorzuͤglich der Smum, der dadurch von unten unſchaͤdlich werde, weil er ſeine Elektricitaͤt der Erde, und noch mehr dem ſtark leitenden Waſſer, mittheile.
Zu S 765—768. Nach Herrn Hube ſind Verſchiedenheit in der Erwaͤrmung durch die Sonne, Ausduͤnſtung und Elektricitaͤt, die vorzuͤglichſten Urſachen der veraͤnderlichen
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