Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Auch der d'Alembertischen Erklärung durch die Anziehung des Mondes setzt Herr Hube entgegen, eine solche Veränderung der Schwere der Luftsäulen müßte auf den Stand des Barometers Einfluß haben, auch müßte man in der Stärke des allgemeinen Windes Veränderungen wahrnehmen, die sich nach dem Stande und der Entfernung des Mondes richteten, wovon sich doch keine Spur zeige. Herr Hube selbst leitet den regelmäßigen Ostwind zwischen den Wendekreisen vielmehr von der Umdrehung der Erde her, welche die Punkte des Aequators schneller, als die Stellen der Parallelkreise, fortführt. Die untere Luft muß aus beyden Halbkugeln der Erde beständig nach den Gegenden um die Linie fließen, weil hier die Hitze beständig am größten ist, daher die leichtere Luft erhoben und unten von beyden Seiten her durch schwerere ersetzt wird. Diese zuströmende Luft kömmt also nach und nach über Punkte, die sich immer schneller gegen Osten drehen. Da sie diese Geschwindigkeit nicht augenblicklich mit annehmen kan, so bleibt sie gegen die Oberfläche der Erde nach Westen zurück, und verursacht dem Körper, den die Umdrehung schneller durch sie hinführt, die Empfindung eines östlichen Windes, der sich nordwärts der Linie in Nordost, südwärts in Südost verändert. Diese Erklärung kömmt mit der von de Luc gegebnen (Art. S. 767.) überein, und Herr Hube (Kap. 58. 59.) wendet sie sehr glücklich auf mehrere Beobachtungen Herrn Forsters (Bemerkungen über Gegenstände der physik. Erdbeschreibung. Berlin, 1783. 8.) an. Die hier vorgetragene Erklärung der Land- und Seewinde, welche auch Herr Hube annimmt, gründet sich auf die Verschiedenheit der wärmeleitenden Kraft, indem die Erde ein weit besserer Leiter der Wärme ist, als das Wasser. Zu S. 760. Von der Beschaffenheit der beständigen oder regelmäßigen Winde (vents alises) hat der Chewalier de la Coudraye (Theorie des vents. Fontenay, 1786. 8.) eine sehr vollständige Darstellung gegeben. Seine Schrift, welche bey der Akademie zu Dijon im Jahre 1785 den Preiß Auch der d'Alembertiſchen Erklaͤrung durch die Anziehung des Mondes ſetzt Herr Hube entgegen, eine ſolche Veraͤnderung der Schwere der Luftſaͤulen muͤßte auf den Stand des Barometers Einfluß haben, auch muͤßte man in der Staͤrke des allgemeinen Windes Veraͤnderungen wahrnehmen, die ſich nach dem Stande und der Entfernung des Mondes richteten, wovon ſich doch keine Spur zeige. Herr Hube ſelbſt leitet den regelmaͤßigen Oſtwind zwiſchen den Wendekreiſen vielmehr von der Umdrehung der Erde her, welche die Punkte des Aequators ſchneller, als die Stellen der Parallelkreiſe, fortfuͤhrt. Die untere Luft muß aus beyden Halbkugeln der Erde beſtaͤndig nach den Gegenden um die Linie fließen, weil hier die Hitze beſtaͤndig am groͤßten iſt, daher die leichtere Luft erhoben und unten von beyden Seiten her durch ſchwerere erſetzt wird. Dieſe zuſtroͤmende Luft koͤmmt alſo nach und nach uͤber Punkte, die ſich immer ſchneller gegen Oſten drehen. Da ſie dieſe Geſchwindigkeit nicht augenblicklich mit annehmen kan, ſo bleibt ſie gegen die Oberflaͤche der Erde nach Weſten zuruͤck, und verurſacht dem Koͤrper, den die Umdrehung ſchneller durch ſie hinfuͤhrt, die Empfindung eines oͤſtlichen Windes, der ſich nordwaͤrts der Linie in Nordoſt, ſuͤdwaͤrts in Suͤdoſt veraͤndert. Dieſe Erklaͤrung koͤmmt mit der von de Luc gegebnen (Art. S. 767.) uͤberein, und Herr Hube (Kap. 58. 59.) wendet ſie ſehr gluͤcklich auf mehrere Beobachtungen Herrn Forſters (Bemerkungen uͤber Gegenſtaͤnde der phyſik. Erdbeſchreibung. Berlin, 1783. 8.) an. Die hier vorgetragene Erklaͤrung der Land- und Seewinde, welche auch Herr Hube annimmt, gruͤndet ſich auf die Verſchiedenheit der waͤrmeleitenden Kraft, indem die Erde ein weit beſſerer Leiter der Waͤrme iſt, als das Waſſer. Zu S. 760. Von der Beſchaffenheit der beſtaͤndigen oder regelmaͤßigen Winde (vents aliſés) hat der Chewalier de la Coudraye (Theorie des vents. Fontenay, 1786. 8.) eine ſehr vollſtaͤndige Darſtellung gegeben. Seine Schrift, welche bey der Akademie zu Dijon im Jahre 1785 den Preiß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f1029" xml:id="P.5.1017" n="1017"/><lb/> </p> <p>Auch der d'Alembertiſchen Erklaͤrung durch die Anziehung des Mondes ſetzt Herr <hi rendition="#b">Hube</hi> entgegen, eine ſolche Veraͤnderung der Schwere der Luftſaͤulen muͤßte auf den Stand des Barometers Einfluß haben, auch muͤßte man in der Staͤrke des allgemeinen Windes Veraͤnderungen wahrnehmen, die ſich nach dem Stande und der Entfernung des Mondes richteten, wovon ſich doch keine Spur zeige.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Hube</hi> ſelbſt leitet den regelmaͤßigen Oſtwind zwiſchen den Wendekreiſen vielmehr von der Umdrehung der Erde her, welche die Punkte des Aequators ſchneller, als die Stellen der Parallelkreiſe, fortfuͤhrt. Die untere Luft muß aus beyden Halbkugeln der Erde beſtaͤndig nach den Gegenden um die Linie fließen, weil hier die Hitze beſtaͤndig am groͤßten iſt, daher die leichtere Luft erhoben und unten von beyden Seiten her durch ſchwerere erſetzt wird. Dieſe zuſtroͤmende Luft koͤmmt alſo nach und nach uͤber Punkte, die ſich immer ſchneller gegen Oſten drehen. Da ſie dieſe Geſchwindigkeit nicht augenblicklich mit annehmen kan, ſo bleibt ſie gegen die Oberflaͤche der Erde nach Weſten zuruͤck, und verurſacht dem Koͤrper, den die Umdrehung ſchneller durch ſie hinfuͤhrt, die Empfindung eines oͤſtlichen Windes, der ſich nordwaͤrts der Linie in Nordoſt, ſuͤdwaͤrts in Suͤdoſt veraͤndert. Dieſe Erklaͤrung koͤmmt mit der von <hi rendition="#b">de Luc</hi> gegebnen (Art. S. 767.) uͤberein, und Herr <hi rendition="#b">Hube</hi> (Kap. 58. 59.) wendet ſie ſehr gluͤcklich auf mehrere Beobachtungen Herrn <hi rendition="#b">Forſters</hi> (Bemerkungen uͤber Gegenſtaͤnde der phyſik. Erdbeſchreibung. Berlin, 1783. 8.) an.</p> <p>Die hier vorgetragene Erklaͤrung der <hi rendition="#b">Land-</hi> und <hi rendition="#b">Seewinde,</hi> welche auch Herr <hi rendition="#b">Hube</hi> annimmt, gruͤndet ſich auf die Verſchiedenheit der waͤrmeleitenden Kraft, indem die Erde ein weit beſſerer Leiter der Waͤrme iſt, als das <hi rendition="#b">Waſſer.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 760. Von der Beſchaffenheit der beſtaͤndigen oder regelmaͤßigen Winde <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(vents aliſés)</hi></hi> hat der Chewalier <hi rendition="#b">de la Coudraye</hi> <hi rendition="#aq">(Theorie des vents. Fontenay, 1786. 8.)</hi> eine ſehr vollſtaͤndige Darſtellung gegeben. Seine Schrift, welche bey der Akademie zu Dijon im Jahre 1785 den Preiß<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1017/1029]
Auch der d'Alembertiſchen Erklaͤrung durch die Anziehung des Mondes ſetzt Herr Hube entgegen, eine ſolche Veraͤnderung der Schwere der Luftſaͤulen muͤßte auf den Stand des Barometers Einfluß haben, auch muͤßte man in der Staͤrke des allgemeinen Windes Veraͤnderungen wahrnehmen, die ſich nach dem Stande und der Entfernung des Mondes richteten, wovon ſich doch keine Spur zeige.
Herr Hube ſelbſt leitet den regelmaͤßigen Oſtwind zwiſchen den Wendekreiſen vielmehr von der Umdrehung der Erde her, welche die Punkte des Aequators ſchneller, als die Stellen der Parallelkreiſe, fortfuͤhrt. Die untere Luft muß aus beyden Halbkugeln der Erde beſtaͤndig nach den Gegenden um die Linie fließen, weil hier die Hitze beſtaͤndig am groͤßten iſt, daher die leichtere Luft erhoben und unten von beyden Seiten her durch ſchwerere erſetzt wird. Dieſe zuſtroͤmende Luft koͤmmt alſo nach und nach uͤber Punkte, die ſich immer ſchneller gegen Oſten drehen. Da ſie dieſe Geſchwindigkeit nicht augenblicklich mit annehmen kan, ſo bleibt ſie gegen die Oberflaͤche der Erde nach Weſten zuruͤck, und verurſacht dem Koͤrper, den die Umdrehung ſchneller durch ſie hinfuͤhrt, die Empfindung eines oͤſtlichen Windes, der ſich nordwaͤrts der Linie in Nordoſt, ſuͤdwaͤrts in Suͤdoſt veraͤndert. Dieſe Erklaͤrung koͤmmt mit der von de Luc gegebnen (Art. S. 767.) uͤberein, und Herr Hube (Kap. 58. 59.) wendet ſie ſehr gluͤcklich auf mehrere Beobachtungen Herrn Forſters (Bemerkungen uͤber Gegenſtaͤnde der phyſik. Erdbeſchreibung. Berlin, 1783. 8.) an.
Die hier vorgetragene Erklaͤrung der Land- und Seewinde, welche auch Herr Hube annimmt, gruͤndet ſich auf die Verſchiedenheit der waͤrmeleitenden Kraft, indem die Erde ein weit beſſerer Leiter der Waͤrme iſt, als das Waſſer.
Zu S. 760. Von der Beſchaffenheit der beſtaͤndigen oder regelmaͤßigen Winde (vents aliſés) hat der Chewalier de la Coudraye (Theorie des vents. Fontenay, 1786. 8.) eine ſehr vollſtaͤndige Darſtellung gegeben. Seine Schrift, welche bey der Akademie zu Dijon im Jahre 1785 den Preiß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |