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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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eine Kraft enthalten, was offenbar mit dem Be"griff der Trägheit streitet. Diejenigen also, welche die "Trägheit für bloße Anwendung des Satzes vom zurei"chenden Grunde auf Ruhe und Bewegung der Körper er"klären, und doch dem bloß trägen Körper eine innere "Neigung, der bewegenden Kraft zu widerstehen, zu"schreiben, widersprechen sich selbst." (Grundriß d. Naturl. §. 64).

"Eine bloß träge Masse ist nie eine widerstehende Masse, "weil Trägheit keine Kraft ist; sie erfordert zwar, weil sie "träg ist, eine Ursach zur Aenderung des Zustandes, aber "sie vermindert die dazu gebrauchte Kraft nicht." (ebend. §. 110).

Zuerst muß ich hiebey bemerken, daß Herrn Grens Tadel die bisherigen Lehrer der Mechanik keinesweges treffen kan, weil keiner unter ihnen beym Widerstande Kraft vorausgesetzt, oder dem trägen Körper eine innere Neigung zugeschrieben hat. Sie haben nur behauptet, der träge Körper erfordere, um seinen Zustand zu verändern, Anwendung einer Kraft, und in sofern dadurch das Angewandte vermindert werde, leiste er Widerstand. Nach Herrn Gren wird die Anwendung auch erfordert, aber das Angewandte soll dadurch nicht vermindert werden. Ich gestehe, daß ich mir hiebey nichts Bestimmtes mehr denken kan. Nach den gewöhnlichen Begriffen und im natürlichen Laufe der Dinge geschieht keine Anwendung in der Welt ohne Verminderung des Angewandten, und Herr Gren selbst hat erst auf der vorhergehenden Seite des Buchs Anwendung und Verminderung für gleichbedeutend genommen, indem er (§. 108.) sagt, ohne Widerstand sey keine Anwendung (das heiße, keine Verminderung) der Kraft möglich.

Inzwischen gründet Herr Gren hierauf den Unterschied zwischen träger und widerstehender Masse. Er spricht der ersten allen Widerstand ab, und leitet den, welchen die letztere leistet, blos von den ihr inhäritenden Kräften her. Widerstehende Masse heißt bey ihm die Anzahl der Atome der Materie eines bestimmten Raumes, die durch eine


eine Kraft enthalten, was offenbar mit dem Be”griff der Traͤgheit ſtreitet. Diejenigen alſo, welche die ”Traͤgheit fuͤr bloße Anwendung des Satzes vom zurei”chenden Grunde auf Ruhe und Bewegung der Koͤrper er”klaͤren, und doch dem bloß traͤgen Koͤrper eine innere ”Neigung, der bewegenden Kraft zu widerſtehen, zu”ſchreiben, widerſprechen ſich ſelbſt.“ (Grundriß d. Naturl. §. 64).

”Eine bloß traͤge Maſſe iſt nie eine widerſtehende Maſſe, ”weil Traͤgheit keine Kraft iſt; ſie erfordert zwar, weil ſie ”traͤg iſt, eine Urſach zur Aenderung des Zuſtandes, aber ”ſie vermindert die dazu gebrauchte Kraft nicht.“ (ebend. §. 110).

Zuerſt muß ich hiebey bemerken, daß Herrn Grens Tadel die bisherigen Lehrer der Mechanik keinesweges treffen kan, weil keiner unter ihnen beym Widerſtande Kraft vorausgeſetzt, oder dem traͤgen Koͤrper eine innere Neigung zugeſchrieben hat. Sie haben nur behauptet, der traͤge Koͤrper erfordere, um ſeinen Zuſtand zu veraͤndern, Anwendung einer Kraft, und in ſofern dadurch das Angewandte vermindert werde, leiſte er Widerſtand. Nach Herrn Gren wird die Anwendung auch erfordert, aber das Angewandte ſoll dadurch nicht vermindert werden. Ich geſtehe, daß ich mir hiebey nichts Beſtimmtes mehr denken kan. Nach den gewoͤhnlichen Begriffen und im natuͤrlichen Laufe der Dinge geſchieht keine Anwendung in der Welt ohne Verminderung des Angewandten, und Herr Gren ſelbſt hat erſt auf der vorhergehenden Seite des Buchs Anwendung und Verminderung fuͤr gleichbedeutend genommen, indem er (§. 108.) ſagt, ohne Widerſtand ſey keine Anwendung (das heiße, keine Verminderung) der Kraft moͤglich.

Inzwiſchen gruͤndet Herr Gren hierauf den Unterſchied zwiſchen traͤger und widerſtehender Maſſe. Er ſpricht der erſten allen Widerſtand ab, und leitet den, welchen die letztere leiſtet, blos von den ihr inhaͤritenden Kraͤften her. Widerſtehende Maſſe heißt bey ihm die Anzahl der Atome der Materie eines beſtimmten Raumes, die durch eine

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[1013/1025] eine Kraft enthalten, was offenbar mit dem Be”griff der Traͤgheit ſtreitet. Diejenigen alſo, welche die ”Traͤgheit fuͤr bloße Anwendung des Satzes vom zurei”chenden Grunde auf Ruhe und Bewegung der Koͤrper er”klaͤren, und doch dem bloß traͤgen Koͤrper eine innere ”Neigung, der bewegenden Kraft zu widerſtehen, zu”ſchreiben, widerſprechen ſich ſelbſt.“ (Grundriß d. Naturl. §. 64). ”Eine bloß traͤge Maſſe iſt nie eine widerſtehende Maſſe, ”weil Traͤgheit keine Kraft iſt; ſie erfordert zwar, weil ſie ”traͤg iſt, eine Urſach zur Aenderung des Zuſtandes, aber ”ſie vermindert die dazu gebrauchte Kraft nicht.“ (ebend. §. 110). Zuerſt muß ich hiebey bemerken, daß Herrn Grens Tadel die bisherigen Lehrer der Mechanik keinesweges treffen kan, weil keiner unter ihnen beym Widerſtande Kraft vorausgeſetzt, oder dem traͤgen Koͤrper eine innere Neigung zugeſchrieben hat. Sie haben nur behauptet, der traͤge Koͤrper erfordere, um ſeinen Zuſtand zu veraͤndern, Anwendung einer Kraft, und in ſofern dadurch das Angewandte vermindert werde, leiſte er Widerſtand. Nach Herrn Gren wird die Anwendung auch erfordert, aber das Angewandte ſoll dadurch nicht vermindert werden. Ich geſtehe, daß ich mir hiebey nichts Beſtimmtes mehr denken kan. Nach den gewoͤhnlichen Begriffen und im natuͤrlichen Laufe der Dinge geſchieht keine Anwendung in der Welt ohne Verminderung des Angewandten, und Herr Gren ſelbſt hat erſt auf der vorhergehenden Seite des Buchs Anwendung und Verminderung fuͤr gleichbedeutend genommen, indem er (§. 108.) ſagt, ohne Widerſtand ſey keine Anwendung (das heiße, keine Verminderung) der Kraft moͤglich. Inzwiſchen gruͤndet Herr Gren hierauf den Unterſchied zwiſchen traͤger und widerſtehender Maſſe. Er ſpricht der erſten allen Widerſtand ab, und leitet den, welchen die letztere leiſtet, blos von den ihr inhaͤritenden Kraͤften her. Widerſtehende Maſſe heißt bey ihm die Anzahl der Atome der Materie eines beſtimmten Raumes, die durch eine

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 1013. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1025>, abgerufen am 04.11.2024.