Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Wenn man Alkohol mit Pottasche digerirt, und nachher destillirt, so erhält man ein sehr angenehmes Alkohol und einen seifenartigen Auszug, welcher nach Berthollet Alkohol, Ammoniak und ein brenzlichtes Oel giebt. Das Ammoniak sollte Hrn. Berthollets Erklärung zufolge aus der Verbindung des Wasserstoffes mit dem Stickstoffe der Pottasche entstehen, und man gründete auf diesen Versuch die Hypothese, daß der Stickstoff das allgemeine Princip der Laugensalze sey, welche man aber aus andern Gründen wiederum aufgegeben hat. Alkohol mit Sauerstoff verbunden, giebt die Naphtha, eine im Wasser sehr wenig lösbare Substanz. Man erhält nicht allein eine Naphtha, wenn man Alkohol mit Säure verbindet, sondern überhaupt, wenn man ihm etwas darbietet, aus dem es Sauerstoff ziehen kann, z. B. wenn man es zu wiederholtenmalen über rothe Quecksilberhalbsäure abdestillirt. Läßt man übersaures kochsalzgesäuertes Gas (dephlogistisirte Sazsäure) in Alkohol gehen, so wird das Alkohol in Naphtha, und die übersaure Kochsalzsäure in gemeine Kochsalzsäure umgeändert. Nach Hrn. Grens neuerm System kömmt zu den angegebenen Bestandtheilen des Weingeists noch Lichtbasis oder Brennstoff hinzu. Bergmann erhielt, wie im Art. S. 679 angeführt wird, durch Behandlung des Weingeists mit Salpetersäure eine Zuckersäure oder Sauerkleesäure aus demselben, und so haben auch die Herrn Westrumb (kleine physich-chem. Abhandl. B. I. H. I. S. 3.) und Hermbstädt (Phys. chemische Versuche, B. I. S. 89 u. f.) bewiesen, daß sich der Weingeist durch mindere Einwirkung der Salpetersäure in Weinsteinsaures verwandeln lasse. Die Schwefelsäure bringt nach Scheeles Versuchen aus dem Weingeiste Essigsäure hervor. Herr Gren erklärt alle diese Pflanzensäuren nicht mehr, wie sonst, für Educte aus dem Weingeiste, sondern für Erzeugnisse der Operation.
Wenn man Alkohol mit Pottaſche digerirt, und nachher deſtillirt, ſo erhaͤlt man ein ſehr angenehmes Alkohol und einen ſeifenartigen Auszug, welcher nach Berthollet Alkohol, Ammoniak und ein brenzlichtes Oel giebt. Das Ammoniak ſollte Hrn. Berthollets Erklaͤrung zufolge aus der Verbindung des Waſſerſtoffes mit dem Stickſtoffe der Pottaſche entſtehen, und man gruͤndete auf dieſen Verſuch die Hypotheſe, daß der Stickſtoff das allgemeine Princip der Laugenſalze ſey, welche man aber aus andern Gruͤnden wiederum aufgegeben hat. Alkohol mit Sauerſtoff verbunden, giebt die Naphtha, eine im Waſſer ſehr wenig loͤsbare Subſtanz. Man erhaͤlt nicht allein eine Naphtha, wenn man Alkohol mit Saͤure verbindet, ſondern uͤberhaupt, wenn man ihm etwas darbietet, aus dem es Sauerſtoff ziehen kann, z. B. wenn man es zu wiederholtenmalen uͤber rothe Queckſilberhalbſaͤure abdeſtillirt. Laͤßt man uͤberſaures kochſalzgeſaͤuertes Gas (dephlogiſtiſirte Sazſaͤure) in Alkohol gehen, ſo wird das Alkohol in Naphtha, und die uͤberſaure Kochſalzſaͤure in gemeine Kochſalzſaͤure umgeaͤndert. Nach Hrn. Grens neuerm Syſtem koͤmmt zu den angegebenen Beſtandtheilen des Weingeiſts noch Lichtbaſis oder Brennſtoff hinzu. Bergmann erhielt, wie im Art. S. 679 angefuͤhrt wird, durch Behandlung des Weingeiſts mit Salpeterſaͤure eine Zuckerſaͤure oder Sauerkleeſaͤure aus demſelben, und ſo haben auch die Herrn Weſtrumb (kleine phyſich-chem. Abhandl. B. I. H. I. S. 3.) und Hermbſtaͤdt (Phyſ. chemiſche Verſuche, B. I. S. 89 u. f.) bewieſen, daß ſich der Weingeiſt durch mindere Einwirkung der Salpeterſaͤure in Weinſteinſaures verwandeln laſſe. Die Schwefelſaͤure bringt nach Scheeles Verſuchen aus dem Weingeiſte Eſſigſaͤure hervor. Herr Gren erklaͤrt alle dieſe Pflanzenſaͤuren nicht mehr, wie ſonſt, fuͤr Educte aus dem Weingeiſte, ſondern fuͤr Erzeugniſſe der Operation. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1013" xml:id="P.5.1001" n="1001"/><lb/> 116,3 Theilen Waſſer, alſo 16 pro Cent mehr ausmachen, als vor dem Verſuch Alkohol vorhanden war. Dieſe Erſcheinung kannten ſchon <hi rendition="#b">Boerhaave</hi> und <hi rendition="#b">Geoffroy,</hi> wie im Zuſatze des Art. Waſſer, S. 981. angefuͤhrt wird.</p> <p>Wenn man Alkohol mit Pottaſche digerirt, und nachher deſtillirt, ſo erhaͤlt man ein ſehr angenehmes Alkohol und einen ſeifenartigen Auszug, welcher nach <hi rendition="#b">Berthollet</hi> Alkohol, Ammoniak und ein brenzlichtes Oel giebt. Das Ammoniak ſollte Hrn. <hi rendition="#b">Berthollets</hi> Erklaͤrung zufolge aus der Verbindung des Waſſerſtoffes mit dem Stickſtoffe der Pottaſche entſtehen, und man gruͤndete auf dieſen Verſuch die Hypotheſe, daß der Stickſtoff das allgemeine Princip der Laugenſalze ſey, welche man aber aus andern Gruͤnden wiederum aufgegeben hat.</p> <p>Alkohol mit Sauerſtoff verbunden, giebt die <hi rendition="#b">Naphtha,</hi> eine im Waſſer ſehr wenig loͤsbare Subſtanz. Man erhaͤlt nicht allein eine Naphtha, wenn man Alkohol mit Saͤure verbindet, ſondern uͤberhaupt, wenn man ihm etwas darbietet, aus dem es Sauerſtoff ziehen kann, z. B. wenn man es zu wiederholtenmalen uͤber rothe Queckſilberhalbſaͤure abdeſtillirt. Laͤßt man uͤberſaures kochſalzgeſaͤuertes Gas (dephlogiſtiſirte Sazſaͤure) in Alkohol gehen, ſo wird das Alkohol in Naphtha, und die uͤberſaure Kochſalzſaͤure in gemeine Kochſalzſaͤure umgeaͤndert.</p> <p>Nach Hrn. <hi rendition="#b">Grens</hi> neuerm Syſtem koͤmmt zu den angegebenen Beſtandtheilen des Weingeiſts noch Lichtbaſis oder Brennſtoff hinzu. <hi rendition="#b">Bergmann</hi> erhielt, wie im Art. S. 679 angefuͤhrt wird, durch Behandlung des Weingeiſts mit Salpeterſaͤure eine Zuckerſaͤure oder Sauerkleeſaͤure aus demſelben, und ſo haben auch die Herrn <hi rendition="#b">Weſtrumb</hi> (kleine phyſich-chem. Abhandl. B. <hi rendition="#aq">I.</hi> H. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 3.) und <hi rendition="#b">Hermbſtaͤdt</hi> (Phyſ. chemiſche Verſuche, B. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 89 u. f.) bewieſen, daß ſich der Weingeiſt durch mindere Einwirkung der Salpeterſaͤure in Weinſteinſaures verwandeln laſſe. Die Schwefelſaͤure bringt nach <hi rendition="#b">Scheeles</hi> Verſuchen aus dem Weingeiſte Eſſigſaͤure hervor. Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> erklaͤrt alle dieſe Pflanzenſaͤuren nicht mehr, wie ſonſt, fuͤr Educte aus dem Weingeiſte, ſondern fuͤr Erzeugniſſe der Operation.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1001/1013]
116,3 Theilen Waſſer, alſo 16 pro Cent mehr ausmachen, als vor dem Verſuch Alkohol vorhanden war. Dieſe Erſcheinung kannten ſchon Boerhaave und Geoffroy, wie im Zuſatze des Art. Waſſer, S. 981. angefuͤhrt wird.
Wenn man Alkohol mit Pottaſche digerirt, und nachher deſtillirt, ſo erhaͤlt man ein ſehr angenehmes Alkohol und einen ſeifenartigen Auszug, welcher nach Berthollet Alkohol, Ammoniak und ein brenzlichtes Oel giebt. Das Ammoniak ſollte Hrn. Berthollets Erklaͤrung zufolge aus der Verbindung des Waſſerſtoffes mit dem Stickſtoffe der Pottaſche entſtehen, und man gruͤndete auf dieſen Verſuch die Hypotheſe, daß der Stickſtoff das allgemeine Princip der Laugenſalze ſey, welche man aber aus andern Gruͤnden wiederum aufgegeben hat.
Alkohol mit Sauerſtoff verbunden, giebt die Naphtha, eine im Waſſer ſehr wenig loͤsbare Subſtanz. Man erhaͤlt nicht allein eine Naphtha, wenn man Alkohol mit Saͤure verbindet, ſondern uͤberhaupt, wenn man ihm etwas darbietet, aus dem es Sauerſtoff ziehen kann, z. B. wenn man es zu wiederholtenmalen uͤber rothe Queckſilberhalbſaͤure abdeſtillirt. Laͤßt man uͤberſaures kochſalzgeſaͤuertes Gas (dephlogiſtiſirte Sazſaͤure) in Alkohol gehen, ſo wird das Alkohol in Naphtha, und die uͤberſaure Kochſalzſaͤure in gemeine Kochſalzſaͤure umgeaͤndert.
Nach Hrn. Grens neuerm Syſtem koͤmmt zu den angegebenen Beſtandtheilen des Weingeiſts noch Lichtbaſis oder Brennſtoff hinzu. Bergmann erhielt, wie im Art. S. 679 angefuͤhrt wird, durch Behandlung des Weingeiſts mit Salpeterſaͤure eine Zuckerſaͤure oder Sauerkleeſaͤure aus demſelben, und ſo haben auch die Herrn Weſtrumb (kleine phyſich-chem. Abhandl. B. I. H. I. S. 3.) und Hermbſtaͤdt (Phyſ. chemiſche Verſuche, B. I. S. 89 u. f.) bewieſen, daß ſich der Weingeiſt durch mindere Einwirkung der Salpeterſaͤure in Weinſteinſaures verwandeln laſſe. Die Schwefelſaͤure bringt nach Scheeles Verſuchen aus dem Weingeiſte Eſſigſaͤure hervor. Herr Gren erklaͤrt alle dieſe Pflanzenſaͤuren nicht mehr, wie ſonſt, fuͤr Educte aus dem Weingeiſte, ſondern fuͤr Erzeugniſſe der Operation.
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