als vielmehr nach derselben auf ihre Erhaltung in dem mik Luft angefüllten Raume erstreckt.
Man hat gegen Herrn de Luc eingewendet, die Luft lasse das Wasser fallen, sobald sich ihr Druck vermindere, oder sobald sie verdünnt werde. Man hat sich deswegen auf die bekannte Erfahrung des Abbe Nollet berufen, nach welcher sich unter der Glocke der Luftpumpe ein Dampf niederschlägt, wenn das Vacuum über nassem Leder gemacht wird. Allein dieses Phänomen ist weit richtiger von de Saussure (s. dieses Wörterb. Th. I. S. 214.) aus den Dämpfen erklärt worden, welche aus dem feuchten Leder und dem Körper der Pumpe immer aufzusteigen fortfahren. Das Hygrometer hat vielmehr gezeigt, daß, wenn es in dem Raume unter einer solchen Glocke keine Quelle von neuen Dünsten giebt, die Verdünnung der Luft im Gegentheil Trockenheit bewirket. Und umgekehrt bringt die Verdichtung der feuchten Luft einen Niederschlag von Wasser hervor, wie dies bey den Kugeln der Windbüchsen leicht zu beobachten ist. Die Erfahrung ist also hierinn dem Auflösungssystem ganz entgegen, und zeigt vielmehr, daß Verdünnung der Luft die Ausdünstung befördere, dichtere Luft hingegen derselben mehr hinderlich sey.
Der eben angeführte Versuch, da nemlich das Hygrometer, wenn man die Luft um dasselbe verdünnt, auf Trockenheit zugeht, läßt sich im Auflösungssystem schlechterdings nicht erklären. Dieses merkwürdige durch Verdünnung der Luft unter der Glocke verursachte Trocknen hat Wilke in den schwedischen Abhandlungen vom Jahre 1781 genau beschrieben, und die Versuche des Herrn de Saussure(Essais de l'hygrom. Ess. II. §. 133 sqq.) haben es bestätiget. Wäre das Wasser in der Luft aufgelöset, so würde zwar durch Ausziehen eines Theils der Luft auch der damit verbundene Theil Wasser aus der Glocke geschaft, und dadurch die absolute Menge des Wassers unter ihr vermindert; dieses könnte aber auf die im Raume befindliche Feuchtheit und auf den Stand des Hygrometers nicht im mindesten Einfluß haben: denn der Ueberrest der Luft, und die Substanz des Werkzeugs, würden demohnerachtet den ihnen zugehörigen Antheil Wasser immer unverändert behalten. Da nun dieses nicht
als vielmehr nach derſelben auf ihre Erhaltung in dem mik Luft angefuͤllten Raume erſtreckt.
Man hat gegen Herrn de Luc eingewendet, die Luft laſſe das Waſſer fallen, ſobald ſich ihr Druck vermindere, oder ſobald ſie verduͤnnt werde. Man hat ſich deswegen auf die bekannte Erfahrung des Abbe Nollet berufen, nach welcher ſich unter der Glocke der Luftpumpe ein Dampf niederſchlaͤgt, wenn das Vacuum uͤber naſſem Leder gemacht wird. Allein dieſes Phaͤnomen iſt weit richtiger von de Sauſſure (ſ. dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 214.) aus den Daͤmpfen erklaͤrt worden, welche aus dem feuchten Leder und dem Koͤrper der Pumpe immer aufzuſteigen fortfahren. Das Hygrometer hat vielmehr gezeigt, daß, wenn es in dem Raume unter einer ſolchen Glocke keine Quelle von neuen Duͤnſten giebt, die Verduͤnnung der Luft im Gegentheil Trockenheit bewirket. Und umgekehrt bringt die Verdichtung der feuchten Luft einen Niederſchlag von Waſſer hervor, wie dies bey den Kugeln der Windbuͤchſen leicht zu beobachten iſt. Die Erfahrung iſt alſo hierinn dem Aufloͤſungsſyſtem ganz entgegen, und zeigt vielmehr, daß Verduͤnnung der Luft die Ausduͤnſtung befoͤrdere, dichtere Luft hingegen derſelben mehr hinderlich ſey.
Der eben angefuͤhrte Verſuch, da nemlich das Hygrometer, wenn man die Luft um daſſelbe verduͤnnt, auf Trockenheit zugeht, laͤßt ſich im Aufloͤſungsſyſtem ſchlechterdings nicht erklaͤren. Dieſes merkwuͤrdige durch Verduͤnnung der Luft unter der Glocke verurſachte Trocknen hat Wilke in den ſchwediſchen Abhandlungen vom Jahre 1781 genau beſchrieben, und die Verſuche des Herrn de Sauſſure(Eſſais de l'hygrom. Eſſ. II. §. 133 ſqq.) haben es beſtaͤtiget. Waͤre das Waſſer in der Luft aufgeloͤſet, ſo wuͤrde zwar durch Ausziehen eines Theils der Luft auch der damit verbundene Theil Waſſer aus der Glocke geſchaft, und dadurch die abſolute Menge des Waſſers unter ihr vermindert; dieſes koͤnnte aber auf die im Raume befindliche Feuchtheit und auf den Stand des Hygrometers nicht im mindeſten Einfluß haben: denn der Ueberreſt der Luft, und die Subſtanz des Werkzeugs, wuͤrden demohnerachtet den ihnen zugehoͤrigen Antheil Waſſer immer unveraͤndert behalten. Da nun dieſes nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0101"xml:id="P.5.89"n="89"/><lb/>
als vielmehr nach derſelben auf ihre Erhaltung in dem mik Luft angefuͤllten Raume erſtreckt.</p><p>Man hat gegen Herrn <hirendition="#b">de Luc</hi> eingewendet, die Luft laſſe das Waſſer fallen, ſobald ſich ihr Druck vermindere, oder ſobald ſie verduͤnnt werde. Man hat ſich deswegen auf die bekannte Erfahrung des Abbe <hirendition="#b">Nollet</hi> berufen, nach welcher ſich unter der Glocke der Luftpumpe ein Dampf niederſchlaͤgt, wenn das Vacuum uͤber naſſem Leder gemacht wird. Allein dieſes Phaͤnomen iſt weit richtiger von <hirendition="#b">de Sauſſure</hi> (ſ. dieſes Woͤrterb. Th. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 214.) aus den Daͤmpfen erklaͤrt worden, welche aus dem feuchten Leder und dem Koͤrper der Pumpe immer aufzuſteigen fortfahren. Das Hygrometer hat vielmehr gezeigt, daß, wenn es in dem Raume unter einer ſolchen Glocke keine Quelle von neuen Duͤnſten giebt, die Verduͤnnung der Luft im Gegentheil Trockenheit bewirket. Und umgekehrt bringt die Verdichtung der feuchten Luft einen Niederſchlag von Waſſer hervor, wie dies bey den Kugeln der Windbuͤchſen leicht zu beobachten iſt. Die Erfahrung iſt alſo hierinn dem Aufloͤſungsſyſtem ganz entgegen, und zeigt vielmehr, daß Verduͤnnung der Luft die Ausduͤnſtung befoͤrdere, dichtere Luft hingegen derſelben mehr hinderlich ſey.</p><p>Der eben angefuͤhrte Verſuch, da nemlich das Hygrometer, wenn man die Luft um daſſelbe verduͤnnt, auf Trockenheit zugeht, laͤßt ſich im Aufloͤſungsſyſtem ſchlechterdings nicht erklaͤren. Dieſes merkwuͤrdige durch Verduͤnnung der Luft unter der Glocke verurſachte Trocknen hat <hirendition="#b">Wilke in den</hi>ſchwediſchen Abhandlungen vom Jahre 1781 genau beſchrieben, und die Verſuche des Herrn <hirendition="#b">de Sauſſure</hi><hirendition="#aq">(Eſſais de l'hygrom. Eſſ. II. §. 133 ſqq.)</hi> haben es beſtaͤtiget. Waͤre das Waſſer in der Luft aufgeloͤſet, ſo wuͤrde zwar durch Ausziehen eines Theils der Luft auch der damit verbundene Theil Waſſer aus der Glocke geſchaft, und dadurch die abſolute Menge des Waſſers unter ihr vermindert; dieſes koͤnnte aber auf die im Raume befindliche Feuchtheit und auf den Stand des Hygrometers nicht im mindeſten Einfluß haben: denn der Ueberreſt der Luft, und die Subſtanz des Werkzeugs, wuͤrden demohnerachtet den ihnen zugehoͤrigen Antheil Waſſer immer unveraͤndert behalten. Da nun dieſes nicht<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[89/0101]
als vielmehr nach derſelben auf ihre Erhaltung in dem mik Luft angefuͤllten Raume erſtreckt.
Man hat gegen Herrn de Luc eingewendet, die Luft laſſe das Waſſer fallen, ſobald ſich ihr Druck vermindere, oder ſobald ſie verduͤnnt werde. Man hat ſich deswegen auf die bekannte Erfahrung des Abbe Nollet berufen, nach welcher ſich unter der Glocke der Luftpumpe ein Dampf niederſchlaͤgt, wenn das Vacuum uͤber naſſem Leder gemacht wird. Allein dieſes Phaͤnomen iſt weit richtiger von de Sauſſure (ſ. dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 214.) aus den Daͤmpfen erklaͤrt worden, welche aus dem feuchten Leder und dem Koͤrper der Pumpe immer aufzuſteigen fortfahren. Das Hygrometer hat vielmehr gezeigt, daß, wenn es in dem Raume unter einer ſolchen Glocke keine Quelle von neuen Duͤnſten giebt, die Verduͤnnung der Luft im Gegentheil Trockenheit bewirket. Und umgekehrt bringt die Verdichtung der feuchten Luft einen Niederſchlag von Waſſer hervor, wie dies bey den Kugeln der Windbuͤchſen leicht zu beobachten iſt. Die Erfahrung iſt alſo hierinn dem Aufloͤſungsſyſtem ganz entgegen, und zeigt vielmehr, daß Verduͤnnung der Luft die Ausduͤnſtung befoͤrdere, dichtere Luft hingegen derſelben mehr hinderlich ſey.
Der eben angefuͤhrte Verſuch, da nemlich das Hygrometer, wenn man die Luft um daſſelbe verduͤnnt, auf Trockenheit zugeht, laͤßt ſich im Aufloͤſungsſyſtem ſchlechterdings nicht erklaͤren. Dieſes merkwuͤrdige durch Verduͤnnung der Luft unter der Glocke verurſachte Trocknen hat Wilke in den ſchwediſchen Abhandlungen vom Jahre 1781 genau beſchrieben, und die Verſuche des Herrn de Sauſſure (Eſſais de l'hygrom. Eſſ. II. §. 133 ſqq.) haben es beſtaͤtiget. Waͤre das Waſſer in der Luft aufgeloͤſet, ſo wuͤrde zwar durch Ausziehen eines Theils der Luft auch der damit verbundene Theil Waſſer aus der Glocke geſchaft, und dadurch die abſolute Menge des Waſſers unter ihr vermindert; dieſes koͤnnte aber auf die im Raume befindliche Feuchtheit und auf den Stand des Hygrometers nicht im mindeſten Einfluß haben: denn der Ueberreſt der Luft, und die Subſtanz des Werkzeugs, wuͤrden demohnerachtet den ihnen zugehoͤrigen Antheil Waſſer immer unveraͤndert behalten. Da nun dieſes nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/101>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.