zum Körper selbst nicht mit gehörigen Materien, z. B. der Luft, oder noch feinern Stoffen, zum Aufenthalte, oder sie sind von aller Materie leer. Im letzten Falle machen sie dasjenige aus, was man zerstreute Leere (vacuum disseminatum) nennet, s. Leere. Wahrscheinlich aber werden die sichtbaren Zwischenräume größtentheils von der Materie des den Körper umgebenden Mittels, z. B. Luft, Wasser u. s. w. ausgefüllt.
Ein Körper, der sein ganzes Volumen ohne alle Zwischenräume völlig mit seiner undurchdringlichen Materie ausfüllte, würde vollkommen dicht und für jeden andern noch so feinen Stof impermeabel seyn. Dergleichen Körper aber kennen wir nicht. Daher findet nie vollkommene Dichte, wohl aber größere oder geringere Dichte statt, je nachdem der Körper unter eben demselben Volumen, z. B. im Raume eines Cubikzolls, mehr Materie und weniger Zwischenräume, oder weniger Materie bey mehr Zwischenräumen enthält. Da die Menge der Materie durchs Gewicht erkannt wird, so ist ein Körper dichter, oder hat weniger Zwischenräume, als ein anderer, wenn er unter eben demselben Volumen mehr wiegt, oder wenn er specifisch schwerer ist, als der andere, s. Dichte, Masse, Schwere, specifische. Platina und Gold sind unter allen bekannten Körpern die schwersten und dichtesten, haben also in Vergleichung mit andern die wenigsten Zwischenräume; inzwischen sind sie dennoch von einer vollkommenen Dichte und Impermeabilität sehr weit entfernt, indem sie sich nicht allein vom Wärmestof, sondern auch von Auflösungsmitteln, z. B. vom Königswasser, durchdringen lassen.
Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. To. I. §. 91.) führt von der Porosität aller Körper, welche in unsere Sinne fallen, folgende Beweise an:
1. Dünne Blättchen vom reinsten Golde werden, gegen das Licht gekehrt, durchsichtig gefunden, und sehen wie ein grünes Glas aus. Schon das bloße Auge, noch mehr das Mikroskop, zeigt in dünnen Blättchen Gold, Silber, Messing, Zinn unzählbare kleine Löcher. Das angenehmste
zum Koͤrper ſelbſt nicht mit gehoͤrigen Materien, z. B. der Luft, oder noch feinern Stoffen, zum Aufenthalte, oder ſie ſind von aller Materie leer. Im letzten Falle machen ſie dasjenige aus, was man zerſtreute Leere (vacuum diſſeminatum) nennet, ſ. Leere. Wahrſcheinlich aber werden die ſichtbaren Zwiſchenraͤume groͤßtentheils von der Materie des den Koͤrper umgebenden Mittels, z. B. Luft, Waſſer u. ſ. w. ausgefuͤllt.
Ein Koͤrper, der ſein ganzes Volumen ohne alle Zwiſchenraͤume voͤllig mit ſeiner undurchdringlichen Materie ausfuͤllte, wuͤrde vollkommen dicht und fuͤr jeden andern noch ſo feinen Stof impermeabel ſeyn. Dergleichen Koͤrper aber kennen wir nicht. Daher findet nie vollkommene Dichte, wohl aber groͤßere oder geringere Dichte ſtatt, je nachdem der Koͤrper unter eben demſelben Volumen, z. B. im Raume eines Cubikzolls, mehr Materie und weniger Zwiſchenraͤume, oder weniger Materie bey mehr Zwiſchenraͤumen enthaͤlt. Da die Menge der Materie durchs Gewicht erkannt wird, ſo iſt ein Koͤrper dichter, oder hat weniger Zwiſchenraͤume, als ein anderer, wenn er unter eben demſelben Volumen mehr wiegt, oder wenn er ſpecifiſch ſchwerer iſt, als der andere, ſ. Dichte, Maſſe, Schwere, ſpecifiſche. Platina und Gold ſind unter allen bekannten Koͤrpern die ſchwerſten und dichteſten, haben alſo in Vergleichung mit andern die wenigſten Zwiſchenraͤume; inzwiſchen ſind ſie dennoch von einer vollkommenen Dichte und Impermeabilitaͤt ſehr weit entfernt, indem ſie ſich nicht allein vom Waͤrmeſtof, ſondern auch von Aufloͤſungsmitteln, z. B. vom Koͤnigswaſſer, durchdringen laſſen.
Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 91.) fuͤhrt von der Poroſitaͤt aller Koͤrper, welche in unſere Sinne fallen, folgende Beweiſe an:
1. Duͤnne Blaͤttchen vom reinſten Golde werden, gegen das Licht gekehrt, durchſichtig gefunden, und ſehen wie ein gruͤnes Glas aus. Schon das bloße Auge, noch mehr das Mikroſkop, zeigt in duͤnnen Blaͤttchen Gold, Silber, Meſſing, Zinn unzaͤhlbare kleine Loͤcher. Das angenehmſte
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zum Koͤrper ſelbſt nicht mit gehoͤrigen Materien, z. B. der Luft, oder noch feinern Stoffen, zum Aufenthalte, oder ſie ſind von aller Materie leer. Im letzten Falle machen ſie dasjenige aus, was man zerſtreute Leere (vacuum diſſeminatum) nennet, ſ. Leere. Wahrſcheinlich aber werden die ſichtbaren Zwiſchenraͤume groͤßtentheils von der Materie des den Koͤrper umgebenden Mittels, z. B. Luft, Waſſer u. ſ. w. ausgefuͤllt.
Ein Koͤrper, der ſein ganzes Volumen ohne alle Zwiſchenraͤume voͤllig mit ſeiner undurchdringlichen Materie ausfuͤllte, wuͤrde vollkommen dicht und fuͤr jeden andern noch ſo feinen Stof impermeabel ſeyn. Dergleichen Koͤrper aber kennen wir nicht. Daher findet nie vollkommene Dichte, wohl aber groͤßere oder geringere Dichte ſtatt, je nachdem der Koͤrper unter eben demſelben Volumen, z. B. im Raume eines Cubikzolls, mehr Materie und weniger Zwiſchenraͤume, oder weniger Materie bey mehr Zwiſchenraͤumen enthaͤlt. Da die Menge der Materie durchs Gewicht erkannt wird, ſo iſt ein Koͤrper dichter, oder hat weniger Zwiſchenraͤume, als ein anderer, wenn er unter eben demſelben Volumen mehr wiegt, oder wenn er ſpecifiſch ſchwerer iſt, als der andere, ſ. Dichte, Maſſe, Schwere, ſpecifiſche. Platina und Gold ſind unter allen bekannten Koͤrpern die ſchwerſten und dichteſten, haben alſo in Vergleichung mit andern die wenigſten Zwiſchenraͤume; inzwiſchen ſind ſie dennoch von einer vollkommenen Dichte und Impermeabilitaͤt ſehr weit entfernt, indem ſie ſich nicht allein vom Waͤrmeſtof, ſondern auch von Aufloͤſungsmitteln, z. B. vom Koͤnigswaſſer, durchdringen laſſen.
Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 91.) fuͤhrt von der Poroſitaͤt aller Koͤrper, welche in unſere Sinne fallen, folgende Beweiſe an:
1. Duͤnne Blaͤttchen vom reinſten Golde werden, gegen das Licht gekehrt, durchſichtig gefunden, und ſehen wie ein gruͤnes Glas aus. Schon das bloße Auge, noch mehr das Mikroſkop, zeigt in duͤnnen Blaͤttchen Gold, Silber, Meſſing, Zinn unzaͤhlbare kleine Loͤcher. Das angenehmſte
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/950>, abgerufen am 16.02.2025.
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