den Artikel Brechung der Lichtstralen (Th. I. S. 425. 426.), womit Taf. V. Fig. 74. zu vergleichen ist. Wenn hier der Lichtstral im Glase bey x sich der untern Glasfläche DC nähert, und an den Ort gelanget, wo die Wirkungskreise des Glases von außen her aufhören, und Wirkungskreise der Luft an ihre Stelle treten, so wird er stärker nach der innern Seite des Glases, als nach der äußern, gezogen, von seinem Wege abgelenkt, und gegen die Fläche DC in einer krummen Linie geführt, deren Beschaffenheit und Krümmung von dem Verhältnisse der Anziehungen des Glases und der Luft, und von der Größe des Einfallswinkels abhängt. Ist nun der Einfallswinkel so klein, daß die krumme Bahn des Lichtstrals die Fläche DC und die mit ihr parallele Grenze der Wirkungskreise des Glases noch unter einer merklichen Schiefe erreicht, so durchschneidet der Stral diese Fläche, beschreibt die zweyte Hälfte der Bahn außer dem Glase, und wird gebrochen: ist hingegen der Einfallswinkel, wie bey x, so groß, daß die Bahn schon mit DC parallel wird, noch ehe der Stral die Fläche DC selbst, oder die mit ihr parallele äußere Grenze der Wirkungen des Glases erreicht, so kan die Bahn in jenem Falle DC, in diesem die letztgedachte Grenze nicht durchschneiden; ihre zweyte Helfte, welche der ersten gleich und ähnlich ist, kan also nicht, oder nicht ganz, außerhalb des Glases fallen; daher kehrt der Stral ins Glas zurück, und wird unter gleichem Winkel mit DEreflectiret.
Man wird hoffentlich zugeben, daß für diesen Fall keine glücklichere und mit dem ganzen Umfange der optischen Lehren übereinstimmendere Erklärung der Reflexion möglich sey. Aber für den weit gewöhnlichern Fall der Zurückstralung von Spiegelflächen, auf welche die Lichtstralen durch die Luft fallen, muß man statt der Anziehung ein Zurückstoßen annehmen. Dies würde nun freylich sehr willkührlich verfahren heißen, wenn man sich diese Anziehungen und Repulsionen als wesentliche in den Körpern wohnende Kräfte gedächte, s. Zurückstoßen. Alsdann verdiente man den Vorwurf, daß man die Körper auf gut Glück anziehen oder abstoßen ließe, je nachdem es das Bedürfniß
den Artikel Brechung der Lichtſtralen (Th. I. S. 425. 426.), womit Taf. V. Fig. 74. zu vergleichen iſt. Wenn hier der Lichtſtral im Glaſe bey x ſich der untern Glasflaͤche DC naͤhert, und an den Ort gelanget, wo die Wirkungskreiſe des Glaſes von außen her aufhoͤren, und Wirkungskreiſe der Luft an ihre Stelle treten, ſo wird er ſtaͤrker nach der innern Seite des Glaſes, als nach der aͤußern, gezogen, von ſeinem Wege abgelenkt, und gegen die Flaͤche DC in einer krummen Linie gefuͤhrt, deren Beſchaffenheit und Kruͤmmung von dem Verhaͤltniſſe der Anziehungen des Glaſes und der Luft, und von der Groͤße des Einfallswinkels abhaͤngt. Iſt nun der Einfallswinkel ſo klein, daß die krumme Bahn des Lichtſtrals die Flaͤche DC und die mit ihr parallele Grenze der Wirkungskreiſe des Glaſes noch unter einer merklichen Schiefe erreicht, ſo durchſchneidet der Stral dieſe Flaͤche, beſchreibt die zweyte Haͤlfte der Bahn außer dem Glaſe, und wird gebrochen: iſt hingegen der Einfallswinkel, wie bey x, ſo groß, daß die Bahn ſchon mit DC parallel wird, noch ehe der Stral die Flaͤche DC ſelbſt, oder die mit ihr parallele aͤußere Grenze der Wirkungen des Glaſes erreicht, ſo kan die Bahn in jenem Falle DC, in dieſem die letztgedachte Grenze nicht durchſchneiden; ihre zweyte Helfte, welche der erſten gleich und aͤhnlich iſt, kan alſo nicht, oder nicht ganz, außerhalb des Glaſes fallen; daher kehrt der Stral ins Glas zuruͤck, und wird unter gleichem Winkel mit DEreflectiret.
Man wird hoffentlich zugeben, daß fuͤr dieſen Fall keine gluͤcklichere und mit dem ganzen Umfange der optiſchen Lehren uͤbereinſtimmendere Erklaͤrung der Reflexion moͤglich ſey. Aber fuͤr den weit gewoͤhnlichern Fall der Zuruͤckſtralung von Spiegelflaͤchen, auf welche die Lichtſtralen durch die Luft fallen, muß man ſtatt der Anziehung ein Zuruͤckſtoßen annehmen. Dies wuͤrde nun freylich ſehr willkuͤhrlich verfahren heißen, wenn man ſich dieſe Anziehungen und Repulſionen als weſentliche in den Koͤrpern wohnende Kraͤfte gedaͤchte, ſ. Zuruͤckſtoßen. Alsdann verdiente man den Vorwurf, daß man die Koͤrper auf gut Gluͤck anziehen oder abſtoßen ließe, je nachdem es das Beduͤrfniß
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den Artikel Brechung der Lichtſtralen (Th. I. S. 425. 426.), womit Taf. V. Fig. 74. zu vergleichen iſt. Wenn hier der Lichtſtral im Glaſe bey x ſich der untern Glasflaͤche DC naͤhert, und an den Ort gelanget, wo die Wirkungskreiſe des Glaſes von außen her aufhoͤren, und Wirkungskreiſe der Luft an ihre Stelle treten, ſo wird er ſtaͤrker nach der innern Seite des Glaſes, als nach der aͤußern, gezogen, von ſeinem Wege abgelenkt, und gegen die Flaͤche DC in einer krummen Linie gefuͤhrt, deren Beſchaffenheit und Kruͤmmung von dem Verhaͤltniſſe der Anziehungen des Glaſes und der Luft, und von der Groͤße des Einfallswinkels abhaͤngt. Iſt nun der Einfallswinkel ſo klein, daß die krumme Bahn des Lichtſtrals die Flaͤche DC und die mit ihr parallele Grenze der Wirkungskreiſe des Glaſes noch unter einer merklichen Schiefe erreicht, ſo durchſchneidet der Stral dieſe Flaͤche, beſchreibt die zweyte Haͤlfte der Bahn außer dem Glaſe, und wird gebrochen: iſt hingegen der Einfallswinkel, wie bey x, ſo groß, daß die Bahn ſchon mit DC parallel wird, noch ehe der Stral die Flaͤche DC ſelbſt, oder die mit ihr parallele aͤußere Grenze der Wirkungen des Glaſes erreicht, ſo kan die Bahn in jenem Falle DC, in dieſem die letztgedachte Grenze nicht durchſchneiden; ihre zweyte Helfte, welche der erſten gleich und aͤhnlich iſt, kan alſo nicht, oder nicht ganz, außerhalb des Glaſes fallen; daher kehrt der Stral ins Glas zuruͤck, und wird unter gleichem Winkel mit DE reflectiret.
Man wird hoffentlich zugeben, daß fuͤr dieſen Fall keine gluͤcklichere und mit dem ganzen Umfange der optiſchen Lehren uͤbereinſtimmendere Erklaͤrung der Reflexion moͤglich ſey. Aber fuͤr den weit gewoͤhnlichern Fall der Zuruͤckſtralung von Spiegelflaͤchen, auf welche die Lichtſtralen durch die Luft fallen, muß man ſtatt der Anziehung ein Zuruͤckſtoßen annehmen. Dies wuͤrde nun freylich ſehr willkuͤhrlich verfahren heißen, wenn man ſich dieſe Anziehungen und Repulſionen als weſentliche in den Koͤrpern wohnende Kraͤfte gedaͤchte, ſ. Zuruͤckſtoßen. Alsdann verdiente man den Vorwurf, daß man die Koͤrper auf gut Gluͤck anziehen oder abſtoßen ließe, je nachdem es das Beduͤrfniß
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 912. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/922>, abgerufen am 23.11.2024.
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