Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Fällen wirksamere Mittel kennt, als die Zinnbereitungen gewähren würden.

Macquer chymisches Wörterbuch, durch Leonhardi, Art. Zinn.

Gren syst. Handb. der ges. Chymie, II. Th. 2. Band, §. 2899. u. f.

Zitteraal, Zitterfisch, Drillfisch, Gymnotus electricus, Gymnotus tremulus, Anguille tremblante ou electrique.

Ein Fisch aus Surinam und Cayenne, der, so lang er lebt, eine besondere sehr starke Elektricität besitzt, mittelst deren er Menschen und Thieren, die sich ihm nähern, einen betäubenden Schlag mittheilen kan. Menschen, die ihn im Wasser berühren, werden dadurch ungemein erschüttert, und Fische, die ihm zu nahe kommen, sogar getödtet. Diese Elektricität scheint im Schwanze des Fisches am stärksten zu seyn, und pflanzt sich, wenn er sich schnell im Wasser bewegt, bis auf eine Entfernung von 15 Fuß fort. Man fühlt die Erschütterung am heftigsten, wenn man ihn mit Leitern, z. B. mit Eisen oder einem mit Metall beschlagnem Stabe, vornehmlich mit einem metallnen Ringe, berührt. Dagegen empfindet man nichts bey der Berührung mit einer Stange Siegellak, oder einem andern Nicht-leiter.

Diesen Fisch hat zuerst van Berkel zwischen 1680 und 1689 bekannt gemacht (s. dessen Reise nach Rio de Berbice, in der Sammlung seltener und merkwürdiger Reisegeschichten. Memmingen, 1789. 8. S. 220.). Richer, der 1671 nach Cayenne gieng, hatte schon in seinem Tagebuche bemerkt, es gebe daselbst einen 3-4 Schuhe langen Fisch, der mit dem Finger oder mit einem Stabe berührt den Arm erstarren mache und Schwindel errege, welches Duhamel (Hist. regiae scient. Acad. p. 168.) anführt. Man zog aber in neuern Zeiten diese Erzählungen in Zweifel, oder war doch nicht geneigt, Elektricität dabey zu vermuthen, als welches selbst Nollet (Hist. de l'acad. roy. de Paris, ann. 1760. p. 21.) noch für unwahrscheinlich erklärt. Der Erste, der Elektricität dabey vermuthete, war Adan-


Faͤllen wirkſamere Mittel kennt, als die Zinnbereitungen gewaͤhren wuͤrden.

Macquer chymiſches Woͤrterbuch, durch Leonhardi, Art. Zinn.

Gren ſyſt. Handb. der geſ. Chymie, II. Th. 2. Band, §. 2899. u. f.

Zitteraal, Zitterfiſch, Drillfiſch, Gymnotus electricus, Gymnotus tremulus, Anguille tremblante ou électrique.

Ein Fiſch aus Surinam und Cayenne, der, ſo lang er lebt, eine beſondere ſehr ſtarke Elektricitaͤt beſitzt, mittelſt deren er Menſchen und Thieren, die ſich ihm naͤhern, einen betaͤubenden Schlag mittheilen kan. Menſchen, die ihn im Waſſer beruͤhren, werden dadurch ungemein erſchuͤttert, und Fiſche, die ihm zu nahe kommen, ſogar getoͤdtet. Dieſe Elektricitaͤt ſcheint im Schwanze des Fiſches am ſtaͤrkſten zu ſeyn, und pflanzt ſich, wenn er ſich ſchnell im Waſſer bewegt, bis auf eine Entfernung von 15 Fuß fort. Man fuͤhlt die Erſchuͤtterung am heftigſten, wenn man ihn mit Leitern, z. B. mit Eiſen oder einem mit Metall beſchlagnem Stabe, vornehmlich mit einem metallnen Ringe, beruͤhrt. Dagegen empfindet man nichts bey der Beruͤhrung mit einer Stange Siegellak, oder einem andern Nicht-leiter.

Dieſen Fiſch hat zuerſt van Berkel zwiſchen 1680 und 1689 bekannt gemacht (ſ. deſſen Reiſe nach Rio de Berbice, in der Sammlung ſeltener und merkwuͤrdiger Reiſegeſchichten. Memmingen, 1789. 8. S. 220.). Richer, der 1671 nach Cayenne gieng, hatte ſchon in ſeinem Tagebuche bemerkt, es gebe daſelbſt einen 3-4 Schuhe langen Fiſch, der mit dem Finger oder mit einem Stabe beruͤhrt den Arm erſtarren mache und Schwindel errege, welches Duhamel (Hiſt. regiae ſcient. Acad. p. 168.) anfuͤhrt. Man zog aber in neuern Zeiten dieſe Erzaͤhlungen in Zweifel, oder war doch nicht geneigt, Elektricitaͤt dabey zu vermuthen, als welches ſelbſt Nollet (Hiſt. de l'acad. roy. de Paris, ann. 1760. p. 21.) noch fuͤr unwahrſcheinlich erklaͤrt. Der Erſte, der Elektricitaͤt dabey vermuthete, war Adan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0885" xml:id="P.4.875" n="875"/><lb/>
Fa&#x0364;llen wirk&#x017F;amere Mittel kennt, als die Zinnbereitungen gewa&#x0364;hren wu&#x0364;rden.</p>
            <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> chymi&#x017F;ches Wo&#x0364;rterbuch, durch <hi rendition="#b">Leonhardi,</hi> Art. <hi rendition="#b">Zinn.</hi></p>
            <p><hi rendition="#b">Gren</hi> &#x017F;y&#x017F;t. Handb. der ge&#x017F;. Chymie, <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 2. Band, §. 2899. u. f.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Zitteraal, Zitterfi&#x017F;ch, Drillfi&#x017F;ch, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Gymnotus electricus, Gymnotus tremulus</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Anguille tremblante ou électrique</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Ein Fi&#x017F;ch aus Surinam und Cayenne, der, &#x017F;o lang er lebt, eine be&#x017F;ondere &#x017F;ehr &#x017F;tarke Elektricita&#x0364;t be&#x017F;itzt, mittel&#x017F;t deren er Men&#x017F;chen und Thieren, die &#x017F;ich ihm na&#x0364;hern, einen beta&#x0364;ubenden Schlag mittheilen kan. Men&#x017F;chen, die ihn im Wa&#x017F;&#x017F;er beru&#x0364;hren, werden dadurch ungemein er&#x017F;chu&#x0364;ttert, und Fi&#x017F;che, die ihm zu nahe kommen, &#x017F;ogar geto&#x0364;dtet. Die&#x017F;e Elektricita&#x0364;t &#x017F;cheint im Schwanze des Fi&#x017F;ches am &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten zu &#x017F;eyn, und pflanzt &#x017F;ich, wenn er &#x017F;ich &#x017F;chnell im Wa&#x017F;&#x017F;er bewegt, bis auf eine Entfernung von 15 Fuß fort. Man fu&#x0364;hlt die Er&#x017F;chu&#x0364;tterung am heftig&#x017F;ten, wenn man ihn mit Leitern, z. B. mit Ei&#x017F;en oder einem mit Metall be&#x017F;chlagnem Stabe, vornehmlich mit einem metallnen Ringe, beru&#x0364;hrt. Dagegen empfindet man nichts bey der Beru&#x0364;hrung mit einer Stange Siegellak, oder einem andern Nicht-leiter.</p>
            <p>Die&#x017F;en Fi&#x017F;ch hat zuer&#x017F;t <hi rendition="#b">van Berkel</hi> zwi&#x017F;chen 1680 und 1689 bekannt gemacht (&#x017F;. de&#x017F;&#x017F;en Rei&#x017F;e nach Rio de Berbice, in der Sammlung &#x017F;eltener und merkwu&#x0364;rdiger Rei&#x017F;ege&#x017F;chichten. Memmingen, 1789. 8. S. 220.). <hi rendition="#b">Richer,</hi> der 1671 nach Cayenne gieng, hatte &#x017F;chon in &#x017F;einem Tagebuche bemerkt, es gebe da&#x017F;elb&#x017F;t einen 3-4 Schuhe langen Fi&#x017F;ch, der mit dem Finger oder mit einem Stabe beru&#x0364;hrt den Arm er&#x017F;tarren mache und Schwindel errege, welches <hi rendition="#b">Duhamel</hi> (<hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. regiae &#x017F;cient. Acad. p. 168.</hi>) anfu&#x0364;hrt. Man zog aber in neuern Zeiten die&#x017F;e Erza&#x0364;hlungen in Zweifel, oder war doch nicht geneigt, Elektricita&#x0364;t dabey zu vermuthen, als welches &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#b">Nollet</hi> (<hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l'acad. roy. de Paris, ann. 1760. p. 21.</hi>) noch fu&#x0364;r unwahr&#x017F;cheinlich erkla&#x0364;rt. Der Er&#x017F;te, der Elektricita&#x0364;t dabey vermuthete, war <hi rendition="#b">Adan-<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[875/0885] Faͤllen wirkſamere Mittel kennt, als die Zinnbereitungen gewaͤhren wuͤrden. Macquer chymiſches Woͤrterbuch, durch Leonhardi, Art. Zinn. Gren ſyſt. Handb. der geſ. Chymie, II. Th. 2. Band, §. 2899. u. f. Zitteraal, Zitterfiſch, Drillfiſch, Gymnotus electricus, Gymnotus tremulus, Anguille tremblante ou électrique. Ein Fiſch aus Surinam und Cayenne, der, ſo lang er lebt, eine beſondere ſehr ſtarke Elektricitaͤt beſitzt, mittelſt deren er Menſchen und Thieren, die ſich ihm naͤhern, einen betaͤubenden Schlag mittheilen kan. Menſchen, die ihn im Waſſer beruͤhren, werden dadurch ungemein erſchuͤttert, und Fiſche, die ihm zu nahe kommen, ſogar getoͤdtet. Dieſe Elektricitaͤt ſcheint im Schwanze des Fiſches am ſtaͤrkſten zu ſeyn, und pflanzt ſich, wenn er ſich ſchnell im Waſſer bewegt, bis auf eine Entfernung von 15 Fuß fort. Man fuͤhlt die Erſchuͤtterung am heftigſten, wenn man ihn mit Leitern, z. B. mit Eiſen oder einem mit Metall beſchlagnem Stabe, vornehmlich mit einem metallnen Ringe, beruͤhrt. Dagegen empfindet man nichts bey der Beruͤhrung mit einer Stange Siegellak, oder einem andern Nicht-leiter. Dieſen Fiſch hat zuerſt van Berkel zwiſchen 1680 und 1689 bekannt gemacht (ſ. deſſen Reiſe nach Rio de Berbice, in der Sammlung ſeltener und merkwuͤrdiger Reiſegeſchichten. Memmingen, 1789. 8. S. 220.). Richer, der 1671 nach Cayenne gieng, hatte ſchon in ſeinem Tagebuche bemerkt, es gebe daſelbſt einen 3-4 Schuhe langen Fiſch, der mit dem Finger oder mit einem Stabe beruͤhrt den Arm erſtarren mache und Schwindel errege, welches Duhamel (Hiſt. regiae ſcient. Acad. p. 168.) anfuͤhrt. Man zog aber in neuern Zeiten dieſe Erzaͤhlungen in Zweifel, oder war doch nicht geneigt, Elektricitaͤt dabey zu vermuthen, als welches ſelbſt Nollet (Hiſt. de l'acad. roy. de Paris, ann. 1760. p. 21.) noch fuͤr unwahrſcheinlich erklaͤrt. Der Erſte, der Elektricitaͤt dabey vermuthete, war Adan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/885
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/885>, abgerufen am 23.11.2024.