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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Die Stunden, Minuten und Secunden, welche seit dem letzten Mittage verflossen sind, werden durch die Angabe der Uhr im Augenblicke der Beobachtung gefunden. Die Uhren werden hiezu so eingerichtet, daß sie ohngesähr entweder Sternzeit oder mittlere Sonnenzeit zeigen. Es kömmt nichts darauf an, was für Zeit eine Uhr zeigt, wofern nur ihr Gang vollkommen gleichförmig ist. Man kan nemlich die Angabe der Uhr oder die Uhrzeit durch Rechnung in wahre Sonnenzeit verwandeln, wenn man nur weiß, was die Uhr den Mittag vor der Beobachtung, und den Mittag nach derselben, gewiesen hat, und zugleich versichert ist, daß sie die ganze Zwischenzeit hindurch ihren Gang mit völliger Gleichförmigkeit fortgesetzt habe.

Gesetzt, eine astronomische Uhr zeigte am wahren Mittage

den 2. Jan.23 St.56 Min.32 Sec.
den 3. Jan.235650
Unterschied18 Sec.=a.
Eine Himmelsbegebenheit, z. B. der Austritt eines Jupiterstrabanten, geschieht zwischen beyden Mittagen, oder den 2. Jan. in dem Augenblicke, da die Uhr 11 St. 16 Min. 23 Sec. zeigt. Man fragt nun, wieviel diese Uhrangabe nach wahrer Sonnenzeit betrage, oder wie groß der Zeitraum vom ersten Mittage bis zum Augenblicke der Beobachtung in Theilen der wahren Sonnenzeit sey.

Hiebey fällt zuerst in die Augen, daß die Uhr schon am ersten Mittage um so viel zu spät gieng, als 23 St. 56 Min. 32 Sec. unter 24 St. betragen, d. i. um 3 Min. 28 Sec. Hätte man ihren Zeiger um so viel fortgerückt, so würde sie bey der Beobachtung noch 3 Min. 28 Sec. mehr, folglich 11 St. 19 Min. 51 Sec.=40791 Sec.=b gezeigt haben. So viel Uhrzeit ist nun eigentlich vom ersten Mittage bis zur Beobachtung verflossen. Hätte die Uhr am 2. Jan. mehr als 24 St. oder mehr, als Null gezeigt, und wäre also zu früh gegangen, so müßte der Ueberschuß von der Angabe der Beobachtungszeit abgezogen werden.


Die Stunden, Minuten und Secunden, welche ſeit dem letzten Mittage verfloſſen ſind, werden durch die Angabe der Uhr im Augenblicke der Beobachtung gefunden. Die Uhren werden hiezu ſo eingerichtet, daß ſie ohngeſaͤhr entweder Sternzeit oder mittlere Sonnenzeit zeigen. Es koͤmmt nichts darauf an, was fuͤr Zeit eine Uhr zeigt, wofern nur ihr Gang vollkommen gleichfoͤrmig iſt. Man kan nemlich die Angabe der Uhr oder die Uhrzeit durch Rechnung in wahre Sonnenzeit verwandeln, wenn man nur weiß, was die Uhr den Mittag vor der Beobachtung, und den Mittag nach derſelben, gewieſen hat, und zugleich verſichert iſt, daß ſie die ganze Zwiſchenzeit hindurch ihren Gang mit voͤlliger Gleichfoͤrmigkeit fortgeſetzt habe.

Geſetzt, eine aſtronomiſche Uhr zeigte am wahren Mittage

den 2. Jan.23 St.56 Min.32 Sec.
den 3. Jan.235650
Unterſchied18 Sec.=α.
Eine Himmelsbegebenheit, z. B. der Austritt eines Jupiterstrabanten, geſchieht zwiſchen beyden Mittagen, oder den 2. Jan. in dem Augenblicke, da die Uhr 11 St. 16 Min. 23 Sec. zeigt. Man fragt nun, wieviel dieſe Uhrangabe nach wahrer Sonnenzeit betrage, oder wie groß der Zeitraum vom erſten Mittage bis zum Augenblicke der Beobachtung in Theilen der wahren Sonnenzeit ſey.

Hiebey faͤllt zuerſt in die Augen, daß die Uhr ſchon am erſten Mittage um ſo viel zu ſpaͤt gieng, als 23 St. 56 Min. 32 Sec. unter 24 St. betragen, d. i. um 3 Min. 28 Sec. Haͤtte man ihren Zeiger um ſo viel fortgeruͤckt, ſo wuͤrde ſie bey der Beobachtung noch 3 Min. 28 Sec. mehr, folglich 11 St. 19 Min. 51 Sec.=40791 Sec.=β gezeigt haben. So viel Uhrzeit iſt nun eigentlich vom erſten Mittage bis zur Beobachtung verfloſſen. Haͤtte die Uhr am 2. Jan. mehr als 24 St. oder mehr, als Null gezeigt, und waͤre alſo zu fruͤh gegangen, ſo muͤßte der Ueberſchuß von der Angabe der Beobachtungszeit abgezogen werden.

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[852/0862] Die Stunden, Minuten und Secunden, welche ſeit dem letzten Mittage verfloſſen ſind, werden durch die Angabe der Uhr im Augenblicke der Beobachtung gefunden. Die Uhren werden hiezu ſo eingerichtet, daß ſie ohngeſaͤhr entweder Sternzeit oder mittlere Sonnenzeit zeigen. Es koͤmmt nichts darauf an, was fuͤr Zeit eine Uhr zeigt, wofern nur ihr Gang vollkommen gleichfoͤrmig iſt. Man kan nemlich die Angabe der Uhr oder die Uhrzeit durch Rechnung in wahre Sonnenzeit verwandeln, wenn man nur weiß, was die Uhr den Mittag vor der Beobachtung, und den Mittag nach derſelben, gewieſen hat, und zugleich verſichert iſt, daß ſie die ganze Zwiſchenzeit hindurch ihren Gang mit voͤlliger Gleichfoͤrmigkeit fortgeſetzt habe. Geſetzt, eine aſtronomiſche Uhr zeigte am wahren Mittage den 2. Jan. 23 St. 56 Min. 32 Sec. den 3. Jan. 23 56 50 Unterſchied 18 Sec.=α. Eine Himmelsbegebenheit, z. B. der Austritt eines Jupiterstrabanten, geſchieht zwiſchen beyden Mittagen, oder den 2. Jan. in dem Augenblicke, da die Uhr 11 St. 16 Min. 23 Sec. zeigt. Man fragt nun, wieviel dieſe Uhrangabe nach wahrer Sonnenzeit betrage, oder wie groß der Zeitraum vom erſten Mittage bis zum Augenblicke der Beobachtung in Theilen der wahren Sonnenzeit ſey. Hiebey faͤllt zuerſt in die Augen, daß die Uhr ſchon am erſten Mittage um ſo viel zu ſpaͤt gieng, als 23 St. 56 Min. 32 Sec. unter 24 St. betragen, d. i. um 3 Min. 28 Sec. Haͤtte man ihren Zeiger um ſo viel fortgeruͤckt, ſo wuͤrde ſie bey der Beobachtung noch 3 Min. 28 Sec. mehr, folglich 11 St. 19 Min. 51 Sec.=40791 Sec.=β gezeigt haben. So viel Uhrzeit iſt nun eigentlich vom erſten Mittage bis zur Beobachtung verfloſſen. Haͤtte die Uhr am 2. Jan. mehr als 24 St. oder mehr, als Null gezeigt, und waͤre alſo zu fruͤh gegangen, ſo muͤßte der Ueberſchuß von der Angabe der Beobachtungszeit abgezogen werden.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/862>, abgerufen am 23.11.2024.