Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Vorschläge, mehrere Spiegel so zu stellen, daß man darinn sehen kan, was an Orten vorgeht, von denen man durch eine Mauer u. dgl. abgesondert ist, kommen schon beym Roger Baco, Porta u. a. vor; auch beym Schwenter (Mathematische Erquickstunden, Sechster Theil, 18 Aufg.). Das hier beschriebene Werkzeug aber, welches zugleich das Bild in eben die Linie bringt, nach der man sonst den Gegenstand sehen würde, scheint aus Hevels Polemoskop entstanden zu seyn, und wird erst von den neuern Sammlern mathematischer Spielwerke beschrieben. Zaubertrichter, Taschenspielertrichter, Infundibulum magicum, Entonnoir magique. Ein in Form eines Trichters verkleideter Stechheber. Der Trichter ABC, Taf. XXVII. Fig. 94. besteht aus zween in einander steckenden Trichtern, welche zwischen sich einen beträchtlichen Raum lassen. Der äußere hat bey D ein kleines Loch, welches, indem man den Handgriff anfasset, unvermerkt mit dem Finger verschlossen und wieder eröfnet werden kan. Man hält das ganze bey C zu, und füllt es mit Wein, wodurch sich auch der innere Raum zwischen beyden Trichtern mit ansüllt. Aus diesem Raume kan nun nichts herauslaufen, so lang das Loch bey D verschlossen bleibt, wenn man gleich bey C geöfnet hat, wofern nur die Oefnung C so eng ist, daß sich Luft und Wein in ihr nicht ausweichen können: aus eben dem Grunde, aus welchem ein Stechheber nicht läuft, so lang man seine obere Oefnung zuhält, s. Stechheber. Man kan auf diese Art den im innern Trichter befindlichen Wein austrinken oder durch C auslaufen lassen, so daß alles leer scheint. Der Zuschauer wird also glauben, es sey aller Wein heraus; wenn man aber unvermerkt das Loch bey D eröfnet, so läuft noch eine große Menge, die sich im Zwischenraume befunden hatte, durch
Vorſchlaͤge, mehrere Spiegel ſo zu ſtellen, daß man darinn ſehen kan, was an Orten vorgeht, von denen man durch eine Mauer u. dgl. abgeſondert iſt, kommen ſchon beym Roger Baco, Porta u. a. vor; auch beym Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden, Sechſter Theil, 18 Aufg.). Das hier beſchriebene Werkzeug aber, welches zugleich das Bild in eben die Linie bringt, nach der man ſonſt den Gegenſtand ſehen wuͤrde, ſcheint aus Hevels Polemoſkop entſtanden zu ſeyn, und wird erſt von den neuern Sammlern mathematiſcher Spielwerke beſchrieben. Zaubertrichter, Taſchenſpielertrichter, Infundibulum magicum, Entonnoir magique. Ein in Form eines Trichters verkleideter Stechheber. Der Trichter ABC, Taf. XXVII. Fig. 94. beſteht aus zween in einander ſteckenden Trichtern, welche zwiſchen ſich einen betraͤchtlichen Raum laſſen. Der aͤußere hat bey D ein kleines Loch, welches, indem man den Handgriff anfaſſet, unvermerkt mit dem Finger verſchloſſen und wieder eroͤfnet werden kan. Man haͤlt das ganze bey C zu, und fuͤllt es mit Wein, wodurch ſich auch der innere Raum zwiſchen beyden Trichtern mit anſuͤllt. Aus dieſem Raume kan nun nichts herauslaufen, ſo lang das Loch bey D verſchloſſen bleibt, wenn man gleich bey C geoͤfnet hat, wofern nur die Oefnung C ſo eng iſt, daß ſich Luft und Wein in ihr nicht ausweichen koͤnnen: aus eben dem Grunde, aus welchem ein Stechheber nicht laͤuft, ſo lang man ſeine obere Oefnung zuhaͤlt, ſ. Stechheber. Man kan auf dieſe Art den im innern Trichter befindlichen Wein austrinken oder durch C auslaufen laſſen, ſo daß alles leer ſcheint. Der Zuſchauer wird alſo glauben, es ſey aller Wein heraus; wenn man aber unvermerkt das Loch bey D eroͤfnet, ſo laͤuft noch eine große Menge, die ſich im Zwiſchenraume befunden hatte, durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0857" xml:id="P.4.847" n="847"/><lb/> auf der durch die Spiegel gebrochnen Axe in der gehoͤrigen Entfernung ein erhabnes Objectivglas einſetzt, ſo kan man zugleich Vergroͤßerung der Gegenſtaͤnde erhalten, wiewohl dieſes hier nicht zur eigentlichen Abſicht gehoͤrt.</p> <p>Vorſchlaͤge, mehrere Spiegel ſo zu ſtellen, daß man darinn ſehen kan, was an Orten vorgeht, von denen man durch eine Mauer u. dgl. abgeſondert iſt, kommen ſchon beym <hi rendition="#b">Roger Baco, Porta</hi> u. a. vor; auch beym <hi rendition="#b">Schwenter</hi> (Mathematiſche Erquickſtunden, Sechſter Theil, 18 Aufg.). Das hier beſchriebene Werkzeug aber, welches zugleich das Bild in eben die Linie bringt, nach der man ſonſt den Gegenſtand ſehen wuͤrde, ſcheint aus <hi rendition="#b">Hevels</hi> Polemoſkop entſtanden zu ſeyn, und wird erſt von den neuern Sammlern mathematiſcher Spielwerke beſchrieben.</p> </div> <div n="3"> <head>Zaubertrichter, Taſchenſpielertrichter, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Infundibulum magicum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Entonnoir magique</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Ein in Form eines Trichters verkleideter Stechheber. Der Trichter <hi rendition="#aq">ABC,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Fig. 94. beſteht aus zween in einander ſteckenden Trichtern, welche zwiſchen ſich einen betraͤchtlichen Raum laſſen. Der aͤußere hat bey <hi rendition="#aq">D</hi> ein kleines Loch, welches, indem man den Handgriff anfaſſet, unvermerkt mit dem Finger verſchloſſen und wieder eroͤfnet werden kan. Man haͤlt das ganze bey <hi rendition="#aq">C</hi> zu, und fuͤllt es mit Wein, wodurch ſich auch der innere Raum zwiſchen beyden Trichtern mit anſuͤllt. Aus dieſem Raume kan nun nichts herauslaufen, ſo lang das Loch bey <hi rendition="#aq">D</hi> verſchloſſen bleibt, wenn man gleich bey <hi rendition="#aq">C</hi> geoͤfnet hat, wofern nur die Oefnung <hi rendition="#aq">C</hi> ſo eng iſt, daß ſich Luft und Wein in ihr nicht ausweichen koͤnnen: aus eben dem Grunde, aus welchem ein Stechheber nicht laͤuft, ſo lang man ſeine obere Oefnung zuhaͤlt, <hi rendition="#b">ſ. Stechheber.</hi> Man kan auf dieſe Art den im innern Trichter befindlichen Wein austrinken oder durch <hi rendition="#aq">C</hi> auslaufen laſſen, ſo daß alles leer ſcheint. Der Zuſchauer wird alſo glauben, es ſey aller Wein heraus; wenn man aber unvermerkt das Loch bey <hi rendition="#aq">D</hi> eroͤfnet, ſo laͤuft noch eine große Menge, die ſich im Zwiſchenraume befunden hatte, durch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [847/0857]
auf der durch die Spiegel gebrochnen Axe in der gehoͤrigen Entfernung ein erhabnes Objectivglas einſetzt, ſo kan man zugleich Vergroͤßerung der Gegenſtaͤnde erhalten, wiewohl dieſes hier nicht zur eigentlichen Abſicht gehoͤrt.
Vorſchlaͤge, mehrere Spiegel ſo zu ſtellen, daß man darinn ſehen kan, was an Orten vorgeht, von denen man durch eine Mauer u. dgl. abgeſondert iſt, kommen ſchon beym Roger Baco, Porta u. a. vor; auch beym Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden, Sechſter Theil, 18 Aufg.). Das hier beſchriebene Werkzeug aber, welches zugleich das Bild in eben die Linie bringt, nach der man ſonſt den Gegenſtand ſehen wuͤrde, ſcheint aus Hevels Polemoſkop entſtanden zu ſeyn, und wird erſt von den neuern Sammlern mathematiſcher Spielwerke beſchrieben.
Zaubertrichter, Taſchenſpielertrichter, Infundibulum magicum, Entonnoir magique.
Ein in Form eines Trichters verkleideter Stechheber. Der Trichter ABC, Taf. XXVII. Fig. 94. beſteht aus zween in einander ſteckenden Trichtern, welche zwiſchen ſich einen betraͤchtlichen Raum laſſen. Der aͤußere hat bey D ein kleines Loch, welches, indem man den Handgriff anfaſſet, unvermerkt mit dem Finger verſchloſſen und wieder eroͤfnet werden kan. Man haͤlt das ganze bey C zu, und fuͤllt es mit Wein, wodurch ſich auch der innere Raum zwiſchen beyden Trichtern mit anſuͤllt. Aus dieſem Raume kan nun nichts herauslaufen, ſo lang das Loch bey D verſchloſſen bleibt, wenn man gleich bey C geoͤfnet hat, wofern nur die Oefnung C ſo eng iſt, daß ſich Luft und Wein in ihr nicht ausweichen koͤnnen: aus eben dem Grunde, aus welchem ein Stechheber nicht laͤuft, ſo lang man ſeine obere Oefnung zuhaͤlt, ſ. Stechheber. Man kan auf dieſe Art den im innern Trichter befindlichen Wein austrinken oder durch C auslaufen laſſen, ſo daß alles leer ſcheint. Der Zuſchauer wird alſo glauben, es ſey aller Wein heraus; wenn man aber unvermerkt das Loch bey D eroͤfnet, ſo laͤuft noch eine große Menge, die ſich im Zwiſchenraume befunden hatte, durch
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