Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Wenn man das Bild nicht an der Fläche der Wand auffängt, sondern in einen aufsteigenden Dampf oder Rauch fallen läßt, so bemerkt das Auge gefärbte Stellen, die in verschiedenen Ebenen hinter einander liegen, wodurch es das Ansehen gewinnt, als ob das Bild einen körperlichen Raum einnähme. So läßt sich durch Verbrennung der Zauberlaterne selbst und des Gefäßes, woraus der Dampf aufsteigt, mit Anwendung anderer zweckmäßigen Täuschungsmittel, Leichtgläubigen die Erscheinung von Geistern oder Verstorbnen vorspiegeln. Hiezu wird auch die Zauberlaterne in der That von vorgeblichen Geisterbeschwörern gemißbrauchet; daher die Anleitungen zu mannigfaltigen Kunststücken dieser Art auch in den Schriften von der natürlichen Magie vorkommen. Der größte Nutzen, den dieses Werkzeug der Physik verschaft hat, ist wohl die daraus entstandne Erfindung des Sonnenmikroskops gewesen. Wolf (Nützl. Versuche, Th. III. §. 114.) bemerkt schon, daß man die Zauberlaterne als Vergrößerungswerkzeug für kleine durchscheinende Gegenstände nützen könne. Weil aber hiebey zu starken Vergrößerungen sehr viel Licht erfordert wird, wozu die gemeinen Lampen nicht hinreichen, so fiel man darauf, Sonnenlicht zu gebrauchen. Was Balthasaris in Erlangen schon 1710 erfunden haben soll (s. oben S. 101.) ist vielleicht nichts anders, als eine gewöhnliche Zauberlaterne, aber durch Sonnenlicht erleuchtet, gewesen. Das vom ältern Adams erfundene, und vom jüngern verbesserte Lampenmikroskop, das auch zu undurchsichtigen Gegenständen gebraucht werden kan, ist, da es durch Lampe und Spiegel erleuchtet wird, ganz eigentlich zu den Zauberlaternen zu rechnen. Euler (Emendatio laternae magicae et microscopii solaris, in Nov. Comm. Petrop. To. III. p. 363.) hat schon eine Art angegeben, undurchsichtige Gegenstände, welche
Wenn man das Bild nicht an der Flaͤche der Wand auffaͤngt, ſondern in einen aufſteigenden Dampf oder Rauch fallen laͤßt, ſo bemerkt das Auge gefaͤrbte Stellen, die in verſchiedenen Ebenen hinter einander liegen, wodurch es das Anſehen gewinnt, als ob das Bild einen koͤrperlichen Raum einnaͤhme. So laͤßt ſich durch Verbrennung der Zauberlaterne ſelbſt und des Gefaͤßes, woraus der Dampf aufſteigt, mit Anwendung anderer zweckmaͤßigen Taͤuſchungsmittel, Leichtglaͤubigen die Erſcheinung von Geiſtern oder Verſtorbnen vorſpiegeln. Hiezu wird auch die Zauberlaterne in der That von vorgeblichen Geiſterbeſchwoͤrern gemißbrauchet; daher die Anleitungen zu mannigfaltigen Kunſtſtuͤcken dieſer Art auch in den Schriften von der natuͤrlichen Magie vorkommen. Der groͤßte Nutzen, den dieſes Werkzeug der Phyſik verſchaft hat, iſt wohl die daraus entſtandne Erfindung des Sonnenmikroſkops geweſen. Wolf (Nuͤtzl. Verſuche, Th. III. §. 114.) bemerkt ſchon, daß man die Zauberlaterne als Vergroͤßerungswerkzeug fuͤr kleine durchſcheinende Gegenſtaͤnde nuͤtzen koͤnne. Weil aber hiebey zu ſtarken Vergroͤßerungen ſehr viel Licht erfordert wird, wozu die gemeinen Lampen nicht hinreichen, ſo fiel man darauf, Sonnenlicht zu gebrauchen. Was Balthaſaris in Erlangen ſchon 1710 erfunden haben ſoll (ſ. oben S. 101.) iſt vielleicht nichts anders, als eine gewoͤhnliche Zauberlaterne, aber durch Sonnenlicht erleuchtet, geweſen. Das vom aͤltern Adams erfundene, und vom juͤngern verbeſſerte Lampenmikroſkop, das auch zu undurchſichtigen Gegenſtaͤnden gebraucht werden kan, iſt, da es durch Lampe und Spiegel erleuchtet wird, ganz eigentlich zu den Zauberlaternen zu rechnen. Euler (Emendatio laternae magicae et microſcopii ſolaris, in Nov. Comm. Petrop. To. III. p. 363.) hat ſchon eine Art angegeben, undurchſichtige Gegenſtaͤnde, welche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0854" xml:id="P.4.844" n="844"/><lb/> z. B. die Fluͤgel, auf eine beſondere Glasſcheibe mahlt, welche umgedreht, oder ſonſt der Abſicht gemaͤß bewegt wird. Nach Herrn Kaͤſtners Nachricht hat dazu der Profeſſor <hi rendition="#b">Ehrenberger</hi> in Coburg Anleitung gegeben. Der Apparat wird auch beym <hi rendition="#b">Nollet</hi> und <hi rendition="#b">Briſſon</hi> beſchrieben.</p> <p>Wenn man das Bild nicht an der Flaͤche der Wand auffaͤngt, ſondern in einen aufſteigenden Dampf oder Rauch fallen laͤßt, ſo bemerkt das Auge gefaͤrbte Stellen, die in verſchiedenen Ebenen hinter einander liegen, wodurch es das Anſehen gewinnt, als ob das Bild einen koͤrperlichen Raum einnaͤhme. So laͤßt ſich durch Verbrennung der Zauberlaterne ſelbſt und des Gefaͤßes, woraus der Dampf aufſteigt, mit Anwendung anderer zweckmaͤßigen Taͤuſchungsmittel, Leichtglaͤubigen die Erſcheinung von Geiſtern oder Verſtorbnen vorſpiegeln. Hiezu wird auch die Zauberlaterne in der That von vorgeblichen Geiſterbeſchwoͤrern gemißbrauchet; daher die Anleitungen zu mannigfaltigen Kunſtſtuͤcken dieſer Art auch in den Schriften von der natuͤrlichen Magie vorkommen.</p> <p>Der groͤßte Nutzen, den dieſes Werkzeug der Phyſik verſchaft hat, iſt wohl die daraus entſtandne Erfindung des Sonnenmikroſkops geweſen. <hi rendition="#b">Wolf</hi> (Nuͤtzl. Verſuche, Th. <hi rendition="#aq">III. §. 114.</hi>) bemerkt ſchon, daß man die Zauberlaterne als Vergroͤßerungswerkzeug fuͤr kleine durchſcheinende Gegenſtaͤnde nuͤtzen koͤnne. Weil aber hiebey zu ſtarken Vergroͤßerungen ſehr viel Licht erfordert wird, wozu die gemeinen Lampen nicht hinreichen, ſo fiel man darauf, Sonnenlicht zu gebrauchen. Was <hi rendition="#b">Balthaſaris</hi> in Erlangen ſchon 1710 erfunden haben ſoll (ſ. oben S. 101.) iſt vielleicht nichts anders, als eine gewoͤhnliche Zauberlaterne, aber durch Sonnenlicht erleuchtet, geweſen. Das vom aͤltern <hi rendition="#b">Adams</hi> erfundene, und vom juͤngern verbeſſerte <hi rendition="#b">Lampenmikroſkop,</hi> das auch zu undurchſichtigen Gegenſtaͤnden gebraucht werden kan, iſt, da es durch Lampe und Spiegel erleuchtet wird, ganz eigentlich zu den Zauberlaternen zu rechnen.</p> <p><hi rendition="#b">Euler</hi> (<hi rendition="#aq">Emendatio laternae magicae et microſcopii ſolaris, in Nov. Comm. Petrop. To. III. p. 363.</hi>) hat ſchon eine Art angegeben, undurchſichtige Gegenſtaͤnde, welche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [844/0854]
z. B. die Fluͤgel, auf eine beſondere Glasſcheibe mahlt, welche umgedreht, oder ſonſt der Abſicht gemaͤß bewegt wird. Nach Herrn Kaͤſtners Nachricht hat dazu der Profeſſor Ehrenberger in Coburg Anleitung gegeben. Der Apparat wird auch beym Nollet und Briſſon beſchrieben.
Wenn man das Bild nicht an der Flaͤche der Wand auffaͤngt, ſondern in einen aufſteigenden Dampf oder Rauch fallen laͤßt, ſo bemerkt das Auge gefaͤrbte Stellen, die in verſchiedenen Ebenen hinter einander liegen, wodurch es das Anſehen gewinnt, als ob das Bild einen koͤrperlichen Raum einnaͤhme. So laͤßt ſich durch Verbrennung der Zauberlaterne ſelbſt und des Gefaͤßes, woraus der Dampf aufſteigt, mit Anwendung anderer zweckmaͤßigen Taͤuſchungsmittel, Leichtglaͤubigen die Erſcheinung von Geiſtern oder Verſtorbnen vorſpiegeln. Hiezu wird auch die Zauberlaterne in der That von vorgeblichen Geiſterbeſchwoͤrern gemißbrauchet; daher die Anleitungen zu mannigfaltigen Kunſtſtuͤcken dieſer Art auch in den Schriften von der natuͤrlichen Magie vorkommen.
Der groͤßte Nutzen, den dieſes Werkzeug der Phyſik verſchaft hat, iſt wohl die daraus entſtandne Erfindung des Sonnenmikroſkops geweſen. Wolf (Nuͤtzl. Verſuche, Th. III. §. 114.) bemerkt ſchon, daß man die Zauberlaterne als Vergroͤßerungswerkzeug fuͤr kleine durchſcheinende Gegenſtaͤnde nuͤtzen koͤnne. Weil aber hiebey zu ſtarken Vergroͤßerungen ſehr viel Licht erfordert wird, wozu die gemeinen Lampen nicht hinreichen, ſo fiel man darauf, Sonnenlicht zu gebrauchen. Was Balthaſaris in Erlangen ſchon 1710 erfunden haben ſoll (ſ. oben S. 101.) iſt vielleicht nichts anders, als eine gewoͤhnliche Zauberlaterne, aber durch Sonnenlicht erleuchtet, geweſen. Das vom aͤltern Adams erfundene, und vom juͤngern verbeſſerte Lampenmikroſkop, das auch zu undurchſichtigen Gegenſtaͤnden gebraucht werden kan, iſt, da es durch Lampe und Spiegel erleuchtet wird, ganz eigentlich zu den Zauberlaternen zu rechnen.
Euler (Emendatio laternae magicae et microſcopii ſolaris, in Nov. Comm. Petrop. To. III. p. 363.) hat ſchon eine Art angegeben, undurchſichtige Gegenſtaͤnde, welche
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