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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Winterpunkt, Punctum solstitii hiberni, Solstice d' hiver.

Derjenige Punkt der Ekliptik, in welchem die Sonne bey ihrem scheinbaren jährlichen Umlaufe die größte südliche Abweichung hat, und den sie um den 21. Dec. oder zu Anfange unsers Winters erreicht. In diesem Punkte steht sie vom Nordpole am weitsten ab, hat alsdann für die Orte der nördlichen gemäßigten. Zone die geringste Mittagshöhe, und giebt den Bewohnern derselben den kürzesten Tag und die längste Nacht. Dieser Punkt ist der Anfang vom Zeichen des Steinbocks, obschon das Sternbild des Steinbocks diesen Ort verlassen hat, und der Winterpunkt anjetzt in das Bild des Schützen, nahe vor dessen Bogen, fällt. Dieser Punkt ist vom Frühlingspunkte oder Anfange der Ekliptik und des Aequators, um 90° westlich und 270° östlich entfernt; daher beträgt seine Länge und gerade Aufsteigung 270° oder 9 Zeichen; seine Abweichung aber ist südlich, und der Schiefe der Ekliptik gleich, s. Schiefe der Ekliptik. Durch ihn geht mit dem Aequator parallel der Wendekreis des Steinbocks, s. Wendekreise.

Wintersonnenwende, s. Sonnenwenden.

Wirbel, cartesianische, Wirbel des Descartes, System der Wirbel, Vortices Cartesiani, Systema vorticum, Tourbillons de Descartes, Systeme des tourbillons.

Descartes (Princip. philos. P. III.) versteht unter einem Wirbel eine große Menge Materie, welche sich zusammen um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt bewegt, so daß sich das Ganze als eine große Anzahl von Kugelschichten oder Kugelschalen ansehen läßt, die sich um eine gemeinschaftliche Axe, oder wenigstens um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt drehen. Vollenden alle diese Schichten ihre Umläufe in gleicher Zeit, so ist klar, daß die äußern geschwinder gehen müssen, als die innern, in eben dem Verhältnisse, in welchem ihr Abstand vom Mittelpunkte oder von der Axe größer ist.

Descartes, der die Einschließung der Gestirne in umgedrehte Sphären nicht mehr annehmen konnte, und


Winterpunkt, Punctum ſolſtitii hiberni, Solſtice d' hiver.

Derjenige Punkt der Ekliptik, in welchem die Sonne bey ihrem ſcheinbaren jaͤhrlichen Umlaufe die groͤßte ſuͤdliche Abweichung hat, und den ſie um den 21. Dec. oder zu Anfange unſers Winters erreicht. In dieſem Punkte ſteht ſie vom Nordpole am weitſten ab, hat alsdann fuͤr die Orte der noͤrdlichen gemaͤßigten. Zone die geringſte Mittagshoͤhe, und giebt den Bewohnern derſelben den kuͤrzeſten Tag und die laͤngſte Nacht. Dieſer Punkt iſt der Anfang vom Zeichen des Steinbocks, obſchon das Sternbild des Steinbocks dieſen Ort verlaſſen hat, und der Winterpunkt anjetzt in das Bild des Schuͤtzen, nahe vor deſſen Bogen, faͤllt. Dieſer Punkt iſt vom Fruͤhlingspunkte oder Anfange der Ekliptik und des Aequators, um 90° weſtlich und 270° oͤſtlich entfernt; daher betraͤgt ſeine Laͤnge und gerade Aufſteigung 270° oder 9 Zeichen; ſeine Abweichung aber iſt ſuͤdlich, und der Schiefe der Ekliptik gleich, ſ. Schiefe der Ekliptik. Durch ihn geht mit dem Aequator parallel der Wendekreis des Steinbocks, ſ. Wendekreiſe.

Winterſonnenwende, ſ. Sonnenwenden.

Wirbel, carteſianiſche, Wirbel des Descartes, Syſtem der Wirbel, Vortices Carteſiani, Syſtema vorticum, Tourbillons de Descartes, Syſteme des tourbillons.

Descartes (Princip. philoſ. P. III.) verſteht unter einem Wirbel eine große Menge Materie, welche ſich zuſammen um einen gemeinſchaftlichen Mittelpunkt bewegt, ſo daß ſich das Ganze als eine große Anzahl von Kugelſchichten oder Kugelſchalen anſehen laͤßt, die ſich um eine gemeinſchaftliche Axe, oder wenigſtens um einen gemeinſchaftlichen Mittelpunkt drehen. Vollenden alle dieſe Schichten ihre Umlaͤufe in gleicher Zeit, ſo iſt klar, daß die aͤußern geſchwinder gehen muͤſſen, als die innern, in eben dem Verhaͤltniſſe, in welchem ihr Abſtand vom Mittelpunkte oder von der Axe groͤßer iſt.

Descartes, der die Einſchließung der Geſtirne in umgedrehte Sphaͤren nicht mehr annehmen konnte, und

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[787/0797] Winterpunkt, Punctum ſolſtitii hiberni, Solſtice d' hiver. Derjenige Punkt der Ekliptik, in welchem die Sonne bey ihrem ſcheinbaren jaͤhrlichen Umlaufe die groͤßte ſuͤdliche Abweichung hat, und den ſie um den 21. Dec. oder zu Anfange unſers Winters erreicht. In dieſem Punkte ſteht ſie vom Nordpole am weitſten ab, hat alsdann fuͤr die Orte der noͤrdlichen gemaͤßigten. Zone die geringſte Mittagshoͤhe, und giebt den Bewohnern derſelben den kuͤrzeſten Tag und die laͤngſte Nacht. Dieſer Punkt iſt der Anfang vom Zeichen des Steinbocks, obſchon das Sternbild des Steinbocks dieſen Ort verlaſſen hat, und der Winterpunkt anjetzt in das Bild des Schuͤtzen, nahe vor deſſen Bogen, faͤllt. Dieſer Punkt iſt vom Fruͤhlingspunkte oder Anfange der Ekliptik und des Aequators, um 90° weſtlich und 270° oͤſtlich entfernt; daher betraͤgt ſeine Laͤnge und gerade Aufſteigung 270° oder 9 Zeichen; ſeine Abweichung aber iſt ſuͤdlich, und der Schiefe der Ekliptik gleich, ſ. Schiefe der Ekliptik. Durch ihn geht mit dem Aequator parallel der Wendekreis des Steinbocks, ſ. Wendekreiſe. Winterſonnenwende, ſ. Sonnenwenden. Wirbel, carteſianiſche, Wirbel des Descartes, Syſtem der Wirbel, Vortices Carteſiani, Syſtema vorticum, Tourbillons de Descartes, Syſteme des tourbillons. Descartes (Princip. philoſ. P. III.) verſteht unter einem Wirbel eine große Menge Materie, welche ſich zuſammen um einen gemeinſchaftlichen Mittelpunkt bewegt, ſo daß ſich das Ganze als eine große Anzahl von Kugelſchichten oder Kugelſchalen anſehen laͤßt, die ſich um eine gemeinſchaftliche Axe, oder wenigſtens um einen gemeinſchaftlichen Mittelpunkt drehen. Vollenden alle dieſe Schichten ihre Umlaͤufe in gleicher Zeit, ſo iſt klar, daß die aͤußern geſchwinder gehen muͤſſen, als die innern, in eben dem Verhaͤltniſſe, in welchem ihr Abſtand vom Mittelpunkte oder von der Axe groͤßer iſt. Descartes, der die Einſchließung der Geſtirne in umgedrehte Sphaͤren nicht mehr annehmen konnte, und

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/797>, abgerufen am 25.11.2024.