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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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mit sehr zusammengesetzten Zeichnungen, ausstellen. Ich halte aber für besser, alle Weitläuftigkeit zu vermeiden, da nach dem einstimmigen Urtheile der Kenner kein einziger dieser Vorschläge seine Absicht erfüllet. Aus diesem Grunde hat auch die meteorologische Societät zu Manheim ihre Beobachtungen des Windes blos auf Windzeiger, mit gänzlicher Vermeidung der Windmesser, eingeschränkt.

Die Vorschläge zu Abmessung der Stärke und Geschwindigkeit des Windes lassen sich auf zwo Classen bringen, deren erste eine Maschine durch Windflügel umtreiben läßt, die zweyte aber weit einfacher den Windstoß mit einer ebenen Fläche auffängt, um seine Kraft und Geschwindigkeit aus dem Winkel zu bestimmen, um welchen diese Fläche gehoben oder aus der verticalen Lage gebracht wird.

Zur ersten Classe gehört das vom Herrn von Wolf (Elem. mathes. universae To. II. Aerometr. §. 182. p. 405.) vorgeschlagne Anemometer, welches auch beym Leupold (Theatr. Machin. generale §. 347 u. f. S. 141 u. f., ingl. Theatr. Aerostat. Cap. X. p. 301 u. f.) nebst verschiedenen andern Einrichtungen beschrieben wird. Es besteht aus einer Welle mit vier kleinen Windflügeln. Diese Welle ist mit einigen Schraubengängen versehen, welche als Schraube ohne Ende in ein Stirnrad eingreifen. Mit der Axe dieses Stirnrads ist rechtwinklicht der Arm eines Hebels verbunden, und an dem Ende desselben ein Gewicht angebracht. Bey völliger Windstille steht dieser Arm lothrecht herabwärts; beym Umlaufe des Flügels aber wird er mit der Are des Rads umgedreht, und das Gewicht gehoben. Weil nun dadurch auch das Moment des Gewichts wächst, so kan es jeder Windstoß nur auf eine gewisse Höhe heben. Hier aber bleibt es stehen, wenn die Stärke des Winds nachläßt, weil das Stirnrad die Schraube ohne Ende nicht zurückdrehen kan. Kömmt in der Folge ein stärkerer Stoß, so dreht dieser das Rad noch ein wenig fort, und hebt dadurch den Hebel mit dem Gewichte noch etwas weiter. Am Ende zeigt also dieses Werkzeug die Wirkung des stärksten Windstoßes an, der während der Zeit seiner Aussetzung an den Wind die Flügel getroffen hat. Die


mit ſehr zuſammengeſetzten Zeichnungen, auſſtellen. Ich halte aber fuͤr beſſer, alle Weitlaͤuftigkeit zu vermeiden, da nach dem einſtimmigen Urtheile der Kenner kein einziger dieſer Vorſchlaͤge ſeine Abſicht erfuͤllet. Aus dieſem Grunde hat auch die meteorologiſche Societaͤt zu Manheim ihre Beobachtungen des Windes blos auf Windzeiger, mit gaͤnzlicher Vermeidung der Windmeſſer, eingeſchraͤnkt.

Die Vorſchlaͤge zu Abmeſſung der Staͤrke und Geſchwindigkeit des Windes laſſen ſich auf zwo Claſſen bringen, deren erſte eine Maſchine durch Windfluͤgel umtreiben laͤßt, die zweyte aber weit einfacher den Windſtoß mit einer ebenen Flaͤche auffaͤngt, um ſeine Kraft und Geſchwindigkeit aus dem Winkel zu beſtimmen, um welchen dieſe Flaͤche gehoben oder aus der verticalen Lage gebracht wird.

Zur erſten Claſſe gehoͤrt das vom Herrn von Wolf (Elem. matheſ. univerſae To. II. Aerometr. §. 182. p. 405.) vorgeſchlagne Anemometer, welches auch beym Leupold (Theatr. Machin. generale §. 347 u. f. S. 141 u. f., ingl. Theatr. Aeroſtat. Cap. X. p. 301 u. f.) nebſt verſchiedenen andern Einrichtungen beſchrieben wird. Es beſteht aus einer Welle mit vier kleinen Windfluͤgeln. Dieſe Welle iſt mit einigen Schraubengaͤngen verſehen, welche als Schraube ohne Ende in ein Stirnrad eingreifen. Mit der Axe dieſes Stirnrads iſt rechtwinklicht der Arm eines Hebels verbunden, und an dem Ende deſſelben ein Gewicht angebracht. Bey voͤlliger Windſtille ſteht dieſer Arm lothrecht herabwaͤrts; beym Umlaufe des Fluͤgels aber wird er mit der Are des Rads umgedreht, und das Gewicht gehoben. Weil nun dadurch auch das Moment des Gewichts waͤchſt, ſo kan es jeder Windſtoß nur auf eine gewiſſe Hoͤhe heben. Hier aber bleibt es ſtehen, wenn die Staͤrke des Winds nachlaͤßt, weil das Stirnrad die Schraube ohne Ende nicht zuruͤckdrehen kan. Koͤmmt in der Folge ein ſtaͤrkerer Stoß, ſo dreht dieſer das Rad noch ein wenig fort, und hebt dadurch den Hebel mit dem Gewichte noch etwas weiter. Am Ende zeigt alſo dieſes Werkzeug die Wirkung des ſtaͤrkſten Windſtoßes an, der waͤhrend der Zeit ſeiner Ausſetzung an den Wind die Fluͤgel getroffen hat. Die

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[774/0784] mit ſehr zuſammengeſetzten Zeichnungen, auſſtellen. Ich halte aber fuͤr beſſer, alle Weitlaͤuftigkeit zu vermeiden, da nach dem einſtimmigen Urtheile der Kenner kein einziger dieſer Vorſchlaͤge ſeine Abſicht erfuͤllet. Aus dieſem Grunde hat auch die meteorologiſche Societaͤt zu Manheim ihre Beobachtungen des Windes blos auf Windzeiger, mit gaͤnzlicher Vermeidung der Windmeſſer, eingeſchraͤnkt. Die Vorſchlaͤge zu Abmeſſung der Staͤrke und Geſchwindigkeit des Windes laſſen ſich auf zwo Claſſen bringen, deren erſte eine Maſchine durch Windfluͤgel umtreiben laͤßt, die zweyte aber weit einfacher den Windſtoß mit einer ebenen Flaͤche auffaͤngt, um ſeine Kraft und Geſchwindigkeit aus dem Winkel zu beſtimmen, um welchen dieſe Flaͤche gehoben oder aus der verticalen Lage gebracht wird. Zur erſten Claſſe gehoͤrt das vom Herrn von Wolf (Elem. matheſ. univerſae To. II. Aerometr. §. 182. p. 405.) vorgeſchlagne Anemometer, welches auch beym Leupold (Theatr. Machin. generale §. 347 u. f. S. 141 u. f., ingl. Theatr. Aeroſtat. Cap. X. p. 301 u. f.) nebſt verſchiedenen andern Einrichtungen beſchrieben wird. Es beſteht aus einer Welle mit vier kleinen Windfluͤgeln. Dieſe Welle iſt mit einigen Schraubengaͤngen verſehen, welche als Schraube ohne Ende in ein Stirnrad eingreifen. Mit der Axe dieſes Stirnrads iſt rechtwinklicht der Arm eines Hebels verbunden, und an dem Ende deſſelben ein Gewicht angebracht. Bey voͤlliger Windſtille ſteht dieſer Arm lothrecht herabwaͤrts; beym Umlaufe des Fluͤgels aber wird er mit der Are des Rads umgedreht, und das Gewicht gehoben. Weil nun dadurch auch das Moment des Gewichts waͤchſt, ſo kan es jeder Windſtoß nur auf eine gewiſſe Hoͤhe heben. Hier aber bleibt es ſtehen, wenn die Staͤrke des Winds nachlaͤßt, weil das Stirnrad die Schraube ohne Ende nicht zuruͤckdrehen kan. Koͤmmt in der Folge ein ſtaͤrkerer Stoß, ſo dreht dieſer das Rad noch ein wenig fort, und hebt dadurch den Hebel mit dem Gewichte noch etwas weiter. Am Ende zeigt alſo dieſes Werkzeug die Wirkung des ſtaͤrkſten Windſtoßes an, der waͤhrend der Zeit ſeiner Ausſetzung an den Wind die Fluͤgel getroffen hat. Die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/784>, abgerufen am 22.11.2024.