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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Alsdann wird das Ventil vermittelst eines kleinen Drückers, dergleichen auch sonst beym Flintenschlosse gewöhnlich ist, geöfnet; aber die ganze Einrichtung ist so gemacht, daß es nur wenige Augenblicke offen bleibt, damit nur so viel Luft herausgehe, als die Kugel fortzutreiben nöthig ist. Davon hat man die Bequemlichkeit, daß mehr Schüsse nach einander geschehen können, ohne von neuem Luft einzupumpen.

Die gemeinen Windbüchsen mit einfachem Laufe haben die Windkammer im Schafte, den man vom Laufe abschrauben und statt dessen eine Druckpumpe anschrauben kan, welche die Luft zu verdichten dienet. Um diese Verdichtung zu erleichtern und weiter zu treiben, kan man die Stempelstange der Pumpe am Fußboden des Zimmers befestigen, durch den auf die Pumpe geschraubten Schaft einen Polzen stecken, und vermittelst desselben den Schaft an einer Druckstange aufhängen, deren äußerstes Ende an der Wand des Zimmers so befestiget ist, daß es sich daselbst frey auf und ab drehen kan. Das andere Ende wird mit den Händen ergriffen, und so der Schaft mit der Pumpe wechselsweise gehoben und niedergedrückt (s. v. Musschenbroek Introd. ad phil. nat. Tom. II. §. 2111. Tab. LV. Fig. 10.).

Andere Windbüchsen haben einen doppelten Lauf aus zween Cylindern, welche in einander stecken, und eine gemeinschaftliche Axe haben. Hiebey dient der Raum zwischen den beyden Läufen statt der Windkammer, und die Druckpumpe, durch welche man die Luft in demselben verdichtet, ist in dem Schafte angebracht. Die dazu gehörige Stempelstange wird da, wo sie aus dem Schafte hervorraget, mit einem Ringe versehen. Wenn die Luft eingepumpt werden soll, so steckt man durch diesen Ring einen eisernen Polzen, tritt auf denselben mit den Füßen, ergreift den Lauf mit den Händen, und bewerkstelliget auf diese Art das Einpumpen durch abwechselndes Heben und Niederdrücken des ganzen Werkzeugs.

Die Theorie der Windbüchsen handelt Karsten (Lehrbegrif der gesammt. Mathemat. 6ter Theil, Pnevmatik,


Alsdann wird das Ventil vermittelſt eines kleinen Druͤckers, dergleichen auch ſonſt beym Flintenſchloſſe gewoͤhnlich iſt, geoͤfnet; aber die ganze Einrichtung iſt ſo gemacht, daß es nur wenige Augenblicke offen bleibt, damit nur ſo viel Luft herausgehe, als die Kugel fortzutreiben noͤthig iſt. Davon hat man die Bequemlichkeit, daß mehr Schuͤſſe nach einander geſchehen koͤnnen, ohne von neuem Luft einzupumpen.

Die gemeinen Windbuͤchſen mit einfachem Laufe haben die Windkammer im Schafte, den man vom Laufe abſchrauben und ſtatt deſſen eine Druckpumpe anſchrauben kan, welche die Luft zu verdichten dienet. Um dieſe Verdichtung zu erleichtern und weiter zu treiben, kan man die Stempelſtange der Pumpe am Fußboden des Zimmers befeſtigen, durch den auf die Pumpe geſchraubten Schaft einen Polzen ſtecken, und vermittelſt deſſelben den Schaft an einer Druckſtange aufhaͤngen, deren aͤußerſtes Ende an der Wand des Zimmers ſo befeſtiget iſt, daß es ſich daſelbſt frey auf und ab drehen kan. Das andere Ende wird mit den Haͤnden ergriffen, und ſo der Schaft mit der Pumpe wechſelsweiſe gehoben und niedergedruͤckt (ſ. v. Muſſchenbroek Introd. ad phil. nat. Tom. II. §. 2111. Tab. LV. Fig. 10.).

Andere Windbuͤchſen haben einen doppelten Lauf aus zween Cylindern, welche in einander ſtecken, und eine gemeinſchaftliche Axe haben. Hiebey dient der Raum zwiſchen den beyden Laͤufen ſtatt der Windkammer, und die Druckpumpe, durch welche man die Luft in demſelben verdichtet, iſt in dem Schafte angebracht. Die dazu gehoͤrige Stempelſtange wird da, wo ſie aus dem Schafte hervorraget, mit einem Ringe verſehen. Wenn die Luft eingepumpt werden ſoll, ſo ſteckt man durch dieſen Ring einen eiſernen Polzen, tritt auf denſelben mit den Fuͤßen, ergreift den Lauf mit den Haͤnden, und bewerkſtelliget auf dieſe Art das Einpumpen durch abwechſelndes Heben und Niederdruͤcken des ganzen Werkzeugs.

Die Theorie der Windbuͤchſen handelt Karſten (Lehrbegrif der geſammt. Mathemat. 6ter Theil, Pnevmatik,

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[770/0780] Alsdann wird das Ventil vermittelſt eines kleinen Druͤckers, dergleichen auch ſonſt beym Flintenſchloſſe gewoͤhnlich iſt, geoͤfnet; aber die ganze Einrichtung iſt ſo gemacht, daß es nur wenige Augenblicke offen bleibt, damit nur ſo viel Luft herausgehe, als die Kugel fortzutreiben noͤthig iſt. Davon hat man die Bequemlichkeit, daß mehr Schuͤſſe nach einander geſchehen koͤnnen, ohne von neuem Luft einzupumpen. Die gemeinen Windbuͤchſen mit einfachem Laufe haben die Windkammer im Schafte, den man vom Laufe abſchrauben und ſtatt deſſen eine Druckpumpe anſchrauben kan, welche die Luft zu verdichten dienet. Um dieſe Verdichtung zu erleichtern und weiter zu treiben, kan man die Stempelſtange der Pumpe am Fußboden des Zimmers befeſtigen, durch den auf die Pumpe geſchraubten Schaft einen Polzen ſtecken, und vermittelſt deſſelben den Schaft an einer Druckſtange aufhaͤngen, deren aͤußerſtes Ende an der Wand des Zimmers ſo befeſtiget iſt, daß es ſich daſelbſt frey auf und ab drehen kan. Das andere Ende wird mit den Haͤnden ergriffen, und ſo der Schaft mit der Pumpe wechſelsweiſe gehoben und niedergedruͤckt (ſ. v. Muſſchenbroek Introd. ad phil. nat. Tom. II. §. 2111. Tab. LV. Fig. 10.). Andere Windbuͤchſen haben einen doppelten Lauf aus zween Cylindern, welche in einander ſtecken, und eine gemeinſchaftliche Axe haben. Hiebey dient der Raum zwiſchen den beyden Laͤufen ſtatt der Windkammer, und die Druckpumpe, durch welche man die Luft in demſelben verdichtet, iſt in dem Schafte angebracht. Die dazu gehoͤrige Stempelſtange wird da, wo ſie aus dem Schafte hervorraget, mit einem Ringe verſehen. Wenn die Luft eingepumpt werden ſoll, ſo ſteckt man durch dieſen Ring einen eiſernen Polzen, tritt auf denſelben mit den Fuͤßen, ergreift den Lauf mit den Haͤnden, und bewerkſtelliget auf dieſe Art das Einpumpen durch abwechſelndes Heben und Niederdruͤcken des ganzen Werkzeugs. Die Theorie der Windbuͤchſen handelt Karſten (Lehrbegrif der geſammt. Mathemat. 6ter Theil, Pnevmatik,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/780>, abgerufen am 30.07.2024.