Luft bewegen können, die Wellen des Meeres, der Fluth und großer Ströme, aufsteigende Dünste, starke Feuer und Explosionen, das Schmelzen des Schnees, Fall der Körper, z. B. bey den Schneelavinen in den Alpen, Gährung und Fäulniß der Körper, durch die Menge entwickelter elastischer Materie u. s. w. Im Luftkreise ist unstreitig der Sitz der vornehmsten Ursachen, die Verdichtung und Verdünnung der Luft durch Kälte und Wärme, durch Aufsteigen der Dünste und Herabfallen des Regens, durch Erweiterung und Zusammendrückung der Wolken, die Luftelektricität, die Erkältung der Luftsäulen durch den Schatten der Wolken, und, wie Musschenbroek hinzusetzt, das Aufbrausen verschiedener einander begegnender Ausdünstungen, wodurch elastische Materie erzeugt wird, endlich der Blitz, indem er die Luft aus der Stelle treibt, und andere veranlaßt, sich in den leeren Raum zu ergießen. Ueber dem Luftkreise findet man noch Ursachen der Winde in der Anziehung der Sonne, und vornehmlich des Monds, welche auf die Luft eben so, wie auf das Meer, wirken. Dies ist im kurzen eine Uebersicht aller von Musschenbroek angegebnen Ursachen.
Herr de Lüc (Neue Ideen über die Meteorol. II. Th. §. 840. u. f.) giebt als die am besten bekannten Ursachen der regelmäßigen Winde den jährlichen und täglichen Lauf der Sonne, nebst der Bewegung an, welche der Luft durch die Umwälzung der Erde um ihre Are eingedrückt ist. Diese letztere nemlich muß derjenigen Luft, welche vom Aequator in die nördlichern Parallelkreise übergeführt wird, wo die Umdrehung langsamer geschieht, eine Richtung nach Osten geben, weil diese Luft die ihr mitgetheilte stärkere Bewegung nach dieser Gegend noch eine Zeitlang behält: es muß sich dadurch der Wind, der eigentlich Süd seyn sollte, in Südwest verwandeln. Die umgekehrte Ursache verwandelt für uns die Nordwinde in Nordost. Da aber die Winde selbst bey weitem nicht das Regelmäßige zeigen, welches diese Ursachen allein hervorbringen würden, so muß es deren noch mehrere und wirksamere geben. Ohne Zweifel, sagt Herr de Lüc, gehören dahin Ausdünstung und Regen, wovon
Luft bewegen koͤnnen, die Wellen des Meeres, der Fluth und großer Stroͤme, aufſteigende Duͤnſte, ſtarke Feuer und Exploſionen, das Schmelzen des Schnees, Fall der Koͤrper, z. B. bey den Schneelavinen in den Alpen, Gaͤhrung und Faͤulniß der Koͤrper, durch die Menge entwickelter elaſtiſcher Materie u. ſ. w. Im Luftkreiſe iſt unſtreitig der Sitz der vornehmſten Urſachen, die Verdichtung und Verduͤnnung der Luft durch Kaͤlte und Waͤrme, durch Aufſteigen der Duͤnſte und Herabfallen des Regens, durch Erweiterung und Zuſammendruͤckung der Wolken, die Luftelektricitaͤt, die Erkaͤltung der Luftſaͤulen durch den Schatten der Wolken, und, wie Muſſchenbroek hinzuſetzt, das Aufbrauſen verſchiedener einander begegnender Ausduͤnſtungen, wodurch elaſtiſche Materie erzeugt wird, endlich der Blitz, indem er die Luft aus der Stelle treibt, und andere veranlaßt, ſich in den leeren Raum zu ergießen. Ueber dem Luftkreiſe findet man noch Urſachen der Winde in der Anziehung der Sonne, und vornehmlich des Monds, welche auf die Luft eben ſo, wie auf das Meer, wirken. Dies iſt im kurzen eine Ueberſicht aller von Muſſchenbroek angegebnen Urſachen.
Herr de Luͤc (Neue Ideen uͤber die Meteorol. II. Th. §. 840. u. f.) giebt als die am beſten bekannten Urſachen der regelmaͤßigen Winde den jaͤhrlichen und taͤglichen Lauf der Sonne, nebſt der Bewegung an, welche der Luft durch die Umwaͤlzung der Erde um ihre Are eingedruͤckt iſt. Dieſe letztere nemlich muß derjenigen Luft, welche vom Aequator in die noͤrdlichern Parallelkreiſe uͤbergefuͤhrt wird, wo die Umdrehung langſamer geſchieht, eine Richtung nach Oſten geben, weil dieſe Luft die ihr mitgetheilte ſtaͤrkere Bewegung nach dieſer Gegend noch eine Zeitlang behaͤlt: es muß ſich dadurch der Wind, der eigentlich Suͤd ſeyn ſollte, in Suͤdweſt verwandeln. Die umgekehrte Urſache verwandelt fuͤr uns die Nordwinde in Nordoſt. Da aber die Winde ſelbſt bey weitem nicht das Regelmaͤßige zeigen, welches dieſe Urſachen allein hervorbringen wuͤrden, ſo muß es deren noch mehrere und wirkſamere geben. Ohne Zweifel, ſagt Herr de Luͤc, gehoͤren dahin Ausduͤnſtung und Regen, wovon
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Luft bewegen koͤnnen, die Wellen des Meeres, der Fluth und großer Stroͤme, aufſteigende Duͤnſte, ſtarke Feuer und Exploſionen, das Schmelzen des Schnees, Fall der Koͤrper, z. B. bey den Schneelavinen in den Alpen, Gaͤhrung und Faͤulniß der Koͤrper, durch die Menge entwickelter elaſtiſcher Materie u. ſ. w. Im Luftkreiſe iſt unſtreitig der Sitz der vornehmſten Urſachen, die Verdichtung und Verduͤnnung der Luft durch Kaͤlte und Waͤrme, durch Aufſteigen der Duͤnſte und Herabfallen des Regens, durch Erweiterung und Zuſammendruͤckung der Wolken, die Luftelektricitaͤt, die Erkaͤltung der Luftſaͤulen durch den Schatten der Wolken, und, wie Muſſchenbroek hinzuſetzt, das Aufbrauſen verſchiedener einander begegnender Ausduͤnſtungen, wodurch elaſtiſche Materie erzeugt wird, endlich der Blitz, indem er die Luft aus der Stelle treibt, und andere veranlaßt, ſich in den leeren Raum zu ergießen. Ueber dem Luftkreiſe findet man noch Urſachen der Winde in der Anziehung der Sonne, und vornehmlich des Monds, welche auf die Luft eben ſo, wie auf das Meer, wirken. Dies iſt im kurzen eine Ueberſicht aller von Muſſchenbroek angegebnen Urſachen.
Herr de Luͤc (Neue Ideen uͤber die Meteorol. II. Th. §. 840. u. f.) giebt als die am beſten bekannten Urſachen der regelmaͤßigen Winde den jaͤhrlichen und taͤglichen Lauf der Sonne, nebſt der Bewegung an, welche der Luft durch die Umwaͤlzung der Erde um ihre Are eingedruͤckt iſt. Dieſe letztere nemlich muß derjenigen Luft, welche vom Aequator in die noͤrdlichern Parallelkreiſe uͤbergefuͤhrt wird, wo die Umdrehung langſamer geſchieht, eine Richtung nach Oſten geben, weil dieſe Luft die ihr mitgetheilte ſtaͤrkere Bewegung nach dieſer Gegend noch eine Zeitlang behaͤlt: es muß ſich dadurch der Wind, der eigentlich Suͤd ſeyn ſollte, in Suͤdweſt verwandeln. Die umgekehrte Urſache verwandelt fuͤr uns die Nordwinde in Nordoſt. Da aber die Winde ſelbſt bey weitem nicht das Regelmaͤßige zeigen, welches dieſe Urſachen allein hervorbringen wuͤrden, ſo muß es deren noch mehrere und wirkſamere geben. Ohne Zweifel, ſagt Herr de Luͤc, gehoͤren dahin Ausduͤnſtung und Regen, wovon
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/777>, abgerufen am 22.11.2024.
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