daß diese Luftfluth viel zu gering sey, um jemals durch eine Barometerveränderung merklich zu werden, daß aber dennoch hieraus ein beständiger Luftstrom von Osten nach Westen entstehen müsse, daher man diese Ursache bey der Erklärung des beständigen Ostwinds wenigstens mit zu Hülfe nehmen muß. Beyde Ursachen haben ihre stärkste Wirkung zwischen den Wendekreisen, und verlieren sich gänzlich in einer Breite von etwa 30°.
Wäre die Erdfläche eben und gleichartig, entweder überall trocken, oder ganz mit Wasser bedeckt, so würde der Ostwind zwischen den Wendekreisen stets auf die angeführte Art herrschen. Allein es liegen hier viel Hindernisse im Wege. Das Weltmeer ist durch zwo oder drey Landzungen und viele Inseln zertheilt, welche die Wärme nicht auf gleiche Art mit dem Wasser annehmen, dem Winde widerstehen und ihm oft eine ganz entgegengesetzte Richtung geben. Ueberhaupt nimmt das Wasser die Abwechselungen der Wärme und Kälte nicht so schnell und stark, als das Land, an. Der sandige Boden von Nigritien z. B. wird von der Sonne weit stärker erhitzt, als das Meer; daher muß die kältere Luft vom Meere herbeystreichen, und von der Insel Palma längst den Küsten von Biledulgerid und Nigritien einen beständigen Nordwestwind verursachen. Eben so ist die Beschaffenheit des Bodens in Guinea und Biafara, wodurch ein Zuströmen kälterer Luft vom äthiopischen Meere her, und ein Südwind längst der Küste der Caffern und Angola veranlasset wird. Aus ähnlichen Gründen läßt sich sehr vieles von der großen Verschiedenheit der Winde an den Küsten erklären, dessen umständliche Ausführung, welche hier zu weitläuftig fallen dürfte, bey Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. To. II. §. 2558- 2576) nachgelesen werden kan. Den allgemeinen Ostwind findet man an der östlichen Küste von Afrika schon 15 Meilen weit vom Lande, an der Küste von Amerika hingegen nicht eher, als 50 Meilen von demselben. Im stillen Meere herrscht er mit mehr Stärke und Beständigkeit, indem der Widerstand daselbst seltner und geringer ist. Unter der Linie ist der Himmel vom März bis zum September
daß dieſe Luftfluth viel zu gering ſey, um jemals durch eine Barometerveraͤnderung merklich zu werden, daß aber dennoch hieraus ein beſtaͤndiger Luftſtrom von Oſten nach Weſten entſtehen muͤſſe, daher man dieſe Urſache bey der Erklaͤrung des beſtaͤndigen Oſtwinds wenigſtens mit zu Huͤlfe nehmen muß. Beyde Urſachen haben ihre ſtaͤrkſte Wirkung zwiſchen den Wendekreiſen, und verlieren ſich gaͤnzlich in einer Breite von etwa 30°.
Waͤre die Erdflaͤche eben und gleichartig, entweder uͤberall trocken, oder ganz mit Waſſer bedeckt, ſo wuͤrde der Oſtwind zwiſchen den Wendekreiſen ſtets auf die angefuͤhrte Art herrſchen. Allein es liegen hier viel Hinderniſſe im Wege. Das Weltmeer iſt durch zwo oder drey Landzungen und viele Inſeln zertheilt, welche die Waͤrme nicht auf gleiche Art mit dem Waſſer annehmen, dem Winde widerſtehen und ihm oft eine ganz entgegengeſetzte Richtung geben. Ueberhaupt nimmt das Waſſer die Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte nicht ſo ſchnell und ſtark, als das Land, an. Der ſandige Boden von Nigritien z. B. wird von der Sonne weit ſtaͤrker erhitzt, als das Meer; daher muß die kaͤltere Luft vom Meere herbeyſtreichen, und von der Inſel Palma laͤngſt den Kuͤſten von Biledulgerid und Nigritien einen beſtaͤndigen Nordweſtwind verurſachen. Eben ſo iſt die Beſchaffenheit des Bodens in Guinea und Biafara, wodurch ein Zuſtroͤmen kaͤlterer Luft vom aͤthiopiſchen Meere her, und ein Suͤdwind laͤngſt der Kuͤſte der Caffern und Angola veranlaſſet wird. Aus aͤhnlichen Gruͤnden laͤßt ſich ſehr vieles von der großen Verſchiedenheit der Winde an den Kuͤſten erklaͤren, deſſen umſtaͤndliche Ausfuͤhrung, welche hier zu weitlaͤuftig fallen duͤrfte, bey Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2558- 2576) nachgeleſen werden kan. Den allgemeinen Oſtwind findet man an der oͤſtlichen Kuͤſte von Afrika ſchon 15 Meilen weit vom Lande, an der Kuͤſte von Amerika hingegen nicht eher, als 50 Meilen von demſelben. Im ſtillen Meere herrſcht er mit mehr Staͤrke und Beſtaͤndigkeit, indem der Widerſtand daſelbſt ſeltner und geringer iſt. Unter der Linie iſt der Himmel vom Maͤrz bis zum September
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daß dieſe Luftfluth viel zu gering ſey, um jemals durch eine Barometerveraͤnderung merklich zu werden, daß aber dennoch hieraus ein beſtaͤndiger Luftſtrom von Oſten nach Weſten entſtehen muͤſſe, daher man dieſe Urſache bey der Erklaͤrung des beſtaͤndigen Oſtwinds wenigſtens mit zu Huͤlfe nehmen muß. Beyde Urſachen haben ihre ſtaͤrkſte Wirkung zwiſchen den Wendekreiſen, und verlieren ſich gaͤnzlich in einer Breite von etwa 30°.</p><p>Waͤre die Erdflaͤche eben und gleichartig, entweder uͤberall trocken, oder ganz mit Waſſer bedeckt, ſo wuͤrde der Oſtwind zwiſchen den Wendekreiſen ſtets auf die angefuͤhrte Art herrſchen. Allein es liegen hier viel Hinderniſſe im Wege. Das Weltmeer iſt durch zwo oder drey Landzungen und viele Inſeln zertheilt, welche die Waͤrme nicht auf gleiche Art mit dem Waſſer annehmen, dem Winde widerſtehen und ihm oft eine ganz entgegengeſetzte Richtung geben. Ueberhaupt nimmt das Waſſer die Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte nicht ſo ſchnell und ſtark, als das Land, an. Der ſandige Boden von Nigritien z. B. wird von der Sonne weit ſtaͤrker erhitzt, als das Meer; daher muß die kaͤltere Luft vom Meere herbeyſtreichen, und von der Inſel Palma laͤngſt den Kuͤſten von Biledulgerid und Nigritien einen beſtaͤndigen Nordweſtwind verurſachen. Eben ſo iſt die Beſchaffenheit des Bodens in Guinea und Biafara, wodurch ein Zuſtroͤmen kaͤlterer Luft vom aͤthiopiſchen Meere her, und ein Suͤdwind laͤngſt der Kuͤſte der Caffern und Angola veranlaſſet wird. Aus aͤhnlichen Gruͤnden laͤßt ſich ſehr vieles von der großen Verſchiedenheit der Winde an den Kuͤſten erklaͤren, deſſen umſtaͤndliche Ausfuͤhrung, welche hier zu weitlaͤuftig fallen duͤrfte, bey <hirendition="#b">Muſſchenbroek</hi> (<hirendition="#aq">Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2558- 2576</hi>) nachgeleſen werden kan. Den allgemeinen Oſtwind findet man an der oͤſtlichen Kuͤſte von Afrika ſchon 15 Meilen weit vom Lande, an der Kuͤſte von Amerika hingegen nicht eher, als 50 Meilen von demſelben. Im ſtillen Meere herrſcht er mit mehr Staͤrke und Beſtaͤndigkeit, indem der Widerſtand daſelbſt ſeltner und geringer iſt. Unter der Linie iſt der Himmel vom Maͤrz bis zum September<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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daß dieſe Luftfluth viel zu gering ſey, um jemals durch eine Barometerveraͤnderung merklich zu werden, daß aber dennoch hieraus ein beſtaͤndiger Luftſtrom von Oſten nach Weſten entſtehen muͤſſe, daher man dieſe Urſache bey der Erklaͤrung des beſtaͤndigen Oſtwinds wenigſtens mit zu Huͤlfe nehmen muß. Beyde Urſachen haben ihre ſtaͤrkſte Wirkung zwiſchen den Wendekreiſen, und verlieren ſich gaͤnzlich in einer Breite von etwa 30°.
Waͤre die Erdflaͤche eben und gleichartig, entweder uͤberall trocken, oder ganz mit Waſſer bedeckt, ſo wuͤrde der Oſtwind zwiſchen den Wendekreiſen ſtets auf die angefuͤhrte Art herrſchen. Allein es liegen hier viel Hinderniſſe im Wege. Das Weltmeer iſt durch zwo oder drey Landzungen und viele Inſeln zertheilt, welche die Waͤrme nicht auf gleiche Art mit dem Waſſer annehmen, dem Winde widerſtehen und ihm oft eine ganz entgegengeſetzte Richtung geben. Ueberhaupt nimmt das Waſſer die Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte nicht ſo ſchnell und ſtark, als das Land, an. Der ſandige Boden von Nigritien z. B. wird von der Sonne weit ſtaͤrker erhitzt, als das Meer; daher muß die kaͤltere Luft vom Meere herbeyſtreichen, und von der Inſel Palma laͤngſt den Kuͤſten von Biledulgerid und Nigritien einen beſtaͤndigen Nordweſtwind verurſachen. Eben ſo iſt die Beſchaffenheit des Bodens in Guinea und Biafara, wodurch ein Zuſtroͤmen kaͤlterer Luft vom aͤthiopiſchen Meere her, und ein Suͤdwind laͤngſt der Kuͤſte der Caffern und Angola veranlaſſet wird. Aus aͤhnlichen Gruͤnden laͤßt ſich ſehr vieles von der großen Verſchiedenheit der Winde an den Kuͤſten erklaͤren, deſſen umſtaͤndliche Ausfuͤhrung, welche hier zu weitlaͤuftig fallen duͤrfte, bey Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2558- 2576) nachgeleſen werden kan. Den allgemeinen Oſtwind findet man an der oͤſtlichen Kuͤſte von Afrika ſchon 15 Meilen weit vom Lande, an der Kuͤſte von Amerika hingegen nicht eher, als 50 Meilen von demſelben. Im ſtillen Meere herrſcht er mit mehr Staͤrke und Beſtaͤndigkeit, indem der Widerſtand daſelbſt ſeltner und geringer iſt. Unter der Linie iſt der Himmel vom Maͤrz bis zum September
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/769>, abgerufen am 16.02.2025.
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