Die Untersuchung der Gesetze des schiefen Stoßes flüßiger Materien und des Widerstands auf krumme Flächen ist von der göttingischen Societät zur Preisfrage auf 1791 aufgegeben worden.
Es scheint anfänglich, als ob sich die Größe des Widerstandes aus den Gesetzen des Stoßes müßte finden lassen, da doch das Forttreiben der flüßigen Masse im Grunde nichts anders, als Mittheilung der Bewegung, ist. Man findet auch in der That, wenn die vorangehende ebene und auf die Richtung senkrechte Fläche des bewegten Körpers =b, seine Geschwindigkeit =c und die Dichte des widerstehenden Mittels =n gesetzt wird, den Widerstand als bewegende Kraft betrachtet, oder R=(lnbc/2g) (wo l für unelastische Körper =1, für elastische=2 ist, s. Stoß, S. 228.). Hiebey bleibt aber unbestimmt, wie groß man l zu nehmen habe; überdies stößt der feste Körper nicht auf völlig ruhende Theile der flüßigen Materie, sondern auf solche, welche von den vorher ausweichenden schon in Bewegung gesetzt sind, auch weichen viele Theile seitwärts aus, welches schon erwarten läßt, daß die Erfahrung den Widerstand geringer, als vorige Formel, und l kleiner als 1 und 2, angeben werde. Aus Newtons Versuchen schien zu folgen, daß R=(nbc/4g) d. i. l =1/2 sey, oder weil (c/4g) die der Geschwindigkeit c zugehörige Höhe h ausdrückt, (s. Fall der Körper, Th. II. S. 125.) daß R=nbh. Dieser Ausdruck gehört dem Gewichte einer Säule von der Dichtigkeit n und dem Volumen bh zu. Daher läßt sich Newtons Satz so ausdrücken: Der Widerstand ist dem Gewichte einer Säule des Fluidi gleich, welche die Vorderfläche des bewegten Körpers zur Grundfläche, und die seiner Geschwindigkeit zugehörige Höhe zur Höhe hat. Newtons Versuche sind bey ganz geringen Geschwindigkeiten angestellt. Bey schnellern Bewegungen, z. B. der Geschützkugeln, ist es entschieden, daß man den Widerstand weit größer, vielleicht 2 bis 3 mal
Die Unterſuchung der Geſetze des ſchiefen Stoßes fluͤßiger Materien und des Widerſtands auf krumme Flaͤchen iſt von der goͤttingiſchen Societaͤt zur Preisfrage auf 1791 aufgegeben worden.
Es ſcheint anfaͤnglich, als ob ſich die Groͤße des Widerſtandes aus den Geſetzen des Stoßes muͤßte finden laſſen, da doch das Forttreiben der fluͤßigen Maſſe im Grunde nichts anders, als Mittheilung der Bewegung, iſt. Man findet auch in der That, wenn die vorangehende ebene und auf die Richtung ſenkrechte Flaͤche des bewegten Koͤrpers =b, ſeine Geſchwindigkeit =c und die Dichte des widerſtehenden Mittels =n geſetzt wird, den Widerſtand als bewegende Kraft betrachtet, oder R=(λnbc/2g) (wo λ fuͤr unelaſtiſche Koͤrper =1, fuͤr elaſtiſche=2 iſt, ſ. Stoß, S. 228.). Hiebey bleibt aber unbeſtimmt, wie groß man λ zu nehmen habe; uͤberdies ſtoͤßt der feſte Koͤrper nicht auf voͤllig ruhende Theile der fluͤßigen Materie, ſondern auf ſolche, welche von den vorher ausweichenden ſchon in Bewegung geſetzt ſind, auch weichen viele Theile ſeitwaͤrts aus, welches ſchon erwarten laͤßt, daß die Erfahrung den Widerſtand geringer, als vorige Formel, und λ kleiner als 1 und 2, angeben werde. Aus Newtons Verſuchen ſchien zu folgen, daß R=(nbc/4g) d. i. λ =1/2 ſey, oder weil (c/4g) die der Geſchwindigkeit c zugehoͤrige Hoͤhe h ausdruͤckt, (ſ. Fall der Koͤrper, Th. II. S. 125.) daß R=nbh. Dieſer Ausdruck gehoͤrt dem Gewichte einer Saͤule von der Dichtigkeit n und dem Volumen bh zu. Daher laͤßt ſich Newtons Satz ſo ausdruͤcken: Der Widerſtand iſt dem Gewichte einer Saͤule des Fluidi gleich, welche die Vorderflaͤche des bewegten Koͤrpers zur Grundflaͤche, und die ſeiner Geſchwindigkeit zugehoͤrige Hoͤhe zur Hoͤhe hat. Newtons Verſuche ſind bey ganz geringen Geſchwindigkeiten angeſtellt. Bey ſchnellern Bewegungen, z. B. der Geſchuͤtzkugeln, iſt es entſchieden, daß man den Widerſtand weit groͤßer, vielleicht 2 bis 3 mal
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Die Unterſuchung der Geſetze des ſchiefen Stoßes fluͤßiger Materien und des Widerſtands auf krumme Flaͤchen iſt von der goͤttingiſchen Societaͤt zur Preisfrage auf 1791 aufgegeben worden.
Es ſcheint anfaͤnglich, als ob ſich die Groͤße des Widerſtandes aus den Geſetzen des Stoßes muͤßte finden laſſen, da doch das Forttreiben der fluͤßigen Maſſe im Grunde nichts anders, als Mittheilung der Bewegung, iſt. Man findet auch in der That, wenn die vorangehende ebene und auf die Richtung ſenkrechte Flaͤche des bewegten Koͤrpers =b, ſeine Geſchwindigkeit =c und die Dichte des widerſtehenden Mittels =n geſetzt wird, den Widerſtand als bewegende Kraft betrachtet, oder R=(λnbc/2g) (wo λ fuͤr unelaſtiſche Koͤrper =1, fuͤr elaſtiſche=2 iſt, ſ. Stoß, S. 228.). Hiebey bleibt aber unbeſtimmt, wie groß man λ zu nehmen habe; uͤberdies ſtoͤßt der feſte Koͤrper nicht auf voͤllig ruhende Theile der fluͤßigen Materie, ſondern auf ſolche, welche von den vorher ausweichenden ſchon in Bewegung geſetzt ſind, auch weichen viele Theile ſeitwaͤrts aus, welches ſchon erwarten laͤßt, daß die Erfahrung den Widerſtand geringer, als vorige Formel, und λ kleiner als 1 und 2, angeben werde. Aus Newtons Verſuchen ſchien zu folgen, daß R=(nbc/4g) d. i. λ =1/2 ſey, oder weil (c/4g) die der Geſchwindigkeit c zugehoͤrige Hoͤhe h ausdruͤckt, (ſ. Fall der Koͤrper, Th. II. S. 125.) daß R=nbh. Dieſer Ausdruck gehoͤrt dem Gewichte einer Saͤule von der Dichtigkeit n und dem Volumen bh zu. Daher laͤßt ſich Newtons Satz ſo ausdruͤcken: Der Widerſtand iſt dem Gewichte einer Saͤule des Fluidi gleich, welche die Vorderflaͤche des bewegten Koͤrpers zur Grundflaͤche, und die ſeiner Geſchwindigkeit zugehoͤrige Hoͤhe zur Hoͤhe hat. Newtons Verſuche ſind bey ganz geringen Geſchwindigkeiten angeſtellt. Bey ſchnellern Bewegungen, z. B. der Geſchuͤtzkugeln, iſt es entſchieden, daß man den Widerſtand weit groͤßer, vielleicht 2 bis 3 mal
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/759>, abgerufen am 16.02.2025.
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