Buche seiner Principien in großer Allgemeinheit abgehandelt, und mit Versuchen verglichen, welche darzuthun scheinen, daß bey denen in der Natur vorgehenden Bewegungen der Widerstand dem Quadrate der Geschwindigkeit proportional befunden werde. Diese Theorie selbst hängt genau mit der Lehre vom Stoße flüßiger Materien gegen feste Körper zusammen, weil die Wirkung eben dieselbe seyn muß, es mag sich der feste Körper im ruhenden flüßigen, oder der flüßige gegen den ruhenden festen bewegen. Es beruhen also hierauf die Berechnungen des Stoßes gegen die Schaufeln der Wasserräder und Windmühlenflügel, so daß die Lehre vom Widerstande die Grenze wird, an welcher Mechanik und Hydrodynamik in einander fließen.
Man glaubte schon durch Newtons Bemühungen diese Lehre zur überzeugenden Richtigkeit gebracht, als Robins im Jahre 1752 bey Untersuchung der Bahn, welche abgeschossene Kugeln in der Luft beschreiben, ungemein große Abweichungen von derselben entdeckte, und dadurch die beym Worte Ballistik (Th. I. S. 236.) erzählten neuern Bemühungen veranlaßte. Euler hatte die allgemeine Lehre vom Widerstande gegen bewegte Punkte schon in seiner Mechanik (Mechanica. Petrop. 1736. 4. maj. Tom. I. c. 4. §. 367. sqq.) abgehandelt, woraus Herr Kästner (Anfangsgründe der höhern Mechanik, Cap. V. S. 64 u. f.) einen Auszug giebt. Die Lehre vom Stoße des Wassers findet man bey Kästner (Hydrodynamik § 316. u. f. 336 u. f.), die vom Widerstande flüßiger Mittel bey Karsten (Lehrbegrif der gesammten Mathematik, vierter Theil, Mechanik, Greifsw. 1769. 8. Abschnitt XIX. XX.) größtentheils nach Bernoulli und Euler vorgetragen. Die Theorie läßt überall viel Ungewißheit übrig, und eben so wenig entscheiden die Versuche, deren vorzüglich in Frankreich sehr viele und auf mancherley Art angestellt worden sind. De Borda (Exp. sur la resistance de l'air in den Mem. de Paris 1763. Exp. sur la resist. de l'eau, in Mem. 1770.), d'Alembert, Bezout, Bossut u. a. haben daraus Folgerungen gezogen, durch welche Newtons Theorie auf mehr als eine Art Abänderungen zu leiden scheint.
Buche ſeiner Principien in großer Allgemeinheit abgehandelt, und mit Verſuchen verglichen, welche darzuthun ſcheinen, daß bey denen in der Natur vorgehenden Bewegungen der Widerſtand dem Quadrate der Geſchwindigkeit proportional befunden werde. Dieſe Theorie ſelbſt haͤngt genau mit der Lehre vom Stoße fluͤßiger Materien gegen feſte Koͤrper zuſammen, weil die Wirkung eben dieſelbe ſeyn muß, es mag ſich der feſte Koͤrper im ruhenden fluͤßigen, oder der fluͤßige gegen den ruhenden feſten bewegen. Es beruhen alſo hierauf die Berechnungen des Stoßes gegen die Schaufeln der Waſſerraͤder und Windmuͤhlenfluͤgel, ſo daß die Lehre vom Widerſtande die Grenze wird, an welcher Mechanik und Hydrodynamik in einander fließen.
Man glaubte ſchon durch Newtons Bemuͤhungen dieſe Lehre zur uͤberzeugenden Richtigkeit gebracht, als Robins im Jahre 1752 bey Unterſuchung der Bahn, welche abgeſchoſſene Kugeln in der Luft beſchreiben, ungemein große Abweichungen von derſelben entdeckte, und dadurch die beym Worte Balliſtik (Th. I. S. 236.) erzaͤhlten neuern Bemuͤhungen veranlaßte. Euler hatte die allgemeine Lehre vom Widerſtande gegen bewegte Punkte ſchon in ſeiner Mechanik (Mechanica. Petrop. 1736. 4. maj. Tom. I. c. 4. §. 367. ſqq.) abgehandelt, woraus Herr Kaͤſtner (Anfangsgruͤnde der hoͤhern Mechanik, Cap. V. S. 64 u. f.) einen Auszug giebt. Die Lehre vom Stoße des Waſſers findet man bey Kaͤſtner (Hydrodynamik § 316. u. f. 336 u. f.), die vom Widerſtande fluͤßiger Mittel bey Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathematik, vierter Theil, Mechanik, Greifsw. 1769. 8. Abſchnitt XIX. XX.) groͤßtentheils nach Bernoulli und Euler vorgetragen. Die Theorie laͤßt uͤberall viel Ungewißheit uͤbrig, und eben ſo wenig entſcheiden die Verſuche, deren vorzuͤglich in Frankreich ſehr viele und auf mancherley Art angeſtellt worden ſind. De Borda (Exp. ſur la réſiſtance de l'air in den Mém. de Paris 1763. Exp. ſur la réſiſt. de l'eau, in Mém. 1770.), d'Alembert, Bezout, Boſſut u. a. haben daraus Folgerungen gezogen, durch welche Newtons Theorie auf mehr als eine Art Abaͤnderungen zu leiden ſcheint.
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Buche ſeiner Principien in großer Allgemeinheit abgehandelt, und mit Verſuchen verglichen, welche darzuthun ſcheinen, daß bey denen in der Natur vorgehenden Bewegungen der Widerſtand dem Quadrate der Geſchwindigkeit proportional befunden werde. Dieſe Theorie ſelbſt haͤngt genau mit der Lehre vom Stoße fluͤßiger Materien gegen feſte Koͤrper zuſammen, weil die Wirkung eben dieſelbe ſeyn muß, es mag ſich der feſte Koͤrper im ruhenden fluͤßigen, oder der fluͤßige gegen den ruhenden feſten bewegen. Es beruhen alſo hierauf die Berechnungen des Stoßes gegen die Schaufeln der Waſſerraͤder und Windmuͤhlenfluͤgel, ſo daß die Lehre vom Widerſtande die Grenze wird, an welcher Mechanik und Hydrodynamik in einander fließen.
Man glaubte ſchon durch Newtons Bemuͤhungen dieſe Lehre zur uͤberzeugenden Richtigkeit gebracht, als Robins im Jahre 1752 bey Unterſuchung der Bahn, welche abgeſchoſſene Kugeln in der Luft beſchreiben, ungemein große Abweichungen von derſelben entdeckte, und dadurch die beym Worte Balliſtik (Th. I. S. 236.) erzaͤhlten neuern Bemuͤhungen veranlaßte. Euler hatte die allgemeine Lehre vom Widerſtande gegen bewegte Punkte ſchon in ſeiner Mechanik (Mechanica. Petrop. 1736. 4. maj. Tom. I. c. 4. §. 367. ſqq.) abgehandelt, woraus Herr Kaͤſtner (Anfangsgruͤnde der hoͤhern Mechanik, Cap. V. S. 64 u. f.) einen Auszug giebt. Die Lehre vom Stoße des Waſſers findet man bey Kaͤſtner (Hydrodynamik § 316. u. f. 336 u. f.), die vom Widerſtande fluͤßiger Mittel bey Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathematik, vierter Theil, Mechanik, Greifsw. 1769. 8. Abſchnitt XIX. XX.) groͤßtentheils nach Bernoulli und Euler vorgetragen. Die Theorie laͤßt uͤberall viel Ungewißheit uͤbrig, und eben ſo wenig entſcheiden die Verſuche, deren vorzuͤglich in Frankreich ſehr viele und auf mancherley Art angeſtellt worden ſind. De Borda (Exp. ſur la réſiſtance de l'air in den Mém. de Paris 1763. Exp. ſur la réſiſt. de l'eau, in Mém. 1770.), d'Alembert, Bezout, Boſſut u. a. haben daraus Folgerungen gezogen, durch welche Newtons Theorie auf mehr als eine Art Abaͤnderungen zu leiden ſcheint.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/758>, abgerufen am 22.11.2024.
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