"blieb daselbst ziemlich lange, bis es nach und nach ver"gieng. Der gedrohte Sturm hatte weiter keine Folgen, "als einen starken Regen, der etliche Stunden dauerte." Aus den übrigen von Reimarus angesührten Erfahrungen ergiebt sich, daß die Wetterlichter gemeiniglich bey starkem Winde erscheinen, von demselben aber nicht bewegt werden, und daß man sie als Zeichen eines abnehmenden oder sich zertheilenden Gewitters ansehen kan.
Seitdem der Blitz als eine elektrische Erscheinung bekannt ist, sind auch die Wetterlichter, den Phänomenen des elektrischen Lichts gemäß, als Zeichen der in Spitzen und Ecken eindringenden Elektricität angesehen worden. Eine Spitze nimmt, nicht sowohl aus den Wolken selbst, als vielmehr aus der um sie verbreiteten Luft, die Mittheilung der Elektricität sehr leicht und auf eine große Entfernung an, s. Spitzen. Wenn daher diese in der Luft vertheilte Elektricität stark ist, wie bey einem durch Wind, Wetterleuchten u. s. w. zertheilten Gewitter, und der Wind immer neue Luft herbeyführt, so saugen die dazu geschickten Spitzen unaufhörlich Elektricität ein, und zeigen den fchwirrenden Lichtschein, der allemal stärker ist, wenn sie einem -- E gegenüberstehen, oder selbst + E haben, s. Stralenbüschel, elektrische.
Auch am menschlichen und thierischen Körper, oder dessen Bekleidungen, hat sich dieses Phänomen gezeigt. Jallabert und de Saussure (Hist. de l'acad. des sc. 1767. p. 33.) sahen auf den Alpen bey einem Gewitter aus ihren Fingern und einem metallnen Hutknopfe Funken fahren. Nicholson (Philos. Trans. Vol. LXIV. p. 351.) bemerkte Wetterlichter an den beyden Ohren seines Reitpferdes, wobey viele andere Personen an ihren Pferden das Nemliche gewahr wurden, und einem der Kopf des seinigen ganz im Feuer zu stehen schien.
Es geht hiebey die Elektricität aus der Luft in die auf der Erde befindlichen Körper über, durch welche sie ferner zur Erde abgeleitet wird. Man darf sich nicht vorstellen, daß zur Entstehung des Wetterlichts, wie Einige gemuthmaßet haben, irgend ein Hinderniß oder eine Unterbrechung
”blieb daſelbſt ziemlich lange, bis es nach und nach ver”gieng. Der gedrohte Sturm hatte weiter keine Folgen, ”als einen ſtarken Regen, der etliche Stunden dauerte.“ Aus den uͤbrigen von Reimarus angeſuͤhrten Erfahrungen ergiebt ſich, daß die Wetterlichter gemeiniglich bey ſtarkem Winde erſcheinen, von demſelben aber nicht bewegt werden, und daß man ſie als Zeichen eines abnehmenden oder ſich zertheilenden Gewitters anſehen kan.
Seitdem der Blitz als eine elektriſche Erſcheinung bekannt iſt, ſind auch die Wetterlichter, den Phaͤnomenen des elektriſchen Lichts gemaͤß, als Zeichen der in Spitzen und Ecken eindringenden Elektricitaͤt angeſehen worden. Eine Spitze nimmt, nicht ſowohl aus den Wolken ſelbſt, als vielmehr aus der um ſie verbreiteten Luft, die Mittheilung der Elektricitaͤt ſehr leicht und auf eine große Entfernung an, ſ. Spitzen. Wenn daher dieſe in der Luft vertheilte Elektricitaͤt ſtark iſt, wie bey einem durch Wind, Wetterleuchten u. ſ. w. zertheilten Gewitter, und der Wind immer neue Luft herbeyfuͤhrt, ſo ſaugen die dazu geſchickten Spitzen unaufhoͤrlich Elektricitaͤt ein, und zeigen den fchwirrenden Lichtſchein, der allemal ſtaͤrker iſt, wenn ſie einem — E gegenuͤberſtehen, oder ſelbſt + E haben, ſ. Stralenbuͤſchel, elektriſche.
Auch am menſchlichen und thieriſchen Koͤrper, oder deſſen Bekleidungen, hat ſich dieſes Phaͤnomen gezeigt. Jallabert und de Sauſſure (Hiſt. de l'acad. des ſc. 1767. p. 33.) ſahen auf den Alpen bey einem Gewitter aus ihren Fingern und einem metallnen Hutknopfe Funken fahren. Nicholſon (Philoſ. Trans. Vol. LXIV. p. 351.) bemerkte Wetterlichter an den beyden Ohren ſeines Reitpferdes, wobey viele andere Perſonen an ihren Pferden das Nemliche gewahr wurden, und einem der Kopf des ſeinigen ganz im Feuer zu ſtehen ſchien.
Es geht hiebey die Elektricitaͤt aus der Luft in die auf der Erde befindlichen Koͤrper uͤber, durch welche ſie ferner zur Erde abgeleitet wird. Man darf ſich nicht vorſtellen, daß zur Entſtehung des Wetterlichts, wie Einige gemuthmaßet haben, irgend ein Hinderniß oder eine Unterbrechung
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”blieb daſelbſt ziemlich lange, bis es nach und nach ver”gieng. Der gedrohte Sturm hatte weiter keine Folgen, ”als einen ſtarken Regen, der etliche Stunden dauerte.“ Aus den uͤbrigen von Reimarus angeſuͤhrten Erfahrungen ergiebt ſich, daß die Wetterlichter gemeiniglich bey ſtarkem Winde erſcheinen, von demſelben aber nicht bewegt werden, und daß man ſie als Zeichen eines abnehmenden oder ſich zertheilenden Gewitters anſehen kan.
Seitdem der Blitz als eine elektriſche Erſcheinung bekannt iſt, ſind auch die Wetterlichter, den Phaͤnomenen des elektriſchen Lichts gemaͤß, als Zeichen der in Spitzen und Ecken eindringenden Elektricitaͤt angeſehen worden. Eine Spitze nimmt, nicht ſowohl aus den Wolken ſelbſt, als vielmehr aus der um ſie verbreiteten Luft, die Mittheilung der Elektricitaͤt ſehr leicht und auf eine große Entfernung an, ſ. Spitzen. Wenn daher dieſe in der Luft vertheilte Elektricitaͤt ſtark iſt, wie bey einem durch Wind, Wetterleuchten u. ſ. w. zertheilten Gewitter, und der Wind immer neue Luft herbeyfuͤhrt, ſo ſaugen die dazu geſchickten Spitzen unaufhoͤrlich Elektricitaͤt ein, und zeigen den fchwirrenden Lichtſchein, der allemal ſtaͤrker iſt, wenn ſie einem — E gegenuͤberſtehen, oder ſelbſt + E haben, ſ. Stralenbuͤſchel, elektriſche.
Auch am menſchlichen und thieriſchen Koͤrper, oder deſſen Bekleidungen, hat ſich dieſes Phaͤnomen gezeigt. Jallabert und de Sauſſure (Hiſt. de l'acad. des ſc. 1767. p. 33.) ſahen auf den Alpen bey einem Gewitter aus ihren Fingern und einem metallnen Hutknopfe Funken fahren. Nicholſon (Philoſ. Trans. Vol. LXIV. p. 351.) bemerkte Wetterlichter an den beyden Ohren ſeines Reitpferdes, wobey viele andere Perſonen an ihren Pferden das Nemliche gewahr wurden, und einem der Kopf des ſeinigen ganz im Feuer zu ſtehen ſchien.
Es geht hiebey die Elektricitaͤt aus der Luft in die auf der Erde befindlichen Koͤrper uͤber, durch welche ſie ferner zur Erde abgeleitet wird. Man darf ſich nicht vorſtellen, daß zur Entſtehung des Wetterlichts, wie Einige gemuthmaßet haben, irgend ein Hinderniß oder eine Unterbrechung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/753>, abgerufen am 16.02.2025.
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