Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Die keplerischen Regeln bringen dies alles vollends in die schönste Harmonie. Der Satz, daß sich die Quadratzahlen der Umlaufszeiten, wie die Würfel der Entfernungen vom Mittel verhalten, wird in diesem System allgemein. Wäre nach dem tychonischen die Erde das Mittel, um welches Mond und Sonne liefen, so träfe diese Regel nicht zu. Denn der Sonne Umlaufszeit wäre fast 13 mal größer, als die des Monds; ihr Abstand aber 400mal größer, als die Entfernung des Monds. Es fehlte also sehr viel an der Richtigkeit der Regel, nach welcher hier die Quadratzahl von 13 dem Würfel von 400 gleich seyn sollte. Wenn nun diese Regel eine nothwendige Folge des Gesetzes der Gravitation bey Centralbewegungen ist, so folgt, daß man Newtons ganze Mechanik des Himmels und die Lehre von der Gravitation überhaupt blos auf das copernikanische System, und auf kein anderes, anwenden könne.

Endlich giebt die Erscheinung der Abirrung der Fixsterne auch einen directen Beweis von der wirklichen Bewegung der Erde in einer jährlichen Bahn, s. Abirrung des Lichts. Und überhaupt ist die ganze neuere Sternkunde mit der copernikanischen Weltordnung so innig verknüpft, daß man jedes astronomische Lehrbuch als eine Verbindung von tausend verschiedenen Beweisen der Bewegung der Erde ansehen kan, und daß derjenige den ganzen Zusammenhang der Wissenschaft aufheben würde, der sich weigerte, diese Bewegung zuzulassen. Tabellarische Vorstellung der Größen und Bewegungen der Hauptplaneten.

In der Sammlung astronomischer Tafeln, welche unter Aufsicht der königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1776 herausgekommen ist, befindet sich (B. I. S. 1. u. f.) eine sehr vollständige und genaue Darstellung unsers Sonnensystems nach verschiedenen astronomischen Tafeln, aus welcher ich hier die vornehmsten Angaben für die Hauptplaneten nach de la Lande entlehne,


Die kepleriſchen Regeln bringen dies alles vollends in die ſchoͤnſte Harmonie. Der Satz, daß ſich die Quadratzahlen der Umlaufszeiten, wie die Wuͤrfel der Entfernungen vom Mittel verhalten, wird in dieſem Syſtem allgemein. Waͤre nach dem tychoniſchen die Erde das Mittel, um welches Mond und Sonne liefen, ſo traͤfe dieſe Regel nicht zu. Denn der Sonne Umlaufszeit waͤre faſt 13 mal groͤßer, als die des Monds; ihr Abſtand aber 400mal groͤßer, als die Entfernung des Monds. Es fehlte alſo ſehr viel an der Richtigkeit der Regel, nach welcher hier die Quadratzahl von 13 dem Wuͤrfel von 400 gleich ſeyn ſollte. Wenn nun dieſe Regel eine nothwendige Folge des Geſetzes der Gravitation bey Centralbewegungen iſt, ſo folgt, daß man Newtons ganze Mechanik des Himmels und die Lehre von der Gravitation uͤberhaupt blos auf das copernikaniſche Syſtem, und auf kein anderes, anwenden koͤnne.

Endlich giebt die Erſcheinung der Abirrung der Fixſterne auch einen directen Beweis von der wirklichen Bewegung der Erde in einer jaͤhrlichen Bahn, ſ. Abirrung des Lichts. Und uͤberhaupt iſt die ganze neuere Sternkunde mit der copernikaniſchen Weltordnung ſo innig verknuͤpft, daß man jedes aſtronomiſche Lehrbuch als eine Verbindung von tauſend verſchiedenen Beweiſen der Bewegung der Erde anſehen kan, und daß derjenige den ganzen Zuſammenhang der Wiſſenſchaft aufheben wuͤrde, der ſich weigerte, dieſe Bewegung zuzulaſſen. Tabellariſche Vorſtellung der Groͤßen und Bewegungen der Hauptplaneten.

In der Sammlung aſtronomiſcher Tafeln, welche unter Aufſicht der koͤniglich-preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin 1776 herausgekommen iſt, befindet ſich (B. I. S. 1. u. f.) eine ſehr vollſtaͤndige und genaue Darſtellung unſers Sonnenſyſtems nach verſchiedenen aſtronomiſchen Tafeln, aus welcher ich hier die vornehmſten Angaben fuͤr die Hauptplaneten nach de la Lande entlehne,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0743" xml:id="P.4.733" n="733"/><lb/>
            </p>
            <p>Die kepleri&#x017F;chen Regeln bringen dies alles vollends in die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Harmonie. Der Satz, daß &#x017F;ich die Quadratzahlen der Umlaufszeiten, wie die Wu&#x0364;rfel der Entfernungen vom Mittel verhalten, wird in die&#x017F;em Sy&#x017F;tem allgemein. Wa&#x0364;re nach dem tychoni&#x017F;chen die Erde das Mittel, um welches Mond und Sonne liefen, &#x017F;o tra&#x0364;fe die&#x017F;e Regel nicht zu. Denn der Sonne Umlaufszeit wa&#x0364;re fa&#x017F;t 13 mal gro&#x0364;ßer, als die des Monds; ihr Ab&#x017F;tand aber 400mal gro&#x0364;ßer, als die Entfernung des Monds. Es fehlte al&#x017F;o &#x017F;ehr viel an der Richtigkeit der Regel, nach welcher hier die Quadratzahl von 13 dem Wu&#x0364;rfel von 400 gleich &#x017F;eyn &#x017F;ollte. Wenn nun die&#x017F;e Regel eine nothwendige Folge des Ge&#x017F;etzes der Gravitation bey Centralbewegungen i&#x017F;t, &#x017F;o folgt, daß man <hi rendition="#b">Newtons</hi> ganze Mechanik des Himmels und die Lehre von der Gravitation u&#x0364;berhaupt blos auf das copernikani&#x017F;che Sy&#x017F;tem, und auf kein anderes, anwenden ko&#x0364;nne.</p>
            <p>Endlich giebt die Er&#x017F;cheinung der Abirrung der Fix&#x017F;terne auch einen directen Beweis von der wirklichen Bewegung der Erde in einer ja&#x0364;hrlichen Bahn, <hi rendition="#b">&#x017F;. Abirrung des Lichts.</hi> Und u&#x0364;berhaupt i&#x017F;t die ganze neuere Sternkunde mit der copernikani&#x017F;chen Weltordnung &#x017F;o innig verknu&#x0364;pft, daß man jedes a&#x017F;tronomi&#x017F;che Lehrbuch als eine Verbindung von tau&#x017F;end ver&#x017F;chiedenen Bewei&#x017F;en der Bewegung der Erde an&#x017F;ehen kan, und daß derjenige den ganzen Zu&#x017F;ammenhang der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft aufheben wu&#x0364;rde, der &#x017F;ich weigerte, die&#x017F;e Bewegung zuzula&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Tabellari&#x017F;che Vor&#x017F;tellung der Gro&#x0364;ßen und Bewegungen der Hauptplaneten.</hi></hi></p>
            <p>In der Sammlung a&#x017F;tronomi&#x017F;cher Tafeln, welche unter Auf&#x017F;icht der ko&#x0364;niglich-preußi&#x017F;chen Akademie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften zu Berlin 1776 herausgekommen i&#x017F;t, befindet &#x017F;ich (<hi rendition="#aq">B. I. S. 1. u. f.</hi>) eine &#x017F;ehr voll&#x017F;ta&#x0364;ndige und genaue Dar&#x017F;tellung un&#x017F;ers Sonnen&#x017F;y&#x017F;tems nach ver&#x017F;chiedenen a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Tafeln, aus welcher ich hier die vornehm&#x017F;ten Angaben fu&#x0364;r die Hauptplaneten nach <hi rendition="#b">de la Lande</hi> entlehne,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[733/0743] Die kepleriſchen Regeln bringen dies alles vollends in die ſchoͤnſte Harmonie. Der Satz, daß ſich die Quadratzahlen der Umlaufszeiten, wie die Wuͤrfel der Entfernungen vom Mittel verhalten, wird in dieſem Syſtem allgemein. Waͤre nach dem tychoniſchen die Erde das Mittel, um welches Mond und Sonne liefen, ſo traͤfe dieſe Regel nicht zu. Denn der Sonne Umlaufszeit waͤre faſt 13 mal groͤßer, als die des Monds; ihr Abſtand aber 400mal groͤßer, als die Entfernung des Monds. Es fehlte alſo ſehr viel an der Richtigkeit der Regel, nach welcher hier die Quadratzahl von 13 dem Wuͤrfel von 400 gleich ſeyn ſollte. Wenn nun dieſe Regel eine nothwendige Folge des Geſetzes der Gravitation bey Centralbewegungen iſt, ſo folgt, daß man Newtons ganze Mechanik des Himmels und die Lehre von der Gravitation uͤberhaupt blos auf das copernikaniſche Syſtem, und auf kein anderes, anwenden koͤnne. Endlich giebt die Erſcheinung der Abirrung der Fixſterne auch einen directen Beweis von der wirklichen Bewegung der Erde in einer jaͤhrlichen Bahn, ſ. Abirrung des Lichts. Und uͤberhaupt iſt die ganze neuere Sternkunde mit der copernikaniſchen Weltordnung ſo innig verknuͤpft, daß man jedes aſtronomiſche Lehrbuch als eine Verbindung von tauſend verſchiedenen Beweiſen der Bewegung der Erde anſehen kan, und daß derjenige den ganzen Zuſammenhang der Wiſſenſchaft aufheben wuͤrde, der ſich weigerte, dieſe Bewegung zuzulaſſen. Tabellariſche Vorſtellung der Groͤßen und Bewegungen der Hauptplaneten. In der Sammlung aſtronomiſcher Tafeln, welche unter Aufſicht der koͤniglich-preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin 1776 herausgekommen iſt, befindet ſich (B. I. S. 1. u. f.) eine ſehr vollſtaͤndige und genaue Darſtellung unſers Sonnenſyſtems nach verſchiedenen aſtronomiſchen Tafeln, aus welcher ich hier die vornehmſten Angaben fuͤr die Hauptplaneten nach de la Lande entlehne,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/743
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/743>, abgerufen am 28.07.2024.