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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Empfindungen und Vorstellungen in der Seele hervorbringen. Bekanntermaßen zählt man fünf Sinne, von welchen die Artikel: Gesicht, Gehör, Gefühl, Geruch, Geschmack nachzusehen sind. Die im Körper befindlichen zu diesem Gebrauche bestimmten Organe heißen Werkzeuge der Sinne (organa sensuum). Wir finden, daß alle Sinne die auf sie gemachten Eindrücke durch die Nerven ins Gehirn fortpflanzen; wie sie aber hier der Seele überliefert und von derselben empfunden, geordnet, aufbehalten werden u. s. w., ist für uns ein unerforschliches Geheimniß.

Niemand wird zweifeln, daß an sich mehr Sinne, als die bekannten fünf, möglich sind. So kan es Eigenschaften und Verhältnisse der Körper geben, die uns ganz unbekannt bleiben, weil uns der nöthige Sinn mangelt, sie wahrzunehmen. Wahrscheinlich sind die Fühlhörner und Fühlfäden der Insekten und Gewürme sinnliche Werkzeuge, ob wir gleich den Sinn nicht bestimmen können, dem sie zugehören. Niemals also können wir versichert seyn, die ganze und wirkliche Körperwelt zu kennen. Der sinnliche Schein stellt uns nie die Körper selbst, sondern nur ihre Verhältnisse zu unsern fünf Sinnen dar.

Solstitialpunkte, s. Sonnenwenden.

Solution, s. Auflösung.

Sommer, Aestas, Ete.

Eine der vier Jahreszeiten, welche zwischen den Frühling und Herbst fällt, vom längsten Tage anfängt, an welchem die Sonne im Mittage den höchsten Stand erreicht, und sich mit dem Tage der Herbstnachtgleiche endigt. Der Eintritt der Sonne in den Krebs bestimmt in unsern Ländern den Anfang, und der in die Wage das Ende des Sommers. Also fängt diese Jahrszeit bey uns um den 21 Jun. mit dem längsten Tage an, und hört um den 23 September mit der Nachtgleiche auf, s. Ekliptik.

In der südlichen gemäßigten Zone steht die Sonne im Mittage am höchsten, und der Tag ist am längsten, um


Empfindungen und Vorſtellungen in der Seele hervorbringen. Bekanntermaßen zaͤhlt man fuͤnf Sinne, von welchen die Artikel: Geſicht, Gehoͤr, Gefuͤhl, Geruch, Geſchmack nachzuſehen ſind. Die im Koͤrper befindlichen zu dieſem Gebrauche beſtimmten Organe heißen Werkzeuge der Sinne (organa ſenſuum). Wir finden, daß alle Sinne die auf ſie gemachten Eindruͤcke durch die Nerven ins Gehirn fortpflanzen; wie ſie aber hier der Seele uͤberliefert und von derſelben empfunden, geordnet, aufbehalten werden u. ſ. w., iſt fuͤr uns ein unerforſchliches Geheimniß.

Niemand wird zweifeln, daß an ſich mehr Sinne, als die bekannten fuͤnf, moͤglich ſind. So kan es Eigenſchaften und Verhaͤltniſſe der Koͤrper geben, die uns ganz unbekannt bleiben, weil uns der noͤthige Sinn mangelt, ſie wahrzunehmen. Wahrſcheinlich ſind die Fuͤhlhoͤrner und Fuͤhlfaͤden der Inſekten und Gewuͤrme ſinnliche Werkzeuge, ob wir gleich den Sinn nicht beſtimmen koͤnnen, dem ſie zugehoͤren. Niemals alſo koͤnnen wir verſichert ſeyn, die ganze und wirkliche Koͤrperwelt zu kennen. Der ſinnliche Schein ſtellt uns nie die Koͤrper ſelbſt, ſondern nur ihre Verhaͤltniſſe zu unſern fuͤnf Sinnen dar.

Solſtitialpunkte, ſ. Sonnenwenden.

Solution, ſ. Aufloͤſung.

Sommer, Aeſtas, Eté.

Eine der vier Jahreszeiten, welche zwiſchen den Fruͤhling und Herbſt faͤllt, vom laͤngſten Tage anfaͤngt, an welchem die Sonne im Mittage den hoͤchſten Stand erreicht, und ſich mit dem Tage der Herbſtnachtgleiche endigt. Der Eintritt der Sonne in den Krebs beſtimmt in unſern Laͤndern den Anfang, und der in die Wage das Ende des Sommers. Alſo faͤngt dieſe Jahrszeit bey uns um den 21 Jun. mit dem laͤngſten Tage an, und hoͤrt um den 23 September mit der Nachtgleiche auf, ſ. Ekliptik.

In der ſuͤdlichen gemaͤßigten Zone ſteht die Sonne im Mittage am hoͤchſten, und der Tag iſt am laͤngſten, um

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[62/0072] Empfindungen und Vorſtellungen in der Seele hervorbringen. Bekanntermaßen zaͤhlt man fuͤnf Sinne, von welchen die Artikel: Geſicht, Gehoͤr, Gefuͤhl, Geruch, Geſchmack nachzuſehen ſind. Die im Koͤrper befindlichen zu dieſem Gebrauche beſtimmten Organe heißen Werkzeuge der Sinne (organa ſenſuum). Wir finden, daß alle Sinne die auf ſie gemachten Eindruͤcke durch die Nerven ins Gehirn fortpflanzen; wie ſie aber hier der Seele uͤberliefert und von derſelben empfunden, geordnet, aufbehalten werden u. ſ. w., iſt fuͤr uns ein unerforſchliches Geheimniß. Niemand wird zweifeln, daß an ſich mehr Sinne, als die bekannten fuͤnf, moͤglich ſind. So kan es Eigenſchaften und Verhaͤltniſſe der Koͤrper geben, die uns ganz unbekannt bleiben, weil uns der noͤthige Sinn mangelt, ſie wahrzunehmen. Wahrſcheinlich ſind die Fuͤhlhoͤrner und Fuͤhlfaͤden der Inſekten und Gewuͤrme ſinnliche Werkzeuge, ob wir gleich den Sinn nicht beſtimmen koͤnnen, dem ſie zugehoͤren. Niemals alſo koͤnnen wir verſichert ſeyn, die ganze und wirkliche Koͤrperwelt zu kennen. Der ſinnliche Schein ſtellt uns nie die Koͤrper ſelbſt, ſondern nur ihre Verhaͤltniſſe zu unſern fuͤnf Sinnen dar. Solſtitialpunkte, ſ. Sonnenwenden. Solution, ſ. Aufloͤſung. Sommer, Aeſtas, Eté. Eine der vier Jahreszeiten, welche zwiſchen den Fruͤhling und Herbſt faͤllt, vom laͤngſten Tage anfaͤngt, an welchem die Sonne im Mittage den hoͤchſten Stand erreicht, und ſich mit dem Tage der Herbſtnachtgleiche endigt. Der Eintritt der Sonne in den Krebs beſtimmt in unſern Laͤndern den Anfang, und der in die Wage das Ende des Sommers. Alſo faͤngt dieſe Jahrszeit bey uns um den 21 Jun. mit dem laͤngſten Tage an, und hoͤrt um den 23 September mit der Nachtgleiche auf, ſ. Ekliptik. In der ſuͤdlichen gemaͤßigten Zone ſteht die Sonne im Mittage am hoͤchſten, und der Tag iſt am laͤngſten, um

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/72>, abgerufen am 22.11.2024.