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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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deren 26, welche aber hernach von Kallippus und Polemarch mit Beystimmung des Aristoteles auf 56 vermehrt wurden. So frey das Almagest von dem Vorwurfe dieser thörichten Einbildung ist, so kan man doch bey vorausgesetzter Unbeweglichkeit der Erde die tägliche Umdrehung aller Gestirne schwerlich anders, als durch Einschließung derselben in solche Sphären erklären, weil sich sonst keine Verbindung angeben läßt, welche alle Sterne zugleich in parallelen Kreisen um die Pole zu gehen nöthigte.

In der Folge wichen die Bestimmungen dieses Systems immer mehr vom wahren Himmelslaufe ab, je länger man die Beobachtungen fortsetzte, und je mehr man Ungleichheiten in den Bewegungen der Weltkörper wahrnahm. Die Araber, welche fast alle die ptolemäische Weltordnung annahmen, fanden sich zu mancherley Zusätzen bewogen. Man mußte die Sonnenfernen fortrücken lassen, den Mittelpunkten der eccentrischen Kreise neue Bewegungen geben, oder auch neue Epicykel über die vorigen setzen. Dadurch stieg die Verwickelung so hoch, daß sie gar wohl den König von Castilien Alfons X. zu dem bekannten unbesonnenen Ausspruche kan bewogen haben (Si a principio creationis humanae Dei altissimi consilio interfuisset, nonnulla melius ordinatiusque condita fuisse. Roderic. Sanctius Histor. Hispan. P. IV. c. 5.).

Dennoch herrschte dieses System mit allem angehangnen Flickwerk auch nach der Wiederherstellung der Wissenschaften im Occident ohne Ausnahme. Die starke Ueberredung von der Unbeweglichkeit der Erde, die der sinnliche Schein gewährt, das Almagest, welches damals die Hauptquelle der astronomischen Kenntnisse ausmachte, und die abergläubische Verehrung des Aristoteles waren die festen Stützen, auf welchen es bis zur Mitte des 16ten Jahrhunderts ganz unerschüttert ruhete. Copernikanische Weltordnung.

Nicolaus Copernikus war zu Thorn am 19. Jänner 1472 aus einem edlen Geschlechte gebohren. Der große Ruf, den Regiomontan durch die Sternkunde erlangt hatte,


deren 26, welche aber hernach von Kallippus und Polemarch mit Beyſtimmung des Ariſtoteles auf 56 vermehrt wurden. So frey das Almageſt von dem Vorwurfe dieſer thoͤrichten Einbildung iſt, ſo kan man doch bey vorausgeſetzter Unbeweglichkeit der Erde die taͤgliche Umdrehung aller Geſtirne ſchwerlich anders, als durch Einſchließung derſelben in ſolche Sphaͤren erklaͤren, weil ſich ſonſt keine Verbindung angeben laͤßt, welche alle Sterne zugleich in parallelen Kreiſen um die Pole zu gehen noͤthigte.

In der Folge wichen die Beſtimmungen dieſes Syſtems immer mehr vom wahren Himmelslaufe ab, je laͤnger man die Beobachtungen fortſetzte, und je mehr man Ungleichheiten in den Bewegungen der Weltkoͤrper wahrnahm. Die Araber, welche faſt alle die ptolemaͤiſche Weltordnung annahmen, fanden ſich zu mancherley Zuſaͤtzen bewogen. Man mußte die Sonnenfernen fortruͤcken laſſen, den Mittelpunkten der eccentriſchen Kreiſe neue Bewegungen geben, oder auch neue Epicykel uͤber die vorigen ſetzen. Dadurch ſtieg die Verwickelung ſo hoch, daß ſie gar wohl den Koͤnig von Caſtilien Alfons X. zu dem bekannten unbeſonnenen Ausſpruche kan bewogen haben (Si a principio creationis humanae Dei altiſſimi conſilio interfuiſſet, nonnulla melius ordinatiusque condita fuiſſe. Roderic. Sanctius Hiſtor. Hiſpan. P. IV. c. 5.).

Dennoch herrſchte dieſes Syſtem mit allem angehangnen Flickwerk auch nach der Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften im Occident ohne Ausnahme. Die ſtarke Ueberredung von der Unbeweglichkeit der Erde, die der ſinnliche Schein gewaͤhrt, das Almageſt, welches damals die Hauptquelle der aſtronomiſchen Kenntniſſe ausmachte, und die aberglaͤubiſche Verehrung des Ariſtoteles waren die feſten Stuͤtzen, auf welchen es bis zur Mitte des 16ten Jahrhunderts ganz unerſchuͤttert ruhete. Copernikaniſche Weltordnung.

Nicolaus Copernikus war zu Thorn am 19. Jaͤnner 1472 aus einem edlen Geſchlechte gebohren. Der große Ruf, den Regiomontan durch die Sternkunde erlangt hatte,

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[709/0719] deren 26, welche aber hernach von Kallippus und Polemarch mit Beyſtimmung des Ariſtoteles auf 56 vermehrt wurden. So frey das Almageſt von dem Vorwurfe dieſer thoͤrichten Einbildung iſt, ſo kan man doch bey vorausgeſetzter Unbeweglichkeit der Erde die taͤgliche Umdrehung aller Geſtirne ſchwerlich anders, als durch Einſchließung derſelben in ſolche Sphaͤren erklaͤren, weil ſich ſonſt keine Verbindung angeben laͤßt, welche alle Sterne zugleich in parallelen Kreiſen um die Pole zu gehen noͤthigte. In der Folge wichen die Beſtimmungen dieſes Syſtems immer mehr vom wahren Himmelslaufe ab, je laͤnger man die Beobachtungen fortſetzte, und je mehr man Ungleichheiten in den Bewegungen der Weltkoͤrper wahrnahm. Die Araber, welche faſt alle die ptolemaͤiſche Weltordnung annahmen, fanden ſich zu mancherley Zuſaͤtzen bewogen. Man mußte die Sonnenfernen fortruͤcken laſſen, den Mittelpunkten der eccentriſchen Kreiſe neue Bewegungen geben, oder auch neue Epicykel uͤber die vorigen ſetzen. Dadurch ſtieg die Verwickelung ſo hoch, daß ſie gar wohl den Koͤnig von Caſtilien Alfons X. zu dem bekannten unbeſonnenen Ausſpruche kan bewogen haben (Si a principio creationis humanae Dei altiſſimi conſilio interfuiſſet, nonnulla melius ordinatiusque condita fuiſſe. Roderic. Sanctius Hiſtor. Hiſpan. P. IV. c. 5.). Dennoch herrſchte dieſes Syſtem mit allem angehangnen Flickwerk auch nach der Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften im Occident ohne Ausnahme. Die ſtarke Ueberredung von der Unbeweglichkeit der Erde, die der ſinnliche Schein gewaͤhrt, das Almageſt, welches damals die Hauptquelle der aſtronomiſchen Kenntniſſe ausmachte, und die aberglaͤubiſche Verehrung des Ariſtoteles waren die feſten Stuͤtzen, auf welchen es bis zur Mitte des 16ten Jahrhunderts ganz unerſchuͤttert ruhete. Copernikaniſche Weltordnung. Nicolaus Copernikus war zu Thorn am 19. Jaͤnner 1472 aus einem edlen Geſchlechte gebohren. Der große Ruf, den Regiomontan durch die Sternkunde erlangt hatte,

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/719>, abgerufen am 25.11.2024.