Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Solche Wellen zeigen sich, wenn man in stillstehende Flüßigkeiten Steine wirft, oder fie sonst durch Druck, Blasen mit dem Munde u. dgl. in Bewegung setzt. Die Wellen verbreiten sich um die bewegte Stelle in concentrischen Kreisen, und wenn sich die erste genug erweitert hat, folgt ihr sogleich eine zweyte aus dem Mittelpunkte nach. Diese Bewegung müßte unaufhörlich fortdauern, wenn fie nicht durch Reibung und Widerstand geschwächt und endlich aufgehoben würde. Eben das sind die Meereswellen (s. Meer, Th. III. S. 183.) im Großen, nur sehr unregelmäßig, weil sie vom Winde, als einer höchst ungleich und schief wirkenden Kraft, hervorgebracht und gestört werden. Die Theorie der wellenförmigen Bewegung ist von Newton (Princip. L. II. Sect. 8.) zuerst auf richtige Grundsätze gebracht worden. Dieser vortrefliche Geometer zeigt daselbst (Prop. 46.), daß die Zeit, in welcher eine Welle um ihre Breite BD fortschreitet, ziemlich mit der Schwingungszeit des einfachen Pendels von der Länge BD übereinkommen müsse. Er hat nemlich vorher (Prop. 44.) erwiesen, daß die Oscillationen der Wasserflächen in communicirenden Röhren mit den Schwingungen eines Pendels übereinstimmen, welches die halbe Länge der in beyden Röhren und dem Communicationsgefäße zusammen enthaltenen Wassersäule hat. Wenn nun das Wasser in BC als eine solche Säule betrachtet wird, deren beyde Enden durch Oscillationen steigen und fallen, so wird ein Pendel von der Länge 1/2 BC einen halben Schwung machen, indem das Wasser von B bis C steigt, und einen zweyten, indem es von C bis D fällt. Alsdann aber ist die Welle um ihre ganze Breite BD fortgerückt; und dies in der Zeit, in welcher ein viermal so langes Pendel, dessen Schwünge doppelt so lang dauren, s. Pendel, einen halben Schwung gemacht hätte. Die Länge dieses Pendels wäre=4 . 1/2 BC =2 BC, d. i. fast=BD, oder fast der Breite der Welle gleich. Hieraus folgert Newton, daß eine Welle von der Breite (3 1/18) paris. Schuh (welche der Länge des Secundenpendels gleich ist) einen eben so langen Weg in einer Secunde, Solche Wellen zeigen ſich, wenn man in ſtillſtehende Fluͤßigkeiten Steine wirft, oder fie ſonſt durch Druck, Blaſen mit dem Munde u. dgl. in Bewegung ſetzt. Die Wellen verbreiten ſich um die bewegte Stelle in concentriſchen Kreiſen, und wenn ſich die erſte genug erweitert hat, folgt ihr ſogleich eine zweyte aus dem Mittelpunkte nach. Dieſe Bewegung muͤßte unaufhoͤrlich fortdauern, wenn fie nicht durch Reibung und Widerſtand geſchwaͤcht und endlich aufgehoben wuͤrde. Eben das ſind die Meereswellen (ſ. Meer, Th. III. S. 183.) im Großen, nur ſehr unregelmaͤßig, weil ſie vom Winde, als einer hoͤchſt ungleich und ſchief wirkenden Kraft, hervorgebracht und geſtoͤrt werden. Die Theorie der wellenfoͤrmigen Bewegung iſt von Newton (Princip. L. II. Sect. 8.) zuerſt auf richtige Grundſaͤtze gebracht worden. Dieſer vortrefliche Geometer zeigt daſelbſt (Prop. 46.), daß die Zeit, in welcher eine Welle um ihre Breite BD fortſchreitet, ziemlich mit der Schwingungszeit des einfachen Pendels von der Laͤnge BD uͤbereinkommen muͤſſe. Er hat nemlich vorher (Prop. 44.) erwieſen, daß die Oſcillationen der Waſſerflaͤchen in communicirenden Roͤhren mit den Schwingungen eines Pendels uͤbereinſtimmen, welches die halbe Laͤnge der in beyden Roͤhren und dem Communicationsgefaͤße zuſammen enthaltenen Waſſerſaͤule hat. Wenn nun das Waſſer in BC als eine ſolche Saͤule betrachtet wird, deren beyde Enden durch Oſcillationen ſteigen und fallen, ſo wird ein Pendel von der Laͤnge 1/2 BC einen halben Schwung machen, indem das Waſſer von B bis C ſteigt, und einen zweyten, indem es von C bis D faͤllt. Alsdann aber iſt die Welle um ihre ganze Breite BD fortgeruͤckt; und dies in der Zeit, in welcher ein viermal ſo langes Pendel, deſſen Schwuͤnge doppelt ſo lang dauren, ſ. Pendel, einen halben Schwung gemacht haͤtte. Die Laͤnge dieſes Pendels waͤre=4 . 1/2 BC =2 BC, d. i. faſt=BD, oder faſt der Breite der Welle gleich. Hieraus folgert Newton, daß eine Welle von der Breite (3 1/18) pariſ. Schuh (welche der Laͤnge des Secundenpendels gleich iſt) einen eben ſo langen Weg in einer Secunde, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0695" xml:id="P.4.685" n="685"/><lb/> </p> <p>Solche Wellen zeigen ſich, wenn man in ſtillſtehende Fluͤßigkeiten Steine wirft, oder fie ſonſt durch Druck, Blaſen mit dem Munde u. dgl. in Bewegung ſetzt. Die Wellen verbreiten ſich um die bewegte Stelle in concentriſchen Kreiſen, und wenn ſich die erſte genug erweitert hat, folgt ihr ſogleich eine zweyte aus dem Mittelpunkte nach. 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Solche Wellen zeigen ſich, wenn man in ſtillſtehende Fluͤßigkeiten Steine wirft, oder fie ſonſt durch Druck, Blaſen mit dem Munde u. dgl. in Bewegung ſetzt. Die Wellen verbreiten ſich um die bewegte Stelle in concentriſchen Kreiſen, und wenn ſich die erſte genug erweitert hat, folgt ihr ſogleich eine zweyte aus dem Mittelpunkte nach. Dieſe Bewegung muͤßte unaufhoͤrlich fortdauern, wenn fie nicht durch Reibung und Widerſtand geſchwaͤcht und endlich aufgehoben wuͤrde. Eben das ſind die Meereswellen (ſ. Meer, Th. III. S. 183.) im Großen, nur ſehr unregelmaͤßig, weil ſie vom Winde, als einer hoͤchſt ungleich und ſchief wirkenden Kraft, hervorgebracht und geſtoͤrt werden.
Die Theorie der wellenfoͤrmigen Bewegung iſt von Newton (Princip. L. II. Sect. 8.) zuerſt auf richtige Grundſaͤtze gebracht worden. Dieſer vortrefliche Geometer zeigt daſelbſt (Prop. 46.), daß die Zeit, in welcher eine Welle um ihre Breite BD fortſchreitet, ziemlich mit der Schwingungszeit des einfachen Pendels von der Laͤnge BD uͤbereinkommen muͤſſe. Er hat nemlich vorher (Prop. 44.) erwieſen, daß die Oſcillationen der Waſſerflaͤchen in communicirenden Roͤhren mit den Schwingungen eines Pendels uͤbereinſtimmen, welches die halbe Laͤnge der in beyden Roͤhren und dem Communicationsgefaͤße zuſammen enthaltenen Waſſerſaͤule hat. Wenn nun das Waſſer in BC als eine ſolche Saͤule betrachtet wird, deren beyde Enden durch Oſcillationen ſteigen und fallen, ſo wird ein Pendel von der Laͤnge 1/2 BC einen halben Schwung machen, indem das Waſſer von B bis C ſteigt, und einen zweyten, indem es von C bis D faͤllt. Alsdann aber iſt die Welle um ihre ganze Breite BD fortgeruͤckt; und dies in der Zeit, in welcher ein viermal ſo langes Pendel, deſſen Schwuͤnge doppelt ſo lang dauren, ſ. Pendel, einen halben Schwung gemacht haͤtte. Die Laͤnge dieſes Pendels waͤre=4 . 1/2 BC =2 BC, d. i. faſt=BD, oder faſt der Breite der Welle gleich.
Hieraus folgert Newton, daß eine Welle von der Breite (3 1/18) pariſ. Schuh (welche der Laͤnge des Secundenpendels gleich iſt) einen eben ſo langen Weg in einer Secunde,
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