Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Wenn Cd=ED genommen wird, so ist auch dh dem DH gleich, mithin EB für die Oefnungen d und D gleich, und die parabolischen Wasserstralen aus d und D treffen auf dem Boden in B zusammen. Die Linie DH wird am grösten bey K, wo sie sich in den Halbmesser KI verwandelt. Das Wasser springt also am weitsten, wenn sich die Oefnung bey K auf der halben Höhe des Gefäßes befindet, und die Weite des Sprungs ist in diesem Falle dem Durchmesser CE, oder der ganzen Höhe des Wassers im Gefäße gleich.

Bey s'Gravesande Versuchen (Elementa Phys. To. I. §. 1584. ed. Leid. 1742.) war a=b=18 Zoll; demnach sollte die Weite EB=36 Zoll seyn; sie ward aber nur 35 1/2 Zoll gefunden. Bey Kraft (Comm. Petrop. To. VIII. p. 253 sqq.) war a=2017; b=3738, in Zweitausendtheilchen des londner Fußes. So hätte EB=2sqrt2017.3738= 5490 seyn sollen, es fand sich aber nur=4542, und bey den folgenden Versuchen, wobey das Reiben mehr vermindert war, um etwas größer. Nennt man die beym Versuch gefundene Weite EB=d, so kan man aus ihr und a vermittelst der Formel (gd/a)=c die Geschwindigkeit c, oder lieber gleich die derselben zugehörige Höhe (c/4g)=(d/4a) suchen, und so durch den Versuch prüfen, ob diese Höhe der Wasserhöhe b gleich ist, oder wie sie sich von ihr unterscheidet.

Man kan endlich auch Fälle betrachten, wo der Wurf aus A einen Punkt über dem Horizonte, z. B. M, Taf. XXVI. Fig. 74. treffen soll. Alsdann kan AQ die Weite des Wurfs heißen. In der Ausübung ist diese Linie gemeiniglich nebst QM, der Höhe des zu treffenden Punktes, gegeben, und man sucht alsdann, wie der Wurf einzurichten sey, um M zu treffen, d. i. man sucht k und a. Diese Aufgabe, eine der schönsten in der parabolischen Theorie der Ballistik, ist unbestimmt; man kan von k und a das eine nach Gefallen annehmen und das andere darnach bestimmen. Aber für k, d. i. für die Geschwindigkeit oder


Wenn Cd=ED genommen wird, ſo iſt auch dh dem DH gleich, mithin EB fuͤr die Oefnungen d und D gleich, und die paraboliſchen Waſſerſtralen aus d und D treffen auf dem Boden in B zuſammen. Die Linie DH wird am groͤſten bey K, wo ſie ſich in den Halbmeſſer KI verwandelt. Das Waſſer ſpringt alſo am weitſten, wenn ſich die Oefnung bey K auf der halben Hoͤhe des Gefaͤßes befindet, und die Weite des Sprungs iſt in dieſem Falle dem Durchmeſſer CE, oder der ganzen Hoͤhe des Waſſers im Gefaͤße gleich.

Bey s'Graveſande Verſuchen (Elementa Phyſ. To. I. §. 1584. ed. Leid. 1742.) war a=b=18 Zoll; demnach ſollte die Weite EB=36 Zoll ſeyn; ſie ward aber nur 35 1/2 Zoll gefunden. Bey Kraft (Comm. Petrop. To. VIII. p. 253 ſqq.) war a=2017; b=3738, in Zweitauſendtheilchen des londner Fußes. So haͤtte EB=2√2017.3738= 5490 ſeyn ſollen, es fand ſich aber nur=4542, und bey den folgenden Verſuchen, wobey das Reiben mehr vermindert war, um etwas groͤßer. Nennt man die beym Verſuch gefundene Weite EB=d, ſo kan man aus ihr und a vermittelſt der Formel (gd/a)=c die Geſchwindigkeit c, oder lieber gleich die derſelben zugehoͤrige Hoͤhe (c/4g)=(d/4a) ſuchen, und ſo durch den Verſuch pruͤfen, ob dieſe Hoͤhe der Waſſerhoͤhe b gleich iſt, oder wie ſie ſich von ihr unterſcheidet.

Man kan endlich auch Faͤlle betrachten, wo der Wurf aus A einen Punkt uͤber dem Horizonte, z. B. M, Taf. XXVI. Fig. 74. treffen ſoll. Alsdann kan AQ die Weite des Wurfs heißen. In der Ausuͤbung iſt dieſe Linie gemeiniglich nebſt QM, der Hoͤhe des zu treffenden Punktes, gegeben, und man ſucht alsdann, wie der Wurf einzurichten ſey, um M zu treffen, d. i. man ſucht k und α. Dieſe Aufgabe, eine der ſchoͤnſten in der paraboliſchen Theorie der Balliſtik, iſt unbeſtimmt; man kan von k und α das eine nach Gefallen annehmen und das andere darnach beſtimmen. Aber fuͤr k, d. i. fuͤr die Geſchwindigkeit oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0693" xml:id="P.4.683" n="683"/><lb/>
            </p>
            <p>Wenn <hi rendition="#aq">Cd=ED</hi> genommen wird, &#x017F;o i&#x017F;t auch <hi rendition="#aq">dh</hi> dem <hi rendition="#aq">DH</hi> gleich, mithin <hi rendition="#aq">EB</hi> fu&#x0364;r die Oefnungen <hi rendition="#aq">d</hi> und <hi rendition="#aq">D</hi> gleich, und die paraboli&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tralen aus <hi rendition="#aq">d</hi> und <hi rendition="#aq">D</hi> treffen auf dem Boden in <hi rendition="#aq">B</hi> zu&#x017F;ammen. Die Linie <hi rendition="#aq">DH</hi> wird am gro&#x0364;&#x017F;ten bey <hi rendition="#aq">K,</hi> wo &#x017F;ie &#x017F;ich in den Halbme&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">KI</hi> verwandelt. Das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;pringt al&#x017F;o am weit&#x017F;ten, wenn &#x017F;ich die Oefnung bey <hi rendition="#aq">K</hi> auf der halben Ho&#x0364;he des Gefa&#x0364;ßes befindet, und die Weite des Sprungs i&#x017F;t in die&#x017F;em Falle dem Durchme&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">CE,</hi> oder der ganzen Ho&#x0364;he des Wa&#x017F;&#x017F;ers im Gefa&#x0364;ße gleich.</p>
            <p>Bey <hi rendition="#b">s'Grave&#x017F;ande</hi> Ver&#x017F;uchen (<hi rendition="#aq">Elementa Phy&#x017F;. To. I. §. 1584. ed. Leid. 1742.</hi>) war <hi rendition="#aq">a=b</hi>=18 Zoll; demnach &#x017F;ollte die Weite <hi rendition="#aq">EB</hi>=36 Zoll &#x017F;eyn; &#x017F;ie ward aber nur 35 1/2 Zoll gefunden. <hi rendition="#b">Bey Kraft</hi> (<hi rendition="#aq">Comm. Petrop. To. VIII. p. 253 &#x017F;qq.</hi>) war <hi rendition="#aq">a=2017; b</hi>=3738, in Zweitau&#x017F;endtheilchen des londner Fußes. So ha&#x0364;tte <hi rendition="#aq">EB</hi>=2&#x221A;2017.3738= 5490 &#x017F;eyn &#x017F;ollen, es fand &#x017F;ich aber nur=4542, und bey den folgenden Ver&#x017F;uchen, wobey das Reiben mehr vermindert war, um etwas gro&#x0364;ßer. Nennt man die beym Ver&#x017F;uch gefundene Weite <hi rendition="#aq">EB=d,</hi> &#x017F;o kan man aus ihr und <hi rendition="#aq">a</hi> vermittel&#x017F;t der Formel <hi rendition="#aq">(gd/a)=c</hi> die Ge&#x017F;chwindigkeit <hi rendition="#aq">c,</hi> oder lieber gleich die der&#x017F;elben zugeho&#x0364;rige Ho&#x0364;he <hi rendition="#aq">(c/4g)=(d/4a)</hi> &#x017F;uchen, und &#x017F;o durch den Ver&#x017F;uch pru&#x0364;fen, ob die&#x017F;e Ho&#x0364;he der Wa&#x017F;&#x017F;erho&#x0364;he <hi rendition="#aq">b</hi> gleich i&#x017F;t, oder wie &#x017F;ie &#x017F;ich von ihr unter&#x017F;cheidet.</p>
            <p>Man kan endlich auch Fa&#x0364;lle betrachten, wo der Wurf aus <hi rendition="#aq">A</hi> einen Punkt u&#x0364;ber dem Horizonte, z. B. <hi rendition="#aq">M,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXVI.</hi> Fig. 74. treffen &#x017F;oll. Alsdann kan <hi rendition="#aq">AQ</hi> die Weite des Wurfs heißen. In der Ausu&#x0364;bung i&#x017F;t die&#x017F;e Linie gemeiniglich neb&#x017F;t <hi rendition="#aq">QM,</hi> der Ho&#x0364;he des zu treffenden Punktes, gegeben, und man &#x017F;ucht alsdann, wie der Wurf einzurichten &#x017F;ey, um <hi rendition="#aq">M</hi> zu treffen, d. i. man &#x017F;ucht <hi rendition="#aq">k</hi> und <foreign xml:lang="grc">&#x03B1;</foreign>. Die&#x017F;e Aufgabe, eine der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten in der paraboli&#x017F;chen Theorie der Balli&#x017F;tik, i&#x017F;t unbe&#x017F;timmt; man kan von <hi rendition="#aq">k</hi> und <foreign xml:lang="grc">&#x03B1;</foreign> das eine nach Gefallen annehmen und das andere darnach be&#x017F;timmen. Aber fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">k,</hi> d. i. fu&#x0364;r die Ge&#x017F;chwindigkeit oder<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[683/0693] Wenn Cd=ED genommen wird, ſo iſt auch dh dem DH gleich, mithin EB fuͤr die Oefnungen d und D gleich, und die paraboliſchen Waſſerſtralen aus d und D treffen auf dem Boden in B zuſammen. Die Linie DH wird am groͤſten bey K, wo ſie ſich in den Halbmeſſer KI verwandelt. Das Waſſer ſpringt alſo am weitſten, wenn ſich die Oefnung bey K auf der halben Hoͤhe des Gefaͤßes befindet, und die Weite des Sprungs iſt in dieſem Falle dem Durchmeſſer CE, oder der ganzen Hoͤhe des Waſſers im Gefaͤße gleich. Bey s'Graveſande Verſuchen (Elementa Phyſ. To. I. §. 1584. ed. Leid. 1742.) war a=b=18 Zoll; demnach ſollte die Weite EB=36 Zoll ſeyn; ſie ward aber nur 35 1/2 Zoll gefunden. Bey Kraft (Comm. Petrop. To. VIII. p. 253 ſqq.) war a=2017; b=3738, in Zweitauſendtheilchen des londner Fußes. So haͤtte EB=2√2017.3738= 5490 ſeyn ſollen, es fand ſich aber nur=4542, und bey den folgenden Verſuchen, wobey das Reiben mehr vermindert war, um etwas groͤßer. Nennt man die beym Verſuch gefundene Weite EB=d, ſo kan man aus ihr und a vermittelſt der Formel (gd/a)=c die Geſchwindigkeit c, oder lieber gleich die derſelben zugehoͤrige Hoͤhe (c/4g)=(d/4a) ſuchen, und ſo durch den Verſuch pruͤfen, ob dieſe Hoͤhe der Waſſerhoͤhe b gleich iſt, oder wie ſie ſich von ihr unterſcheidet. Man kan endlich auch Faͤlle betrachten, wo der Wurf aus A einen Punkt uͤber dem Horizonte, z. B. M, Taf. XXVI. Fig. 74. treffen ſoll. Alsdann kan AQ die Weite des Wurfs heißen. In der Ausuͤbung iſt dieſe Linie gemeiniglich nebſt QM, der Hoͤhe des zu treffenden Punktes, gegeben, und man ſucht alsdann, wie der Wurf einzurichten ſey, um M zu treffen, d. i. man ſucht k und α. Dieſe Aufgabe, eine der ſchoͤnſten in der paraboliſchen Theorie der Balliſtik, iſt unbeſtimmt; man kan von k und α das eine nach Gefallen annehmen und das andere darnach beſtimmen. Aber fuͤr k, d. i. fuͤr die Geſchwindigkeit oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/693
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/693>, abgerufen am 25.11.2024.