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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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gewürzhafter Pflanzen mit ihm die Tincturen, und durch die Destillation der letztern, wobey die extractartige und färbende Materie zurückbleibt, die abgezognen Wasser. Nach einer solchen Destillation findet man den harzigen Theil der Pflanze auf dem Boden des Gefäßes, den man sonst auch erhält, wenn man die Tinctur, anstatt sie zu destilliren, mit einer großen Menge Wasser vermischt. So lassen sich die Harze der Jalappenwurzel, des Scammonium, des Pockholzes u. s. w. ausziehen.

Die empyrevmatischen Oele löset der Weingeist gleichfalls auf. Dagegen greift er fette Oele, Wachs, Butter u. dgl. nur schwach an, bis sie ranzig oder durchs Feuer brenzlich werden. Alsdann wirkt er stark auf den ranzigen oder brenzlichen Theil. Man scheidet die öligten Stoffe aus dem Weingeiste entweder durch Destilliren, oder durch Verdünnung mit Wasser, wodurch die Auflösung trüb wird, und das Oeligte sich in der Folge sammelt.

Die Lackfirnisse werden durch Auflösung der Harze, z. B. des Mastix, Gummilack, Sandarac, Weihrauch, in Alkohol bereitet. Beym Auftragen verdünstet der Alkohol, und läßt das Harz als einen durchsichtigen Ueberzug zurück. Sie lassen sich aber auch aus Harzen und ätherischen Oelen bereiten. Die Spirituslacke trocknen sehr schnell und glänzen schön, bekommen aber leicht Risse, welches man durch den Zusatz von etwas Terpentin verhütet. Der Copallöset sich im Weingeist sehr schwer auf; etwas Kampher befördert zwar die Auflösung, schadet aber der Güte des Firnisses (s. Der Staffirmaler oder die Kunst, anzustreichen, zu vergolden und zu lackiren; a. d. Franz. von Watin. Leipz. 1779. 8. und Maquers chym. Wörterb. Art. Firniß). Am vollkommensten lassen sich die Firnisse in der papinianischen Maschine bereiten.

Da der Weingeist alles Wasser stark an sich nimmt, so kan man durch ihn die gummi- und gallertartigen Substanzen, ingleichen die Salze, die er nicht auflöset, z. B. Kochsalz, Glaubersalz, vitriolisirten Weinstein u. s. w. aus dem Wasser scheiden, und das Anschießen dieser Salze


gewuͤrzhafter Pflanzen mit ihm die Tincturen, und durch die Deſtillation der letztern, wobey die extractartige und faͤrbende Materie zuruͤckbleibt, die abgezognen Waſſer. Nach einer ſolchen Deſtillation findet man den harzigen Theil der Pflanze auf dem Boden des Gefaͤßes, den man ſonſt auch erhaͤlt, wenn man die Tinctur, anſtatt ſie zu deſtilliren, mit einer großen Menge Waſſer vermiſcht. So laſſen ſich die Harze der Jalappenwurzel, des Scammonium, des Pockholzes u. ſ. w. ausziehen.

Die empyrevmatiſchen Oele loͤſet der Weingeiſt gleichfalls auf. Dagegen greift er fette Oele, Wachs, Butter u. dgl. nur ſchwach an, bis ſie ranzig oder durchs Feuer brenzlich werden. Alsdann wirkt er ſtark auf den ranzigen oder brenzlichen Theil. Man ſcheidet die oͤligten Stoffe aus dem Weingeiſte entweder durch Deſtilliren, oder durch Verduͤnnung mit Waſſer, wodurch die Aufloͤſung truͤb wird, und das Oeligte ſich in der Folge ſammelt.

Die Lackfirniſſe werden durch Aufloͤſung der Harze, z. B. des Maſtix, Gummilack, Sandarac, Weihrauch, in Alkohol bereitet. Beym Auftragen verduͤnſtet der Alkohol, und laͤßt das Harz als einen durchſichtigen Ueberzug zuruͤck. Sie laſſen ſich aber auch aus Harzen und aͤtheriſchen Oelen bereiten. Die Spirituslacke trocknen ſehr ſchnell und glaͤnzen ſchoͤn, bekommen aber leicht Riſſe, welches man durch den Zuſatz von etwas Terpentin verhuͤtet. Der Copalloͤſet ſich im Weingeiſt ſehr ſchwer auf; etwas Kampher befoͤrdert zwar die Aufloͤſung, ſchadet aber der Guͤte des Firniſſes (ſ. Der Staffirmaler oder die Kunſt, anzuſtreichen, zu vergolden und zu lackiren; a. d. Franz. von Watin. Leipz. 1779. 8. und Maquers chym. Woͤrterb. Art. Firniß). Am vollkommenſten laſſen ſich die Firniſſe in der papinianiſchen Maſchine bereiten.

Da der Weingeiſt alles Waſſer ſtark an ſich nimmt, ſo kan man durch ihn die gummi- und gallertartigen Subſtanzen, ingleichen die Salze, die er nicht aufloͤſet, z. B. Kochſalz, Glauberſalz, vitrioliſirten Weinſtein u. ſ. w. aus dem Waſſer ſcheiden, und das Anſchießen dieſer Salze

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[678/0688] gewuͤrzhafter Pflanzen mit ihm die Tincturen, und durch die Deſtillation der letztern, wobey die extractartige und faͤrbende Materie zuruͤckbleibt, die abgezognen Waſſer. Nach einer ſolchen Deſtillation findet man den harzigen Theil der Pflanze auf dem Boden des Gefaͤßes, den man ſonſt auch erhaͤlt, wenn man die Tinctur, anſtatt ſie zu deſtilliren, mit einer großen Menge Waſſer vermiſcht. So laſſen ſich die Harze der Jalappenwurzel, des Scammonium, des Pockholzes u. ſ. w. ausziehen. Die empyrevmatiſchen Oele loͤſet der Weingeiſt gleichfalls auf. Dagegen greift er fette Oele, Wachs, Butter u. dgl. nur ſchwach an, bis ſie ranzig oder durchs Feuer brenzlich werden. Alsdann wirkt er ſtark auf den ranzigen oder brenzlichen Theil. Man ſcheidet die oͤligten Stoffe aus dem Weingeiſte entweder durch Deſtilliren, oder durch Verduͤnnung mit Waſſer, wodurch die Aufloͤſung truͤb wird, und das Oeligte ſich in der Folge ſammelt. Die Lackfirniſſe werden durch Aufloͤſung der Harze, z. B. des Maſtix, Gummilack, Sandarac, Weihrauch, in Alkohol bereitet. Beym Auftragen verduͤnſtet der Alkohol, und laͤßt das Harz als einen durchſichtigen Ueberzug zuruͤck. Sie laſſen ſich aber auch aus Harzen und aͤtheriſchen Oelen bereiten. Die Spirituslacke trocknen ſehr ſchnell und glaͤnzen ſchoͤn, bekommen aber leicht Riſſe, welches man durch den Zuſatz von etwas Terpentin verhuͤtet. Der Copalloͤſet ſich im Weingeiſt ſehr ſchwer auf; etwas Kampher befoͤrdert zwar die Aufloͤſung, ſchadet aber der Guͤte des Firniſſes (ſ. Der Staffirmaler oder die Kunſt, anzuſtreichen, zu vergolden und zu lackiren; a. d. Franz. von Watin. Leipz. 1779. 8. und Maquers chym. Woͤrterb. Art. Firniß). Am vollkommenſten laſſen ſich die Firniſſe in der papinianiſchen Maſchine bereiten. Da der Weingeiſt alles Waſſer ſtark an ſich nimmt, ſo kan man durch ihn die gummi- und gallertartigen Subſtanzen, ingleichen die Salze, die er nicht aufloͤſet, z. B. Kochſalz, Glauberſalz, vitrioliſirten Weinſtein u. ſ. w. aus dem Waſſer ſcheiden, und das Anſchießen dieſer Salze

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/688>, abgerufen am 22.11.2024.