Wasser. Diese Erscheinung, welche man zu den optischen Meteoren rechnet, ist sehr gemein, vorzüglich früh und gegen Abend, wenn die Sonne nicht hoch und unter getrennten Wolken steht. Sie wird mit Recht als Anzeige eines bevorstehenden Regens betrachtet, weil sie zeigt, daß es der Luft an Durchsichtigkeit mangle, indem die Erleuchtung blos durch die von undurchsichtigen Theilchen zurückgeworfnen Lichtstralen sichtbar werden kan.
Diese Streifen sind in der That alle unter sich parallel, weil alle Sonnenstralen in parallelen Richtungen durch die Luft fahren. Dem Auge aber kommen sie nicht so vor, sondern scheinen alle aus dem Bilde der Sonne, wie Halbmesser eines Kreises aus dem Mittelpunkte, auszufahren. Den Grund hievon giebt die Perspectiv an, welche lehrt, daß sich die Bilder aller Parallellinien als convergirend darstellen, wenn sie nicht mit der Ebene der Tafel gleichlaufend sind. Eben daher kömmt es auch, daß die Striemen weiter von der Sonne ab breiter zu werden scheinen, ob sie gleich in der That durchgehends einerley Breite behalten. Lambert (Beyträge zum Gebrauch der Mathematik. I. Theil. Berlin, 1765. 8. S. 19. u. f.) beweist daraus sehr schön, daß uns alle Wolken weit näher scheinen, als sie in der That sind. Denn, wenn Taf. XXVI. Fig. 73. A der Ort des Auges ist, welches den hellen Streifen DB zwischen den Wolken D durchgehen sieht, so muß die wahre Richtung des Streifens mit der Linie nach der Sonne, d. i. mit AS parallel, also Bd seyn, und der wahre Ort der Wolken ist nicht in D, sondern fällt in der Gesichtslinie AD viel weiter hinaus in d.
Weich, Molle, Mol, Mou.
Ein Körper heißt weich, wenn sich seine Gestalt, d. i. die Lage seiner Theile gegen einander, durch Kräfte ändern läßt, und er diese geänderte Gestalt auch behält, wenn gleich die Kräfte zu wirken aufhören. Hingegen heißt der Körper hart, wenn er keine Aenderung der Gestalt zuläßt, und elastisch, wenn er bey aufhörendem Drucke zur vorigen Gestalt zurückkehrt.
Waſſer. Dieſe Erſcheinung, welche man zu den optiſchen Meteoren rechnet, iſt ſehr gemein, vorzuͤglich fruͤh und gegen Abend, wenn die Sonne nicht hoch und unter getrennten Wolken ſteht. Sie wird mit Recht als Anzeige eines bevorſtehenden Regens betrachtet, weil ſie zeigt, daß es der Luft an Durchſichtigkeit mangle, indem die Erleuchtung blos durch die von undurchſichtigen Theilchen zuruͤckgeworfnen Lichtſtralen ſichtbar werden kan.
Dieſe Streifen ſind in der That alle unter ſich parallel, weil alle Sonnenſtralen in parallelen Richtungen durch die Luft fahren. Dem Auge aber kommen ſie nicht ſo vor, ſondern ſcheinen alle aus dem Bilde der Sonne, wie Halbmeſſer eines Kreiſes aus dem Mittelpunkte, auszufahren. Den Grund hievon giebt die Perſpectiv an, welche lehrt, daß ſich die Bilder aller Parallellinien als convergirend darſtellen, wenn ſie nicht mit der Ebene der Tafel gleichlaufend ſind. Eben daher koͤmmt es auch, daß die Striemen weiter von der Sonne ab breiter zu werden ſcheinen, ob ſie gleich in der That durchgehends einerley Breite behalten. Lambert (Beytraͤge zum Gebrauch der Mathematik. I. Theil. Berlin, 1765. 8. S. 19. u. f.) beweiſt daraus ſehr ſchoͤn, daß uns alle Wolken weit naͤher ſcheinen, als ſie in der That ſind. Denn, wenn Taf. XXVI. Fig. 73. A der Ort des Auges iſt, welches den hellen Streifen DB zwiſchen den Wolken D durchgehen ſieht, ſo muß die wahre Richtung des Streifens mit der Linie nach der Sonne, d. i. mit AS parallel, alſo Bd ſeyn, und der wahre Ort der Wolken iſt nicht in D, ſondern faͤllt in der Geſichtslinie AD viel weiter hinaus in d.
Weich, Molle, Mol, Mou.
Ein Koͤrper heißt weich, wenn ſich ſeine Geſtalt, d. i. die Lage ſeiner Theile gegen einander, durch Kraͤfte aͤndern laͤßt, und er dieſe geaͤnderte Geſtalt auch behaͤlt, wenn gleich die Kraͤfte zu wirken aufhoͤren. Hingegen heißt der Koͤrper hart, wenn er keine Aenderung der Geſtalt zulaͤßt, und elaſtiſch, wenn er bey aufhoͤrendem Drucke zur vorigen Geſtalt zuruͤckkehrt.
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Waſſer. Dieſe Erſcheinung, welche man zu den optiſchen Meteoren rechnet, iſt ſehr gemein, vorzuͤglich fruͤh und gegen Abend, wenn die Sonne nicht hoch und unter getrennten Wolken ſteht. Sie wird mit Recht als Anzeige eines bevorſtehenden Regens betrachtet, weil ſie zeigt, daß es der Luft an Durchſichtigkeit mangle, indem die Erleuchtung blos durch die von undurchſichtigen Theilchen zuruͤckgeworfnen Lichtſtralen ſichtbar werden kan.
Dieſe Streifen ſind in der That alle unter ſich parallel, weil alle Sonnenſtralen in parallelen Richtungen durch die Luft fahren. Dem Auge aber kommen ſie nicht ſo vor, ſondern ſcheinen alle aus dem Bilde der Sonne, wie Halbmeſſer eines Kreiſes aus dem Mittelpunkte, auszufahren. Den Grund hievon giebt die Perſpectiv an, welche lehrt, daß ſich die Bilder aller Parallellinien als convergirend darſtellen, wenn ſie nicht mit der Ebene der Tafel gleichlaufend ſind. Eben daher koͤmmt es auch, daß die Striemen weiter von der Sonne ab breiter zu werden ſcheinen, ob ſie gleich in der That durchgehends einerley Breite behalten. Lambert (Beytraͤge zum Gebrauch der Mathematik. I. Theil. Berlin, 1765. 8. S. 19. u. f.) beweiſt daraus ſehr ſchoͤn, daß uns alle Wolken weit naͤher ſcheinen, als ſie in der That ſind. Denn, wenn Taf. XXVI. Fig. 73. A der Ort des Auges iſt, welches den hellen Streifen DB zwiſchen den Wolken D durchgehen ſieht, ſo muß die wahre Richtung des Streifens mit der Linie nach der Sonne, d. i. mit AS parallel, alſo Bd ſeyn, und der wahre Ort der Wolken iſt nicht in D, ſondern faͤllt in der Geſichtslinie AD viel weiter hinaus in d.
Weich, Molle, Mol, Mou.
Ein Koͤrper heißt weich, wenn ſich ſeine Geſtalt, d. i. die Lage ſeiner Theile gegen einander, durch Kraͤfte aͤndern laͤßt, und er dieſe geaͤnderte Geſtalt auch behaͤlt, wenn gleich die Kraͤfte zu wirken aufhoͤren. Hingegen heißt der Koͤrper hart, wenn er keine Aenderung der Geſtalt zulaͤßt, und elaſtiſch, wenn er bey aufhoͤrendem Drucke zur vorigen Geſtalt zuruͤckkehrt.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/681>, abgerufen am 28.07.2024.
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