Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Das Silber ist sehr feuerbeständig. Es wird im Feuer zuerst glühend, und schmelzt alsdann bey der Weisglühhitze, die man auf 1000 fahrenheitische Grade schätzt. Aber es leidet dabey sehr wenig Abgang. Kunkel fand es zwar nach einer monatlangen Schmelzung um einige Grane vermindert, aber er schreibt diese Verminderung blos dem Abgange einer fremden Materie zu. Dennoch fand Macquer, daß das Silber in dem Brennpunkte großer Brenngläser in Dämpfen aufgetrieben wird, die eine darüber gehaltene Goldplatte übersilbern. Tillet hat auch im Ofenfeuer, und Ehrmann (Versuch einer Schmelzkunst rc. Strasburg, 1786. gr. 8. §. 63.) beym Schmelzen vor dem Löthrohre mit dephlogistisirter Luft ein Verfliegen des Silbers wahrgenommen. Beym Zugange der Luft zeigt sich das Silber im Feuer unverbrennlich, und obgleich Junker behauptet, er habe es durch anhaltendes Reverberiren in eine verglasungssähige Asche verwandelt, so sind doch zur Bestätigung hievon noch anderweite Versuche nöthig. Dieser Feuerbeständigkeit halber gehört das Silber unstreitig zu den vollkommnen oder edlen Metallen. Auch Luft und Wasser wirken nicht auf dasselbe; brennbare Dämpfe aber greifen seine Oberfläche an, und überziehen sie mit mancherley Farben. Alle mineralische Säuren lösen das Silber auf, am leichtesten unter allen die Salpetersäure, die es auch schon in der Kälte mit Erhitzung, Aufbrausen und Entwicklung vieler nitrösen Luft angreift. Die Auflösung ist völlig klar und ungefärbt; nur wenn das aufgelöste Silber Kupfer enthalten hat, ist sie grünlich. Sie hat viel Aetzkraft färbt
Das Silber iſt ſehr feuerbeſtaͤndig. Es wird im Feuer zuerſt gluͤhend, und ſchmelzt alsdann bey der Weisgluͤhhitze, die man auf 1000 fahrenheitiſche Grade ſchaͤtzt. Aber es leidet dabey ſehr wenig Abgang. Kunkel fand es zwar nach einer monatlangen Schmelzung um einige Grane vermindert, aber er ſchreibt dieſe Verminderung blos dem Abgange einer fremden Materie zu. Dennoch fand Macquer, daß das Silber in dem Brennpunkte großer Brennglaͤſer in Daͤmpfen aufgetrieben wird, die eine daruͤber gehaltene Goldplatte uͤberſilbern. Tillet hat auch im Ofenfeuer, und Ehrmann (Verſuch einer Schmelzkunſt rc. Strasburg, 1786. gr. 8. §. 63.) beym Schmelzen vor dem Loͤthrohre mit dephlogiſtiſirter Luft ein Verfliegen des Silbers wahrgenommen. Beym Zugange der Luft zeigt ſich das Silber im Feuer unverbrennlich, und obgleich Junker behauptet, er habe es durch anhaltendes Reverberiren in eine verglaſungsſaͤhige Aſche verwandelt, ſo ſind doch zur Beſtaͤtigung hievon noch anderweite Verſuche noͤthig. Dieſer Feuerbeſtaͤndigkeit halber gehoͤrt das Silber unſtreitig zu den vollkommnen oder edlen Metallen. Auch Luft und Waſſer wirken nicht auf daſſelbe; brennbare Daͤmpfe aber greifen ſeine Oberflaͤche an, und uͤberziehen ſie mit mancherley Farben. Alle mineraliſche Saͤuren loͤſen das Silber auf, am leichteſten unter allen die Salpeterſaͤure, die es auch ſchon in der Kaͤlte mit Erhitzung, Aufbrauſen und Entwicklung vieler nitroͤſen Luft angreift. Die Aufloͤſung iſt voͤllig klar und ungefaͤrbt; nur wenn das aufgeloͤſte Silber Kupfer enthalten hat, iſt ſie gruͤnlich. Sie hat viel Aetzkraft faͤrbt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0068" xml:id="P.4.58" n="58"/><lb/> ſion</hi> angefuͤhrten Verſuche mit gegoſſenen Parallelepipe dis zeigen, daß die Feſtigkeit des Silbers groͤßer ſey; und die genauern Unterſuchungen des Herrn Graſen <hi rendition="#b">von Sickingen</hi> (Verſuche uͤber die Platina. Mannheim 1782. 8. S. 115 u. f.), welche uͤberhaupt von der Feſtigkeit der Metalle ganz andere Begriffe geben, haben gezeigt, daß ein Silberfaden von (3/10) Lin. Dicke und 2 Fuß Laͤnge erſt von 20 Pfund 11 Unzen reißt, da ein gleichgroßer Goldfaden nur 16 Pfund 9 Unzen traͤgt.</p> <p>Das Silber iſt ſehr feuerbeſtaͤndig. Es wird im Feuer zuerſt gluͤhend, und ſchmelzt alsdann bey der Weisgluͤhhitze, die man auf 1000 fahrenheitiſche Grade ſchaͤtzt. Aber es leidet dabey ſehr wenig Abgang. <hi rendition="#b">Kunkel</hi> fand es zwar nach einer monatlangen Schmelzung um einige Grane vermindert, aber er ſchreibt dieſe Verminderung blos dem Abgange einer fremden Materie zu. Dennoch fand <hi rendition="#b">Macquer,</hi> daß das Silber in dem Brennpunkte großer Brennglaͤſer in Daͤmpfen aufgetrieben wird, die eine daruͤber gehaltene Goldplatte uͤberſilbern. <hi rendition="#b">Tillet</hi> hat auch im Ofenfeuer, und <hi rendition="#b">Ehrmann</hi> (Verſuch einer Schmelzkunſt rc. Strasburg, 1786. gr. 8. §. 63.) beym Schmelzen vor dem Loͤthrohre mit dephlogiſtiſirter Luft ein Verfliegen des Silbers wahrgenommen. Beym Zugange der Luft zeigt ſich das Silber im Feuer unverbrennlich, und obgleich <hi rendition="#b">Junker</hi> behauptet, er habe es durch anhaltendes Reverberiren in eine verglaſungsſaͤhige Aſche verwandelt, ſo ſind doch zur Beſtaͤtigung hievon noch anderweite Verſuche noͤthig. Dieſer Feuerbeſtaͤndigkeit halber gehoͤrt das Silber unſtreitig zu den vollkommnen oder edlen Metallen. Auch Luft und Waſſer wirken nicht auf daſſelbe; brennbare Daͤmpfe aber greifen ſeine Oberflaͤche an, und uͤberziehen ſie mit mancherley Farben.</p> <p>Alle mineraliſche Saͤuren loͤſen das Silber auf, am leichteſten unter allen die Salpeterſaͤure, die es auch ſchon in der Kaͤlte mit Erhitzung, Aufbrauſen und Entwicklung vieler nitroͤſen Luft angreift. Die Aufloͤſung iſt voͤllig klar und ungefaͤrbt; nur wenn das aufgeloͤſte Silber Kupfer enthalten hat, iſt ſie gruͤnlich. Sie hat viel Aetzkraft faͤrbt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0068]
ſion angefuͤhrten Verſuche mit gegoſſenen Parallelepipe dis zeigen, daß die Feſtigkeit des Silbers groͤßer ſey; und die genauern Unterſuchungen des Herrn Graſen von Sickingen (Verſuche uͤber die Platina. Mannheim 1782. 8. S. 115 u. f.), welche uͤberhaupt von der Feſtigkeit der Metalle ganz andere Begriffe geben, haben gezeigt, daß ein Silberfaden von (3/10) Lin. Dicke und 2 Fuß Laͤnge erſt von 20 Pfund 11 Unzen reißt, da ein gleichgroßer Goldfaden nur 16 Pfund 9 Unzen traͤgt.
Das Silber iſt ſehr feuerbeſtaͤndig. Es wird im Feuer zuerſt gluͤhend, und ſchmelzt alsdann bey der Weisgluͤhhitze, die man auf 1000 fahrenheitiſche Grade ſchaͤtzt. Aber es leidet dabey ſehr wenig Abgang. Kunkel fand es zwar nach einer monatlangen Schmelzung um einige Grane vermindert, aber er ſchreibt dieſe Verminderung blos dem Abgange einer fremden Materie zu. Dennoch fand Macquer, daß das Silber in dem Brennpunkte großer Brennglaͤſer in Daͤmpfen aufgetrieben wird, die eine daruͤber gehaltene Goldplatte uͤberſilbern. Tillet hat auch im Ofenfeuer, und Ehrmann (Verſuch einer Schmelzkunſt rc. Strasburg, 1786. gr. 8. §. 63.) beym Schmelzen vor dem Loͤthrohre mit dephlogiſtiſirter Luft ein Verfliegen des Silbers wahrgenommen. Beym Zugange der Luft zeigt ſich das Silber im Feuer unverbrennlich, und obgleich Junker behauptet, er habe es durch anhaltendes Reverberiren in eine verglaſungsſaͤhige Aſche verwandelt, ſo ſind doch zur Beſtaͤtigung hievon noch anderweite Verſuche noͤthig. Dieſer Feuerbeſtaͤndigkeit halber gehoͤrt das Silber unſtreitig zu den vollkommnen oder edlen Metallen. Auch Luft und Waſſer wirken nicht auf daſſelbe; brennbare Daͤmpfe aber greifen ſeine Oberflaͤche an, und uͤberziehen ſie mit mancherley Farben.
Alle mineraliſche Saͤuren loͤſen das Silber auf, am leichteſten unter allen die Salpeterſaͤure, die es auch ſchon in der Kaͤlte mit Erhitzung, Aufbrauſen und Entwicklung vieler nitroͤſen Luft angreift. Die Aufloͤſung iſt voͤllig klar und ungefaͤrbt; nur wenn das aufgeloͤſte Silber Kupfer enthalten hat, iſt ſie gruͤnlich. Sie hat viel Aetzkraft faͤrbt
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