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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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de Lüc neue Ideen über die Meteorologie, a. d. Frz. II. Th. Berlin u. Stettin, 1788. gr. 8. S. 153 u. f.

Gren Journal der Physik, an den angeführten Stellen.

Wasser, mineralische, s. Gesundbrunnen.

Wasserfall, Cataracta, Cascade, Cataracte d'eau.

Das Herabstürzen der Bäche und Flüsse an Stellen, wo das Flußbett durch steile Abhänge unterbrochen wird. Solche Fälle finden sich mehrentheils in den gebirgigen Gegenden, nicht weit vom Ursprunge der Flüsse; weil weiterhin das Flußbett regelmäßiger wird, und zuletzt mit einem sanften und fast durchaus gleichförmigen Abhange bis zum Meere fortgeht. So stürzen in der Schweiz der Staubbach bey Lauterbrunn, die Pisse vache und andere Bergwasser, von ziemlichen Höhen herab; und der Rhein hat noch bey Schafhausen einen Fall von 80 Fuß und einen andern bey Laufenburg.

Bey den Alten werden die Katarakten des Nils (Catadupae) als sehr ansehnlich vorgestellt (Vbi Nilus ad illa, quae Catadupa nominantur, praecipitat ex altissimis montibus, ea gens, quae illum locum accolit, propter magnitudinem sonitus sensu audiendi caret. Cic. Somn. Scip. ingl. Plin. H. N. V. 9. VI. 29. Seneca Quaest. nat. IV. 2. Ammian. Marcellin. XXII. 34. 36.). Einer der beträchlichsten jetzt bekannten Wasserfälle ist der des Flusses Niagara in Canada, der sich 156 pariser Fuß hoch fast senkrecht hinabstürzt, und an diesem Orte fast eine Viertelstunde Weges breit ist. Dieser Fall zertrennt das Wasser durch Schlagen und Stoßen so fein, daß ein Dunst oder Nebel davon bis an die Wolken aufsteigt, den man auf 5 Stunden weit sehen kan, und indem sich, weil er aus feinen Tröpfchen besteht, im Sonnenscheine die schönsten Regenbogen bilden. Im Grunde entstehen durch den Sturz des Wassers so ungeheure Wellen, daß der Fluß auf 6 Meilen weit nicht zu befahren ist. In der Nähe ist das Getös so stark, daß man nichts anders hören kan (s. Philos. Trans. 1721. Num. 381. p. 69.). Der größte unter allen ist der Fall des Bogocas bey St. Magdalena, den Bouguer (Voyage au


de Luͤc neue Ideen uͤber die Meteorologie, a. d. Frz. II. Th. Berlin u. Stettin, 1788. gr. 8. S. 153 u. f.

Gren Journal der Phyſik, an den angefuͤhrten Stellen.

Waſſer, mineraliſche, ſ. Geſundbrunnen.

Waſſerfall, Cataracta, Caſcade, Cataracte d'eau.

Das Herabſtuͤrzen der Baͤche und Fluͤſſe an Stellen, wo das Flußbett durch ſteile Abhaͤnge unterbrochen wird. Solche Faͤlle finden ſich mehrentheils in den gebirgigen Gegenden, nicht weit vom Urſprunge der Fluͤſſe; weil weiterhin das Flußbett regelmaͤßiger wird, und zuletzt mit einem ſanften und faſt durchaus gleichfoͤrmigen Abhange bis zum Meere fortgeht. So ſtuͤrzen in der Schweiz der Staubbach bey Lauterbrunn, die Piſſe vache und andere Bergwaſſer, von ziemlichen Hoͤhen herab; und der Rhein hat noch bey Schafhauſen einen Fall von 80 Fuß und einen andern bey Laufenburg.

Bey den Alten werden die Katarakten des Nils (Catadupae) als ſehr anſehnlich vorgeſtellt (Vbi Nilus ad illa, quae Catadupa nominantur, praecipitat ex altiſſimis montibus, ea gens, quae illum locum accolit, propter magnitudinem ſonitus ſenſu audiendi caret. Cic. Somn. Scip. ingl. Plin. H. N. V. 9. VI. 29. Seneca Quaeſt. nat. IV. 2. Ammian. Marcellin. XXII. 34. 36.). Einer der betraͤchlichſten jetzt bekannten Waſſerfaͤlle iſt der des Fluſſes Niagara in Canada, der ſich 156 pariſer Fuß hoch faſt ſenkrecht hinabſtuͤrzt, und an dieſem Orte faſt eine Viertelſtunde Weges breit iſt. Dieſer Fall zertrennt das Waſſer durch Schlagen und Stoßen ſo fein, daß ein Dunſt oder Nebel davon bis an die Wolken aufſteigt, den man auf 5 Stunden weit ſehen kan, und indem ſich, weil er aus feinen Troͤpfchen beſteht, im Sonnenſcheine die ſchoͤnſten Regenbogen bilden. Im Grunde entſtehen durch den Sturz des Waſſers ſo ungeheure Wellen, daß der Fluß auf 6 Meilen weit nicht zu befahren iſt. In der Naͤhe iſt das Getoͤs ſo ſtark, daß man nichts anders hoͤren kan (ſ. Philoſ. Trans. 1721. Num. 381. p. 69.). Der groͤßte unter allen iſt der Fall des Bogocas bey St. Magdalena, den Bouguer (Voyage au

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[655/0665] de Luͤc neue Ideen uͤber die Meteorologie, a. d. Frz. II. Th. Berlin u. Stettin, 1788. gr. 8. S. 153 u. f. Gren Journal der Phyſik, an den angefuͤhrten Stellen. Waſſer, mineraliſche, ſ. Geſundbrunnen. Waſſerfall, Cataracta, Caſcade, Cataracte d'eau. Das Herabſtuͤrzen der Baͤche und Fluͤſſe an Stellen, wo das Flußbett durch ſteile Abhaͤnge unterbrochen wird. Solche Faͤlle finden ſich mehrentheils in den gebirgigen Gegenden, nicht weit vom Urſprunge der Fluͤſſe; weil weiterhin das Flußbett regelmaͤßiger wird, und zuletzt mit einem ſanften und faſt durchaus gleichfoͤrmigen Abhange bis zum Meere fortgeht. So ſtuͤrzen in der Schweiz der Staubbach bey Lauterbrunn, die Piſſe vache und andere Bergwaſſer, von ziemlichen Hoͤhen herab; und der Rhein hat noch bey Schafhauſen einen Fall von 80 Fuß und einen andern bey Laufenburg. Bey den Alten werden die Katarakten des Nils (Catadupae) als ſehr anſehnlich vorgeſtellt (Vbi Nilus ad illa, quae Catadupa nominantur, praecipitat ex altiſſimis montibus, ea gens, quae illum locum accolit, propter magnitudinem ſonitus ſenſu audiendi caret. Cic. Somn. Scip. ingl. Plin. H. N. V. 9. VI. 29. Seneca Quaeſt. nat. IV. 2. Ammian. Marcellin. XXII. 34. 36.). Einer der betraͤchlichſten jetzt bekannten Waſſerfaͤlle iſt der des Fluſſes Niagara in Canada, der ſich 156 pariſer Fuß hoch faſt ſenkrecht hinabſtuͤrzt, und an dieſem Orte faſt eine Viertelſtunde Weges breit iſt. Dieſer Fall zertrennt das Waſſer durch Schlagen und Stoßen ſo fein, daß ein Dunſt oder Nebel davon bis an die Wolken aufſteigt, den man auf 5 Stunden weit ſehen kan, und indem ſich, weil er aus feinen Troͤpfchen beſteht, im Sonnenſcheine die ſchoͤnſten Regenbogen bilden. Im Grunde entſtehen durch den Sturz des Waſſers ſo ungeheure Wellen, daß der Fluß auf 6 Meilen weit nicht zu befahren iſt. In der Naͤhe iſt das Getoͤs ſo ſtark, daß man nichts anders hoͤren kan (ſ. Philoſ. Trans. 1721. Num. 381. p. 69.). Der groͤßte unter allen iſt der Fall des Bogocas bey St. Magdalena, den Bouguer (Voyage au

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/665>, abgerufen am 25.11.2024.