einschloß. Nach dieser Vorbereitung erhielt er durch die Verbrennung weit weniger Wasser, als das Gewicht der vermischten Luftarten betrug, und es zeigte sich nunmehr dabey eine wahre Salpetersäure (Philos. Transact. Vol. LXXVIII. p. 147 -- 157.), dergleichen auch Cavendish bey diesem Processe bereits wahrgenommen hatte, s. Gas, phlogistisirtes (Th. II. S. 409 u. f.), und wenn der Versuch in kupfernen Gefäßen angestellt ward, so war das erhaltene Wasser blau. Hiemit stimmen auch die Versuche der Herren van Matum, D. Deimann und Troostwyk in Amsterdam (s. Gothaisches Magazin, IV. B. 4. St. S. 154.), le Febre de Guineau (ebend. VII. B. 1. St. S. 1 u. f.), nebst allen denjenigen überein, welche Priestley (Philos. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 404 sqq. LXXIX. p. 7. sqq.) und Cavendish selbst (Phil. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 260.) weiterhin angestellt haben. Diesemnach erweisen die Versuche nur, daß sich das Wasser mit den Luftarten verbinden und ihre Gestalt annehmen könne, nicht aber, daß es selbst aus den Grundtheilen mehrerer Luftarten zusammengesetzt sey.
Priestley bemerkt, man wisse längst, daß das Wasser in die Zusammensetzung aller Luftarten komme, und die eigentliche Basis derselben ausmache. Dieser Satz, der sich weit wahrscheinlicher behaupten lasse, mache es ganz überflüßig, an eine Zusammensetzung des Wassers aus zwoen Luftarten zu denken, und die Lehre vom Phlogiston zu verwerfen, die doch alle neuentdeckte Thatsachen eben so leicht erkläre.
Nun schreibt zwar Cavendish die gefundene Salpetersäure einem Antheile phlogistisirter Luft zu, der unter der dephlogistisirten befindlich sey, und Lavoisier erklärt sie seinem System gemäß eben so aus einem Antheil von Azote, mit welchem sich das Oxygen zu Salpetersäure verbinde; man muß aber bey dieser Erklärung annehmen, daß jede dephlogistisirte Luft einen Antheil von phlogistisirter bey sich führe, auf welche Art und aus was für Stoffen sie auch bereitet sey.
einſchloß. Nach dieſer Vorbereitung erhielt er durch die Verbrennung weit weniger Waſſer, als das Gewicht der vermiſchten Luftarten betrug, und es zeigte ſich nunmehr dabey eine wahre Salpeterſaͤure (Philoſ. Transact. Vol. LXXVIII. p. 147 — 157.), dergleichen auch Cavendiſh bey dieſem Proceſſe bereits wahrgenommen hatte, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes (Th. II. S. 409 u. f.), und wenn der Verſuch in kupfernen Gefaͤßen angeſtellt ward, ſo war das erhaltene Waſſer blau. Hiemit ſtimmen auch die Verſuche der Herren van Matum, D. Deimann und Trooſtwyk in Amſterdam (ſ. Gothaiſches Magazin, IV. B. 4. St. S. 154.), le Febre de Guineau (ebend. VII. B. 1. St. S. 1 u. f.), nebſt allen denjenigen uͤberein, welche Prieſtley (Philoſ. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 404 ſqq. LXXIX. p. 7. ſqq.) und Cavendiſh ſelbſt (Phil. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 260.) weiterhin angeſtellt haben. Dieſemnach erweiſen die Verſuche nur, daß ſich das Waſſer mit den Luftarten verbinden und ihre Geſtalt annehmen koͤnne, nicht aber, daß es ſelbſt aus den Grundtheilen mehrerer Luftarten zuſammengeſetzt ſey.
Prieſtley bemerkt, man wiſſe laͤngſt, daß das Waſſer in die Zuſammenſetzung aller Luftarten komme, und die eigentliche Baſis derſelben ausmache. Dieſer Satz, der ſich weit wahrſcheinlicher behaupten laſſe, mache es ganz uͤberfluͤßig, an eine Zuſammenſetzung des Waſſers aus zwoen Luftarten zu denken, und die Lehre vom Phlogiſton zu verwerfen, die doch alle neuentdeckte Thatſachen eben ſo leicht erklaͤre.
Nun ſchreibt zwar Cavendiſh die gefundene Salpeterſaͤure einem Antheile phlogiſtiſirter Luft zu, der unter der dephlogiſtiſirten befindlich ſey, und Lavoiſier erklaͤrt ſie ſeinem Syſtem gemaͤß eben ſo aus einem Antheil von Azote, mit welchem ſich das Oxygen zu Salpeterſaͤure verbinde; man muß aber bey dieſer Erklaͤrung annehmen, daß jede dephlogiſtiſirte Luft einen Antheil von phlogiſtiſirter bey ſich fuͤhre, auf welche Art und aus was fuͤr Stoffen ſie auch bereitet ſey.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0662"xml:id="P.4.652"n="652"/><lb/>
einſchloß. Nach dieſer Vorbereitung erhielt er durch die Verbrennung weit weniger Waſſer, als das Gewicht der vermiſchten Luftarten betrug, und es zeigte ſich nunmehr dabey eine wahre <hirendition="#b">Salpeterſaͤure</hi> (<hirendition="#aq">Philoſ. Transact. Vol. LXXVIII. p. 147 — 157.</hi>), dergleichen auch Cavendiſh bey dieſem Proceſſe bereits wahrgenommen hatte, <hirendition="#b">ſ. Gas, phlogiſtiſirtes</hi> (Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 409 u. f.), und wenn der Verſuch in kupfernen Gefaͤßen angeſtellt ward, ſo war das erhaltene Waſſer blau. Hiemit ſtimmen auch die Verſuche der Herren <hirendition="#b">van Matum, D. Deimann</hi> und <hirendition="#b">Trooſtwyk</hi> in Amſterdam (ſ. Gothaiſches Magazin, <hirendition="#aq">IV.</hi> B. 4. St. S. 154.), <hirendition="#b">le Febre de Guineau</hi> (ebend. <hirendition="#aq">VII.</hi> B. 1. St. S. 1 u. f.), nebſt allen denjenigen uͤberein, welche <hirendition="#b">Prieſtley</hi> (<hirendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 404 ſqq. LXXIX. p. 7. ſqq.</hi>) und <hirendition="#b">Cavendiſh</hi>ſelbſt (<hirendition="#aq">Phil. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 260.</hi>) weiterhin angeſtellt haben. Dieſemnach erweiſen die Verſuche nur, daß ſich das Waſſer mit den Luftarten verbinden und ihre Geſtalt annehmen koͤnne, nicht aber, daß es ſelbſt aus den Grundtheilen <hirendition="#b">mehrerer</hi> Luftarten zuſammengeſetzt ſey.</p><p><hirendition="#b">Prieſtley</hi> bemerkt, man wiſſe laͤngſt, daß das Waſſer in die Zuſammenſetzung aller Luftarten komme, und die eigentliche Baſis derſelben ausmache. Dieſer Satz, der ſich weit wahrſcheinlicher behaupten laſſe, mache es ganz uͤberfluͤßig, an eine Zuſammenſetzung des Waſſers aus zwoen Luftarten zu denken, und die Lehre vom Phlogiſton zu verwerfen, die doch alle neuentdeckte Thatſachen eben ſo leicht erklaͤre.</p><p>Nun ſchreibt zwar <hirendition="#b">Cavendiſh</hi> die gefundene Salpeterſaͤure einem Antheile phlogiſtiſirter Luft zu, der unter der dephlogiſtiſirten befindlich ſey, und <hirendition="#b">Lavoiſier</hi> erklaͤrt ſie ſeinem Syſtem gemaͤß eben ſo aus einem Antheil von Azote, mit welchem ſich das Oxygen zu Salpeterſaͤure verbinde; man muß aber bey dieſer Erklaͤrung annehmen, daß jede dephlogiſtiſirte Luft einen Antheil von phlogiſtiſirter bey ſich fuͤhre, auf welche Art und aus was fuͤr Stoffen ſie auch bereitet ſey.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[652/0662]
einſchloß. Nach dieſer Vorbereitung erhielt er durch die Verbrennung weit weniger Waſſer, als das Gewicht der vermiſchten Luftarten betrug, und es zeigte ſich nunmehr dabey eine wahre Salpeterſaͤure (Philoſ. Transact. Vol. LXXVIII. p. 147 — 157.), dergleichen auch Cavendiſh bey dieſem Proceſſe bereits wahrgenommen hatte, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes (Th. II. S. 409 u. f.), und wenn der Verſuch in kupfernen Gefaͤßen angeſtellt ward, ſo war das erhaltene Waſſer blau. Hiemit ſtimmen auch die Verſuche der Herren van Matum, D. Deimann und Trooſtwyk in Amſterdam (ſ. Gothaiſches Magazin, IV. B. 4. St. S. 154.), le Febre de Guineau (ebend. VII. B. 1. St. S. 1 u. f.), nebſt allen denjenigen uͤberein, welche Prieſtley (Philoſ. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 404 ſqq. LXXIX. p. 7. ſqq.) und Cavendiſh ſelbſt (Phil. Trans. Vol. LXXVIII. P. II. p. 260.) weiterhin angeſtellt haben. Dieſemnach erweiſen die Verſuche nur, daß ſich das Waſſer mit den Luftarten verbinden und ihre Geſtalt annehmen koͤnne, nicht aber, daß es ſelbſt aus den Grundtheilen mehrerer Luftarten zuſammengeſetzt ſey.
Prieſtley bemerkt, man wiſſe laͤngſt, daß das Waſſer in die Zuſammenſetzung aller Luftarten komme, und die eigentliche Baſis derſelben ausmache. Dieſer Satz, der ſich weit wahrſcheinlicher behaupten laſſe, mache es ganz uͤberfluͤßig, an eine Zuſammenſetzung des Waſſers aus zwoen Luftarten zu denken, und die Lehre vom Phlogiſton zu verwerfen, die doch alle neuentdeckte Thatſachen eben ſo leicht erklaͤre.
Nun ſchreibt zwar Cavendiſh die gefundene Salpeterſaͤure einem Antheile phlogiſtiſirter Luft zu, der unter der dephlogiſtiſirten befindlich ſey, und Lavoiſier erklaͤrt ſie ſeinem Syſtem gemaͤß eben ſo aus einem Antheil von Azote, mit welchem ſich das Oxygen zu Salpeterſaͤure verbinde; man muß aber bey dieſer Erklaͤrung annehmen, daß jede dephlogiſtiſirte Luft einen Antheil von phlogiſtiſirter bey ſich fuͤhre, auf welche Art und aus was fuͤr Stoffen ſie auch bereitet ſey.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/662>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.