Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


wir leben, nie anders, als im Zustande eines Gas erscheinen können.

Es wird aber diese Behauptung von den Bestandtheilen des Wassers auch durch die Zusammensetzung bestätiget. Man küttet auf einen gläsernen, etwa 50 Pinten Wasser fassenden, Ballon eine Kupferplatte auf, durch welche 4 Röhren gehen. Die erste Röhre kan mit einer Luftpumpe verbunden werden, um den Ballon von Luft auszuleeren. Die zweyte Röhre geht in ein Behältniß mit dephlogistisirter, die dritte in eines mit brennbarer Luft. Diese drey Röhren sind mit Hähnen versehen. Die vierte Röhre ist von Glas und enthält einen Metalldrath mit einem kleinen Knopfe, um daraus gegen die Oefnung der metallnen Röhre, aus welcher die brennbare Luft ausfährt, innerhalb des Ballons einen elektrischen Funken schlagen zu lassen. Die Luftarten, die man in diesen Ballon leitet, müssen so trocken, als möglich, seyn (weil sonst der ganze Versuch nichts beweisen würde), daher man sie durch trockne Blättererde oder trocknen salzsauren Kalk leitet. Auch dürfen sie keine Luftsäure enthalten.

Man bringt nun die erste Röhre an die Luftpumpe, leeret den Ballon aus, und läßt durch Oefnung der Hähne dephlogistisirte und brennbare Luft, doch allemal mehr von der erstern, ein. Wenn man nun das Gemisch durch den elektrischen Funken entzündet, so kan man auf diese Art die Verbrennung sehr lange unterhalten. So wie diese fortdauert, setzt sich an der innern Fläche des Ballons Wasser ab, welches sich endlich in großen Tropfen vereiniget, und auf dem Boden sammelt. Durch Abwägung des Ballons vor und nach der Operation kan man das Gewicht dieses gesammelten Wassers bestimmen. Auch bey diesem Versuche versichern Lavoisier und Meusnier in Gegenwart mehrerer Commissarien der Akademie aus 85 Theilen Oxygen und 15 Theilen Hydrogen, dem Gewichte nach 100 Theile Wasser erhalten zu haben. Sie glauben daher, es sey durch Zerlegung sowohl, als durch Zusammensetzung, erwiesen, daß das Wasser aus Oxygen und Hydrogen bestehe, welche beyde Stoffe abgesondert eine so starke Verwandtschaft


wir leben, nie anders, als im Zuſtande eines Gas erſcheinen koͤnnen.

Es wird aber dieſe Behauptung von den Beſtandtheilen des Waſſers auch durch die Zuſammenſetzung beſtaͤtiget. Man kuͤttet auf einen glaͤſernen, etwa 50 Pinten Waſſer faſſenden, Ballon eine Kupferplatte auf, durch welche 4 Roͤhren gehen. Die erſte Roͤhre kan mit einer Luftpumpe verbunden werden, um den Ballon von Luft auszuleeren. Die zweyte Roͤhre geht in ein Behaͤltniß mit dephlogiſtiſirter, die dritte in eines mit brennbarer Luft. Dieſe drey Roͤhren ſind mit Haͤhnen verſehen. Die vierte Roͤhre iſt von Glas und enthaͤlt einen Metalldrath mit einem kleinen Knopfe, um daraus gegen die Oefnung der metallnen Roͤhre, aus welcher die brennbare Luft ausfaͤhrt, innerhalb des Ballons einen elektriſchen Funken ſchlagen zu laſſen. Die Luftarten, die man in dieſen Ballon leitet, muͤſſen ſo trocken, als moͤglich, ſeyn (weil ſonſt der ganze Verſuch nichts beweiſen wuͤrde), daher man ſie durch trockne Blaͤttererde oder trocknen ſalzſauren Kalk leitet. Auch duͤrfen ſie keine Luftſaͤure enthalten.

Man bringt nun die erſte Roͤhre an die Luftpumpe, leeret den Ballon aus, und laͤßt durch Oefnung der Haͤhne dephlogiſtiſirte und brennbare Luft, doch allemal mehr von der erſtern, ein. Wenn man nun das Gemiſch durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, ſo kan man auf dieſe Art die Verbrennung ſehr lange unterhalten. So wie dieſe fortdauert, ſetzt ſich an der innern Flaͤche des Ballons Waſſer ab, welches ſich endlich in großen Tropfen vereiniget, und auf dem Boden ſammelt. Durch Abwaͤgung des Ballons vor und nach der Operation kan man das Gewicht dieſes geſammelten Waſſers beſtimmen. Auch bey dieſem Verſuche verſichern Lavoiſier und Meusnier in Gegenwart mehrerer Commiſſarien der Akademie aus 85 Theilen Oxygen und 15 Theilen Hydrogen, dem Gewichte nach 100 Theile Waſſer erhalten zu haben. Sie glauben daher, es ſey durch Zerlegung ſowohl, als durch Zuſammenſetzung, erwieſen, daß das Waſſer aus Oxygen und Hydrogen beſtehe, welche beyde Stoffe abgeſondert eine ſo ſtarke Verwandtſchaft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0660" xml:id="P.4.650" n="650"/><lb/>
wir leben, nie anders, als im Zu&#x017F;tande eines Gas er&#x017F;cheinen ko&#x0364;nnen.</p>
            <p>Es wird aber die&#x017F;e Behauptung von den Be&#x017F;tandtheilen des Wa&#x017F;&#x017F;ers auch durch die Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung be&#x017F;ta&#x0364;tiget. Man ku&#x0364;ttet auf einen gla&#x0364;&#x017F;ernen, etwa 50 Pinten Wa&#x017F;&#x017F;er fa&#x017F;&#x017F;enden, Ballon eine Kupferplatte auf, durch welche 4 Ro&#x0364;hren gehen. Die er&#x017F;te Ro&#x0364;hre kan mit einer Luftpumpe verbunden werden, um den Ballon von Luft auszuleeren. Die zweyte Ro&#x0364;hre geht in ein Beha&#x0364;ltniß mit dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irter, die dritte in eines mit brennbarer Luft. Die&#x017F;e drey Ro&#x0364;hren &#x017F;ind mit Ha&#x0364;hnen ver&#x017F;ehen. Die vierte Ro&#x0364;hre i&#x017F;t von Glas und entha&#x0364;lt einen Metalldrath mit einem kleinen Knopfe, um daraus gegen die Oefnung der metallnen Ro&#x0364;hre, aus welcher die brennbare Luft ausfa&#x0364;hrt, innerhalb des Ballons einen elektri&#x017F;chen Funken &#x017F;chlagen zu la&#x017F;&#x017F;en. Die Luftarten, die man in die&#x017F;en Ballon leitet, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o trocken, als mo&#x0364;glich, &#x017F;eyn (weil &#x017F;on&#x017F;t der ganze Ver&#x017F;uch nichts bewei&#x017F;en wu&#x0364;rde), daher man &#x017F;ie durch trockne Bla&#x0364;ttererde oder trocknen &#x017F;alz&#x017F;auren Kalk leitet. Auch du&#x0364;rfen &#x017F;ie keine Luft&#x017F;a&#x0364;ure enthalten.</p>
            <p>Man bringt nun die er&#x017F;te Ro&#x0364;hre an die Luftpumpe, leeret den Ballon aus, und la&#x0364;ßt durch Oefnung der Ha&#x0364;hne dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irte und brennbare Luft, doch allemal mehr von der er&#x017F;tern, ein. Wenn man nun das Gemi&#x017F;ch durch den elektri&#x017F;chen Funken entzu&#x0364;ndet, &#x017F;o kan man auf die&#x017F;e Art die Verbrennung &#x017F;ehr lange unterhalten. So wie die&#x017F;e fortdauert, &#x017F;etzt &#x017F;ich an der innern Fla&#x0364;che des Ballons Wa&#x017F;&#x017F;er ab, welches &#x017F;ich endlich in großen Tropfen vereiniget, und auf dem Boden &#x017F;ammelt. Durch Abwa&#x0364;gung des Ballons vor und nach der Operation kan man das Gewicht die&#x017F;es ge&#x017F;ammelten Wa&#x017F;&#x017F;ers be&#x017F;timmen. Auch bey die&#x017F;em Ver&#x017F;uche ver&#x017F;ichern <hi rendition="#b">Lavoi&#x017F;ier</hi> und <hi rendition="#b">Meusnier</hi> in Gegenwart mehrerer Commi&#x017F;&#x017F;arien der Akademie aus 85 Theilen Oxygen und 15 Theilen Hydrogen, dem Gewichte nach 100 Theile Wa&#x017F;&#x017F;er erhalten zu haben. Sie glauben daher, es &#x017F;ey durch Zerlegung &#x017F;owohl, als durch Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung, erwie&#x017F;en, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er aus <hi rendition="#b">Oxygen</hi> und <hi rendition="#b">Hydrogen</hi> be&#x017F;tehe, welche beyde Stoffe abge&#x017F;ondert eine &#x017F;o &#x017F;tarke Verwandt&#x017F;chaft<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[650/0660] wir leben, nie anders, als im Zuſtande eines Gas erſcheinen koͤnnen. Es wird aber dieſe Behauptung von den Beſtandtheilen des Waſſers auch durch die Zuſammenſetzung beſtaͤtiget. Man kuͤttet auf einen glaͤſernen, etwa 50 Pinten Waſſer faſſenden, Ballon eine Kupferplatte auf, durch welche 4 Roͤhren gehen. Die erſte Roͤhre kan mit einer Luftpumpe verbunden werden, um den Ballon von Luft auszuleeren. Die zweyte Roͤhre geht in ein Behaͤltniß mit dephlogiſtiſirter, die dritte in eines mit brennbarer Luft. Dieſe drey Roͤhren ſind mit Haͤhnen verſehen. Die vierte Roͤhre iſt von Glas und enthaͤlt einen Metalldrath mit einem kleinen Knopfe, um daraus gegen die Oefnung der metallnen Roͤhre, aus welcher die brennbare Luft ausfaͤhrt, innerhalb des Ballons einen elektriſchen Funken ſchlagen zu laſſen. Die Luftarten, die man in dieſen Ballon leitet, muͤſſen ſo trocken, als moͤglich, ſeyn (weil ſonſt der ganze Verſuch nichts beweiſen wuͤrde), daher man ſie durch trockne Blaͤttererde oder trocknen ſalzſauren Kalk leitet. Auch duͤrfen ſie keine Luftſaͤure enthalten. Man bringt nun die erſte Roͤhre an die Luftpumpe, leeret den Ballon aus, und laͤßt durch Oefnung der Haͤhne dephlogiſtiſirte und brennbare Luft, doch allemal mehr von der erſtern, ein. Wenn man nun das Gemiſch durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, ſo kan man auf dieſe Art die Verbrennung ſehr lange unterhalten. So wie dieſe fortdauert, ſetzt ſich an der innern Flaͤche des Ballons Waſſer ab, welches ſich endlich in großen Tropfen vereiniget, und auf dem Boden ſammelt. Durch Abwaͤgung des Ballons vor und nach der Operation kan man das Gewicht dieſes geſammelten Waſſers beſtimmen. Auch bey dieſem Verſuche verſichern Lavoiſier und Meusnier in Gegenwart mehrerer Commiſſarien der Akademie aus 85 Theilen Oxygen und 15 Theilen Hydrogen, dem Gewichte nach 100 Theile Waſſer erhalten zu haben. Sie glauben daher, es ſey durch Zerlegung ſowohl, als durch Zuſammenſetzung, erwieſen, daß das Waſſer aus Oxygen und Hydrogen beſtehe, welche beyde Stoffe abgeſondert eine ſo ſtarke Verwandtſchaft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/660
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/660>, abgerufen am 28.07.2024.