Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Eben so muß die Elasticität des Wassers jede Wassersäule unten etwas mehr, als oben, verdichten, weil die untern Theile das Gewicht der obern mit zu tragen haben. Dadurch müßte nun die ganze Säule etwas kürzer werden, als sie sonst seyn würde, wenn das Wasser keiner Zusammendrückung fähig, und durchaus eben so dicht, als oben wäre. Canton berechnet aus seinen Versuchen, das Meerwasser müsse in einer Tiefe von 2 englischen Meilen um 0,013 seines Volumens mehr, als oben, zusammengedrückt seyn, welches die ganze Höhe des Meeres an dieser Stelle um 69 Fuß 2 Zoll niedriger machen würde. Herr Zimmermann erinnert, wenn es möglich wäre, den Druck des Wassers in einer großen Tiefe auf eine Grundfläche von bestimmter Größe durch wirkliche Beobachtung zu finden (wozu er Mittel vorschlägt), so würde sich daraus die Höhe berechnen lassen, die das Wasser bey durchaus gleicher Dichte haben müßte. Vergliche man damit die durch das Senkbley gemessene wirkliche Höhe, so ließe sich finden, ob das Seewasser in der That unten zusammengedrückt sey. Chymische Eigenschaften des Wassers. Das Wasser ist ein Auflösungsmittel einer sehr großen Anzahl von Körpern. Es scheint eine gewisse Menge atmosphärischer Luft in sich, wo nicht aufgelöset, doch sehr fein zertrennt, enthalten zu können. Wenigstens giebt es kein Wasser in der Natur, welches nicht unter der Luftpumpe Luftblasen von sich geben sollte. Und wenn man es durch Auspumpen oder Kochen davon gereiniget hat, so nimmt es bey der Berührung mit der Atmosphäre die vorige Menge Luft bald wieder in sich; und eine Luftblase, die man in solches gereinigtes Wasser bringt, verschwindet, wenn sie nicht allzugroß ist, entweder sogleich, oder doch wenigstens nach Verlauf einiger Zeit. Noch weit stärker erfolgt dieses mit einigen Gasarten, die sich so leicht im Wasser auflösen, daß man sie im Quecksilberapparate sperren und aufbewahren muß, und die daher den besondern Namen der mit Wasser mischbaren Gasarten Eben ſo muß die Elaſticitaͤt des Waſſers jede Waſſerſaͤule unten etwas mehr, als oben, verdichten, weil die untern Theile das Gewicht der obern mit zu tragen haben. Dadurch muͤßte nun die ganze Saͤule etwas kuͤrzer werden, als ſie ſonſt ſeyn wuͤrde, wenn das Waſſer keiner Zuſammendruͤckung faͤhig, und durchaus eben ſo dicht, als oben waͤre. Canton berechnet aus ſeinen Verſuchen, das Meerwaſſer muͤſſe in einer Tiefe von 2 engliſchen Meilen um 0,013 ſeines Volumens mehr, als oben, zuſammengedruͤckt ſeyn, welches die ganze Hoͤhe des Meeres an dieſer Stelle um 69 Fuß 2 Zoll niedriger machen wuͤrde. Herr Zimmermann erinnert, wenn es moͤglich waͤre, den Druck des Waſſers in einer großen Tiefe auf eine Grundflaͤche von beſtimmter Groͤße durch wirkliche Beobachtung zu finden (wozu er Mittel vorſchlaͤgt), ſo wuͤrde ſich daraus die Hoͤhe berechnen laſſen, die das Waſſer bey durchaus gleicher Dichte haben muͤßte. Vergliche man damit die durch das Senkbley gemeſſene wirkliche Hoͤhe, ſo ließe ſich finden, ob das Seewaſſer in der That unten zuſammengedruͤckt ſey. Chymiſche Eigenſchaften des Waſſers. Das Waſſer iſt ein Aufloͤſungsmittel einer ſehr großen Anzahl von Koͤrpern. Es ſcheint eine gewiſſe Menge atmoſphaͤriſcher Luft in ſich, wo nicht aufgeloͤſet, doch ſehr fein zertrennt, enthalten zu koͤnnen. Wenigſtens giebt es kein Waſſer in der Natur, welches nicht unter der Luftpumpe Luftblaſen von ſich geben ſollte. Und wenn man es durch Auspumpen oder Kochen davon gereiniget hat, ſo nimmt es bey der Beruͤhrung mit der Atmoſphaͤre die vorige Menge Luft bald wieder in ſich; und eine Luftblaſe, die man in ſolches gereinigtes Waſſer bringt, verſchwindet, wenn ſie nicht allzugroß iſt, entweder ſogleich, oder doch wenigſtens nach Verlauf einiger Zeit. Noch weit ſtaͤrker erfolgt dieſes mit einigen Gasarten, die ſich ſo leicht im Waſſer aufloͤſen, daß man ſie im Queckſilberapparate ſperren und aufbewahren muß, und die daher den beſondern Namen der mit Waſſer miſchbaren Gasarten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0650" xml:id="P.4.640" n="640"/><lb/> </p> <p>Eben ſo muß die Elaſticitaͤt des Waſſers jede Waſſerſaͤule unten etwas mehr, als oben, verdichten, weil die untern Theile das Gewicht der obern mit zu tragen haben. 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Und wenn man es durch Auspumpen oder Kochen davon gereiniget hat, ſo nimmt es bey der Beruͤhrung mit der Atmoſphaͤre die vorige Menge Luft bald wieder in ſich; und eine Luftblaſe, die man in ſolches gereinigtes Waſſer bringt, verſchwindet, wenn ſie nicht allzugroß iſt, entweder ſogleich, oder doch wenigſtens nach Verlauf einiger Zeit.</p> <p>Noch weit ſtaͤrker erfolgt dieſes mit einigen Gasarten, die ſich ſo leicht im Waſſer aufloͤſen, daß man ſie im Queckſilberapparate ſperren und aufbewahren muß, und die daher den beſondern Namen der mit Waſſer miſchbaren Gasarten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [640/0650]
Eben ſo muß die Elaſticitaͤt des Waſſers jede Waſſerſaͤule unten etwas mehr, als oben, verdichten, weil die untern Theile das Gewicht der obern mit zu tragen haben. Dadurch muͤßte nun die ganze Saͤule etwas kuͤrzer werden, als ſie ſonſt ſeyn wuͤrde, wenn das Waſſer keiner Zuſammendruͤckung faͤhig, und durchaus eben ſo dicht, als oben waͤre. Canton berechnet aus ſeinen Verſuchen, das Meerwaſſer muͤſſe in einer Tiefe von 2 engliſchen Meilen um 0,013 ſeines Volumens mehr, als oben, zuſammengedruͤckt ſeyn, welches die ganze Hoͤhe des Meeres an dieſer Stelle um 69 Fuß 2 Zoll niedriger machen wuͤrde. Herr Zimmermann erinnert, wenn es moͤglich waͤre, den Druck des Waſſers in einer großen Tiefe auf eine Grundflaͤche von beſtimmter Groͤße durch wirkliche Beobachtung zu finden (wozu er Mittel vorſchlaͤgt), ſo wuͤrde ſich daraus die Hoͤhe berechnen laſſen, die das Waſſer bey durchaus gleicher Dichte haben muͤßte. Vergliche man damit die durch das Senkbley gemeſſene wirkliche Hoͤhe, ſo ließe ſich finden, ob das Seewaſſer in der That unten zuſammengedruͤckt ſey. Chymiſche Eigenſchaften des Waſſers.
Das Waſſer iſt ein Aufloͤſungsmittel einer ſehr großen Anzahl von Koͤrpern. Es ſcheint eine gewiſſe Menge atmoſphaͤriſcher Luft in ſich, wo nicht aufgeloͤſet, doch ſehr fein zertrennt, enthalten zu koͤnnen. Wenigſtens giebt es kein Waſſer in der Natur, welches nicht unter der Luftpumpe Luftblaſen von ſich geben ſollte. Und wenn man es durch Auspumpen oder Kochen davon gereiniget hat, ſo nimmt es bey der Beruͤhrung mit der Atmoſphaͤre die vorige Menge Luft bald wieder in ſich; und eine Luftblaſe, die man in ſolches gereinigtes Waſſer bringt, verſchwindet, wenn ſie nicht allzugroß iſt, entweder ſogleich, oder doch wenigſtens nach Verlauf einiger Zeit.
Noch weit ſtaͤrker erfolgt dieſes mit einigen Gasarten, die ſich ſo leicht im Waſſer aufloͤſen, daß man ſie im Queckſilberapparate ſperren und aufbewahren muß, und die daher den beſondern Namen der mit Waſſer miſchbaren Gasarten
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