welche jene voraussetzt, bezweifeln zu dürfen. Es ist aber leicht zu übersehen, daß bey den Zusammendrückungen in Kugeln die vermeinten Poren, durch welche das Wasser drang, nichts anders, als Risse des Metalls gewesen sind, welches zu dünn und zu schwach war, um der Gewalt des Drucks zu widerstehen, und daß bey Hambergers und Nollets Versuchen mit Glasröhren die Länge der Säule DC, Taf. XXVI. Fig. 68, viel zu klein ausfiel, als daß man sehr geringe Veränderungen ihres Volumens hätte wahrnehmen können; daher es allen diesen Versuchen an hinlänglicher Beweiskraft fehlet.
Canton(Experiments to prove, that water is not incompressible, in Philos. Trans. Vol. LII. P. II. p. 640. Vol. LIV. p. 261. und im Neuen Hamburg. Magazin, XII. B. S. 360. 365.) fand dagegen im Jahre 1762, daß flüßige Materien in gläsernen Röhren, die sich unten in gläserne Kugeln endigen, bey einerley Grade der Wärme in den Röhren höher stehen, wenn man den obern Theil der Röhren luftleer gemacht und dann zugeschmolzen hat; hingegen niedriger, wenn die Luft der Atmosphäre noch darauf drücken kan. Durch sehr sorgfältige und oft wiederholte Versuche ergab sich, daß ein Druck, doppelt so groß, als das Gewicht der Atmosphäre, das Wasser um (1/10870) seines Volumens zusammendrücke. Die im Wasser enthaltene Luft trug dazu nichts bey; denn die Wirkung blieb noch eben dieselbe, nachdem eine Luftblase in die Kugel gelassen, und binnen vier Tagen vom Wasser verschluckt worden war. Canton fand auch, daß das Wasser im Winter einer stärkern Compression fähig war, als im Sommer, welches sich hingegen beym Baumöl und Weingeist gerade umgekehrt verhielt. Bey 29 1/2 Zoll Barometerhöhe und 50 Grad Temperatur nach Fahrenh. zeigten sich folgende Größen der Zusammendrückung durch das Gewicht der Atmosphäre
Weingeist um
0,000066
des Volumens
Baumöl .
0,000048
. . . .
Regenwasser
0,000046
. . . .
Seewasser .
0,000040
. . . .
Quecksilber .
0,000003
. . . .
welche jene vorausſetzt, bezweifeln zu duͤrfen. Es iſt aber leicht zu uͤberſehen, daß bey den Zuſammendruͤckungen in Kugeln die vermeinten Poren, durch welche das Waſſer drang, nichts anders, als Riſſe des Metalls geweſen ſind, welches zu duͤnn und zu ſchwach war, um der Gewalt des Drucks zu widerſtehen, und daß bey Hambergers und Nollets Verſuchen mit Glasroͤhren die Laͤnge der Saͤule DC, Taf. XXVI. Fig. 68, viel zu klein ausfiel, als daß man ſehr geringe Veraͤnderungen ihres Volumens haͤtte wahrnehmen koͤnnen; daher es allen dieſen Verſuchen an hinlaͤnglicher Beweiskraft fehlet.
Canton(Experiments to prove, that water is not incompreſſible, in Philoſ. Trans. Vol. LII. P. II. p. 640. Vol. LIV. p. 261. und im Neuen Hamburg. Magazin, XII. B. S. 360. 365.) fand dagegen im Jahre 1762, daß fluͤßige Materien in glaͤſernen Roͤhren, die ſich unten in glaͤſerne Kugeln endigen, bey einerley Grade der Waͤrme in den Roͤhren hoͤher ſtehen, wenn man den obern Theil der Roͤhren luftleer gemacht und dann zugeſchmolzen hat; hingegen niedriger, wenn die Luft der Atmoſphaͤre noch darauf druͤcken kan. Durch ſehr ſorgfaͤltige und oft wiederholte Verſuche ergab ſich, daß ein Druck, doppelt ſo groß, als das Gewicht der Atmoſphaͤre, das Waſſer um (1/10870) ſeines Volumens zuſammendruͤcke. Die im Waſſer enthaltene Luft trug dazu nichts bey; denn die Wirkung blieb noch eben dieſelbe, nachdem eine Luftblaſe in die Kugel gelaſſen, und binnen vier Tagen vom Waſſer verſchluckt worden war. Canton fand auch, daß das Waſſer im Winter einer ſtaͤrkern Compreſſion faͤhig war, als im Sommer, welches ſich hingegen beym Baumoͤl und Weingeiſt gerade umgekehrt verhielt. Bey 29 1/2 Zoll Barometerhoͤhe und 50 Grad Temperatur nach Fahrenh. zeigten ſich folgende Groͤßen der Zuſammendruͤckung durch das Gewicht der Atmoſphaͤre
Weingeiſt um
0,000066
des Volumens
Baumoͤl .
0,000048
. . . .
Regenwaſſer
0,000046
. . . .
Seewaſſer .
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welche jene vorausſetzt, bezweifeln zu duͤrfen. Es iſt aber leicht zu uͤberſehen, daß bey den Zuſammendruͤckungen in Kugeln die vermeinten Poren, durch welche das Waſſer drang, nichts anders, als Riſſe des Metalls geweſen ſind, welches zu duͤnn und zu ſchwach war, um der Gewalt des Drucks zu widerſtehen, und daß bey Hambergers und Nollets Verſuchen mit Glasroͤhren die Laͤnge der Saͤule DC, Taf. XXVI. Fig. 68, viel zu klein ausfiel, als daß man ſehr geringe Veraͤnderungen ihres Volumens haͤtte wahrnehmen koͤnnen; daher es allen dieſen Verſuchen an hinlaͤnglicher Beweiskraft fehlet.
Canton(Experiments to prove, that water is not incompreſſible, in Philoſ. Trans. Vol. LII. P. II. p. 640. Vol. LIV. p. 261. und im Neuen Hamburg. Magazin, XII. B. S. 360. 365.) fand dagegen im Jahre 1762, daß fluͤßige Materien in glaͤſernen Roͤhren, die ſich unten in glaͤſerne Kugeln endigen, bey einerley Grade der Waͤrme in den Roͤhren hoͤher ſtehen, wenn man den obern Theil der Roͤhren luftleer gemacht und dann zugeſchmolzen hat; hingegen niedriger, wenn die Luft der Atmoſphaͤre noch darauf druͤcken kan. Durch ſehr ſorgfaͤltige und oft wiederholte Verſuche ergab ſich, daß ein Druck, doppelt ſo groß, als das Gewicht der Atmoſphaͤre, das Waſſer um (1/10870) ſeines Volumens zuſammendruͤcke. Die im Waſſer enthaltene Luft trug dazu nichts bey; denn die Wirkung blieb noch eben dieſelbe, nachdem eine Luftblaſe in die Kugel gelaſſen, und binnen vier Tagen vom Waſſer verſchluckt worden war. Canton fand auch, daß das Waſſer im Winter einer ſtaͤrkern Compreſſion faͤhig war, als im Sommer, welches ſich hingegen beym Baumoͤl und Weingeiſt gerade umgekehrt verhielt. Bey 29 1/2 Zoll Barometerhoͤhe und 50 Grad Temperatur nach Fahrenh. zeigten ſich folgende Groͤßen der Zuſammendruͤckung durch das Gewicht der Atmoſphaͤre Weingeiſt um 0,000066 des Volumens
Baumoͤl . 0,000048 . . . .
Regenwaſſer 0,000046 . . . .
Seewaſſer . 0,000040 . . . .
Queckſilber . 0,000003 . . . .
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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