die Abnahme der Wärme aus. Die Ursache dieser Ausdehnung, worinn sie auch immer bestehen mag, bewirkt schon in den nächsten Graden über dem Eispunkte eine merkliche Ausdehnung bey abnehmender Wärme. Wenn man z. B. ein Quecksilberthermometer und ein Wasserthermometer, beyde von 80 Graden, welche zugleich auf Null stehen, mit einander vergleicht, so wird das Wasser bis auf -- 1/2 herabfallen, indem das Quecksilber von Null durch die vier ersten Grade der Scale steigt; alsdann aber wird es wieder bis 0 steigen, indem das Quecksilber von + 4 bis + 8 steigt. Das Wasser hat also bey der Temperatur + 4 das kleinste mögliche Volumen; und bey den Temperaturen 0 und + 8 gleiche etwas größere Volumina. Von + 8 bis zum Siedpunkte sind die Ausdehnungen des Wassers anfänglich ganz gering, werden aber nachmals bey den letztern Graden der Hitze desto stärker. Wenn das Quecksilber auf 40 Grad kömmt, hat das Wasser erst 19,2 Grad erreicht: nachher aber werden seine Ausdehnungen so stark, daß in der Siedhitze beyde Thermometer zugleich 80 Grad erreichen. Diese schönen Entdeckungen sind von Herrn de Lüc (Unters. über die Atmosphäre, Th. I. §. 419. d. e.), der auch eine interessante teleologische Bemerkung darüber gemacht hat, s. Teleologie.
Im Ganzen genommen, ist die Ausdehnung des Wassers fast 10 mal geringer, als die des Weingeists, indem sie vom Eispunkte bis zum Siedpunkte nicht mehr, als 0,012 des Volumens beträgt.
Die Hitze von 80 Graden der reaumürischen (oder 212 der fahrenheitischen) Scale verwandelt beym gewöhnlichen Drucke der freyen Luft das Wasser in einen elastischen Dampf, und verursacht dadurch sein Sieden, s. Dämpfe, Windkugel, Sieden. Bey stärkerm Drucke, z. B. in verschloßnen Gefäßen, nimmt das Wasser, ohne zu sieden, weit höhere Grade der Hitze an; hingegen wird es bey geringem Drucke, z. B. in sehr verdünnter Luft, durch geringe Wärme, oft schon durch die Berührung der Hand, verdampft und zum Sieden gebracht. Es besitzt also einen
die Abnahme der Waͤrme aus. Die Urſache dieſer Ausdehnung, worinn ſie auch immer beſtehen mag, bewirkt ſchon in den naͤchſten Graden uͤber dem Eispunkte eine merkliche Ausdehnung bey abnehmender Waͤrme. Wenn man z. B. ein Queckſilberthermometer und ein Waſſerthermometer, beyde von 80 Graden, welche zugleich auf Null ſtehen, mit einander vergleicht, ſo wird das Waſſer bis auf — 1/2 herabfallen, indem das Queckſilber von Null durch die vier erſten Grade der Scale ſteigt; alsdann aber wird es wieder bis 0 ſteigen, indem das Queckſilber von + 4 bis + 8 ſteigt. Das Waſſer hat alſo bey der Temperatur + 4 das kleinſte moͤgliche Volumen; und bey den Temperaturen 0 und + 8 gleiche etwas groͤßere Volumina. Von + 8 bis zum Siedpunkte ſind die Ausdehnungen des Waſſers anfaͤnglich ganz gering, werden aber nachmals bey den letztern Graden der Hitze deſto ſtaͤrker. Wenn das Queckſilber auf 40 Grad koͤmmt, hat das Waſſer erſt 19,2 Grad erreicht: nachher aber werden ſeine Ausdehnungen ſo ſtark, daß in der Siedhitze beyde Thermometer zugleich 80 Grad erreichen. Dieſe ſchoͤnen Entdeckungen ſind von Herrn de Luͤc (Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre, Th. I. §. 419. d. e.), der auch eine intereſſante teleologiſche Bemerkung daruͤber gemacht hat, ſ. Teleologie.
Im Ganzen genommen, iſt die Ausdehnung des Waſſers faſt 10 mal geringer, als die des Weingeiſts, indem ſie vom Eispunkte bis zum Siedpunkte nicht mehr, als 0,012 des Volumens betraͤgt.
Die Hitze von 80 Graden der reaumuͤriſchen (oder 212 der fahrenheitiſchen) Scale verwandelt beym gewoͤhnlichen Drucke der freyen Luft das Waſſer in einen elaſtiſchen Dampf, und verurſacht dadurch ſein Sieden, ſ. Daͤmpfe, Windkugel, Sieden. Bey ſtaͤrkerm Drucke, z. B. in verſchloßnen Gefaͤßen, nimmt das Waſſer, ohne zu ſieden, weit hoͤhere Grade der Hitze an; hingegen wird es bey geringem Drucke, z. B. in ſehr verduͤnnter Luft, durch geringe Waͤrme, oft ſchon durch die Beruͤhrung der Hand, verdampft und zum Sieden gebracht. Es beſitzt alſo einen
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die Abnahme der Waͤrme aus. Die Urſache dieſer Ausdehnung, worinn ſie auch immer beſtehen mag, bewirkt ſchon in den naͤchſten Graden uͤber dem Eispunkte eine merkliche Ausdehnung bey abnehmender Waͤrme. Wenn man z. B. ein Queckſilberthermometer und ein Waſſerthermometer, beyde von 80 Graden, welche zugleich auf Null ſtehen, mit einander vergleicht, ſo wird das Waſſer bis auf — 1/2 herabfallen, indem das Queckſilber von Null durch die vier erſten Grade der Scale ſteigt; alsdann aber wird es wieder bis 0 ſteigen, indem das Queckſilber von + 4 bis + 8 ſteigt. Das Waſſer hat alſo bey der Temperatur + 4 das kleinſte moͤgliche Volumen; und bey den Temperaturen 0 und + 8 gleiche etwas groͤßere Volumina. Von + 8 bis zum Siedpunkte ſind die Ausdehnungen des Waſſers anfaͤnglich ganz gering, werden aber nachmals bey den letztern Graden der Hitze deſto ſtaͤrker. Wenn das Queckſilber auf 40 Grad koͤmmt, hat das Waſſer erſt 19,2 Grad erreicht: nachher aber werden ſeine Ausdehnungen ſo ſtark, daß in der Siedhitze beyde Thermometer zugleich 80 Grad erreichen. Dieſe ſchoͤnen Entdeckungen ſind von Herrn <hirendition="#b">de Luͤc</hi> (Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre, Th. <hirendition="#aq">I. §. 419. d. e.</hi>), der auch eine intereſſante teleologiſche Bemerkung daruͤber gemacht hat, <hirendition="#b">ſ. Teleologie.</hi></p><p>Im Ganzen genommen, iſt die Ausdehnung des Waſſers faſt 10 mal geringer, als die des Weingeiſts, indem ſie vom Eispunkte bis zum Siedpunkte nicht mehr, als 0,012 des Volumens betraͤgt.</p><p>Die Hitze von 80 Graden der reaumuͤriſchen (oder 212 der fahrenheitiſchen) Scale verwandelt beym gewoͤhnlichen Drucke der freyen Luft das Waſſer in einen elaſtiſchen Dampf, und verurſacht dadurch ſein Sieden, <hirendition="#b">ſ. Daͤmpfe, Windkugel, Sieden.</hi> Bey ſtaͤrkerm Drucke, z. B. in verſchloßnen Gefaͤßen, nimmt das Waſſer, ohne zu ſieden, weit hoͤhere Grade der Hitze an; hingegen wird es bey geringem Drucke, z. B. in ſehr verduͤnnter Luft, durch geringe Waͤrme, oft ſchon durch die Beruͤhrung der Hand, verdampft und zum Sieden gebracht. Es beſitzt alſo einen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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die Abnahme der Waͤrme aus. Die Urſache dieſer Ausdehnung, worinn ſie auch immer beſtehen mag, bewirkt ſchon in den naͤchſten Graden uͤber dem Eispunkte eine merkliche Ausdehnung bey abnehmender Waͤrme. Wenn man z. B. ein Queckſilberthermometer und ein Waſſerthermometer, beyde von 80 Graden, welche zugleich auf Null ſtehen, mit einander vergleicht, ſo wird das Waſſer bis auf — 1/2 herabfallen, indem das Queckſilber von Null durch die vier erſten Grade der Scale ſteigt; alsdann aber wird es wieder bis 0 ſteigen, indem das Queckſilber von + 4 bis + 8 ſteigt. Das Waſſer hat alſo bey der Temperatur + 4 das kleinſte moͤgliche Volumen; und bey den Temperaturen 0 und + 8 gleiche etwas groͤßere Volumina. Von + 8 bis zum Siedpunkte ſind die Ausdehnungen des Waſſers anfaͤnglich ganz gering, werden aber nachmals bey den letztern Graden der Hitze deſto ſtaͤrker. Wenn das Queckſilber auf 40 Grad koͤmmt, hat das Waſſer erſt 19,2 Grad erreicht: nachher aber werden ſeine Ausdehnungen ſo ſtark, daß in der Siedhitze beyde Thermometer zugleich 80 Grad erreichen. Dieſe ſchoͤnen Entdeckungen ſind von Herrn de Luͤc (Unterſ. uͤber die Atmoſphaͤre, Th. I. §. 419. d. e.), der auch eine intereſſante teleologiſche Bemerkung daruͤber gemacht hat, ſ. Teleologie.
Im Ganzen genommen, iſt die Ausdehnung des Waſſers faſt 10 mal geringer, als die des Weingeiſts, indem ſie vom Eispunkte bis zum Siedpunkte nicht mehr, als 0,012 des Volumens betraͤgt.
Die Hitze von 80 Graden der reaumuͤriſchen (oder 212 der fahrenheitiſchen) Scale verwandelt beym gewoͤhnlichen Drucke der freyen Luft das Waſſer in einen elaſtiſchen Dampf, und verurſacht dadurch ſein Sieden, ſ. Daͤmpfe, Windkugel, Sieden. Bey ſtaͤrkerm Drucke, z. B. in verſchloßnen Gefaͤßen, nimmt das Waſſer, ohne zu ſieden, weit hoͤhere Grade der Hitze an; hingegen wird es bey geringem Drucke, z. B. in ſehr verduͤnnter Luft, durch geringe Waͤrme, oft ſchon durch die Beruͤhrung der Hand, verdampft und zum Sieden gebracht. Es beſitzt alſo einen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/637>, abgerufen am 22.11.2024.
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