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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Bradley ward bald überzeugt, daß diese Ungleichheit der Einwirkung des Monds zuzuschreiben sey. Dieser hatte sich im Jahre 1727, als seine Knoten die Nachtgleichen trafen, in seinen größten Breiten auf 28 1/2 (23 1/2 + 5) Grad weit vom Aequator entfernen können; da er hingegen 1736, als seine Knoten in die Sonnenwenden fielen, nie weiter, als 18 1/2 (23 1/2--5) Grad, vom Aequator abgehen konnte. Er hatte also, im Ganzen genommen, um 1727 unter einem weit größern Winkel, also viel merklicher, auf den Aequator der Erdkugel gewirkt, und daher das Vorrücken der Nachtgleichen weit mehr befördert, als dies um 1736 geschahe. Da Bradley am Ende der Periode hierüber keinen Zweifel mehr behielt, so machte er diese scheinbare Bewegung der Fixsterne mit ihren Gesetzen 1748 in den Transactionen bekannt (Philos. Trans. Num. 485. übers. im Hamburg. Magazin, III. B. 6. St. Num. 1).

Machin, damaliger Secretär der königlichen Societät, sahe sogleich, daß es zu Erklärung dieser Bewegung mit allen ihren Folgen völlig hinreichend sey, wenn man sich vorstelle, daß die Erdpole während der Umlaufszeit der Mondsknoten einen kleinen Kreis von 18" im Durchmesser beschrieben. Durch diese Voraussetzung läßt sich sowohl das periodische Ab- und Zunehmen des Vorrückens der Nachtgleichen, als auch die durch das Wanken der Erdaxe verursachte Aenderung der Schiefe der Ekliptik, nebst den damit verbundenen Aenderungen der Längen, Rectascensionen und Abweichungen der Gestirne, am leichtesten erklären und berechnen.

Die Schiefe der Ekliptik wird durch das Wanken um 9" vergrößert, wenn der aufsteigende Knoten des Monds im Widder ist, weil sich alsdann der Weltpol um den Halbmesser dieses kleinen Kreises weiter vom Pole der Ekliptik entfernt hat; sie wird hingegen um 9" vermindert, wenn dieser Knoten des Monds in die Wage fällt, und der Weltpol in dem entgegengesetzten Punkte des kleinen Kreises steht. Dieser letztere Fall wird 1792 eintreten, wo die Schiefe der Ekliptik, deren mittlere Größe jetzt etwa 23° 27' 59" zu setzen seyn möchte, das ganze Jahr hindurch


Bradley ward bald uͤberzeugt, daß dieſe Ungleichheit der Einwirkung des Monds zuzuſchreiben ſey. Dieſer hatte ſich im Jahre 1727, als ſeine Knoten die Nachtgleichen trafen, in ſeinen groͤßten Breiten auf 28 1/2 (23 1/2 + 5) Grad weit vom Aequator entfernen koͤnnen; da er hingegen 1736, als ſeine Knoten in die Sonnenwenden fielen, nie weiter, als 18 1/2 (23 1/2—5) Grad, vom Aequator abgehen konnte. Er hatte alſo, im Ganzen genommen, um 1727 unter einem weit groͤßern Winkel, alſo viel merklicher, auf den Aequator der Erdkugel gewirkt, und daher das Vorruͤcken der Nachtgleichen weit mehr befoͤrdert, als dies um 1736 geſchahe. Da Bradley am Ende der Periode hieruͤber keinen Zweifel mehr behielt, ſo machte er dieſe ſcheinbare Bewegung der Fixſterne mit ihren Geſetzen 1748 in den Transactionen bekannt (Philoſ. Trans. Num. 485. uͤberſ. im Hamburg. Magazin, III. B. 6. St. Num. 1).

Machin, damaliger Secretaͤr der koͤniglichen Societaͤt, ſahe ſogleich, daß es zu Erklaͤrung dieſer Bewegung mit allen ihren Folgen voͤllig hinreichend ſey, wenn man ſich vorſtelle, daß die Erdpole waͤhrend der Umlaufszeit der Mondsknoten einen kleinen Kreis von 18″ im Durchmeſſer beſchrieben. Durch dieſe Vorausſetzung laͤßt ſich ſowohl das periodiſche Ab- und Zunehmen des Vorruͤckens der Nachtgleichen, als auch die durch das Wanken der Erdaxe verurſachte Aenderung der Schiefe der Ekliptik, nebſt den damit verbundenen Aenderungen der Laͤngen, Rectaſcenſionen und Abweichungen der Geſtirne, am leichteſten erklaͤren und berechnen.

Die Schiefe der Ekliptik wird durch das Wanken um 9″ vergroͤßert, wenn der aufſteigende Knoten des Monds im Widder iſt, weil ſich alsdann der Weltpol um den Halbmeſſer dieſes kleinen Kreiſes weiter vom Pole der Ekliptik entfernt hat; ſie wird hingegen um 9″ vermindert, wenn dieſer Knoten des Monds in die Wage faͤllt, und der Weltpol in dem entgegengeſetzten Punkte des kleinen Kreiſes ſteht. Dieſer letztere Fall wird 1792 eintreten, wo die Schiefe der Ekliptik, deren mittlere Groͤße jetzt etwa 23° 27′ 59″ zu ſetzen ſeyn moͤchte, das ganze Jahr hindurch

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[624/0634] Bradley ward bald uͤberzeugt, daß dieſe Ungleichheit der Einwirkung des Monds zuzuſchreiben ſey. Dieſer hatte ſich im Jahre 1727, als ſeine Knoten die Nachtgleichen trafen, in ſeinen groͤßten Breiten auf 28 1/2 (23 1/2 + 5) Grad weit vom Aequator entfernen koͤnnen; da er hingegen 1736, als ſeine Knoten in die Sonnenwenden fielen, nie weiter, als 18 1/2 (23 1/2—5) Grad, vom Aequator abgehen konnte. Er hatte alſo, im Ganzen genommen, um 1727 unter einem weit groͤßern Winkel, alſo viel merklicher, auf den Aequator der Erdkugel gewirkt, und daher das Vorruͤcken der Nachtgleichen weit mehr befoͤrdert, als dies um 1736 geſchahe. Da Bradley am Ende der Periode hieruͤber keinen Zweifel mehr behielt, ſo machte er dieſe ſcheinbare Bewegung der Fixſterne mit ihren Geſetzen 1748 in den Transactionen bekannt (Philoſ. Trans. Num. 485. uͤberſ. im Hamburg. Magazin, III. B. 6. St. Num. 1). Machin, damaliger Secretaͤr der koͤniglichen Societaͤt, ſahe ſogleich, daß es zu Erklaͤrung dieſer Bewegung mit allen ihren Folgen voͤllig hinreichend ſey, wenn man ſich vorſtelle, daß die Erdpole waͤhrend der Umlaufszeit der Mondsknoten einen kleinen Kreis von 18″ im Durchmeſſer beſchrieben. Durch dieſe Vorausſetzung laͤßt ſich ſowohl das periodiſche Ab- und Zunehmen des Vorruͤckens der Nachtgleichen, als auch die durch das Wanken der Erdaxe verurſachte Aenderung der Schiefe der Ekliptik, nebſt den damit verbundenen Aenderungen der Laͤngen, Rectaſcenſionen und Abweichungen der Geſtirne, am leichteſten erklaͤren und berechnen. Die Schiefe der Ekliptik wird durch das Wanken um 9″ vergroͤßert, wenn der aufſteigende Knoten des Monds im Widder iſt, weil ſich alsdann der Weltpol um den Halbmeſſer dieſes kleinen Kreiſes weiter vom Pole der Ekliptik entfernt hat; ſie wird hingegen um 9″ vermindert, wenn dieſer Knoten des Monds in die Wage faͤllt, und der Weltpol in dem entgegengeſetzten Punkte des kleinen Kreiſes ſteht. Dieſer letztere Fall wird 1792 eintreten, wo die Schiefe der Ekliptik, deren mittlere Groͤße jetzt etwa 23° 27′ 59″ zu ſetzen ſeyn moͤchte, das ganze Jahr hindurch

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/634>, abgerufen am 25.11.2024.