Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


hingegen würde der Wagbalken ganz umschlagen. Denn in diesem Falle rückt der gemeinschaftliche Schwerpunkt des Ganzen auf die Seite des schwerern Gewichts von G nach g hinüber; und da dieser neue Schwerpunkt g sich so lang um G dreht, bis er lothrecht darunter steht, so muß der Wagbalken so weit fallen, bis die Linie Gg, also auch die parallele AB, in eine völlig lothrechte Stellung kömmt.

Man unterstützt daher den Wagbalken nicht im Schwerpunkte G selbst, sondern im Punkte C, der bey wagrechter Stellung des Balkens lothrecht über G liegt. So wird bey gleichen Gewichten AB nur in der horizontalen, und in keiner andern, Stellung ruhen. Denn der Schwerpunkt G, der sich frey um C drehen kan, fällt so lange, bis er die tiefste mögliche Stelle erreicht hat, d. i. bis er vertikal unter C steht, und bringt dadurch allemal die Linie AB in eine wagrechte Lage, s. Schwerpunkt (Th. III. S. 929.).

Bey ungleichen Gewichten hingegen rückt der Schwerpunkt des Gangen von G nach g, auf die Seite des größern Gewichts P zu. Dieser neue Schwerpunkt g dreht sich nun um C so lange, bis er lothrecht unter demselben in Ruhe kömmt, oder bis die Linie Cg die lothrechte Stellung Cf erhalten hat. Dadurch schlägt AB nicht ganz um, sondern dreht sich nur um einen Winkel fort, welcher dem Winkel gCG gleich, oder dessen Tangente=(Gg/CG) ist. Dieser ist der verlangte Ausschlag.

Daß sich dieser Ausschlag nach der Größe des Uebergewichts richte, läßt sich so übersehen. Für den gemeinschaftlichen Schwerpunkt g beyder Gewichte P und Q am Hebel AB ist nach der Formel Th beym Worte Schwerpunkt (Th. III. S. 924.)


hingegen wuͤrde der Wagbalken ganz umſchlagen. Denn in dieſem Falle ruͤckt der gemeinſchaftliche Schwerpunkt des Ganzen auf die Seite des ſchwerern Gewichts von G nach g hinuͤber; und da dieſer neue Schwerpunkt g ſich ſo lang um G dreht, bis er lothrecht darunter ſteht, ſo muß der Wagbalken ſo weit fallen, bis die Linie Gg, alſo auch die parallele AB, in eine voͤllig lothrechte Stellung koͤmmt.

Man unterſtuͤtzt daher den Wagbalken nicht im Schwerpunkte G ſelbſt, ſondern im Punkte C, der bey wagrechter Stellung des Balkens lothrecht uͤber G liegt. So wird bey gleichen Gewichten AB nur in der horizontalen, und in keiner andern, Stellung ruhen. Denn der Schwerpunkt G, der ſich frey um C drehen kan, faͤllt ſo lange, bis er die tiefſte moͤgliche Stelle erreicht hat, d. i. bis er vertikal unter C ſteht, und bringt dadurch allemal die Linie AB in eine wagrechte Lage, ſ. Schwerpunkt (Th. III. S. 929.).

Bey ungleichen Gewichten hingegen ruͤckt der Schwerpunkt des Gangen von G nach g, auf die Seite des groͤßern Gewichts P zu. Dieſer neue Schwerpunkt g dreht ſich nun um C ſo lange, bis er lothrecht unter demſelben in Ruhe koͤmmt, oder bis die Linie Cg die lothrechte Stellung Cf erhalten hat. Dadurch ſchlaͤgt AB nicht ganz um, ſondern dreht ſich nur um einen Winkel fort, welcher dem Winkel gCG gleich, oder deſſen Tangente=(Gg/CG) iſt. Dieſer iſt der verlangte Ausſchlag.

Daß ſich dieſer Ausſchlag nach der Groͤße des Uebergewichts richte, laͤßt ſich ſo uͤberſehen. Fuͤr den gemeinſchaftlichen Schwerpunkt g beyder Gewichte P und Q am Hebel AB iſt nach der Formel Θ beym Worte Schwerpunkt (Th. III. S. 924.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0621" xml:id="P.4.611" n="611"/><lb/>
hingegen wu&#x0364;rde der Wagbalken ganz um&#x017F;chlagen. Denn in die&#x017F;em Falle ru&#x0364;ckt der gemein&#x017F;chaftliche Schwerpunkt des Ganzen auf die Seite des &#x017F;chwerern Gewichts von <hi rendition="#aq">G</hi> nach <hi rendition="#aq">g</hi> hinu&#x0364;ber; und da die&#x017F;er neue Schwerpunkt <hi rendition="#aq">g</hi> &#x017F;ich &#x017F;o lang um <hi rendition="#aq">G</hi> dreht, bis er lothrecht darunter &#x017F;teht, &#x017F;o muß der Wagbalken &#x017F;o weit fallen, bis die Linie <hi rendition="#aq">Gg,</hi> al&#x017F;o auch die parallele <hi rendition="#aq">AB,</hi> in eine vo&#x0364;llig lothrechte Stellung ko&#x0364;mmt.</p>
            <p>Man unter&#x017F;tu&#x0364;tzt daher den Wagbalken nicht im Schwerpunkte <hi rendition="#aq">G</hi> &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ondern im Punkte <hi rendition="#aq">C,</hi> der bey wagrechter Stellung des Balkens lothrecht u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">G</hi> liegt. So wird bey gleichen Gewichten <hi rendition="#aq">AB</hi> nur in der horizontalen, und in keiner andern, Stellung ruhen. Denn der Schwerpunkt <hi rendition="#aq">G,</hi> der &#x017F;ich frey um <hi rendition="#aq">C</hi> drehen kan, fa&#x0364;llt &#x017F;o lange, bis er die tief&#x017F;te mo&#x0364;gliche Stelle erreicht hat, d. i. bis er vertikal unter <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;teht, und bringt dadurch allemal die Linie <hi rendition="#aq">AB</hi> in eine wagrechte Lage, <hi rendition="#b">&#x017F;. Schwerpunkt</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 929.).</p>
            <p>Bey ungleichen Gewichten hingegen ru&#x0364;ckt der Schwerpunkt des Gangen von <hi rendition="#aq">G</hi> nach <hi rendition="#aq">g,</hi> auf die Seite des gro&#x0364;ßern Gewichts <hi rendition="#aq">P</hi> zu. Die&#x017F;er neue Schwerpunkt <hi rendition="#aq">g</hi> dreht &#x017F;ich nun um <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;o lange, bis er lothrecht unter dem&#x017F;elben in Ruhe ko&#x0364;mmt, oder bis die Linie <hi rendition="#aq">Cg</hi> die lothrechte Stellung <hi rendition="#aq">Cf</hi> erhalten hat. Dadurch &#x017F;chla&#x0364;gt <hi rendition="#aq">AB</hi> nicht ganz um, &#x017F;ondern dreht &#x017F;ich nur um einen Winkel fort, welcher dem Winkel <hi rendition="#aq">gCG</hi> gleich, oder de&#x017F;&#x017F;en Tangente=<hi rendition="#aq">(Gg/CG)</hi> i&#x017F;t. Die&#x017F;er i&#x017F;t der verlangte <hi rendition="#b">Aus&#x017F;chlag.</hi></p>
            <p>Daß &#x017F;ich die&#x017F;er Aus&#x017F;chlag nach der Gro&#x0364;ße des Uebergewichts richte, la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;o u&#x0364;ber&#x017F;ehen. Fu&#x0364;r den gemein&#x017F;chaftlichen Schwerpunkt <hi rendition="#aq">g</hi> beyder Gewichte <hi rendition="#aq">P</hi> und <hi rendition="#aq">Q</hi> am Hebel <hi rendition="#aq">AB</hi> i&#x017F;t nach der Formel &#x0398; beym Worte <hi rendition="#b">Schwerpunkt</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 924.)<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[611/0621] hingegen wuͤrde der Wagbalken ganz umſchlagen. Denn in dieſem Falle ruͤckt der gemeinſchaftliche Schwerpunkt des Ganzen auf die Seite des ſchwerern Gewichts von G nach g hinuͤber; und da dieſer neue Schwerpunkt g ſich ſo lang um G dreht, bis er lothrecht darunter ſteht, ſo muß der Wagbalken ſo weit fallen, bis die Linie Gg, alſo auch die parallele AB, in eine voͤllig lothrechte Stellung koͤmmt. Man unterſtuͤtzt daher den Wagbalken nicht im Schwerpunkte G ſelbſt, ſondern im Punkte C, der bey wagrechter Stellung des Balkens lothrecht uͤber G liegt. So wird bey gleichen Gewichten AB nur in der horizontalen, und in keiner andern, Stellung ruhen. Denn der Schwerpunkt G, der ſich frey um C drehen kan, faͤllt ſo lange, bis er die tiefſte moͤgliche Stelle erreicht hat, d. i. bis er vertikal unter C ſteht, und bringt dadurch allemal die Linie AB in eine wagrechte Lage, ſ. Schwerpunkt (Th. III. S. 929.). Bey ungleichen Gewichten hingegen ruͤckt der Schwerpunkt des Gangen von G nach g, auf die Seite des groͤßern Gewichts P zu. Dieſer neue Schwerpunkt g dreht ſich nun um C ſo lange, bis er lothrecht unter demſelben in Ruhe koͤmmt, oder bis die Linie Cg die lothrechte Stellung Cf erhalten hat. Dadurch ſchlaͤgt AB nicht ganz um, ſondern dreht ſich nur um einen Winkel fort, welcher dem Winkel gCG gleich, oder deſſen Tangente=(Gg/CG) iſt. Dieſer iſt der verlangte Ausſchlag. Daß ſich dieſer Ausſchlag nach der Groͤße des Uebergewichts richte, laͤßt ſich ſo uͤberſehen. Fuͤr den gemeinſchaftlichen Schwerpunkt g beyder Gewichte P und Q am Hebel AB iſt nach der Formel Θ beym Worte Schwerpunkt (Th. III. S. 924.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/621
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/621>, abgerufen am 25.11.2024.