Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Wenn man diesen Apparat dem Sonnenscheine eines schönen Frühlingstages aussetzt, so sammelt sich darinn eine solche Menge fühlbarer Wärme, daß dieselbe nach Herrn Ducarla Behauptung im Stande ist, einen Kessel voll Eisen, von mehr als einer Toise im Durchmesser, in Fluß zu bringen. Es sammelt aber diese Geräthschaft nicht blos die Wärme, welche die Sonnenstralen erregen, sondern auch diejenige, welche durch die stralende Hitze brennender Materien hervorgebracht wird. So kan man sie bey chymischen Oefen und in Manufacturen, welche viel Feurung erfordern, mit großer Ersparniß der brennbaren Materialien anwenden. Man darf nur bedenken, daß bey der gewöhnlichen Art, das Ofenfeuer anzubringen, von der ganzen physischen Wirkung desselben erstaunlich viel verlohren geht, ohne die Materien, die man dem Feuer aussetzen will, wirklich anzugreifen. Man muß also diesen Verlust einzuschränken suchen, indem man den Ofen isolirt, d. h. indem man ihn sowohl von der Atmosphäre als von der Erde, durch angebrachte dünne Hüllen absondert, die abwechselnd aus einer sehr dichten und einer sehr dünnen Materie, bestehen (wie im Apparate aus Glas und Luft). Diese Hüllen können auch aus undurchsichtigen Materien z. B. Metallen, Holz, Pappe u. dergleichen, gemacht werden, wenn man blos Zusammenhaltung stralender Hitze zur Absicht hat; nur muß man ihnen Oefnungen geben, um dadurch den zur Feurung nöthigen Luftzug zu unterhalten. Die Theorie dieses Wärmesammlers baut Herr Ducarla ganz allein auf den Satz, daß sich die Wärme an Flächen, wo sich zwey verschiedene Mittel berühren, im Verhältnisse der Dichten dieser Mittel mittheile. Da nun das Glas ohngefähr 2000mal dichter ist, als die Luft, so läßt sich annehmen, daß bey gleicher Temperatur (und gleichen Capacitäten oder specifischen Wärmen) das Glas in gleichem Raume eine 2000mal größere Wärmemenge, als die Luft, enthalte. Wenn sich also Wärme an einer Fläche mittheilt, wo sich Glas und Luft berühren, so theilt jenes dieser 2000 Grade mit, indem es nur einen einzigen Wenn man dieſen Apparat dem Sonnenſcheine eines ſchoͤnen Fruͤhlingstages ausſetzt, ſo ſammelt ſich darinn eine ſolche Menge fuͤhlbarer Waͤrme, daß dieſelbe nach Herrn Ducarla Behauptung im Stande iſt, einen Keſſel voll Eiſen, von mehr als einer Toiſe im Durchmeſſer, in Fluß zu bringen. Es ſammelt aber dieſe Geraͤthſchaft nicht blos die Waͤrme, welche die Sonnenſtralen erregen, ſondern auch diejenige, welche durch die ſtralende Hitze brennender Materien hervorgebracht wird. So kan man ſie bey chymiſchen Oefen und in Manufacturen, welche viel Feurung erfordern, mit großer Erſparniß der brennbaren Materialien anwenden. Man darf nur bedenken, daß bey der gewoͤhnlichen Art, das Ofenfeuer anzubringen, von der ganzen phyſiſchen Wirkung deſſelben erſtaunlich viel verlohren geht, ohne die Materien, die man dem Feuer ausſetzen will, wirklich anzugreifen. Man muß alſo dieſen Verluſt einzuſchraͤnken ſuchen, indem man den Ofen iſolirt, d. h. indem man ihn ſowohl von der Atmoſphaͤre als von der Erde, durch angebrachte duͤnne Huͤllen abſondert, die abwechſelnd aus einer ſehr dichten und einer ſehr duͤnnen Materie, beſtehen (wie im Apparate aus Glas und Luft). Dieſe Huͤllen koͤnnen auch aus undurchſichtigen Materien z. B. Metallen, Holz, Pappe u. dergleichen, gemacht werden, wenn man blos Zuſammenhaltung ſtralender Hitze zur Abſicht hat; nur muß man ihnen Oefnungen geben, um dadurch den zur Feurung noͤthigen Luftzug zu unterhalten. Die Theorie dieſes Waͤrmeſammlers baut Herr Ducarla ganz allein auf den Satz, daß ſich die Waͤrme an Flaͤchen, wo ſich zwey verſchiedene Mittel beruͤhren, im Verhaͤltniſſe der Dichten dieſer Mittel mittheile. Da nun das Glas ohngefaͤhr 2000mal dichter iſt, als die Luft, ſo laͤßt ſich annehmen, daß bey gleicher Temperatur (und gleichen Capacitaͤten oder ſpecifiſchen Waͤrmen) das Glas in gleichem Raume eine 2000mal groͤßere Waͤrmemenge, als die Luft, enthalte. Wenn ſich alſo Waͤrme an einer Flaͤche mittheilt, wo ſich Glas und Luft beruͤhren, ſo theilt jenes dieſer 2000 Grade mit, indem es nur einen einzigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0618" xml:id="P.4.608" n="608"/><lb/> </p> <p>Wenn man dieſen Apparat dem Sonnenſcheine eines ſchoͤnen Fruͤhlingstages ausſetzt, ſo ſammelt ſich darinn eine ſolche Menge fuͤhlbarer Waͤrme, daß dieſelbe nach Herrn <hi rendition="#b">Ducarla</hi> Behauptung im Stande iſt, einen Keſſel voll Eiſen, von mehr als einer Toiſe im Durchmeſſer, in Fluß zu bringen.</p> <p>Es ſammelt aber dieſe Geraͤthſchaft nicht blos die Waͤrme, welche die Sonnenſtralen erregen, ſondern auch diejenige, welche durch die ſtralende Hitze brennender Materien hervorgebracht wird. So kan man ſie bey chymiſchen Oefen und in Manufacturen, welche viel Feurung erfordern, mit großer Erſparniß der brennbaren Materialien anwenden. Man darf nur bedenken, daß bey der gewoͤhnlichen Art, das Ofenfeuer anzubringen, von der ganzen phyſiſchen Wirkung deſſelben erſtaunlich viel verlohren geht, ohne die Materien, die man dem Feuer ausſetzen will, wirklich anzugreifen. Man muß alſo dieſen Verluſt einzuſchraͤnken ſuchen, indem man den Ofen iſolirt, d. h. indem man ihn ſowohl von der Atmoſphaͤre als von der Erde, durch angebrachte duͤnne Huͤllen abſondert, die abwechſelnd aus einer ſehr dichten und einer ſehr duͤnnen Materie, beſtehen (wie im Apparate aus Glas und Luft). Dieſe Huͤllen koͤnnen auch aus undurchſichtigen Materien z. B. 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Wenn man dieſen Apparat dem Sonnenſcheine eines ſchoͤnen Fruͤhlingstages ausſetzt, ſo ſammelt ſich darinn eine ſolche Menge fuͤhlbarer Waͤrme, daß dieſelbe nach Herrn Ducarla Behauptung im Stande iſt, einen Keſſel voll Eiſen, von mehr als einer Toiſe im Durchmeſſer, in Fluß zu bringen.
Es ſammelt aber dieſe Geraͤthſchaft nicht blos die Waͤrme, welche die Sonnenſtralen erregen, ſondern auch diejenige, welche durch die ſtralende Hitze brennender Materien hervorgebracht wird. So kan man ſie bey chymiſchen Oefen und in Manufacturen, welche viel Feurung erfordern, mit großer Erſparniß der brennbaren Materialien anwenden. Man darf nur bedenken, daß bey der gewoͤhnlichen Art, das Ofenfeuer anzubringen, von der ganzen phyſiſchen Wirkung deſſelben erſtaunlich viel verlohren geht, ohne die Materien, die man dem Feuer ausſetzen will, wirklich anzugreifen. Man muß alſo dieſen Verluſt einzuſchraͤnken ſuchen, indem man den Ofen iſolirt, d. h. indem man ihn ſowohl von der Atmoſphaͤre als von der Erde, durch angebrachte duͤnne Huͤllen abſondert, die abwechſelnd aus einer ſehr dichten und einer ſehr duͤnnen Materie, beſtehen (wie im Apparate aus Glas und Luft). Dieſe Huͤllen koͤnnen auch aus undurchſichtigen Materien z. B. Metallen, Holz, Pappe u. dergleichen, gemacht werden, wenn man blos Zuſammenhaltung ſtralender Hitze zur Abſicht hat; nur muß man ihnen Oefnungen geben, um dadurch den zur Feurung noͤthigen Luftzug zu unterhalten.
Die Theorie dieſes Waͤrmeſammlers baut Herr Ducarla ganz allein auf den Satz, daß ſich die Waͤrme an Flaͤchen, wo ſich zwey verſchiedene Mittel beruͤhren, im Verhaͤltniſſe der Dichten dieſer Mittel mittheile. Da nun das Glas ohngefaͤhr 2000mal dichter iſt, als die Luft, ſo laͤßt ſich annehmen, daß bey gleicher Temperatur (und gleichen Capacitaͤten oder ſpecifiſchen Waͤrmen) das Glas in gleichem Raume eine 2000mal groͤßere Waͤrmemenge, als die Luft, enthalte. Wenn ſich alſo Waͤrme an einer Flaͤche mittheilt, wo ſich Glas und Luft beruͤhren, ſo theilt jenes dieſer 2000 Grade mit, indem es nur einen einzigen
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