der innern Wärme des Körpers. Die praktischen Aerzte haben bey Fiebern sogar geringere Wärme bey mehrern Pulsschlägen bemerkt (s. Anton Rolandson Martin thermometrische Bemerk. über die Wärme im menschlichen Körper, in den schwed. Abhandl. B. XXVI. S. 299. u. f. auch de Haen Rat. medendi To. II. p. 163. 164.). In paralytischen Gliedern findet sich oft bey ganz gewöhnlichem Pulsschlage eine auffallende Kälte. Hunter (Philos. Trans. Vol. LXV. P. 2. num. 43.) schließt auch aus seinen Versuchen über das Erfrieren der Thiere, daß die thierische Wärme ihren Grund nicht in dem Kreislaufe des Bluts haben könne, weil auch solche Thiere der Kälte widerstehen, in welchen kein Kreislauf statt findet.
Der schottländische Arzt, Robert Douglas (Essay concerning the generation of heat in animals. Essai sur la generation de la chaleur des animaux, trad. de l'Angl. a Paris, 1751. 8.) erklärt die thierische Wärme aus der Reibung der Blutkügelchen in den feinsten haarröhrenartigen Blutgefäßen, deren Weite geringer, als der Durchmesser der Kügelchen ist. Er giebt diesem System ein sehr demonstratives Ansehen, und sucht besonders daraus begreiflich zu machen, warum die Temperatur des Bluts eine unveränderliche Größe sey, und bey großer Wärme der äussern Luft fast gar keine, in der Kälte hingegen sehr viel innere Wärme erzeugt werde. Nemlich durch äußere Wärme werden die feinen Gefäße so stark erweitert, daß die Blutkügelchen ohne Reibung durchgehen, also wenig oder gar keinen Ueberschuß über die äußere Temperatur erzeugen; die Kälte hingegen verengert die Gefäße und vermehrt dadurch das Reiben in eben dem Maaße, in welchem sie strenger wird. Brisson beschäftigt sich sehr mit Widerlegung dieses Systems, und bemerkt richtig, daß die vermeinte Verengerung der Gefäße durch die äußere Kälte eine leere Einbildung sey, weil sich ja die vom Reiben entstandne Blutwärme den Gefäßen augenblicklich mittheilen, und ihren Durchmesser wieder erweitern müßte. Auch führt Haller dagegen an, daß bey Fröschen und Fischen die innere Wärme äußerst gering sey, ob gleich die Mikroskope zeigen,
der innern Waͤrme des Koͤrpers. Die praktiſchen Aerzte haben bey Fiebern ſogar geringere Waͤrme bey mehrern Pulsſchlaͤgen bemerkt (ſ. Anton Rolandſon Martin thermometriſche Bemerk. uͤber die Waͤrme im menſchlichen Koͤrper, in den ſchwed. Abhandl. B. XXVI. S. 299. u. f. auch de Haen Rat. medendi To. II. p. 163. 164.). In paralytiſchen Gliedern findet ſich oft bey ganz gewoͤhnlichem Pulsſchlage eine auffallende Kaͤlte. Hunter (Philoſ. Trans. Vol. LXV. P. 2. num. 43.) ſchließt auch aus ſeinen Verſuchen uͤber das Erfrieren der Thiere, daß die thieriſche Waͤrme ihren Grund nicht in dem Kreislaufe des Bluts haben koͤnne, weil auch ſolche Thiere der Kaͤlte widerſtehen, in welchen kein Kreislauf ſtatt findet.
Der ſchottlaͤndiſche Arzt, Robert Douglas (Eſſay concerning the generation of heat in animals. Eſſai ſur la generation de la chaleur des animaux, trad. de l'Angl. à Paris, 1751. 8.) erklaͤrt die thieriſche Waͤrme aus der Reibung der Blutkuͤgelchen in den feinſten haarroͤhrenartigen Blutgefaͤßen, deren Weite geringer, als der Durchmeſſer der Kuͤgelchen iſt. Er giebt dieſem Syſtem ein ſehr demonſtratives Anſehen, und ſucht beſonders daraus begreiflich zu machen, warum die Temperatur des Bluts eine unveraͤnderliche Groͤße ſey, und bey großer Waͤrme der aͤuſſern Luft faſt gar keine, in der Kaͤlte hingegen ſehr viel innere Waͤrme erzeugt werde. Nemlich durch aͤußere Waͤrme werden die feinen Gefaͤße ſo ſtark erweitert, daß die Blutkuͤgelchen ohne Reibung durchgehen, alſo wenig oder gar keinen Ueberſchuß uͤber die aͤußere Temperatur erzeugen; die Kaͤlte hingegen verengert die Gefaͤße und vermehrt dadurch das Reiben in eben dem Maaße, in welchem ſie ſtrenger wird. Briſſon beſchaͤftigt ſich ſehr mit Widerlegung dieſes Syſtems, und bemerkt richtig, daß die vermeinte Verengerung der Gefaͤße durch die aͤußere Kaͤlte eine leere Einbildung ſey, weil ſich ja die vom Reiben entſtandne Blutwaͤrme den Gefaͤßen augenblicklich mittheilen, und ihren Durchmeſſer wieder erweitern muͤßte. Auch fuͤhrt Haller dagegen an, daß bey Froͤſchen und Fiſchen die innere Waͤrme aͤußerſt gering ſey, ob gleich die Mikroſkope zeigen,
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der innern Waͤrme des Koͤrpers. Die praktiſchen Aerzte haben bey Fiebern ſogar geringere Waͤrme bey mehrern Pulsſchlaͤgen bemerkt (ſ. Anton Rolandſon Martin thermometriſche Bemerk. uͤber die Waͤrme im menſchlichen Koͤrper, in den ſchwed. Abhandl. B. XXVI. S. 299. u. f. auch de Haen Rat. medendi To. II. p. 163. 164.). In paralytiſchen Gliedern findet ſich oft bey ganz gewoͤhnlichem Pulsſchlage eine auffallende Kaͤlte. Hunter (Philoſ. Trans. Vol. LXV. P. 2. num. 43.) ſchließt auch aus ſeinen Verſuchen uͤber das Erfrieren der Thiere, daß die thieriſche Waͤrme ihren Grund nicht in dem Kreislaufe des Bluts haben koͤnne, weil auch ſolche Thiere der Kaͤlte widerſtehen, in welchen kein Kreislauf ſtatt findet.
Der ſchottlaͤndiſche Arzt, Robert Douglas (Eſſay concerning the generation of heat in animals. Eſſai ſur la generation de la chaleur des animaux, trad. de l'Angl. à Paris, 1751. 8.) erklaͤrt die thieriſche Waͤrme aus der Reibung der Blutkuͤgelchen in den feinſten haarroͤhrenartigen Blutgefaͤßen, deren Weite geringer, als der Durchmeſſer der Kuͤgelchen iſt. Er giebt dieſem Syſtem ein ſehr demonſtratives Anſehen, und ſucht beſonders daraus begreiflich zu machen, warum die Temperatur des Bluts eine unveraͤnderliche Groͤße ſey, und bey großer Waͤrme der aͤuſſern Luft faſt gar keine, in der Kaͤlte hingegen ſehr viel innere Waͤrme erzeugt werde. Nemlich durch aͤußere Waͤrme werden die feinen Gefaͤße ſo ſtark erweitert, daß die Blutkuͤgelchen ohne Reibung durchgehen, alſo wenig oder gar keinen Ueberſchuß uͤber die aͤußere Temperatur erzeugen; die Kaͤlte hingegen verengert die Gefaͤße und vermehrt dadurch das Reiben in eben dem Maaße, in welchem ſie ſtrenger wird. Briſſon beſchaͤftigt ſich ſehr mit Widerlegung dieſes Syſtems, und bemerkt richtig, daß die vermeinte Verengerung der Gefaͤße durch die aͤußere Kaͤlte eine leere Einbildung ſey, weil ſich ja die vom Reiben entſtandne Blutwaͤrme den Gefaͤßen augenblicklich mittheilen, und ihren Durchmeſſer wieder erweitern muͤßte. Auch fuͤhrt Haller dagegen an, daß bey Froͤſchen und Fiſchen die innere Waͤrme aͤußerſt gering ſey, ob gleich die Mikroſkope zeigen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/599>, abgerufen am 22.11.2024.
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