Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Watt hat durch einen eignen Apparat (s. de Lüc neue Ideen über die Meteorol. S. 249. u. f.) bestimmt, die Menge Wärmestof, welche bey 28 1/8 pariser Zoll Barometerhöhe im Dampfe des kochenden Wassers gebunden wird, sey auf 943 fahrenh. Grade zu schätzen. Um soviel nemlich würde sie die Temperatur einer gleichen Menge Wassers erhöhen, wenn dasselbe der Verdampfung nicht unterworfen wäre. Wenn die Verdünstung, wie beym Aether, schnell und stark geschieht, so bindet sie auch viel Wärme, und veranlasset starke Erkältung. Die Kälte beym Verdünsten des Aethers kan Wasser zum Grfrieren bringen. Man könnte, sagt Franklin, einen ganz nackenden, mit dieser Flüßigkeit immer benetzten, und einem hinreichenden Luftzuge ausgesetzten Menschen mitten im Sommer und an der Sonne erfrieren machen. Dieser in den Dämpfen gebundene Wärmestof wird wieder frey, wenn sich dieselben verdichten. Daher erhitzen die Dämpfen bey Destillationen den Helm und die Röhre des Kühlgefäßes bey weitem stärker, als eine gleiche Menge siedenden Wassers thun würde, ob gleich ihre Temperatur nicht viel höher ist. Volta und Scopoli (Abhandl. über die Wärme, übers. in Crells neusten Entd. Th. 12. S. 47.). erklären hieraus, warum die Rauchfänge in den Badstuben die Wände so sehr erhitzen, und führen an, wenn man den Wasserdampf in einem Recipienten durch ein mechanisches Mittel zusammendrücke, und ihn so zur Verdichtung nöthige, so entstehe bald eine Hitze, welche die vorige Wärme des Siedpunkts bey weitem übertreffe. 3. Wenn feste, tropfbarflüßige oder dampfförmige Stoffe in Luftgestalt übergehen, so binden sie mehr Wärme: wenn Luftgattungen sich in feste, flüßige oder dampfförmige Stoffe verwandeln, wird fühlbare Wärme entbunden. Dieses Gesetzes erster Theil läßt sich nicht durch so unmittelbare und bestimmte Abmessungen erweisen, obgleich so viel klar ist, daß die Luftgestalt blos durch innige Verbindung
Watt hat durch einen eignen Apparat (ſ. de Luͤc neue Ideen uͤber die Meteorol. S. 249. u. f.) beſtimmt, die Menge Waͤrmeſtof, welche bey 28 1/8 pariſer Zoll Barometerhoͤhe im Dampfe des kochenden Waſſers gebunden wird, ſey auf 943 fahrenh. Grade zu ſchaͤtzen. Um ſoviel nemlich wuͤrde ſie die Temperatur einer gleichen Menge Waſſers erhoͤhen, wenn daſſelbe der Verdampfung nicht unterworfen waͤre. Wenn die Verduͤnſtung, wie beym Aether, ſchnell und ſtark geſchieht, ſo bindet ſie auch viel Waͤrme, und veranlaſſet ſtarke Erkaͤltung. Die Kaͤlte beym Verduͤnſten des Aethers kan Waſſer zum Grfrieren bringen. Man koͤnnte, ſagt Franklin, einen ganz nackenden, mit dieſer Fluͤßigkeit immer benetzten, und einem hinreichenden Luftzuge ausgeſetzten Menſchen mitten im Sommer und an der Sonne erfrieren machen. Dieſer in den Daͤmpfen gebundene Waͤrmeſtof wird wieder frey, wenn ſich dieſelben verdichten. Daher erhitzen die Daͤmpfen bey Deſtillationen den Helm und die Roͤhre des Kuͤhlgefaͤßes bey weitem ſtaͤrker, als eine gleiche Menge ſiedenden Waſſers thun wuͤrde, ob gleich ihre Temperatur nicht viel hoͤher iſt. Volta und Scopoli (Abhandl. uͤber die Waͤrme, uͤberſ. in Crells neuſten Entd. Th. 12. S. 47.). erklaͤren hieraus, warum die Rauchfaͤnge in den Badſtuben die Waͤnde ſo ſehr erhitzen, und fuͤhren an, wenn man den Waſſerdampf in einem Recipienten durch ein mechaniſches Mittel zuſammendruͤcke, und ihn ſo zur Verdichtung noͤthige, ſo entſtehe bald eine Hitze, welche die vorige Waͤrme des Siedpunkts bey weitem uͤbertreffe. 3. Wenn feſte, tropfbarfluͤßige oder dampffoͤrmige Stoffe in Luftgeſtalt uͤbergehen, ſo binden ſie mehr Waͤrme: wenn Luftgattungen ſich in feſte, fluͤßige oder dampffoͤrmige Stoffe verwandeln, wird fuͤhlbare Waͤrme entbunden. Dieſes Geſetzes erſter Theil laͤßt ſich nicht durch ſo unmittelbare und beſtimmte Abmeſſungen erweiſen, obgleich ſo viel klar iſt, daß die Luftgeſtalt blos durch innige Verbindung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0573" xml:id="P.4.563" n="563"/><lb/> aus dem naſſen Leder und dem Koͤrper der Pumpe ein merklicher elaſtiſcher Dampf erzeugt.</p> </div> <div n="3"> <head>Watt</head><lb/> <p>hat durch einen eignen Apparat (<hi rendition="#b">ſ. de Luͤc</hi> neue Ideen uͤber die Meteorol. S. 249. u. f.) beſtimmt, die Menge Waͤrmeſtof, welche bey 28 1/8 pariſer Zoll Barometerhoͤhe im Dampfe des kochenden Waſſers gebunden wird, ſey auf 943 fahrenh. Grade zu ſchaͤtzen. Um ſoviel nemlich wuͤrde ſie die Temperatur einer gleichen Menge Waſſers erhoͤhen, wenn daſſelbe der Verdampfung nicht unterworfen waͤre.</p> <p>Wenn die Verduͤnſtung, wie beym Aether, ſchnell und ſtark geſchieht, ſo bindet ſie auch viel Waͤrme, und veranlaſſet ſtarke Erkaͤltung. Die Kaͤlte beym Verduͤnſten des Aethers kan Waſſer zum Grfrieren bringen. Man koͤnnte, ſagt <hi rendition="#b">Franklin,</hi> einen ganz nackenden, mit dieſer Fluͤßigkeit immer benetzten, und einem hinreichenden Luftzuge ausgeſetzten Menſchen mitten im Sommer und an der Sonne erfrieren machen.</p> <p>Dieſer in den Daͤmpfen gebundene Waͤrmeſtof wird wieder frey, wenn ſich dieſelben verdichten. Daher erhitzen die Daͤmpfen bey Deſtillationen den Helm und die Roͤhre des Kuͤhlgefaͤßes bey weitem ſtaͤrker, als eine gleiche Menge ſiedenden Waſſers thun wuͤrde, ob gleich ihre Temperatur nicht viel hoͤher iſt. <hi rendition="#b">Volta</hi> und <hi rendition="#b">Scopoli</hi> (Abhandl. uͤber die Waͤrme, uͤberſ. in <hi rendition="#b">Crells</hi> neuſten Entd. Th. 12. S. 47.). erklaͤren hieraus, warum die Rauchfaͤnge in den Badſtuben die Waͤnde ſo ſehr erhitzen, und fuͤhren an, wenn man den Waſſerdampf in einem Recipienten durch ein mechaniſches Mittel zuſammendruͤcke, und ihn ſo zur Verdichtung noͤthige, ſo entſtehe bald eine Hitze, welche die vorige Waͤrme des Siedpunkts bey weitem uͤbertreffe.</p> <p>3. <hi rendition="#b">Wenn feſte, tropfbarfluͤßige oder dampffoͤrmige Stoffe in Luftgeſtalt uͤbergehen, ſo binden ſie mehr Waͤrme: wenn Luftgattungen ſich in feſte, fluͤßige oder dampffoͤrmige Stoffe verwandeln, wird fuͤhlbare Waͤrme entbunden.</hi></p> <p>Dieſes Geſetzes erſter Theil laͤßt ſich nicht durch ſo unmittelbare und beſtimmte Abmeſſungen erweiſen, obgleich ſo viel klar iſt, daß die Luftgeſtalt blos durch innige Verbindung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [563/0573]
aus dem naſſen Leder und dem Koͤrper der Pumpe ein merklicher elaſtiſcher Dampf erzeugt.
Watt
hat durch einen eignen Apparat (ſ. de Luͤc neue Ideen uͤber die Meteorol. S. 249. u. f.) beſtimmt, die Menge Waͤrmeſtof, welche bey 28 1/8 pariſer Zoll Barometerhoͤhe im Dampfe des kochenden Waſſers gebunden wird, ſey auf 943 fahrenh. Grade zu ſchaͤtzen. Um ſoviel nemlich wuͤrde ſie die Temperatur einer gleichen Menge Waſſers erhoͤhen, wenn daſſelbe der Verdampfung nicht unterworfen waͤre.
Wenn die Verduͤnſtung, wie beym Aether, ſchnell und ſtark geſchieht, ſo bindet ſie auch viel Waͤrme, und veranlaſſet ſtarke Erkaͤltung. Die Kaͤlte beym Verduͤnſten des Aethers kan Waſſer zum Grfrieren bringen. Man koͤnnte, ſagt Franklin, einen ganz nackenden, mit dieſer Fluͤßigkeit immer benetzten, und einem hinreichenden Luftzuge ausgeſetzten Menſchen mitten im Sommer und an der Sonne erfrieren machen.
Dieſer in den Daͤmpfen gebundene Waͤrmeſtof wird wieder frey, wenn ſich dieſelben verdichten. Daher erhitzen die Daͤmpfen bey Deſtillationen den Helm und die Roͤhre des Kuͤhlgefaͤßes bey weitem ſtaͤrker, als eine gleiche Menge ſiedenden Waſſers thun wuͤrde, ob gleich ihre Temperatur nicht viel hoͤher iſt. Volta und Scopoli (Abhandl. uͤber die Waͤrme, uͤberſ. in Crells neuſten Entd. Th. 12. S. 47.). erklaͤren hieraus, warum die Rauchfaͤnge in den Badſtuben die Waͤnde ſo ſehr erhitzen, und fuͤhren an, wenn man den Waſſerdampf in einem Recipienten durch ein mechaniſches Mittel zuſammendruͤcke, und ihn ſo zur Verdichtung noͤthige, ſo entſtehe bald eine Hitze, welche die vorige Waͤrme des Siedpunkts bey weitem uͤbertreffe.
3. Wenn feſte, tropfbarfluͤßige oder dampffoͤrmige Stoffe in Luftgeſtalt uͤbergehen, ſo binden ſie mehr Waͤrme: wenn Luftgattungen ſich in feſte, fluͤßige oder dampffoͤrmige Stoffe verwandeln, wird fuͤhlbare Waͤrme entbunden.
Dieſes Geſetzes erſter Theil laͤßt ſich nicht durch ſo unmittelbare und beſtimmte Abmeſſungen erweiſen, obgleich ſo viel klar iſt, daß die Luftgeſtalt blos durch innige Verbindung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |